Ein Schlaganfall, auch Apoplex oder Hirninsult genannt, ist ein einschneidendes Ereignis, das viele Betroffene plötzlich trifft. Lähmungen, Gefühlsstörungen oder Sprachstörungen können wie ein Schlag auftreten und das Leben von einem Moment auf den anderen verändern. In acht von zehn Fällen wird ein Schlaganfall durch ein Gerinnsel verursacht, das ein Blutgefäß im Gehirn verstopft. In den übrigen Fällen ist ein plötzlicher Riss eines Blutgefäßes die Ursache. Beide Ursachen führen zu einer gestörten Blutversorgung der Gehirngebiete hinter bzw. um die Unfallstelle herum.
Schlaganfall erkennen: Symptome und Warnzeichen
Oftmals verursacht ein Schlaganfall keine Schmerzen, weshalb insbesondere leichtere Schlaganfälle unerkannt bleiben. Es ist wichtig, auf plötzliche Symptome zu achten und diese ernst zu nehmen:
- Lähmung einer Körperseite, eines Arms oder Beins oder einer Gesichtshälfte
- Kribbeln oder Taubheitsgefühl in den Gliedern
- Sprach- bzw. Sprechstörungen
- Sehstörungen (Doppelbilder, Einschränkung des Gesichtsfeldes)
- Drehschwindel, Gangunsicherheit, Gleichgewichtsstörungen, plötzliche Stürze
- Plötzlich auftretende, extrem starke Kopfschmerzen
- Vorübergehende Bewusstseinsstörungen oder Desorientierung
In bis zu 40 % der Fälle treten vor einem Schlaganfall Warnzeichen auf, die als transitorisch ischämische Attacke (TIA) bezeichnet werden. Diese Symptome, die plötzlich beginnen und einige Minuten oder Stunden andauern können, sollten ernst genommen und unverzüglich in einem Krankenhaus abgeklärt werden.
Diagnostik: Ursachen und Lokalisation des Schlaganfalls
Um die richtigen therapeutischen Maßnahmen einzuleiten, müssen zunächst die Ursache und die genaue Lokalisation des Schlaganfalls im Gehirn geklärt werden. Dazu dienen verschiedene Untersuchungen:
- Neurologische Untersuchungen: Klären, welche Bereiche des Gehirns nicht mehr oder nur eingeschränkt funktionieren.
- CT (Computertomographie): Liefert spezielle Röntgenbilder des Gehirns, der Knochen und der Blutgefäße.
- MRT (Magnetresonanztomographie): Kann das Gehirngewebe noch genauer darstellen und erfasst selbst kleinste Veränderungen und Unregelmäßigkeiten im Gehirn.
- Doppler-/Duplex-Sonographie: Stellt die Durchblutung der hirnversorgenden Gefäße dar.
- Herzuntersuchungen (EKG, Langzeit-EKG, TEE): Dienen dem Feststellen möglicher Ursachen für einen Schlaganfall.
- Blutuntersuchungen: Geben Hinweise auf den Gerinnungsstatus und mögliche Fettstoffwechselstörungen.
Akutbehandlung: "Time is Brain"
Bei einem akuten Schlaganfall zählt jede Minute, da nicht versorgtes Hirngewebe innerhalb kürzester Zeit abstirbt. Das Ziel der Akutbehandlung ist es, die Schäden im Gehirn so gering wie möglich zu halten. In speziellen Schlaganfall-Einrichtungen ("Stroke Units") werden Patienten multidisziplinär behandelt.
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- Thrombolyse (Lyse-Therapie): Medikamente lösen das Blutgerinnsel auf (bis zu 4,5 Stunden nach Symptombeginn).
- Thrombektomie: Mechanische Entfernung des Blutgerinnsels mit einem Katheter (in bestimmten Fällen bis zu 24 Stunden nach Symptombeginn).
- Operation: Bei Hirnblutungen kann eine Operation notwendig sein, um den Druck im Gehirn zu entlasten.
Rehabilitation: Wiedererlangung von Fähigkeiten und Alltagskompetenz
Die Rehabilitation spielt eine entscheidende Rolle, damit Betroffene ihren Alltag möglichst selbstständig gestalten können. Unabhängig von der Art des Schlaganfalls ist eine frühzeitige Einleitung der geeigneten Rehabilitationsbehandlung entscheidend, da dies die Erfolgsaussichten der Therapie verbessert.
