Wale und Delfine faszinieren die Menschen seit jeher. Ihre Intelligenz, ihr soziales Verhalten und ihre Anpassung an das Leben im Wasser sind beeindruckend. Ein besonderes Merkmal dieser Meeressäuger ist die Größe ihres Gehirns. Dieser Artikel beleuchtet die Frage, wie groß ein Walgehirn ist, insbesondere im Vergleich zu anderen Tieren und im Kontext der Intelligenz.
Der Pottwal und sein riesiges Gehirn
Der Pottwal (Physeter macrocephalus) ist in dieser Hinsicht ein Rekordhalter. Er ist der größte Zahnwal und besitzt das größte Gehirn aller Lebewesen. Dieses kann bis zu 9,5 kg wiegen. Der Pottwal ist nicht nur für sein Gehirn bekannt, sondern auch für seinen auffälligen, rechteckigen Kopf, der bis zu einem Drittel seiner Gesamtlänge ausmachen kann. In diesem Kopf befindet sich das sogenannte Spermaceti-Organ, gefüllt mit Walrat, einem wachsähnlichen Öl.
Pottwale sind beeindruckende Taucher, die Tiefen von bis zu 2000 Metern erreichen und bis zu 1 Stunde und 52 Minuten unter Wasser bleiben können. Sie nutzen Klicklaute zur Echoortung, um sich in der Tiefsee zu orientieren und Beute zu finden. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Tintenfischen und Kalmaren, wobei ein Pottwal täglich etwa 3 % seines Körpergewichts an Nahrung benötigt.
Die Gehirngröße im Vergleich
Obwohl der Pottwal das größte Gehirn besitzt, bedeutet dies nicht automatisch, dass er auch das intelligenteste Tier ist. Unter den Landtieren haben Elefanten mit 4 bis 5 kg schwere Gehirne. Der Mensch hingegen hat ein Gehirn, das im Durchschnitt etwa 1,5 kg wiegt.
Die Hirnmasse allein ist also nicht ausschlaggebend für die Intelligenz. Vielmehr kommt es auf das Verhältnis von Gehirn- zu Körpermasse an. Wäre dieses Verhältnis entscheidend, wäre das Nördliche Spitzhörnchen (Tupaia belangeri) das intelligenteste Lebewesen. Dieses kleine Säugetier hat in Relation zur Körpermasse das größte Gehirn aller Tiere, einschließlich des Menschen.
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Auch die Größenrelation ist nicht entscheidend, da Menschen ein ähnliches Verhältnis von Hirn- zu Körpermasse wie Mäuse haben, aber dennoch intelligenter sind. Es kommt also darauf an, wie effizient ein Gehirn arbeitet.
Wale und Intelligenz
Wale und Delfine haben nicht nur große Gehirne, sondern auch einige Gemeinsamkeiten mit anderen "großhirnigen" Lebewesen: Sie leben lange, sind gesellig und zeigen komplexe Verhaltensweisen. Die Weibchen bringen nur wenige Nachkommen zur Welt, kümmern sich aber intensiv um jedes Neugeborene und geben Wissen weiter.
Wie Menschen haben auch Wale und Delfine spezielle Zellen in ihren Gehirnen - die sogenannten Spindelneuronen. Diese werden mit fortgeschrittenen Fähigkeiten wie Erkennen, Erinnern, Kommunizieren, Wahrnehmen, Anpassen an Veränderungen, Problemlösen und Verstehen in Verbindung gebracht.
Die Funktionen des Walgehirns
Die großen Gehirne der Wale dienen nicht nur der Intelligenz, sondern auch anderen wichtigen Funktionen. Wale setzen ihre großen Gehirne ein, um bei arktischen Temperaturen warm zu bleiben. Da Säugetiere im Wasser 90-mal schneller Wärme an die Umwelt verlieren als an der Luft, produzieren die Gehirne Wärme. Einige Zellen im Gehirn von Walen und Delfinen fungieren als "Heizelemente".
Die Bedrohung der Wale
Die Jagd auf Wale, insbesondere im 19. und 20. Jahrhundert, hat die Populationen stark reduziert. Pottwale wurden wegen ihres Walrats gejagt, das als hochwertiges Industrie-Schmiermittel und Lampenöl verwendet wurde. Auch Amber, ein Abfallprodukt aus dem Darm des Wals, war in der Parfumindustrie begehrt.
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Heute stellt der Beifang in Fischernetzen eine der Haupttodesursachen für Wale dar. Der WWF setzt sich seit seiner Gründung für den Schutz der Wale und Delfine ein und unterstützt Projekte zur Reduzierung des Beifangs und zur Ausweisung von Walschutzgebieten.
Die Vielfalt der Wale
Neben dem Pottwal gibt es viele weitere faszinierende Walarten. Grauwale filtern mit ihren Barten Nahrung aus dem Wasser des Nordpazifiks. Grönlandwale können bis zu 200 Jahre alt werden und haben den dicksten Blubber aller Wale. Buckelwale sind bekannt für ihre spektakulären Sprünge und leben in allen Ozeanen. Blauwale sind die größten bekannten Lebewesen, die jemals auf der Erde gelebt haben.
Die Evolution des Walgehirns
Die Wale haben sich vor etwa 60 Millionen Jahren aus Vorfahren entwickelt, die mit den heutigen Paarhufern verwandt sind. Während die Anpassungen an das Wasserleben gut erforscht sind, ist die Vergrößerung des Gehirns seit dem Verlassen des Festlandes schwieriger zu begründen. Die Ausprägung eines leistungsfähigen Kommunikations- und Ortungssystems mit differenzierter Lauterzeugung und Schallwahrnehmung könnte ein wichtiger Impuls für die Entwicklung des Gehirns gewesen sein.
Aufbau und Funktion des Walgehirns
Das Gehirn der Wale besteht aus großen Mengen kompliziert verschalteter Nervenzellen und Gliazellen. Im Vergleich zum menschlichen Gehirn sind im Delphingehirn die Stationen der Hörbahn deutlich vergrößert. Zahnwale haben ein Sonarsystem, mit dem sie Töne im Bereich von 20 bis 150 kHz hören und aussenden können. Bartenwale hingegen hören im niederen Frequenzbereich um 100 Hz und senden entsprechende Töne mit großer Lautstärke aus.
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