Fast jeder kennt das Gefühl von kalten Füßen, die sich einfach nicht aufwärmen wollen. Besonders in den Wintermonaten sind sie weit verbreitet. Kalte Füße allein sind oft harmlos und situationsbedingt, zum Beispiel durch niedrige Außentemperaturen oder langes Sitzen. Allerdings können dauerhaft auftretende kalte Füße, die mit Schmerzen, Taubheit oder Hautverfärbungen einhergehen, auf eine zugrunde liegende Erkrankung hinweisen. Auch Kinder können betroffen sein. Die Ursachen kalter Füße können von harmlosen Gewohnheiten bis zu ernsthaften Erkrankungen reichen.
Ursachen für kalte Füße
Kalte Füße können verschiedene Ursachen haben, die von harmlosen Faktoren bis hin zu ernsthaften Erkrankungen reichen. Es ist wichtig, die möglichen Ursachen zu kennen, um die richtige Behandlung zu finden.
Durchblutungsstörungen
Eine der häufigsten Ursachen für kalte Füße sind Probleme in den Blutgefäßen. Wenn die Blutgefäße verengt sind, kann das Blut nicht mehr richtig zirkulieren und die Füße werden nicht ausreichend mit Wärme versorgt. Dies kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, wie zum Beispiel:
- Niedriger Blutdruck (Hypotonie): Bei niedrigem Blutdruck wird der Körper weniger stark durchblutet, was zu kalten Füßen führen kann. Besonders schlanke junge Frauen, hochaufgeschossene junge Männer oder ältere Menschen haben häufiger damit zu tun.
- Arteriosklerose: Ablagerungen und Verengungen in den Gefäßen können die Durchblutung der Füße beeinträchtigen. Risikofaktoren für Arteriosklerose sind Rauchen, Bewegungsmangel, Übergewicht, hohe Blutfettwerte, Bluthochdruck und Diabetes.
- Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK): Diese Erkrankung betrifft die Arterien, die die Gliedmaßen versorgen. Sie führt zu einer verminderten Durchblutung der Beine und Füße, was zu kalten Füßen, Schmerzen und anderen Symptomen führen kann. Hauptsächlich betroffen sind jedoch Raucher ab 60 und Menschen mit Diabetes, Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörungen daran.
- Herzerkrankungen: Eine Herzinsuffizienz kann ebenfalls zu einer verminderten Durchblutung der Füße führen.
Neuropathie
Eine weitere häufige Ursache für kalte Füße ist die Neuropathie, eine Erkrankung der peripheren Nerven. Die peripheren Nerven sind für die Übertragung von Informationen zwischen dem Gehirn und dem Rest des Körpers verantwortlich. Wenn diese Nerven geschädigt sind, können sie falsche Signale senden oder gar keine Signale senden, was zu einer Vielzahl von Symptomen führen kann, darunter auch kalte Füße.
- Polyneuropathie: Dies ist eine Erkrankung, bei der mehrere periphere Nerven gleichzeitig geschädigt sind. Die Ursachen einer Polyneuropathie sind vielfältig und können Erbkrankheiten, Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus, Gifte wie Alkohol und Medikamente, Entzündungen, virale und bakterielle Infektionen sowie Krebserkrankungen umfassen. Die häufigsten Auslöser einer Polyneuropathie sind Diabetes mellitus („Zuckerkrankheit“) und Alkohol-Missbrauch.
- Diabetische Neuropathie: Diabetes kann die Nerven schädigen, was zu Taubheitsgefühl, Kribbeln und Schmerzen in den Füßen führen kann. Da das Empfinden für Temperatur und Berührung nachlässt, werden Kälte, Wärme, Druck und Schmerzen mit der Zeit immer weniger wahrgenommen und Verletzungen am Fuß eher spät bemerkt.
Andere Ursachen
Neben Durchblutungsstörungen und Neuropathie gibt es noch weitere mögliche Ursachen für kalte Füße:
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- Raynaud-Syndrom: Diese Erkrankung verursacht eine Verengung der Blutgefäße in den Fingern und Zehen, was zu Kälte, Blässe und Schmerzen führen kann. In erster Linie erkranken jüngere Frauen im Alter zwischen 15 und 40 Jahren am sogenannten primären Raynaud-Syndrom. Vielmehr spielen Kälte und emotionale Faktoren eine auslösende Rolle.