Ziele der Rehabilitation
- Wiederherstellung verlorengegangener Funktionen
- Erlernen von Kompensationsstrategien
- Unterstützung bei der Umstellung des Lebensstils
- Vermeidung eines wiederholten Schlaganfalls
- Minderung von Pflegebedürftigkeit
- Erhaltung der Erwerbsfähigkeit
Phasen der Rehabilitation
Die Rehabilitation nach einem Schlaganfall ist ein kontinuierlicher Prozess, der in verschiedenen Phasen stattfindet:
- Akutrehabilitation: Beginnt bereits im Krankenhaus und zielt auf die Stabilisierung des Patienten und die Minimierung von Folgeschäden ab.
- Frührehabilitation: Konzentriert sich auf die Wiederherstellung grundlegender Funktionen wie Atmung, Schlucken und Bewegung.
- Stationäre Rehabilitation: Findet in einer spezialisierten Rehaklinik statt und dient der intensiven Wiederherstellung von Fähigkeiten und der Anpassung an den Alltag.
- Teilstationäre Rehabilitation: Ermöglicht dieFortsetzung der Rehabilitation in einer Tagesklinik, während der Patient weiterhin zu Hause wohnt.
- Ambulante Rehabilitation: Umfasst Therapien und Behandlungen, die der Patient selbstständig in Anspruch nimmt, um die erreichten Fortschritte zu festigen und weiter auszubauen.
Therapiemöglichkeiten
Die Rehabilitationsbehandlung wird individuell auf den Patienten abgestimmt und kann folgende Therapieangebote umfassen:
- Ergotherapie: Verbesserung derHandlungsfähigkeit im Alltag.
- Physiotherapie (Krankengymnastik): Wiederherstellung derBeweglichkeit und Koordination.
- Logopädie: Behandlung vonSprach-, Sprech- und Schluckstörungen.
- Neuropsychologie: Training vonKonzentration, Gedächtnis und Aufmerksamkeit.
- Ernährungsberatung: Unterstützung bei derUmstellung auf eine gesunde Ernährung.
- Psychosoziale Hilfen: Unterstützung bei der Krankheitsverarbeitung und zur Förderung der sozialen Kompetenz.
Dauer der Rehabilitation
Die Dauer der Schlaganfall-Reha variiert je nach Schwere des Schlaganfalls und den individuellen Bedürfnissen des Patienten. In den meisten Fällen dauert die stationäre Rehabilitation 4 bis 6 Wochen. Bei besonders schweren Schlaganfällen kann auch eine mehrjährige Reha notwendig sein.
Nachsorge: Langfristige Betreuung und Unterstützung
Auch nach Abschluss der Rehabilitation ist eine langfristige Betreuung und Unterstützung wichtig, um die erreichten Fortschritte zu erhalten und die Lebensqualität zu verbessern.
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- Hausarzt: Übernimmt in der Regel die weitere Versorgung und koordiniert die verschiedenen Behandlungen.
- Fachärzte (Neurologen, Kardiologen): Werden bei Bedarf hinzugezogen, um die Ursache des Schlaganfalls weiter abzuklären oder neurologische Defizite zu behandeln.
- Therapeuten (Ergotherapeuten, Physiotherapeuten, Logopäden): Setzen die Therapien ambulant fort.
- Selbsthilfegruppen: Bieten Austausch und Unterstützung für Betroffene und Angehörige.
- Schlaganfall-Lotsen: Beraten und begleiten Betroffene und ihre Angehörigen im ersten Jahr nach dem Schlaganfall.
Leben nach dem Schlaganfall: Herausforderungen und Perspektiven
Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen stark verändert. Es ist wichtig, sich realistische Ziele zu setzen, motiviert zu bleiben und die Unterstützung von Fachleuten und Selbsthilfegruppen in Anspruch zu nehmen.
Mögliche Folgen und Funktionsstörungen
- Lähmungen (Paresen)
- Störungen des Muskeltonus (Spastik)
- Sprach-/Sprechstörungen
- Schluckstörungen
- Störungen der Stimmung und des Antriebs
- Störungen der Konzentration und des Gedächtnisses
- Einschränkung der Alltagskompetenz
Umgang mit Einschränkungen
Auch wenn Einschränkungen bestehen bleiben, ist es möglich, ein erfülltes Leben zu führen. Durch den Einsatz von Hilfsmitteln, das Erlernen von Kompensationsstrategien und die Unterstützung durch Angehörige und Fachleute können Betroffene ihre Selbstständigkeit und Lebensqualität verbessern.
Vorbeugung eines weiteren Schlaganfalls
Ein gesunder Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung, einer ausgewogenen Ernährung, Normalgewicht und dem Verzicht auf Rauchen kann das Risiko für einen weiteren Schlaganfall deutlich senken. Auch die konsequente Einnahme von Medikamenten zur Blutdrucksenkung, Cholesterinsenkung und Blutverdünnung ist wichtig.
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