Sind Sie so jung, wie Sie sich fühlen? Mit jedem Tag, jeder Minute und jeder Sekunde werden wir älter. Doch wie alt ist Ihr Gehirn wirklich? Dieser Artikel beleuchtet, wie Sie Ihr geistiges Alter testen können und welche Faktoren dieses beeinflussen.
Was ist das biologische Alter?
Im Gegensatz zum chronologischen Alter, das einfach die Anzahl der Lebensjahre angibt, beschreibt das biologische Alter den Zustand Ihres Körpers und Geistes im Verhältnis zu einem bestimmten Alter. Manche 50-Jährigen sind so fit wie andere mit 30, und umgekehrt können junge Menschen eine Körperverfassung haben, die eher der eines älteren Menschen entspricht. Die Anzahl der Lebensjahre ist also nicht der alleinige Faktor bei der Bestimmung des biologischen Alters.
Unser Körper und unser Gehirn befinden sich in einem ständigen Wandel. Erste Alterungserscheinungen können etwa ab dem 35. Lebensjahr auftreten, aber das ist individuell verschieden. Manche Menschen altern früher, andere später.
Faktoren, die das biologische Alter beeinflussen
Das biologische Alter eines Menschen wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst:
Ernährung
Nahrungsmittel sind der Treibstoff des Körpers und damit enorm wichtig für Leistungsfähigkeit, Gesundheit und Wohlbefinden. Eine ungesunde Ernährung kann langfristig zu gesundheitlichen Problemen wie Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose) führen. Versuchen Sie, sich überwiegend gesund und bewusst zu ernähren. Das bedeutet: Viel Obst, Gemüse und vollwertige Lebensmittel auf dem Speiseplan - am besten frisch zubereitet. Kleine "Sünden" sind hin und wieder natürlich auch erlaubt.
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Bewegung
Sport hält jung: Körperliches Training verbessert die Leistungsfähigkeit von Herz, Kreislauf und Muskeln, verhindert Übergewicht, baut Stress ab, stärkt die Knochen und beugt Krankheiten vor. Wer sich hingegen kaum bewegt, bremst seinen Stoffwechsel. Ihr biologisches Alter lässt sich bereits senken, wenn Sie zwei- bis dreimal wöchentlich trainieren. Vor allem, wenn Sie während der Arbeit überwiegend sitzen, sollten Sie regelmäßige Bewegung in Ihren Alltag einbauen.
Alkoholkonsum
Rund um das Thema Alkohol ranken sich zahlreiche Mythen, die allerdings längst widerlegt sind. Fakt ist: Der regelmäßige Konsum alkoholischer Getränke wirkt sich negativ auf Ihre Gesundheit aus, und damit auch auf Ihr biologisches Alter. So kann übermäßiger Alkoholkonsum zu Bluthochdruck führen und wichtige Organe wie die Leber oder Bauchspeicheldrüse schädigen. Auch das Gehirn wird durch regelmäßigen Alkoholkonsum geschädigt. Alkohol kann das Hirngewebe angreifen, wodurch die Gedächtnisleistung und das Konzentrationsvermögen abnehmen. Natürlich ist es besser, wenig statt viel Alkohol zu trinken.
Rauchen
Rauchen stellt eine immense Gefahr für Ihre Gesundheit dar - auch, wenn Sie nur gelegentlich zur Zigarette greifen. Darüber hinaus erhöht der Konsum von Zigaretten das Risiko für zahlreiche Erkrankungen, zum Beispiel Atemwegserkrankungen wie COPD oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch die Haut wird in Mitleidenschaft gezogen. Diese Gefahr können Sie nur verringern, indem Sie konsequent auf das Rauchen verzichten.
Stress
Wer ständig unter Strom steht und keine Zeit zur Entspannung findet, lässt seine biologische Uhr schneller ticken. Permanente Anspannung sorgt dafür, dass Stresshormone (z. B. Cortisol) ausgeschüttet werden. Ein hohes Stresslevel kann langfristig auch das Immunsystem schwächen und zu Schlafstörungen führen. Ein gewisses Maß an Stress ist allerdings nicht verkehrt und kann die Gesundheit und vor allem das seelische Wohlbefinden sogar fördern: Einige Stressoren beleben die Motivation. Versuchen Sie, einen Mittelweg zu finden, sodass sich Stress und Entspannung die Waage halten. Überlegen Sie trotzdem, wo Sie unnötigen Stress vermeiden können.
Soziales Umfeld
Der Wohlfühl-Faktor im Job und in der Partnerschaft wirkt sich ebenso auf das biologische Alter aus. Sorgen, Ängste und Einsamkeit lassen uns schneller altern. Auch, wenn in Ihrem Leben vielleicht nicht immer die Sonne scheint, können Sie trotzdem Mittel und Wege finden, mit solchen Phasen umzugehen. Mitunter kann es auch hilfreich sein, radikale Entscheidungen zu treffen, um Ihr Leben zu ändern.
