Elefanten sind majestätische Tiere, die für ihre Intelligenz und ihr erstaunliches Gedächtnis bekannt sind. Ein wichtiger Aspekt ihrer kognitiven Fähigkeiten ist die Größe ihres Gehirns. Doch was bedeutet die Größe des Elefantengehirns wirklich? Und wie unterscheidet es sich von anderen Tierarten, einschließlich des Menschen? Dieser Artikel untersucht die faszinierende Welt des Elefantengehirns, seine Größe, seine Unterschiede zwischen verschiedenen Elefantenarten und seine möglichen Auswirkungen auf ihr Verhalten.
Die relative Größe des Elefantengehirns
Das Gehirn eines Elefanten wiegt etwa 4,2 Kilogramm und ist damit etwa dreimal so schwer wie das menschliche Gehirn. Es wäre jedoch falsch anzunehmen, dass Elefanten dreimal so intelligent sind wie Menschen. Um das Gedächtnis eines Tieres anhand seines Gehirns vorherzusagen, sind neben der Größe des Gehirns auch die relative Größe des Gehirns zum Körper und die Dichte der Nervenzellen entscheidend. Trotz des größeren Gehirns haben Elefanten weniger Nervenzellen als Menschen.
Interessanterweise haben asiatische Elefanten ein größeres Gehirn als ihre afrikanischen Cousins, obwohl sie körperlich kleiner sind. Das Gehirn erwachsener asiatischer Elefantenkühe wiegt durchschnittlich gut 5300 Gramm, während das Gehirn afrikanischer Weibchen etwa 4400 Gramm wiegt. Diese Unterschiede in der Gehirngröße könnten zu Verhaltensunterschieden zwischen den beiden Arten führen.
Was die Hirngröße aussagt (und was nicht)
Die Hirngröße ist nicht unbedingt ein Maß für die Intelligenz eines Lebewesens. Anders wäre nicht zu erklären, warum Menschen mit ihrem 1300 bis 1400 Gramm schweren Gehirn zu größeren kognitiven Leistungen fähig sind als Elefanten. Setzt man die Hirngröße in Relation zum Körpergewicht, liegt unsere Spezies zwar vor den Elefanten, aber hinter den Ameisen, deren Hirn bis zu 14 Prozent der Körpermasse ausmacht.
Auch beim Vergleich der relativen Hirngrößen bleiben entscheidende Faktoren außer Acht: die Vernetzung der Hirnzellen untereinander sowie die Größe einzelner Hirnareale. So macht beim Menschen die Großhirnrinde, in der Neurowissenschaftler das logische Denken verorten, den mit Abstand größten Teil des Hirns aus. Auch asiatische Elefanten haben tendenziell eine größere Großhirnrinde als afrikanische Dickhäuter. Dies könnte nach Ansicht der Forscher auch Verhaltensunterschiede zwischen beiden Arten erklären, etwa die Tatsache, dass asiatische Elefanten leichter an menschliche Gesellschaft zu gewöhnen sind als afrikanische.
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Unterschiede zwischen Asiatischen und Afrikanischen Elefanten
Asiatische Elefanten sind im Allgemeinen kleiner als ihre afrikanischen Verwandten. Sie haben auch kleinere Ohren und nur einen „Rüsselfinger“ im Gegensatz zu den zwei Rüsselfingern afrikanischer Elefanten. Weibliche Asiatische Elefanten haben normalerweise keine Stoßzähne.
Trotz dieser körperlichen Unterschiede haben asiatische Elefanten ein größeres Gehirn als afrikanische Elefanten. Dies könnte erklären, warum asiatische Elefanten leichter an menschliche Gesellschaft zu gewöhnen sind. Afrikanische Elefanten hingegen haben ein relativ größeres Kleinhirn, was mit ihrer größeren „Rüsselfertigkeit“ zusammenhängen könnte.
