Wie man jemanden auf die Nerven geht: Tipps und Strategien für den Umgang mit Nervensägen

Jeder kennt das Phänomen: Es gibt Menschen, die uns einfach auf die Nerven gehen. Ob es der besserwisserische Kollege, der nörgelnde Freund oder der neugierige Nachbar ist - nervige Menschen können unseren Alltag erheblich beeinträchtigen. Doch wie geht man am besten mit solchen Personen um? Ignorieren, ertragen oder gar loswerden? Dieser Artikel gibt Ihnen Tipps und Strategien an die Hand, um mit Nervensägen souverän umzugehen und Ihre Lebensqualität zu verbessern.

Die Psychologie des Nervens: Warum uns manche Menschen so aufregen

Bevor wir uns konkreten Strategien zuwenden, ist es wichtig zu verstehen, warum uns manche Menschen überhaupt auf die Nerven gehen. Oft liegt es nicht nur am Verhalten der anderen Person, sondern auch an unseren eigenen inneren Konflikten und Projektionen.

Psychologen sind sich einig, dass wir in vielen Fällen unsere eigenen Gefühle, Eigenschaften und inneren Konflikte auf andere Menschen projizieren. Anstatt uns mit diesen auseinanderzusetzen, spiegeln wir unsere Traumata und laden sie auf die Person ab, die uns vermeintlich schon mit ihrer bloßen Existenz aufregt.

Jodie Cariss, eine Therapeutin, erklärt dieses Phänomen so: "Wenn wir eine sehr starke Reaktion auf eine Person haben, kann das oft eine Projektion sein." Das bedeutet, dass unsere Gefühle in solchen Situationen oft unverhältnismäßig groß sind, selbst wenn das Verhalten der anderen Person tatsächlich anstrengend oder nervig ist.

Diese Projektionen sind meist unbewusst und basieren auf ungelösten Konflikten, inneren Verletzungen oder Eigenschaften, die wir lieber verdrängen möchten. Das Spiegeln dient als Schutzmechanismus, um uns vor der Auseinandersetzung mit unliebsamen Persönlichkeitsanteilen zu bewahren.

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Daher ist es wichtig, sich selbst zu reflektieren, wenn man von jemandem irrational genervt ist. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Ursache nicht nur im Verhalten der anderen Person liegt, sondern auch in uns selbst.

Strategien für den Umgang mit nervigen Menschen

Nachdem wir die psychologischen Hintergründe beleuchtet haben, wollen wir uns nun konkreten Strategien zuwenden, wie man mit nervigen Menschen umgehen kann.

1. Verständnis zeigen und eine Mini-Auszeit nehmen

Oftmals ist es hilfreich, nervigen Menschen einen "Verständnis-Vorschuss" zu gewähren. Jeder hat mal einen schlechten Tag oder private Probleme, die sich auf das Verhalten auswirken können. Wenn Frau Meier im Meeting maulig guckt, Herr Müller spitze Bemerkungen macht oder Herr Marold zum dritten Mal zu spät kommt, kann es hilfreich sein, dies nicht persönlich zu nehmen und gelassen abzuwarten.

Zusätzlich kann man sich eine Mini-Auszeit schaffen, wenn man merkt, dass man am liebsten platzen möchte.

2. Grenzen setzen und Privatsphäre schützen

Wenn andere eine unserer "roten Linien" überschreiten, stresst das extrem. Neugierige Menschen nerven in dieser Hinsicht besonders, ebenso wie Personen, die umgekehrt von sich aus allzu Privates erzählen. In diesen Fällen ist es wichtig, höflich, aber bestimmt Grenzen zu setzen.

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Dies gelingt am besten, indem man einen nachvollziehbaren Grund liefert. Zum Beispiel so: "Privates bespreche ich grundsätzlich nicht mit Mitarbeitern. Das kannst du sicher verstehen." Oder aber: "Danke für das Angebot - aber meine Freizeit ist für die Familie reserviert."

3. Emotionale Distanz wahren und Perspektive wechseln

Wer sich ständig fragt: "Warum verhält der sich eigentlich immer nur mir gegenüber so?", tappt in die Selbstmitleids-Falle. Selbstmitleid hilft jedoch nicht, sich besser zu fühlen und nervige Menschen besser zu ertragen.

Hilfreich ist vielmehr, eine größtmögliche emotionale Distanz zwischen sich und die Nervensäge zu bringen und dabei die Perspektive von sich auf das Gegenüber zu lenken. Etwa mit Gedanken wie: "Was der wohl Schlechtes gefrühstückt haben muss, dass dem so die Galle hochkommt!"