- Schilddrüsenunterfunktion: Eine Schilddrüsenunterfunktion kann den Stoffwechsel verlangsamen und zu kalten Füßen führen.
- Eisenmangelanämie: Ein Mangel an Eisen im Blut kann zu einer verminderten Sauerstoffversorgung der Gewebe führen, was zu kalten Füßen führen kann.
- Stress und Angst: Stress und Angst können die Blutgefäße verengen und zu kalten Füßen führen.
- Medikamente: Einige Medikamente können als Nebenwirkung kalte Füße verursachen.
- Hormonschwankungen: Besonders Frauen leiden durch Hormonschwankungen (z. B. während der Menstruation oder in den Wechseljahren) häufiger unter kalten Füßen.
Symptome
Die Symptome kalter Füße können je nach Ursache variieren. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Kalte Füße, auch bei warmen Temperaturen
- Taubheitsgefühl in den Füßen
- Kribbeln in den Füßen ("Ameisenlaufen")
- Schmerzen in den Füßen
- Hautverfärbungen (blass, blau oder rot)
- Trockene oder rissige Haut
- Langsam heilende Wunden an den Füßen
- Erhöhtes Kälteempfinden
- Krämpfe, insbesondere nachts oder bei Belastungen
- Störung des Lageempfindens, was zu Schwanken, Schwindel und Gangstörungen führen kann
- Verminderte Schweißsekretion (trockene Füße)
- Temperaturregulierungsstörung (warme oder sehr kalte Beine)
Diagnose
Um die Ursache kalter Füße zu ermitteln, wird der Arzt zunächst eine ausführliche Anamnese erheben und eine körperliche Untersuchung durchführen. Dabei werden unter anderem die Durchblutung der Füße, die Sensibilität und die Reflexe überprüft. Je nach Verdacht können weitere Untersuchungen erforderlich sein, wie zum Beispiel:
- Blutdruckmessung: Um einen niedrigen Blutdruck auszuschließen.
- Blutuntersuchung: Um Stoffwechselerkrankungen, Vitaminmangel oder andere Erkrankungen auszuschließen. Ein Basislabor beinhaltet: Blutzucker (mit HbA1C), Differential-Blutbild, Nieren-Leberwerte, Elektrolyte, Schilddrüsenwerte, differenzierte Eiweißbestimmung (Eiweißelektrophorese), Vitamine, Folsäure und ggf. bestimmte Rheumafaktoren und Antikörper.
- Doppler-Sonographie: Um die Durchblutung der Füße zu beurteilen.
- Nervenleitgeschwindigkeitsmessung (NLG): Um eine Neuropathie festzustellen. Zur Messung der Nervenleitgeschwindigkeit wird Strom durch die Nervenbahnen geschickt.
- Quantitative Sensorische Testung (QST): Um die Funktion der Nervenfasern genauer zu untersuchen. Bei der standardisierten Quantitativen Sensorischen Testung werden durch sieben verschiedene Gefühlstests an der Haut 13 Werte ermittelt. Sie helfen zu erkennen, welche Nervenfasern genau geschädigt sind und wie stark die Schädigung fortgeschritten ist. Um das Temperaturempfinden exakt zu messen, kommen bei der sogenannten Thermode computergesteuerte Temperaturreize zum Einsatz.
- Hautbiopsie: Um eine Small-Fiber-Neuropathie festzustellen. Für die richtige Diagnose ist die Quantitative Sensorische Testung mit Messung des Temperaturempfindens entscheidend. Darüber hinaus kann eine Gewebeprobe aus der Haut (Hautbiopsie) unter dem Mikroskop untersucht werden.
- Nervenwasseruntersuchung (Liquoruntersuchung): Bei Verdacht auf eine entzündliche Ursache. Die Lumbalpunktion ist immer dann angemessen, wenn eine entzündliche Ursache vermutet wird. Zum Beispiel bei der Neuroborreliose oder der Vaskulitis.
- Bildgebende Verfahren: In bestimmten Fällen können bildgebende Verfahren wie eine Magnetresonanztomografie (MRT) oder eine Ultraschalluntersuchung erforderlich sein.
Behandlung
Die Behandlung kalter Füße richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.