Das Wachstum des Elefantengehirns
Das Gehirn von Elefanten durchläuft nach der Geburt ein erstaunlich intensives Wachstum. Bis zum Erwachsenenalter verdreifacht sich seine Masse. Damit nimmt das Gehirn heranwachsender Elefanten deutlich stärker an Größe und Gewicht zu als bei den meisten Primaten. Dieses enorme Wachstum des Elefantengehirns könnte mit der langen Kindheits- und Jugendzeit der Elefanten zusammenhängen, in der sie eng von ihren Müttern und anderen Mitgliedern der Herde umsorgt werden.
Die Erfahrung und das gesammelte Wissen von erwachsenen Elefanten, insbesondere Matriarchinnen, ist zentral für das Gruppenverhalten von Elefanten. Die Jungtiere werden über eine lange Kindheits- und Jugendzeit sehr eng umsorgt, was das gegenseitige Lernen fördert, aber auch ein großes, plastisches Gehirn erfordert.
Bedeutung für die Forschung
Die Erforschung des Elefantengehirns ist wichtig, um unser Verständnis der Gehirne großer Säugetiere zu erweitern. Die meisten Erkenntnisse über das Gehirn stammen aus Versuchen mit kleinen Tieren wie Mäusen und Ratten. Große Gehirne wie die von Elefanten falten sich an der Oberfläche wie Berge mit tiefen Schluchten, während die Hirne von Mäusen und Ratten glatt sind wie die Wattenmeerlandschaft der Nordsee. Dies macht einen kleinen, aber feinen Unterschied aus, wenn es darum geht, Forschungsergebnisse von Versuchstieren auf Menschen zu übertragen.
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Auch auf zellulärer Ebene sehen die Dickhäuter-Hirne ziemlich anders aus. Zum Beispiel sind die Neuronen sehr viel größer und es gibt jede Menge Platz dazwischen. Die Erforschung des Elefantengehirns kann uns helfen, neue Methoden und Techniken für die Untersuchung großer Gehirne zu entwickeln, die auch für die Erforschung des menschlichen Gehirns nützlich sein könnten.
Das Elefantengedächtnis und seine Fähigkeiten
Viele verbinden mit dem Gedächtnis von Elefanten erstaunliche Fähigkeiten. Ihr Gedächtnis gilt gemeinhin als sehr gut. Dies findet Entsprechung in den großen Gehirnen von Elefanten. Elefanten sind zu außerordentlichen geistigen Leistungen fähig. Sie können sich im Umkreis von 60 Kilometern Wasserstellen merken und Artgenossen sowie Tiefdruckgebiete in großer Entfernung erkennen. Elefanten haben auch die Fähigkeit, Werkzeuge herzustellen. So brechen sie beispielsweise Äste ab und machen daraus Bürsten.
In Untersuchungen zu dem Gedächtnis von Elefanten konnte zudem gezeigt werden, dass Elefanten Werkzeuge auch in Kooperation verwenden. So haben Elefanten in einem Experiment begriffen, dass sie nur an das Futter gelangen, wenn sie in einer Gruppe ein Seil ziehen.
Die Rolle der Nervenzellen und ihre Vernetzung
Um die Intelligenz und die kognitiven Fähigkeiten eines Lebewesens zu verstehen, ist es wichtig, die Rolle der Nervenzellen und ihre Vernetzung zu berücksichtigen. Menschen, genauso wie Elefanten, besitzen Nervenzellen, die im Laufe des Lebens zunehmend absterben. Bei Menschen sterben jene Nervenzellen am ehesten ab, die nicht verwendet werden. Das bedeutet, dass es wichtig ist, das Gedächtnis regelmäßig zu trainieren, so kann der Verfall aufgehalten werden.
Aktuelle Studien zeigen, dass nicht die Nervenzellen selbst, sondern ihre Vernetzung untereinander ein wichtiger Faktor ist. Interessanterweise erzielten Probanden mit einer niedrigen Dendritendichte bessere Ergebnisse in IQ-Tests. „Intelligente Gehirne“ zeichnen sich also durch eine schlanke und vor allem effiziente Vernetzung in bestimmten Hirnregionen aus.
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