Wenn das Herz plötzlich stehen bleibt und der Kreislauf herunterfährt, wird die betroffene Person innerhalb weniger Sekunden bewusstlos. Das Gehirn ist die Steuerzentrale unseres Körpers und benötigt für seine Arbeit viel Energie und eine ständige Sauerstoffversorgung. Wird die Blutzufuhr im Gehirn unterbrochen, verliert ein Mensch das Bewusstsein. Die elektrische Gehirnaktivität erlischt bereits nach 20 Sekunden ohne Sauerstoff.
Erkennen eines Herz-Kreislauf-Stillstands
Nicht jede bewusstlose Person erleidet einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Daher sollten Ersthelfende vorher prüfen, ob die Person auf Rütteln oder Rufen reagiert und normal atmet. Bei regelmäßiger Atmung schlägt das Herz noch. Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand setzt die Atmung aus. Achtung: Nach einem Herzstillstand kann es zu unregelmäßigen Atemzügen, der sogenannten Schnappatmung, kommen. Im Gegenteil: Durch den Sauerstoffmangel im Gehirn spielen die Nervenzellen verrückt und senden falsche Signale.
Erste Hilfe bei Herz-Kreislauf-Stillstand
Bei Menschen mit Herz-Kreislauf-Stillstand dagegen setzt die Atmung aus. Ersthelfende sollten mit einer Frequenz von 100 Mal pro Minute etwa fünf Zentimeter tief auf den Brustkorb des Betroffenen drücken. Die Herzdruckmassage ist wichtiger als die Atemspende. Wer sich mit der Mund-zu-Mund-Beatmung unsicher fühlt oder davor ekelt, sollte nur die Herzdruckmassage durchführen. Sie reicht in der Regel aus, um das Gehirn mit Sauerstoff zu versorgen, bis der Rettungsdienst kommt. Mehr als 60.000 Menschen erleiden in Deutschland jährlich einen Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb eines Krankenhauses.
Die Laienreanimation
In Deutschland ist die Quote der sogenannten Laienreanimation im Lauf der letzten Jahre zwar stetig angestiegen, liegt aber mit 40 % immer noch sehr niedrig. Würden mehr Menschen im Notfall sofort mit einer Herzdruckmassage beginnen, könnten jährlich etwa 10.000 Leben gerettet werden.
Schritte der Ersten Hilfe
- Prüfen: Sprechen Sie die Person an und prüfen Sie, ob sie reagiert. Wenn eine Person nicht reagiert, also bewusstlos ist, aber atmet, muss sie in die stabile Seitenlage gebracht werden. Sollte eine Person bewusstlos sein und nicht mehr atmen, muss sofort mit der Herzdruckmassage begonnen werden. Die Atmung lässt sich überprüfen, indem man den Brustkorb beobachtet und den Atem hört und fühlt.
- Rufen: Rufen Sie den Rettungsdienst unter 112. Bitten Sie nach Möglichkeit auch umstehende Personen um Hilfe.
- Drücken: Für die Herzdruckmassage muss die Person auf dem Rücken liegen. Drücken Sie fest (etwa 5 cm tief) im unteren Drittel des Brustkorbs bzw. zwischen den Brustwarzen. Nach jeder Kompression muss der Brustkorb vollständig entlastet werden, das heißt, man drückt und entlastet im Wechsel in einer Frequenz von 100-120 Mal pro Minute. Um die Herzdruckmassage im richtigen Takt auszuüben, gibt es Musik, an der man sich orientieren kann, zum Beispiel „Staying Alive“ von den Bee Gees.
Sauerstoffmangel und seine Folgen für das Gehirn
Schon nach etwa 3-5 Minuten ohne ausreichende Sauerstoffversorgung wird das Gehirn irreversibel geschädigt. Nach 2-3 Minuten werden die ersten Zellen geschädigt, zuerst in der Hirnrinde, dann im Stammhirn, das Blutkreislauf und Atmung regelt. Nach 5 Minuten ist das Gehirn irreparabel geschädigt, so dass ein Mensch nur noch im Wachkoma weiterleben kann. Nach 10 Minuten ohne Sauerstoffzufuhr ist ein Mensch klinisch tot.