4. Gespräch lenken und Vielredner stoppen

Abschweifende Erzähler gehören zu den Sorten nerviger Menschen, die am zuverlässigsten im Alltag auftreten. Hier hilft es, zu versuchen, zum Anlass des Gespräches zurückzufinden. Etwa mit Worten wie: "Entschuldige, dass ich dich unterbreche - mir fällt gerade etwas zu unserer Strategie ein, über die wir eben gesprochen hatten."

Zu den wirkungsvollsten Tricks gegen Vielredner gehört auch: sie nach einer Meinung fragen.

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5. Unterschiede akzeptieren und Gemeinsamkeiten suchen

Besonders anstrengend finden wir nervige Menschen dann, wenn sie komplett anders sind als wir. Ein Grund: Wenn uns das Gegenüber ähnelt, macht das dem Gehirn weniger Arbeit - wir wissen, wie es tickt und wie wir mit ihm umgehen müssen.

Wer diesen Zusammenhang verinnerlicht, findet im Alltag leicht einen Weg, wie man mit dem nervigen Menschen umgeht. Wenn Sie etwa neugierige Menschen nerven, könnten Sie etwa überlegen, ob Ihr Gegenüber wirklich eine rote Linie überschreitet oder schlicht extrovertierter und offener ist als Sie.

So verschieden wir Menschen auch sein mögen: Irgendetwas verbindet uns garantiert mit unserem Gegenüber! Suchen Sie in diesen Fällen vor der nächsten Begegnung bewusst nach einer Gemeinsamkeit mit der Person. Vielleicht teilen sie den Lieblingsfußballverein mit diesem einen nervigen Menschen oder die Begeisterung fürs Reisen - oder haben ähnliche Erfahrungen mit den Mühen des Hausbaus gemacht?

6. Spiegeln und Grenzen aufzeigen

Jemand fällt Ihnen dauernd ins Wort? Verschränkt die Arme und lächelt süffisant? Ist unverschämt oder übergriffig? Dann können Sie mal ausprobieren, es dieser Person einfach nachzutun!

Sobald Sie eine Irritation bei der Nervensäge bemerken, können Sie Ihr Verhalten erklären: "Das war unverschämt von mir, oder? Genau so fühlt es sich an, wenn du…"

7. Humor bewahren und Distanz gewinnen

Wie geht man mit nervigen Menschen um? Diese Frage gehört zu den Hauptthemen von Sketchen - schließlich gehören Nervensägen hier zum festen Ensemble. Denn ihr Verhalten ist meist so schräg, dass Außenstehende darüber lachen müssen.

Wenn Sie also das nächste Mal nervigen Menschen begegnen - nutzen Sie die Chance und schauen Sie auf die Szene, als wäre sie Loriots Feder entsprungen. Das hilft, augenblicklich Distanz zu gewinnen, gelassener mit der Situation umgehen zu können und sich eine angemessene Reaktion zu überlegen.

8. Direkte Kommunikation und Ehrlichkeit

Wie wäre es mit der Wahrheit? Immerhin fährt man mit ihr immer oder zumindest meistens auf der sicheren Schiene und obendrein kannst du der Person sagen, was der ausschlaggebende Grund dafür ist, weshalb sie nervt denn nur so kann diese Person auch am Verhalten arbeiten - man muss ihr nur die Chance geben!

Abgesehen davon, kann das doch immer mal vorkommen, dass man manche Personen gerade mal "nicht sehen" kann aber sie zu drangsalieren und zu "ärgern" bis sie gekränkt und gedemütigt gehen, ist nicht die feinste Art und Weise! :-)

9. Sich nicht ärgern lassen: Strategien für mehr Gelassenheit

Es reicht - du hast genug davon, dich ständig von anderen ärgern zu lassen? Hier sind einige Strategien, um sich nicht von schwierigen Menschen ärgern zu lassen:

  • Die Mini-Strategie gegen Ärger: Der Zauberspruch: Ist dir bewusst, dass du deinen Ärger erhältst und konservierst, wenn du eine unerfreuliche Situation in Gedanken wieder und wieder erlebst? Wenn du allen Menschen, die dir wichtig sind, von der blöden Situation erzählst? Frage dich: Wenn es in einem Jahr nicht mehr wichtig ist - warum ärgerst du dich dann so darüber?
  • Die Midi-Strategie gegen Ärger: Nie wieder sprachlos! Arrogante und vielschwätzende Menschen rauben dir mit einem dummen Spruch die Sprache? Schüttle die Sticheleien oder Beleidigungen souverän ab.
  • Die Maxi-Strategie gegen Ärger: Gegenfragen stellen: Im Meeting hast du gerade deine neue Idee vorgestellt, und Kollege Schreihans tönt laut: "Was soll denn das?". Nagle deinen Gesprächspartner mit deiner Gegenfrage fest und lass die unsachlichen Äußerungen nicht im Raum stehen. Spieß sie auf und zerr die Unsachlichkeiten ans Tageslicht. Zeige, dass du Angriffe abwehren kannst.

