Nervenschmerzen im Rücken, auch neuropathische Schmerzen genannt, sind eine besondere Art von Schmerz, die durch Schädigung oder Erkrankung von Nervenfasern im Nervensystem verursacht wird. Als Mitglied der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. ist es wichtig, sich über diese Schmerzart zu informieren, da sie sich grundlegend von anderen Schmerzarten wie Rücken-, Kopf- oder Tumorschmerzen unterscheidet. Circa 5 Millionen Menschen der deutschen Gesamtbevölkerung leiden unter chronischen Schmerzen. Dabei sind weltweit chronische Rückenschmerzen und Kopfschmerzen unter den häufigsten Ursachen für Erwerbsunfähigkeit und/oder Behinderung. Bei Nervenschmerzen, die bei einer Nervenschädigung auftreten können, geht man von einer Häufigkeit von immerhin 7-8 % in der Bevölkerung europaweit aus.
Was sind Nervenschmerzen?
Nervenschmerzen (neuropathische Schmerzen) entstehen durch eine direkte Schädigung der "Gefühlsfasern" des Nervensystems. Im Gegensatz zu "normalen" Schmerzen werden die Schmerzimpulse nicht mehr in den Nervenendigungen von Schmerzfasern in den Geweben des Körpers erzeugt.
Ursachen von Nervenschmerzen im Rücken
Nervenschmerzen im Rücken können verschiedene Ursachen haben. Einige der häufigsten Ursachen sind:
- Bandscheibenvorfall: Ein Bandscheibenvorfall, bei dem der Bandscheibenkern auf den Rückenmarksnerv drückt, ist ein häufiger Auslöser. Am häufigsten ist dabei die fünfte Nervenwurzel im Lendenbereich betroffen. Dies kann zu einem Taubheitsgefühl und einer Schmerzausstrahlung außen seitlich am Bein entlang über den Vorderfuß zur Großzehe hin führen.
- Ischialgie: Eine Entzündung des Ischiasnervs, oft durch Bandscheibenvorwölbungen oder -vorfälle verursacht, kann ebenfalls Nervenschmerzen im Rücken verursachen.
- Gürtelrose: Die Gürtelrose, verursacht durch reaktivierte Windpockenviren, kann Nervenschmerzen im betroffenen Bereich, typischerweise im Bauch- und unteren Rückenbereich, verursachen.
- Polyneuropathie: Diese Erkrankung, die viele Nerven betrifft, kann durch Diabetes mellitus verursacht werden und zu brennenden Schmerzen in den Füßen führen.
- Nervenverletzungen: Operationen oder Unfälle können zu Nervenquetschungen oder -durchtrennungen führen, die Nervenschmerzen verursachen.
- Engpass-Syndrome: Wenn Nerven zusammengedrückt werden, wie beim Karpaltunnel-Syndrom am Handgelenk, können Nervenschmerzen auftreten.
- Spinalkanalstenose: Bei einer Spinalkanalstenose können Nerven im Wirbelkanal der Wirbelsäule zusammengedrückt werden.
Symptome von Nervenschmerzen im Rücken
Nervenschmerzen im Rücken können sich durch verschiedene Symptome äußern. Zu den typischen Symptomen gehören:
- Art des Schmerzes: Der Schmerz wird oft als brennend, bohrend, einschießend oder stechend beschrieben. Die Beschwerden treten oft in Ruhe auf und können oft auch durch leichte Berührungsreize ausgelöst werden.
- Allodynie: Eine leichte Berührung der Haut kann zu Schmerzen führen, die normalerweise keine Schmerzempfindung auslöst.
- Hyperalgesie: Eine verstärkte Schmerzempfindlichkeit nach anderen schmerzauslösenden Reizen.
- Taubheitsgefühl: Eine begleitende Gefühlsstörung (Taubheitsgefühl) im Versorgungsgebiet eines Gefühlnervs kann auftreten.
- Kribbeln und Juckreiz: Symptome wie durch Kribbeln verursachter Juckreiz oder Verkrampfungen sind ebenfalls ein Anzeichen dafür.
- Schmerzintervalle: Die Schmerzen treten meist in Intervallen, in stechender oder bohrender Intensität, in Erscheinung.
Diagnose von Nervenschmerzen im Rücken
Die Diagnose von Nervenschmerzen im Rücken basiert auf verschiedenen Faktoren:
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- Patientenbefragung: Der Arzt wird Fragen zur Art, Stärke, Verteilung und Qualität der Schmerzen stellen.