Behandlung der Grunderkrankung
- Diabetes: Eine gute Blutzuckereinstellung ist entscheidend, um eine diabetische Neuropathie zu verhindern oder zu verlangsamen. Hat ein Diabetes schleichend über viele Jahre die Nerven angegriffen, muss der Patient seine Blutzuckerwerte in den Griff bekommen, um die Nervenschädigung zu stoppen. Allerdings führt eine zu rasche Senkung der Blutzuckerwerte zu weiteren Nervenschäden. Als optimal gilt eine sanfte Senkung des HbA1c-Wertes um weniger als zwei Prozentpunkte über einen Zeitraum von drei Monaten. Bei Altersdiabetes empfehlen Ärzte eine Umstellung des Lebensstils mit Gewichtsreduktion und viel Bewegung.
- Arteriosklerose/pAVK: Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel sollten vermieden werden. Medikamente, Gehtraining und in schweren Fällen auch operative Eingriffe können die Durchblutung verbessern.
- Schilddrüsenunterfunktion: Eine Schilddrüsenunterfunktion wird mit Schilddrüsenhormonen behandelt.
- Raynaud-Syndrom: Das Raynaud-Syndrom kann mit Medikamenten und Verhaltensänderungen behandelt werden, z. B. dem Vermeiden von Kälte und Stress.
- Polyneuropathie: Essentiell ist die Behandlung der Ursache! Hierzu gehört das Beheben eines Vitaminmangels, die Therapieoptimierung einer stoffwechselbedingten Erkrankung z.B. des Diabetes mellitus oder der Verzicht auf Alkohol. Es gibt unzählige stoffwechselbedingte oder immunvermittelte Ursachen (zum Beispiel das Guillain-Barré-Syndrom und andere immunvermittelte Neuropathien), die behandelt werden mit immunmodulierende Therapien wie Immunglobuline oder Plasmaaustausch oder Einsatz von Chemotherapeutika.
Symptomatische Behandlung
Zusätzlich zur Behandlung der Grunderkrankung können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, um die Symptome kalter Füße zu lindern:
- Warme Kleidung: Tragen Sie warme Socken, Schuhe und Stiefel, besonders bei kaltem Wetter. Mit Socken ins Bett und noch eine Decke über das Fußende - viele Frauen verpacken jeden Abend sorgfältig ihre Füße, um einschlafen zu können.
- Fußbäder: Warme Fußbäder können die Durchblutung der Füße verbessern und für Entspannung sorgen. Ein warmes Fußbad und dicke Socken heizen frierenden Füßen wieder ein.
- Bewegung: Regelmäßige Bewegung fördert die Durchblutung und kann kalten Füßen entgegenwirken.
- Massagen: Fußmassagen können die Durchblutung verbessern und die Muskeln entspannen. Dieser würde ihr auch allabendlich die Beine einreiben, weil sie schmerzhafte Missempfindungen wahrnehme, als ob sie in einem Ameisenhaufen gestanden habe und jetzt Tausende der Tiere an ihren Unterschenkeln entlang krabbeln würden.
- Schmerzmittel: Bei Schmerzen können Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen eingenommen werden. Zur Schmerzbekämpfung haben sich Antidepressiva und Medikamente gegen Krampfanfälle (Epilepsie), sogenannte Antikonvulsiva, bewährt.
- Capsaicin-Pflaster: Capsaicin ist für die Schärfe der Chilischoten verantwortlich und hat sich in Form von Capsaicin-Pflastern auf der Haut in Studien als erfolgversprechendes Mittel gegen Polyneuropathie erwiesen. Es betäubt nicht nur den schmerzenden Bereich und steigert die Durchblutung, sondern scheint sogar die Neubildung kleiner Nervenfasern anzuregen.
- Elektrotherapie: Bei der Elektrotherapie werden die Nerven durch Impulse aus einem speziellen Gerät so stimuliert, dass Erkrankte statt Schmerzen ein leichtes Kribbeln spüren. Von außen lässt sich dieses durch ein TENS-Gerät erreichen.
- Akupunktur: Wie die gezielten Reize der Akupunktur die Nerven beleben, ist noch ungeklärt.
Übungen gegen kalte Füße
Es gibt auch einige einfache Übungen, die Sie zu Hause machen können, um die Durchblutung Ihrer Füße zu verbessern:
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- Zehen krallen: Setzen Sie sich auf einen Stuhl und legen Sie Ihre Füße flach auf den Boden. Krallen Sie Ihre Zehen für einige Sekunden zusammen und entspannen Sie sie dann wieder. Wiederholen Sie dies 10-15 Mal.