10. Eigene Anteile erkennen und Verantwortung übernehmen

Du willst dich nicht länger ärgern lassen? Du ahnst es schon. Beim Sich-ärgern-lassen spielst du immer eine der Hauptrollen. Ohne dich geht es nicht. Wenn du immer denkst, die anderen tragen die Schuld, gibst du deine Macht aus der Hand.

Gegenstrategie: Auch wenn es im emotionalen Aufruhr schwierig ist, erinnere dich: Du bist ein erwachsener Mensch, der im Leben schon ganz schön viel geschafft hat.

Wenn nichts mehr hilft: Konfrontation oder Kontaktabbruch

In manchen Fällen helfen alle Strategien nichts und der Umgang mit einer Person ist einfach unerträglich. Dann kann es notwendig sein, die Konfrontation zu suchen oder den Kontakt abzubrechen.

Eine offene und ehrliche Aussprache kann manchmal Wunder wirken. Schildern Sie der Person, wie ihr Verhalten auf Sie wirkt und welche Auswirkungen es hat. Vielleicht ist sich die Person ihres Verhaltens gar nicht bewusst und ist bereit, etwas zu ändern.

Wenn auch das nicht hilft, kann ein Kontaktabbruch die letzte Option sein, um Ihre eigene psychische Gesundheit zu schützen.

Weitere Tipps für starke Nerven

Neben den spezifischen Strategien für den Umgang mit nervigen Menschen gibt es auch allgemeine Tipps, die Ihnen helfen können, Ihre Nerven zu stärken und gelassener zu werden:

  • Den Körper spüren: Bewegen bringt Segen - das gilt auch bei nervösen Unruhezuständen. Ein flotter Spaziergang in der Mittagspause oder eine lockere Runde Laufen nach Feierabend helfen dabei Ängste zu „verstoffwechseln“.
  • Die Nerven mit Nahrung versorgen: Lebensmittel sind Nahrung für Körper und Geist. Was Menschen essen, bestimmt, wie sie sich fühlen. Achten Sie auf eine vollwertige und vielseitige Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten.
  • Zur Ruhe kommen: Ein ausgeglichener Geist und ein leistungsfähiger Körper brauchen ausreichend Ruhepausen. Achten Sie auf ausreichend Schlaf und nehmen Sie sich tagsüber kurze Entspannungspausen.
  • Auslöser kennen: Führen Sie ein Tagebuch, um den Auslösern für Ihre Sorgen und Ängste auf den Grund zu gehen.
  • Achtsamkeit lernen: Regelmäßige Atemübungen und Meditation helfen dabei, achtsamer zu leben und sich weniger von Grübeleien und Sorgen beeinflussen zu lassen.
  • Gedankenkontrolle üben: Menschen sind ihren Gedanken aber nicht hilflos ausgeliefert. Sie können lernen, diese bewusst auszuwählen und manipulative, ängstigende Gedanken loszulassen.
  • Gefühle annehmen lernen: Wie im Umgang mit den Gedanken lohnt es sich Gefühle, bewusst wahrzunehmen und nicht wegzuschieben. Durch die aktive Auseinandersetzung können Empfindungen auf positiv beeinflusst werden.
  • Die eigenen Ressourcen kennen: Quälende Ängste und Sorgen, zehren auf Dauer an den Kräften. Um dennoch leistungsfähig zu bleiben, sollten die Batterien regelmäßig auflageladen werden. Dafür sollte man die eigenen Kraftquellen kennen.
  • Mit einem Arzt oder Therapeuten sprechen: Betroffene sollten mit einem Arzt sprechen, wenn sie sich dauerhaft unruhig und gereizt fühlen.
  • Begleitende Maßnahmen nutzen: Auch ein Coaching (z.B. im Stressmanagement) kann den Umgang mit den Herausforderungen des Lebens verbessern.

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