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Wie kann man das biologische Alter messen?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das biologische Alter zu bestimmen. Eine Möglichkeit ist die Analyse von Hirnbildern mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI). Forscher des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften haben eine KI-Technologie entwickelt, die anhand von MRT-Scans des Gehirns das biologische Alter einer Person bestimmen kann.
Diese KI-Netzwerke nutzen eine ganze Bandbreite an Merkmalen im Gehirn, um auf das Alter zu schließen. Sie analysieren unter anderem die weiße Substanz, die Furchen in der Großhirnrinde (Cortex) und die Hohlräume (Ventrikel). Je älter eine Person ist, desto größer sind im Schnitt die Furchen und Ventrikel.
Wenn das Netzwerk das biologische Alter des Gehirns höher einschätzt als das tatsächliche Alter, kann das auf mögliche Erkrankungen oder Verletzungen hinweisen. Frühere Studien haben gezeigt, dass die Gehirne von Menschen mit bestimmten Erkrankungen wie Diabetes oder starken kognitiven Einschränkungen scheinbar mehr Jahre auf dem Buckel hatten als es eigentlich der Fall war.
Gehirnleistungstests: Eine Momentaufnahme Ihrer kognitiven Fähigkeiten
Neben der KI-basierten Analyse von Hirnbildern gibt es auch Gehirnleistungstests, die Ihre kognitiven Fähigkeiten unter die Lupe nehmen. Diese Tests prüfen beispielsweise Ihre Konzentrationsfähigkeit, Ihr Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis sowie Ihre allgemeine Lernfähigkeit.
Ein wichtiger Faktor bei diesen Tests ist die Zeit, die Sie zur Bewältigung der Aufgaben benötigen. Je schneller Sie einen solchen Test absolvieren, desto besser werden Sie in der Regel abschneiden.
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Es gibt verschiedene Arten von Gehirnleistungstests, die online oder in der Arztpraxis durchgeführt werden können. Einige Tests konzentrieren sich auf spezifische kognitive Fähigkeiten, während andere einen umfassenderen Überblick über Ihre geistige Leistungsfähigkeit bieten.
Tipps zur Steigerung der Gehirnleistung
Seine eigene Gehirnleistung zu steigern, hat weniger mit Zauberei als mit stetigem Training zu tun. Es gibt viele Möglichkeiten, Ihr Gedächtnis und Ihre Gehirnleistung im Alltag zu verbessern:
- Gedächtnistraining: Trainieren Sie Ihr Gedächtnis regelmäßig, um die Aufnahmebereitschaft des Gehirns zu erhöhen und die mentale Effizienz zu steigern.
- Verknüpfungen schaffen: Verknüpfen Sie neue Informationen mit bereits vorhandenem Wissen oder mit visuellen Vorstellungen, um sie sich besser einzuprägen.
- Zahlen merken: Stellen Sie sich ein Tastenfeld vor, um sich Zahlen und Ziffern leichter einzuprägen.
- Namen merken: Wiederholen Sie den Namen einer neuen Person laut, direkt nachdem sie sich Ihnen vorgestellt hat, und verknüpfen Sie den Namen mit Eigenschaften der Person.
- Alltagsroutinen ändern: Probieren Sie neue Routen aus, lösen Sie Kreuzworträtsel oder lernen Sie eine neue Sprache, um Ihr Gehirn herauszufordern.
Wie Sie Ihr Gehirn im Alltag fit halten
Neben gezieltem Gedächtnistraining spielt der gesamte Lebensstil eine wichtige Rolle für die Gesundheit und Fitness des Gehirns. Achten Sie auf die folgenden Punkte:
- Gesunde Ernährung: Essen Sie bunt, also möglichst viel Gemüse und Obst, lokal und saisonal, dafür möglichst wenig Fleisch, regelmäßig Fisch und wenig Zucker.
- Regelmäßige Bewegung: Sportliche Aktivitäten führen zu einer besseren Durchblutung des Gehirns.
- Ausreichend Schlaf: Schlaf ist wichtig, um das Gelernte im Langzeitgedächtnis zu konsolidieren und um am nächsten Tag wieder aufmerksam und konzentriert arbeiten zu können.
- Stress vermeiden: Vermeiden Sie Stress und negative Emotionen, da diese die Rechenkapazität des Gehirns beeinträchtigen können.
- Nicht rauchen: Rauchen stört die Durchblutung, auch im Gehirn.
- Zahnpflege: Eine gute Zahnpflege kann Entzündungen im Körper reduzieren, die sich negativ auf das Gehirn auswirken können.