- Fußkreisen: Setzen Sie sich auf einen Stuhl und heben Sie Ihre Füße vom Boden ab. Kreisen Sie Ihre Füße im Uhrzeigersinn und dann gegen den Uhrzeigersinn. Wiederholen Sie dies 10-15 Mal pro Richtung.
- Zehenheben: Setzen Sie sich auf einen Stuhl und legen Sie Ihre Füße flach auf den Boden. Heben Sie Ihre Zehen vom Boden ab, während Sie Ihre Fersen auf dem Boden lassen. Halten Sie diese Position für einige Sekunden und senken Sie Ihre Zehen dann wieder ab. Wiederholen Sie dies 10-15 Mal.
- Fersenheben: Setzen Sie sich auf einen Stuhl und legen Sie Ihre Füße flach auf den Boden. Heben Sie Ihre Fersen vom Boden ab, während Sie Ihre Zehen auf dem Boden lassen. Halten Sie diese Position für einige Sekunden und senken Sie Ihre Fersen dann wieder ab. Wiederholen Sie dies 10-15 Mal.
Hier sind einige weitere Übungen, die Sie ausprobieren können:
- Übung 1: Verschränken Sie die Finger der linken Hand, soweit möglich, mit den Zehen des rechten Fußes. Fußballen mit der Hand umschließen und Hand und Finger leicht zur Ferse hin verschieben, sodass Zehen und Fußrücken (Spann) sanft gedehnt werden. Bis zehn zählen, locker lassen. Übung auf der anderen Seite machen.
- Übung 2: Setzen Sie im Wechsel Ferse (auch Hacke) und Spitze der Füße auf: Erst gemeinsam rechte Hacke und linke Fußpitze, dann umgekehrt. Insgesamt 20-mal.
- Übung 3: Zehen mit den Fingern umfassen, Handballen gegen Fußballen drücken, Zehen beugen. Dann Zehen gegen den Widerstand der Finger zurückziehen. Das streckt die Zehen im Grundgelenk. Zehnmal wiederholen, dann auf der anderen Seite üben.
- Übung 4: Die Kante eines kleinen Handtuchs unter den rechten großen Zeh legen. Fußsohle (hier: Längsgewölbe des Fußes) nun hochziehen und so das Handtuch etwas nach hinten verschieben. Ferse dabei aufgesetzt lassen. 10-mal wiederholen, dann die Seite wechseln.
- Übung 5: Beine in hüftbreitem Abstand ausgestreckt auf den Boden legen. Füße und Zehen strecken (aber nicht überstrecken), sodass der Spann behutsam gedehnt wird.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Wer auch bei normalen oder gar höheren Temperaturen häufig oder ständig kalte Füße hat, dazu womöglich Krämpfe, Schmerzen, Hautveränderungen oder Fieber, sollte ärztlichen Rat suchen. Der erste Ansprechpartner ist in der Regel der Hausarzt. Er kennt Krankengeschichte und Vorerkrankungen seines Patienten häufig schon gut. Je nach den Ergebnissen seiner Untersuchungen wird der Allgemeinarzt gegebenenfalls einen Spezialisten hinzuziehen. Das kann ein Internist sein, eventuell auch ein Rheumatologe oder ein Facharzt für Nervenerkrankungen (Neurologe). Kommt eine psychische Erkrankung in Betracht, übernehmen ein Psychotherapeut und manchmal ein Psychiater die weitere Diagnose und Behandlung.
Sofort zum Arzt oder in eine Klinik gehen heißt es, wenn ein Fuß und/oder ein Bein plötzlich kalt wird und heftig schmerzt, die Haut blass wird oder sich bläulich verfärbt. Das können Hinweise auf eine Embolie (Verschluss eines Blutgefäßes durch ein eingeschwemmtes Blutgerinnsel) sein. Kommen zu Kältegefühl und Verfärbungen eine Schwellung eines Beines dazu, weisen die Symptome möglicherweise auch auf eine sogenannte Phlegmasia coerulea dolens hin, eine besonders schwere, wenngleich seltene Verlaufsform einer Venenthrombose.
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