Pferde sind mehr als nur schöne Tiere; sie sind intelligente und sensible Wesen. Ihr Gehirn, obwohl relativ klein im Vergleich zu ihrer Körpergröße, ermöglicht es ihnen, komplexe Aufgaben zu bewältigen, sich an Menschen zu erinnern und sogar Werkzeuge zu benutzen.
Die relative Größe des Pferdegehirns
Es ist ein Irrglaube, dass ein großes Tier auch ein großes Gehirn haben muss. Das Pferdegehirn wiegt zwischen 400 und 700 Gramm, was nur etwa 0,1 % des gesamten Körpergewichts ausmacht. Im Vergleich dazu macht das menschliche Gehirn etwa 2 % des Körpergewichts aus. Diese relativ geringe Größe bedeutet jedoch nicht, dass Pferde dumm sind.
Frühreife Fohlen
Fohlen kommen "startklar" auf die Welt, da Pferde Fluchttiere sind. Sie können schnell stehen und laufen, oft schon 15 Minuten nach der Geburt. Dies wird durch ein Hormon gesteuert, das im Mutterleib produziert wird, um die Fohlen ruhig zu halten. Während der Geburt löst der Druck des Geburtskanals ein Signal im Gehirn des Fohlens aus, das die Hormonproduktion stoppt und es auf die Welt vorbereitet.
Anatomie des Pferdegehirns
Wie das menschliche Gehirn besteht auch das Pferdegehirn aus einem Kleinhirn und einem Großhirn. Das Großhirn empfängt, verknüpft und bewertet Informationen von den Sinnesorganen. Der vordere Bereich des Großhirns ist für das Sozialverhalten zuständig.
Kleinhirn: Das Koordinationszentrum
Das Kleinhirn (Cerebellum) ist das Koordinationszentrum für Bewegungen. Hier laufen Informationen aus dem Gleichgewichtsorgan und den Sinnesorganen zusammen. Bewegungen werden bewusst und unbewusst koordiniert und vom Gleichgewichtssystem reguliert. Bei Pferden ist das Kleinhirn im Vergleich zum Großhirn größer als beim Menschen, was auf ihre Lebensweise als Fluchttiere zurückzuführen ist.
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Großhirn: Die Empfangshalle für die Sinne
Das Großhirn ist die oberste Instanz des Gehirns und empfängt, verknüpft und bewertet Informationen aus den Sinnesorganen. Der präfrontale Cortex, der für Planung, Sozialverhalten und kognitive Leistungen zuständig ist, ist beim Menschen stärker ausgeprägt als beim Pferd.
Riechkolben: Der Geruchsempfänger
Der Riechkolben empfängt Informationen aus den Riechorganen und ist beim Pferd sehr viel deutlicher ausgeprägt als beim Menschen. Pferde können sogar besser riechen als Hunde, da sie mehr Gene für Geruchsrezeptoren haben. Gerüche spielen für Fluchttiere eine überlebenswichtige Rolle.
Der Mandelkern: Die Alarmanlage
Der Mandelkern ist die "Alarmanlage" des Pferdes. Er kontrolliert Aufmerksamkeit und Aggressivität und speichert negative Erlebnisse ab. Wenn ein Pferd später einen dieser Reize wahrnimmt, schlägt der Mandelkern Alarm, ohne das Signal zu bewerten. Dies kann zu Unruhe, Angst oder Panik führen.
Gedächtnisleistungen
Pferde haben ein gutes Kurz- und Langzeitgedächtnis. Sie erkennen "ihre" Menschen auch nach langer Trennung wieder und können Kommandos lernen. Der Hippocampus ist für das Kurzzeitgedächtnis zuständig und leitet wichtige Informationen an das Langzeitgedächtnis weiter.
Hippocampus: Die Speicherplatte
Der Hippocampus ist ein Bereich, der für das Kurzzeitgedächtnis zuständig ist und wichtige Informationen ins Langzeitgedächtnis überführt. Er sorgt dafür, dass neue Inhalte gelernt werden und koordiniert die Gedächtnisinhalte.
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Informationsverarbeitung
Das Pferdegehirn verarbeitet Informationen sehr schnell, was für Fluchttiere überlebenswichtig ist. Diese Fähigkeit zeigt sich auch beim Reiten, wenn Pferde äußere Eindrücke und die Hilfen des Reiters verarbeiten.
Erkrankungen des Gehirns
Wie jedes Organ kann auch das Gehirn erkranken. Nach einem Unfall kann ein Pferd ein Hirntrauma erleiden. Ein schweres Schädel-Hirn-Trauma kann zu Koma führen.
Weitere interessante Fakten über Pferde
- Das Pferdeskelett besteht aus etwa 205 Knochen.
- Pferde und Menschen sind die einzigen Lebewesen, die am ganzen Körper schwitzen.
- Der Darm eines ausgewachsenen Pferdes ist ca. 30 m lang.
- Die Atemfrequenz des Pferdes liegt im Ruhezustand bei 10 bis 18 Atemzügen pro Minute.
- Durch den Pferdekörper zirkulieren etwa 40 Liter Blut.
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