Vielleicht kennen Sie das: Irritierte Gesichter Ihrer Eltern, begleitet von Kommentaren wie "Sieht man Euch auch mal wieder!" oder "Was, Ihr wollt schon wieder gehen?". Hinter diesen Aussagen stecken unausgesprochene Wünsche und Werte, die es zu verstehen gilt, um Konflikte zu vermeiden und ein harmonisches Miteinander zu fördern.
Die Psychologie hinter den elterlichen Emotionen
Emotionen sind Kommunikationssignale. Stellen Sie sich "Jack" vor, einen kleinen Neurologen in Ihrem Kopf, der mit einer Morselampe ein Signal sendet, wenn sich ein Eisberg in Ihrer Fahrtrichtung befindet. Er verstärkt das Signal so lange, bis er sicher ist, dass Sie die Gefahr erkannt haben. Ähnlich verhält es sich mit den Emotionen Ihrer Eltern. Wenn Ihre Werte verletzt werden, äußern sie ihren Ärger, um dies zu kommunizieren. Erst wenn der Ärger angekommen ist, beginnt er sich abzubauen. Bleibt die Reaktion aus, resignieren sie und werden traurig.
Die Ursachen dieser Emotionen sind tief in den Werten Ihrer Eltern verwurzelt. Vermutlich lieben sie Sie und legen Wert auf Familie, gemeinsame Zeit, Kontakt und Aufmerksamkeit. Sie haben konkrete Vorstellungen davon, wie diese Werte gelebt werden sollen.
Strategien für einen entspannteren Umgang
Was also tun, um die Situation zu entschärfen und ein harmonisches Verhältnis zu Ihren Eltern zu pflegen? Hier sind einige Tipps:
- Akzeptanz: Akzeptieren Sie die Werte Ihrer Eltern. Sie können diese nicht ändern, aber Sie können sich damit versöhnen.
- Wertschätzende Spiegelung: Zeigen Sie Ihren Eltern, dass Sie verstanden haben, was ihnen am Herzen liegt. Kommunizieren Sie, dass Sie ihren Unmut spüren. Zum Beispiel: "Ich merke, dass Ihr Euch wünscht, dass wir uns öfter sehen und mehr Zeit miteinander verbringen. Vielleicht fühlt Ihr Euch sogar lieblos behandelt und ärgert Euch darüber."
- Klare Kommunikation der eigenen Werte: Machen Sie Ihren Eltern deutlich, welche Werte Ihnen wichtig sind. Sobald Ihre Botschaft angekommen ist, können sie selbstverantwortlich entscheiden, sich nicht mehr zu ärgern. Erklären Sie: "Ich möchte, dass Ihr wisst, dass ich Euch liebe und dass Ihr mir sehr wichtig seid. Auch mir liegt viel an der gemeinsamen Zeit mit Euch, auch mir ist unsere Familie wichtig. Und ich merke, dass ich deutlich mehr Zeit als früher für mich alleine und für meine Familie benötige. Vielleicht liegt es an meinem Job, vielleicht daran, dass auch ich älter werde. Tatsache ist, ich kann und werde Eure Ansprüche auf gemeinsame Zeit nicht immer erfüllen. Ruhe und Freiheit spielen für meine Balance in meinem Leben eine größere Rolle als früher."
- Wiederholung: Wiederholen Sie dieses Gespräch gegebenenfalls, aber vermeiden Sie es als manipulative Taktik. Zeigen Sie eine ehrliche Haltung.
Wenn der Zoff zur Gewohnheit wird
Irgendwann scheinen alle Eltern "doof" zu werden. Zumindest empfindet man das, wenn es regelmäßig kracht. Ein bisschen Zoff ist normal, aber wenn Türenknallen und Beschimpfungen zum Alltag werden, sollten Sie aktiv werden.
Lesen Sie auch: Buchtipp: Nerven schonen im Familienleben
- Das Gespräch suchen: Der erste Schritt ist immer, miteinander zu reden. Auch wenn es schwerfällt, ist es wichtig, das Gespräch zu suchen.
- Eigene Gefühle erklären: Erklären Sie Ihren Eltern, wie Sie die Dinge sehen. Wie fühlen Sie sich, was macht Sie wütend oder frustriert? Wenn Sie selbst keine Ahnung haben, was los ist, sagen Sie es ihnen.
- Ich-Botschaften formulieren: Formulieren Sie Ich-Botschaften statt Vorwürfe. "Ich fühle mich ungerecht behandelt!" klingt anders als "Ihr seid total ungerecht!".
- Nach der Sichtweise der Eltern fragen: Fragen Sie nach, wie Ihre Eltern die Dinge sehen. Zeigen Sie, dass Sie bereit sind, auf sie zuzugehen und ihre Meinung zu respektieren.
- Perspektivwechsel: Versetzen Sie sich in die Lage Ihrer Eltern. Würden Sie Ihrem Kind in der gleichen Situation alles erlauben?
- Kompromissvorschläge: Bieten Sie Kompromisse an. Statt "Nein!" zu sagen, schlagen Sie eine Alternative vor.
- Klare Vereinbarungen treffen: Setzen Sie sich zusammen und sprechen Sie darüber, was Sie stört und was sich ändern muss. Formulieren Sie konkrete Maßnahmen und treffen Sie feste Absprachen.
- Versprechen einhalten: Halten Sie Ihre Versprechen ein. Leere Versprechungen führen nur zu noch mehr Streit.
- Schimpfen ohne Schimpfwörter: Vermeiden Sie Schimpfwörter und respektloses Verhalten. Auch in der Familie sollte man sich nicht wie die Axt im Wald benehmen.
