Die Entfernung von Weisheitszähnen ist einer der häufigsten zahnchirurgischen Eingriffe. Obwohl der Eingriff routinemäßig durchgeführt wird, können Komplikationen auftreten. Eine davon ist ein Taubheitsgefühl, das nach der Operation auftreten kann. Dieser Artikel befasst sich mit den Ursachen, der Dauer und den Behandlungsmöglichkeiten von Taubheitsgefühlen nach einer Zahn-OP, insbesondere nach der Entfernung von Weisheitszähnen und dem Einsetzen von Zahnimplantaten.
Ursachen von Taubheitsgefühlen nach einer Zahn-OP
Ein Taubheitsgefühl nach einer Zahn-OP kann verschiedene Ursachen haben:
- Lokale Betäubung: Vor dem Eingriff wird in der Regel ein Lokalanästhetikum injiziert, um Schmerzen während der Operation zu verhindern. Dieses Betäubungsmittel blockiert die Nervenenden und führt zu einem vorübergehenden Taubheitsgefühl, das normalerweise nach 3 bis 6 Stunden abklingt.
- Nervenreizung oder -verletzung: Während der Operation, insbesondere bei der Entfernung von Weisheitszähnen im Unterkiefer oder beim Einsetzen von Zahnimplantaten, können Nerven in der Nähe der Zähne gereizt oder verletzt werden. Dies kann zu vorübergehenden oder dauerhaften Taubheitsgefühlen führen.
- Druckschwellung oder Hämatom: Nach der Operation kann es zu Schwellungen und Blutergüssen (Hämatomen) kommen, die Druck auf die umliegenden Nerven ausüben und Taubheitsgefühle verursachen können.
- Entzündung: In seltenen Fällen kann es nach der Operation zu einer Entzündung kommen, die ebenfalls auf die Nerven drücken und Taubheitsgefühle verursachen kann.
- Falsche Implantatlänge: Beim Einsetzen von Zahnimplantaten kann eine falsch gewählte Länge des Implantats zu einer Verletzung des Trigeminusnervs führen.
- Minderwertige Schmerzlinderung: Ein schlechtes Lokalanästhetikum, eine falsche Dosierung oder eine Beschädigung von Nervengewebe bei der Injektion können ebenfalls Taubheitsgefühle verursachen.
Dauer des Taubheitsgefühls
Die Dauer des Taubheitsgefühls hängt von der Ursache und dem Ausmaß der Nervenbeeinträchtigung ab:
- Nachwirkungen der lokalen Betäubung: Das Taubheitsgefühl durch die Lokalanästhesie klingt normalerweise innerhalb von 3 bis 6 Stunden ab.
- Nervenreizung oder Druckschwellung: Bei einer Nervenreizung oder einer Druckschwellung kann das Taubheitsgefühl mehrere Tage bis zu zwei Wochen andauern.
- Nervenverletzung: Bei einer leichten Nervenverletzung (Neuropraxie) kann die Empfindlichkeit innerhalb von 4 bis 8 Wochen zurückkehren. Bei einer mittelschweren Verletzung (Axonotmesis) kann es 8 bis 16 Wochen dauern, bis die Empfindlichkeit wiederkehrt, wobei sie möglicherweise etwas geringer ist als vor der Verletzung. In seltenen Fällen kann es bei einer schweren Nervenverletzung (Neurotmesis) zu dauerhaften Taubheitsgefühlen kommen.
Symptome und Beschwerden
Neben dem Taubheitsgefühl selbst können weitere Symptome und Beschwerden auftreten:
- Kribbeln
- Eingeschränkte Mundöffnung
- Schmerzen
- Schwellung
- Schluckbeschwerden
- Veränderung des Geschmackssinns
- Sprachschwierigkeiten
Was tun bei Taubheitsgefühlen?
Wenn nach einer Zahn-OP ein Taubheitsgefühl auftritt, gibt es verschiedene Maßnahmen, die ergriffen werden können:
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- Abwarten und beobachten: In vielen Fällen ist das Taubheitsgefühl vorübergehend und klingt von selbst wieder ab. Es ist wichtig, den Bereich zu beobachten und auf Veränderungen zu achten.