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Ursachen für die Unterbrechung der Blutzufuhr im Gehirn
Zu den Ursachen, die die Blutzufuhr im Gehirn unterbrechen können, zählen:
- Hirnblutungen
- Herz-Kreislauf-Versagen
- Schädel-/Hirnverletzungen
- Hirninfarkte
Die unzureichend versorgten Gehirnzellen werden schon nach kurzer Zeit geschädigt und sterben nach etwa zehn Minuten schließlich ab. Das bedeutet, dass sie ihre Funktion unwiderruflich verlieren.
Folgen des Hirntods
Ein Hirntod wird auch als endgültiger und unumkehrbarer Ausfall der gesamten Hirnfunktionen bezeichnet. Das ist aus medizinischer und rechtlicher Sicht mit dem Tod eines Menschen gleichzusetzen, denn sowohl lebenswichtige Körperfunktionen als auch das menschliche Bewusstsein sind betroffen:
- Körperfunktionen: Das Gehirn steuert alle wichtigen Prozesse im Körper, etwa die Atmung, die Regulierung der Körpertemperatur oder den Blutdruck. Wenn ein Mensch hirntot ist, fällt auch die Herz-Kreislauf-Funktion aus - sie kann dann nur noch künstlich aufrechterhalten werden.
- Bewusstsein: Ein hirntoter Mensch hat kein Bewusstsein mehr. Das bedeutet, er oder sie empfindet keine Gefühle mehr, kann nicht denken, lernen oder interagieren. Auch das Schmerzempfinden ist nicht mehr vorhanden.
Um festzustellen, ob tatsächlich der Hirntod eingetreten ist und nicht doch andere Ursachen hinter dem Gesundheitszustand stecken, führen Ärzte und Ärztinnen bestimmte Untersuchungen durch (Hirntoddiagnostik).
Organspende nach Hirntod
Hat der oder die Verstorbene in einem Organspendeausweis oder dem Organspende-Register dokumentiert, ob die Organe im Todesfall gespendet werden sollen, so ist diese Entscheidung bindend. Andernfalls werden die Angehörigen befragt. Wenn eine Zustimmung zur Organ- oder Gewebespende vorliegt, setzen die Ärzte und Ärztinnen die intensivmedizinischen Maßnahmen bis zur Entnahmeoperation fort. Ist eine Organspende nicht gewünscht, wird das Beatmungsgerät abgeschaltet und auf den Hirntod folgt der Herz-Kreislauf-Stillstand. Für Angehörige ist der Hirntod oft schwer zu akzeptieren. Bis die Entscheidung für oder gegen eine Organspende getroffen wurde, halten Ärzte und Ärztinnen den Kreislauf der verstorbenen Person mit künstlicher Beatmung und anderen Maßnahmen aufrecht. Denn ein hirntoter Mensch sieht nicht tot aus: Die Haut ist rosig und die Brust hebt und senkt sich.
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Hypothermie als lebensrettende Maßnahme
Setzt ein Herz aus, ist die Zeit knapp. Mit jeder Sekunde Sauerstoffmangel drohen dem Gehirn mehr Schäden. Mit schlichter Kühlung lässt sich der Verfall entscheidend verzögern. Der Tod ist kein einzelner Moment, sondern ein Prozess - und eine gewisse Zeit lang umkehrbar. Hypothermie verbessert Überlebenschancen.
Therapeutische Hypothermie
Menschen mit Herz-Kreislauf-Versagen werden schon während oder direkt nach der Wiederbelebung gekühlt - mit speziellen Pads, Infusionen oder auch Eisbeuteln. Meist werde die Körpertemperatur für zwölf bis 24 Stunden auf 32 bis 34 Grad gesenkt. Etwa jeder sechste Patient, der nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand so behandelt wird, verdanke dem Kältemanagement ein gutes Weiterleben ohne größere neurologische Beeinträchtigungen.
Wie Hypothermie wirkt
Mit der Kühlung des Körpers wird die Reaktion des Körpers auf das Wiederhochfahren nach zeitweisem Stillstand verlangsamt. Alle Reaktionen des Körpers auf den zeitweisen Sauerstoffmangel gehen letztlich auf Enzyme zurück. Ihre Aktivität verringert sich mit fallender Temperatur - genau darauf basiert die therapeutische Hypothermie.