- Erinnerungen aufleben lassen: Erinnern Sie Ihre Eltern an ihre eigene Jugend und ihren Unsinn. Das kann die Situation entspannen.
Umgang mit spezifischen Verhaltensweisen
Manchmal sind es bestimmte Verhaltensweisen, die besonders nerven. Eine Nutzerin berichtete, dass ihre Mutter sie jeden Abend alle 20 Minuten ermahnt, schlafen zu gehen. In solchen Fällen ist es wichtig, das Gespräch mit den Eltern zu suchen und ihnen zu erklären, wie man sich fühlt.
- Erklären Sie, dass Sie alt genug sind: Machen Sie Ihren Eltern klar, dass Sie alt genug sind, um selbst zu entscheiden, wann Sie schlafen gehen.
- Sprechen Sie es ruhig an: Sagen Sie Ihrer Mutter in einem ruhigen Ton: "Hör mal, ich hab kein Alzheimer. Und ich bin auch nicht schwerhörig. Du musst nicht alles, was du mir sagst, mehrmals wiederholen. Ich verstehe auch schon beim ersten Mal was du meinst."
- Konsequenzen aufzeigen: Wenn alles nichts hilft, ziehen Sie Konsequenzen in Betracht. Ausziehen ist ein drastischer Schritt, aber er kann notwendig sein, um Ihren Eltern zu zeigen, dass Sie erwachsen sind.
Wenn Eltern zu cool sein wollen
Es gibt auch Eltern, die versuchen, besonders cool zu sein, was ebenfalls nerven kann. Sie ahmen die Sprache und das Verhalten ihrer Kinder nach, was oft peinlich wirkt. In solchen Fällen ist es wichtig, den Eltern auf humorvolle Weise zu spiegeln, wie ihr Verhalten wirkt.
Die Rolle der Pubertät
Die Pubertät ist eine Zeit des Umbruchs, in der sich das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern oft verändert. Jugendliche wollen sich von ihren Eltern abgrenzen und ihre eigene Identität finden. Dies kann zu Konflikten führen.
- Innere Teammitglieder: Die Kommunikationspsychologie erklärt, dass wir alle verschiedene "innere Teammitglieder" in uns tragen. In der Pubertät entwickelt sich ein Teammitglied, das für die eigene Autonomie kämpft und sich von den Eltern abgrenzen will.
- Erwachsene Rollen: Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass man als Erwachsener anders reagieren kann als in der Pubertät. Statt dem "inneren Kind" die Bühne zu überlassen, kann man sich einen Moment besinnen und überlegen, welcher Teil von uns reagieren soll.
Die Bedeutung von Wertschätzung und Respekt
Trotz aller Konflikte ist es wichtig, Wertschätzung und Respekt gegenüber den Eltern zu zeigen. Sie haben uns das Leben geschenkt und uns großgezogen. Auch wenn sie uns manchmal nerven, sollten wir uns daran erinnern, was sie für uns getan haben.
- Gegenseitiges Verständnis: Gegenseitiges Verständnis ist der Schlüssel zu einem harmonischen Verhältnis. Wenn wir die Beweggründe unserer Eltern verstehen, können wir besser mit ihren Verhaltensweisen umgehen.
- Akzeptanz der Unterschiedlichkeit: Wir müssen akzeptieren, dass wir Menschen unterschiedlich sind. Wir sind unterschiedlich aufgewachsen, haben unterschiedliche Erfahrungen gemacht und regen uns über verschiedene Dinge auf.
Wenn Eltern im Alter schwieriger werden
Manche Eltern werden im Alter schwieriger. Sie verhalten sich stur, lehnen Hilfe ab oder reagieren aggressiv. Dies kann verschiedene Ursachen haben:
Lesen Sie auch: Harmonie in der Beziehung wiederherstellen
- Kriegs- und Nachkriegsjahre: Viele heutige Senioren haben die Kriegs- und Nachkriegsjahre erlebt. Sie haben gelernt, sich durchzubeißen und sich auf sich selbst zu verlassen. Es fällt ihnen schwer, Schwächen einzugestehen oder Hilfe anzunehmen.
- Körperliche und geistige Einschränkungen: Nach dem 75. Lebensjahr beginnen bei vielen Menschen körperliche und geistige Einschränkungen. Es ist ein mühseliger Prozess, diese Einschränkungen zu akzeptieren.
- Gefühl der Wertlosigkeit: Manche ältere Menschen fühlen sich als weniger wertvoll, wenn sie die Anforderungen der Leistungsgesellschaft nicht mehr erfüllen.
Tipps für den Umgang mit schwierigen Eltern im Alter
- Verständnis zeigen: Versuchen Sie, die Situation Ihrer Eltern zu verstehen. Warum verhalten sie sich so, wie sie sich verhalten?
- Geduld haben: Seien Sie geduldig mit Ihren Eltern. Es braucht Zeit, um sich an die Veränderungen des Alters anzupassen.
- Hilfe anbieten: Bieten Sie Ihren Eltern Hilfe an, aber drängen Sie sie nicht dazu, diese anzunehmen.
- Grenzen setzen: Setzen Sie Ihren Eltern Grenzen. Sie müssen nicht alles tun, was sie von Ihnen verlangen.
- Professionelle Hilfe suchen: Wenn Sie mit der Situation überfordert sind, suchen Sie professionelle Hilfe. Es gibt Beratungsstellen, die sich auf den Umgang mit älteren Menschen spezialisiert haben.
Lesen Sie auch: So treiben Sie Ihre Nachbarn zur Weißglut (legal!)