- Kühlen: Das Kühlen der betroffenen Stelle kann helfen, Schwellungen zu reduzieren und die Durchblutung zu fördern. Geeignet sind Kühlkissen oder in einen Plastikbeutel gefüllte zerstoßene Eiswürfel. Bitte legen Sie zwischen Kühlkissen und Wange ein feuchtes Tuch. Das Kühlen kann auch mit einem feuchten Tuch erfolgen. Wechseln Sie das Tuch 3-4 mal pro Stunde aus.
- Schmerzmittel: Bei Bedarf können Schmerzmittel eingenommen werden, um Schmerzen zu lindern. Allerdings sollte man kein Aspirin (ASS) einnehmen, da es die Blutgerinnung beeinträchtigen kann.
- Zahnarzt konsultieren: Wenn das Taubheitsgefühl länger als ein paar Tage anhält oder sich verschlimmert, sollte ein Zahnarzt oder Kieferchirurg konsultiert werden. Er kann die Ursache des Taubheitsgefühls feststellen und eine geeignete Behandlung einleiten.
- Physiotherapie: In einigen Fällen kann Physiotherapie helfen, die Nervenfunktion wiederherzustellen. Zu den möglichen Behandlungen gehören Akupunktur, gezielte Massage, Elektrophorese und Ultraschalltherapie.
- Medikamentöse Behandlung: Je nach Ursache des Taubheitsgefühls können Medikamente wie Antibiotika oder entzündungshemmende Mittel verschrieben werden.
- Chirurgische Maßnahmen: In seltenen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um den Nerv zu entlasten oder zu reparieren. Beispielsweise, wenn eine falsche Implantatlänge die Ursache ist, kann es erforderlich sein, das Implantat zu entfernen oder neu zu positionieren.
Vorbeugung von Taubheitsgefühlen
Es gibt verschiedene Maßnahmen, die ergriffen werden können, um das Risiko von Taubheitsgefühlen nach einer Zahn-OP zu minimieren:
- Sorgfältige Planung des Eingriffs: Eine sorgfältige Planung des Eingriffs, einschließlich der Auswahl der richtigen Implantatlänge und -position, kann helfen, Nervenverletzungen zu vermeiden. Um die Sicherheit des chirurgischen Eingriffs zu gewährleisten, verwenden Ärzte manchmal kurze Implantate und Stopper, um die Integration des Titanstifts in das Knochengewebe zu kontrollieren.
- Erfahrene Chirurgen: Die Wahl eines erfahrenen Zahnarztes oder Kieferchirurgen kann das Risiko von Komplikationen, einschließlich Nervenverletzungen, verringern. Durch den Einsatz von Laser und der Piezochirurgie kann der Oralchirurg den Eingriff für den Patienten deutlich schonender und angenehmer gestalten als mit den klassischen Skalpellen, Bohrern und chirurgischen Fräsen. Die Piezochirurgie arbeitet mit Ultraschall und wird häufig zum Schneiden oder Abtragen von Knochen eingesetzt. Der piezochirurgische Eingriff wirkt ausschließlich auf den Knochen ein, ohne dabei das umgebende Weichgewebe zu verletzen.
- Moderne Operationstechniken: Moderne Operationstechniken wie die Piezochirurgie können helfen, Nervenverletzungen zu vermeiden.
- Sorgfältige Nachsorge: Eine sorgfältige Nachsorge, einschließlich der Einhaltung der Anweisungen des Zahnarztes oder Kieferchirurgen, kann helfen, Komplikationen zu vermeiden und die Heilung zu fördern.
- Vermeidung von Risikofaktoren: Das Vermeiden von Risikofaktoren wie Rauchen und Alkoholkonsum kann die Heilung fördern und das Risiko von Komplikationen verringern.
Die Rolle der Weisheitszähne
Weisheitszähne sind die letzten Zähne, die im Erwachsenenalter durchbrechen. Da sich die menschlichen Kiefer im Laufe der Evolution verkleinert haben, ist oft nicht genügend Platz für diese Zähne vorhanden. Dies kann dazu führen, dass Weisheitszähne verlagert liegen bleiben oder durch Einkeilung am vollständigen Durchbruch gehindert werden. In etwa 78 % der Fälle müssen die unteren Weisheitszähne entfernt werden. Die häufigsten Gründe dafür sind Entzündungen oder eitrige Entzündungen des Zahnsäckchens.
