Gehirnabbau: Ursachen, Symptome und Präventionsstrategien

Das Gehirn, ein komplexes Organ und Hochleistungscomputer, ist für zahlreiche Funktionen verantwortlich, darunter Bewegungskontrolle, Sinneswahrnehmung, Sprache, Gedächtnis und Intelligenz. Im Laufe des Lebens unterliegt es natürlichen Alterungsprozessen, die jedoch durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden können. Krankheiten wie Demenz können diesen Abbau beschleunigen.

Das alternde Gehirn: Ein Überblick

Mit zunehmendem Alter verliert das Gehirn an Volumen, und Nervenzellen sterben ab. Laut Prof. Kathrin Reetz, Vizepräsidentin der Deutschen Hirnstiftung, gehen ab dem 20. Lebensjahr täglich mindestens 1.000 Nervenzellen zugrunde. Das Gehirn enthält etwa 100 Milliarden Nervenzellen (Neuronen), die über 100 Billionen Nervenverbindungsstellen (Synapsen) miteinander verbunden sind. Trotz dieses kontinuierlichen Verlusts kann das Gehirn schwächer werdende Hirnregionen lange Zeit ausgleichen, sodass eine gute Gehirnleistung bis ins hohe Alter möglich ist.

Allerdings können Erkrankungen des Gehirns diesen natürlichen Alterungsprozess beschleunigen. Bis sich die ersten Symptome wie Gedächtnisverlust bemerkbar machen, kann bereits ein erheblicher Schaden entstanden sein. Ein Beispiel hierfür ist die Parkinson-Krankheit, bei der bereits 70 Prozent der dopaminergen Nervenzellen untergegangen sind, bevor klinische Symptome wie Zittern auftreten.

Brain Fog: Wenn der Nebel das Denken trübt

"Brain Fog" (Nebel im Gehirn) ist ein Begriff, der eine Reihe von Symptomen beschreibt, die das strukturierte Denken und Arbeiten erschweren. Dazu gehören:

  • Verwirrtheit
  • Vergesslichkeit
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Müdigkeit
  • Antriebslosigkeit
  • Wortfindungsstörungen
  • Langsames Denken
  • Orientierungsprobleme
  • Stimmungsschwankungen
  • Kopfschmerzen

Brain Fog kann durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden, darunter Flüssigkeitsmangel, Schlafmangel, Bewegungsmangel, schlechte Ernährung oder übermäßiger Stress. Auch hormonelle Veränderungen in der Schwangerschaft oder den Wechseljahren können eine Rolle spielen. Darüber hinaus kann Brain Fog ein Symptom von Krankheiten wie Diabetes, ADHS, Long Covid oder psychischen Erkrankungen sein. Es gibt auch einen Zusammenhang mit Migräne, Gehirnerschütterungen, Chemotherapien und langen Krankenhausaufenthalten.

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Die Behandlung von Brain Fog hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Es gibt Hinweise darauf, dass Entzündungen im Gehirn, eine fehlerhafte Regulierung des Blutflusses oder ein Mangel an Serotonin eine Rolle spielen könnten. Gegenmaßnahmen können gesünderer Schlaf, mehr Bewegung, Stressabbau und eine ausgewogene Ernährung sein.

Neurodegenerative Erkrankungen: Wenn Nervenzellen sterben

Neurodegenerative Erkrankungen sind durch den fortschreitenden Verlust von Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet. Da die Nervenzellen sich bei Verletzungen nicht oder nur schwer regenerieren können, stellen diese Erkrankungen eine große medizinische Herausforderung dar. Zu den häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen gehören:

  • Alzheimer-Demenz: Die häufigste Form der Demenz, die durch Ablagerungen von Plaques und Fibrillen im Gehirn gekennzeichnet ist.
  • Vaskuläre Demenz: Die zweithäufigste Form der Demenz, die durch Durchblutungsstörungen im Gehirn verursacht wird.
  • Parkinson-Krankheit: Eine Erkrankung, die vor allem Nervenzellen betrifft, die den Botenstoff Dopamin produzieren, und zu Bewegungsstörungen führt.
  • Amyotrophe Lateralsklerose (ALS): Eine Erkrankung, bei der Motoneurone absterben, was zu Muskelschwäche und Lähmungen führt.
  • Huntington-Krankheit: Eine genetisch bedingte Erkrankung, die Nervenzellen betrifft, die an der Steuerung von Bewegungsabläufen beteiligt sind.
  • Creutzfeldt-Jakob-Krankheit: Eine seltene, tödliche Hirnerkrankung, die durch eine Zusammenlagerung von Eiweißstoffen in den Nervenzellen verursacht wird.

Die Ursachen für neurodegenerative Erkrankungen sind vielfältig und oft nur teilweise bekannt. Genetische Faktoren, Umweltfaktoren und das Immunsystem können eine Rolle spielen.