- Körperliche Untersuchung: Der Arzt wird die Körperhaltung, die Form der Wirbelsäule, Muskelverhärtungen, Beweglichkeit, Muskelkraft und Reflexe untersuchen.
- Schmerzzeichnung und Schmerzfragebögen: Diese können helfen, die Schmerzen genauer zu beschreiben und zu lokalisieren.
- Spezialtests: Quantitative sensorische Testung (QST) zur Prüfung der Hautempfindlichkeit, Neurographie zur Bestimmung der Nervenleitgeschwindigkeit und somatosensibel evozierte Potenziale (SEP) zur Prüfung der gesamten Gefühlsbahn können eingesetzt werden.
- Bildgebende Verfahren: Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) können eine Nervenschädigung direkt sichtbar machen.
Behandlung von Nervenschmerzen im Rücken
Die Behandlung von Nervenschmerzen im Rücken zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Da Schmerzfreiheit nur in den seltensten Fällen erreicht werden kann, sollen realistische Behandlungsziele vor Therapiebeginn gemeinsam mit dem Patienten besprochen werden. Zu den Behandlungsmöglichkeiten gehören:
- Medikamentöse Therapie:
- Schmerzmittel: Over-the-Counter-Medikamente wie Acetaminophen oder nicht-steroidale entzündungshemmende Medikamente (NSARs) können zur Schmerzlinderung beitragen.
- Antikonvulsiva: Medikamente wie Gabapentin oder Pregabalin, die auch bei Epilepsie eingesetzt werden, können Nervenschmerzen lindern.
- Antidepressiva: Trizyklische Antidepressiva können ebenfalls bei Nervenschmerzen helfen.
- Opioide: Bei starken Nervenschmerzen können Opioide wie Tramadol eingesetzt werden.
- Nicht-medikamentöse Therapie:
- Physikalische Maßnahmen: Wärme- und Kälteanwendungen können zur Schmerzlinderung beitragen.
- Physiotherapie: Gezielte Übungen und Haltungen können zur Entlastung der Wirbelsäule erlernt werden.
- Ergotherapie: Diese kann helfen, den Alltag besser zu bewältigen.
- Psychotherapie: Schmerzbewältigungsstrategien können den Umgang mit chronischen Schmerzen verbessern.
- Entspannungsverfahren: Autogenes Training oder progressive Muskelentspannung können helfen, Stress abzubauen und Verspannungen zu lösen.
- Invasive Verfahren:
- Kortikosteroid-Injektionen: In einigen Fällen können Injektionen von Kortikosteroiden in den betroffenen Bereich gegeben werden, um Entzündungen zu reduzieren und Schmerzen zu lindern.
- Periradikuläre Therapie (PRT): Hierbei werden Medikamente gezielt um die Nervenwurzel herum injiziert, um Entzündungen zu hemmen und Schmerzen zu lindern.
- Operation: In einigen Fällen, z.B. bei einem Bandscheibenvorfall oder einer Spinalkanalstenose, kann eine Operation erforderlich sein, um den betroffenen Nerv zu entlasten.
Hausmittel und alternative Behandlungen
Neben den konventionellen Behandlungsmethoden können auch verschiedene Hausmittel und alternative Behandlungen zur Linderung von Nervenschmerzen im Rücken beitragen:
- Kräuterwickel: Ein Kräuterwickel mit Kümmel-Samen kann auf die betroffene Stelle gelegt werden.
- Kräutertees: Brennnessel-Tee oder Ingwer-Tee können entzündungshemmend und schmerzstillend wirken.
- Johanniskrautöl: Eine Massage mit Johanniskrautöl kann Entspannung verschaffen.
- Pfefferminzöl: Pfefferminzöl wirkt kühlend und beruhigend.
- Bewegung: Leichte Bewegung, wie ein Spaziergang, kann die Durchblutung fördern und Verspannungen lösen.
Vorbeugung von Nervenschmerzen im Rücken
Einige Maßnahmen können helfen, Nervenschmerzen im Rücken vorzubeugen:
- Ergonomischer Arbeitsplatz: Achten Sie auf eine ergonomische Gestaltung Ihres Arbeitsplatzes.
- Richtiges Heben und Tragen: Gehen Sie beim Hochheben und Abstellen von Lasten immer in die Knie und halten Sie den Rücken gerade.
- Regelmäßige Bewegung: Integrieren Sie ausreichend Bewegung in Ihren Alltag.
- Gewichtsreduktion: Reduzieren Sie Übergewicht, um die Wirbelsäule zu entlasten.
- Stressabbau: Erlernen Sie Entspannungsverfahren, um Stress abzubauen.
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