Fallbeispiel
Ein junger Mann sackt beim Baden im Rhein plötzlich in sich zusammen und sinkt auf den Grund des Flusses. Erst nach 20 Minuten wird er an die Wasseroberfläche geholt und nach weiteren zehn Minuten Reanimation beginnt sein Herz wieder zu schlagen. Entgegen aller Wahrscheinlichkeit überlebt er nicht nur, sondern hat nur minimale Folgeschäden. Intensivmediziner des Universitätsklinikums Freiburg waren daran wesentlich beteiligt. Das große Glück des Patienten war vermutlich, dass das Wasser in der Tiefe 19 Grad Celsius kalt war und seine Körpertemperatur auf 32 Grad abgekühlt hat.
ECMO-Therapie
Lässt sich der Patient nicht über die Lunge beatmen, haben die Freiburger Ärzte noch eine letzte Option: Extrakorporale Membranoxygenierung, kurz ECMO. Bei dem Verfahren wird das Blut außerhalb des Körpers mit Sauerstoff angereichert, ihm Kohlendioxid entzogen und dann wieder ins Herz eingeleitet.
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Weitere Faktoren, die das Überleben beeinflussen
Neben der Sauerstoffversorgung spielen auch andere Faktoren eine Rolle für das Überlebensvermögen des Gehirns und des Körpers insgesamt.
Unterkühlung
Kaltes Wasser entzieht Körperwärme. In einem 4°C kalten See kann ein Mensch höchstens 30 Minuten überleben. Sinkt die Körpertemperatur unter 30 bis 32°C, hört das Muskelzittern wieder auf und die Energiereserven sind verbraucht. Bei einer Kerntemperatur von 29,5 °C verlieren die meisten Menschen das Bewusstsein. Aber auch eine zu schnelle Erwärmung kann gefährlich sein: Die Blutgefäße in der Haut und den Extremitäten weiten sich und der Blutdruck sinkt rapide ab - ein Kreislaufkollaps droht.
Überhitzung
Die maximale Körpertemperatur, die ein Mensch überleben kann, liegt bei 42,3 °C. Wie lange man bei Hitze überleben kann, hängt vor allem von der Luftfeuchtigkeit ab: je niedriger diese ist, umso länger hält man durch. Beim Hitzschlag steigt die Körpertemperatur auf über 40 °C an.
Höhe
Ab einer Schwellenhöhe von 2500 Metern kann es unangenehm werden: die Höhenkrankheit meldet sich mit Kopfschmerz, Schwindel und Übelkeit. Das Bewusstsein trübt bei den meisten untrainierten Menschen ab einer Höhe von 4500 Metern ein. Steigt man zu schnell zu hoch auf, kann dies zum Lungenödem und zum Tod führen.
Tauchen
Der Mensch wird spätestens nach 2 Minuten ohnmächtig, wenn er ohne Taucherausrüstung tiefer als 18 Meter taucht. Je tiefer man taucht, umso stärker werden Luft und damit Volumen der Lunge komprimiert.
Blutverlust
Ein Mensch kann den Verlust von 30% seines Blutvolumens kompensieren. Ab 40% Blutverlust muss sofort eine Transfusion erfolgen. Wenn nicht mehr ausreichend Blut nachgebildet werden kann, kommt es zu einer Unterversorgung der Organe mit Sauerstoff. Die Menge des kompensierten Blutverlustes hängt auch davon ab, wie schnell das Blut verloren wird.
Flüssigkeitsmangel
Jede Zelle des menschlichen Körpers benötigt Wasser zum Überleben. Ist ein Mensch nicht in der Lage, ein Viertel des täglich verlorenen Wassers zu ersetzen, überlebt er im Schnitt eine Woche. Wie lange man tatsächlich ohne Flüssigkeitsaufnahme überlebt, hängt aber von vielen Faktoren ab: Umgebungstemperatur, Luftfeuchtigkeit, körperliche Aktivität, Alter oder Gesundheitszustand spielen eine Rolle. Ein gesunder junger Mensch kann ohne Wasser ca. 3-4 Tage durchhalten, im Extremfall sogar bis zu 12.
Nahrungsaufnahme
Je nach körperlicher Konstitution und Energieumsatz überlebt ein Mensch ohne Nahrungsaufnahme 1-2 Monate. Werden keine Kalorien zugeführt, ernährt sich der Körper von der eigenen Substanz.