Alzheimer-Demenz im Detail

Die Alzheimer-Demenz ist die häufigste Demenzform und betrifft schätzungsweise 60 bis 65 Prozent aller Demenzkranken. Sie ist durch einen schleichenden, nahezu unmerklichen Beginn gekennzeichnet. Anfangs treten leichte Gedächtnislücken, Stimmungsschwankungen und Sprachschwierigkeiten auf. Im weiteren Verlauf werden die Symptome unübersehbar, und die Betroffenen sind zunehmend auf die Unterstützung anderer Personen angewiesen. Im Spätstadium sind sie vollkommen pflegebedürftig.

Eine wichtige Rolle für die Entstehung von Alzheimer spielt das Alter. Etwa jeder dritte 65-Jährige entwickelt später eine Demenz. Weitere Risikofaktoren sind genetische Vorbelastung, Geschlecht (Frauen sind stärker betroffen), Bildungsstand und Alkoholkonsum.

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Im Gehirn von Alzheimer-Patienten kommt es zu einem Absterben von Nervenzellen und der Zerstörung ihrer Verbindungen untereinander. Darüber hinaus werden Eiweißablagerungen (Plaques und Fibrillen) sowie die Verminderung des Botenstoffs Acetylcholin beobachtet.

Vaskuläre Demenz im Detail

Die vaskuläre Demenz ist die zweithäufigste Demenzform und wird durch Durchblutungsstörungen im Gehirn verursacht. Ursachen hierfür können Ablagerungen in Blutgefäßen, Blutgerinnsel oder Hirnblutungen sein. Die Symptome können denen der Alzheimer-Demenz ähneln, oftmals kommen jedoch körperliche Beschwerden wie Taubheitsgefühle und Lähmungserscheinungen hinzu.

Das Risiko für eine vaskuläre Demenz kann steigen, wenn das Herz-Kreislaufsystem beeinträchtigt ist. Die Behandlung zielt darauf ab, die Durchblutungsstörungen zu beheben und Risikofaktoren wie Bluthochdruck zu kontrollieren.

Hypoxischer Hirnschaden: Sauerstoffmangel als Ursache

Ein hypoxischer Hirnschaden entsteht durch einen schweren Sauerstoffmangel im Gehirn (Hypoxie). Dies kann beispielsweise nach einem Kreislaufstillstand mit erfolgreichen Wiederbelebungsmaßnahmen auftreten. Die Nervenzellen des Gehirns, insbesondere die für höhere Funktionen zuständigen Zellen an der Oberfläche des Großhirns, sterben aufgrund des Sauerstoffmangels innerhalb weniger Minuten ab.

Das Ausmaß des hypoxischen Hirnschadens hängt davon ab, wie lange die Sauerstoffversorgung des Gehirns unterbrochen war. Bei einer kurzen Unterversorgung können Symptome wie Koordinations-, Wahrnehmungs- oder Gedächtnisstörungen auftreten, die sich in der Regel wieder zurückbilden. Eine längere Unterversorgung von mehr als fünf Minuten führt zu einer tiefen Bewusstlosigkeit (Koma).

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Die Diagnose eines hypoxischen Hirnschadens erfordert eine umfassende Untersuchung, um andere mögliche Ursachen für die Gehirnfunktionsstörung auszuschließen. Dazu gehören bildgebende Verfahren wie Ultraschall, MRT und CT sowie neurologische Untersuchungen.

Prävention und Risikofaktoren: Was können wir tun?

Auch wenn die Ursachen für viele Formen des Gehirnabbaus noch nicht vollständig geklärt sind, gibt es eine Reihe von Faktoren, die das Risiko beeinflussen können. Dazu gehören:

  • Körperliche Aktivität: Regelmäßige Bewegung fördert die Durchblutung des Gehirns und kann das Risiko für Demenz senken. Schon 3000 Schritte am Tag können das Demenz-Risiko senken.
  • Ausgewogene Ernährung: Eine gesunde Ernährung mit viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukten und gesunden Fetten versorgt das Gehirn mit wichtigen Nährstoffen.
  • Geistige Aktivität: Geistig aktiv zu bleiben, beispielsweise durch Lesen, Rätsel lösen oder das Erlernen neuer Fähigkeiten, kann die Gehirnleistung verbessern.
  • Soziale Teilhabe: Soziale Kontakte und Aktivitäten können das Gehirn stimulieren und das Risiko für Demenz senken.
  • Vermeidung von Risikofaktoren: Übergewicht, Bluthochdruck, Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, Diabetes und chronischer Stress können das Risiko für Gehirnabbau erhöhen.
  • Frühe Behandlung von Vorerkrankungen: Die Behandlung von Depressionen, Hör- oder Sehminderungen kann das Risiko für Demenz senken.

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