Die Entfernung von Weisheitszähnen erfolgt in der Regel ambulant unter örtlicher Betäubung. Dabei wird ein Schleimhautschnitt gelegt, der Knochen abgetragen und der Zahn mit einer Zange oder einem Hebel herausgelöst. Manchmal muss der Zahn geteilt werden, um den Knochen, die Nachbarzähne oder die Nerven zu schonen.
Der beste Zeitpunkt für die Entfernung von Weisheitszähnen ist in der Regel vor dem 25. Lebensjahr, da der Knochen in diesem Alter noch elastischer ist und der Zahn noch nicht so fest mit dem Knochen verbunden ist.
Weisheitszahn-OP und Taubheitsgefühl
Die Entfernung unterer Weisheitszähne kann in seltenen Fällen zu Verletzungen von Nerven führen, die für die Empfindung in der Lippen-Kinn-Region oder der Zungenspitze verantwortlich sind. Dies kann zu vorübergehenden oder dauerhaften Taubheitsgefühlen führen. Das Risiko einer Nervenverletzung hängt von der Lage der Weisheitszähne im Kiefer ab. Die Beschwerden können auch mit einem kurzen Eingriff, Antibiotika und/oder einem antiseptischen Mundwasser beseitigt werden. Wichtig ist eine eingehende Diagnostik, um festzustellen, was mit Ihrem Weisheitszahn los ist. Weil die Lage der Weisheitszähne im Kiefer stark variieren kann, ist sie oft entscheidend dafür, ob es zu Beschwerden kommt und ob die Zähne überhaupt entfernt werden müssen. Nein, gibt es keine Indikationen, die für eine schnellstmögliche Entfernung sprechen, können Weisheitszähne auch in mehreren Etappen entfernt werden. Dieses Vorgehen verringert die Einschränkungen, die Patienten nach einer Weisheitszahn OP beim Essen und Trinken hinnehmen müssen.
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Zahnimplantate und Taubheitsgefühl
Auch nach dem Einsetzen von Zahnimplantaten kann es zu Taubheitsgefühlen kommen. Dies kann verschiedene Ursachen haben:
- Lokale Betäubung: Wie bei anderen zahnärztlichen Eingriffen wird auch beim Einsetzen von Zahnimplantaten ein Lokalanästhetikum verwendet, das zu vorübergehenden Taubheitsgefühlen führen kann.
- Nervenverletzung: Während des Einsetzens des Implantats oder beim Bohren des Lochs für den Stift kann der Trigeminusnerv verletzt werden, was zu Taubheitsgefühlen im Unterkiefer führen kann.
- Falsche Implantatlänge: Eine falsch gewählte Länge des Implantats kann ebenfalls zu einer Verletzung des Trigeminusnervs führen.
Tipps zur Nachsorge nach einer Zahn-OP
Nach einer Zahn-OP ist eine sorgfältige Nachsorge wichtig, um Komplikationen zu vermeiden und die Heilung zu fördern:
- Kühlen: Kühlen Sie die betroffene Stelle regelmäßig, um Schwellungen zu reduzieren.
- Schonen: Vermeiden Sie körperliche Anstrengungen und schonen Sie sich.
- Weiche Kost: Essen Sie in den ersten Tagen nach der Operation weiche Kost, um die Wunde nicht zu belasten.
- Mundhygiene: Betreiben Sie eine sorgfältige Mundhygiene, aber vermeiden Sie in den ersten 24 Stunden das Spülen des Mundraums. Nach 24 Stunden können Sie den Mund vorsichtig mit einer Mundspüllösung oder Salbeitee spülen.
- Nicht rauchen: Verzichten Sie auf das Rauchen, da dies die Heilung beeinträchtigen kann.
- Regelmäßige Kontrollen: Nehmen Sie die vereinbarten Kontrolltermine beim Zahnarzt wahr.
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