Eine Hirnoperation ist ein komplexer Eingriff, der höchste Präzision erfordert. Die Operationsdauer variiert je nach Art, Größe und Lage des Tumors sowie der angewandten Operationstechnik. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte einer Hirnoperation, von den Vorbereitungen über den Ablauf bis hin zur Rehabilitation.
Wann ist eine Hirnoperation notwendig?
Eine Hirnoperation wird in der Regel dann notwendig, wenn ein Tumor im Gehirn oder in den Hirnhäuten entdeckt wird. Diese Tumoren können gutartig (benigne) oder bösartig (maligne) sein. Die Entscheidung für eine Operation hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Art des Tumors: Bösartige Tumoren wie Gliome und Astrozytome oder Metastasen anderer Organe im Gehirn machen häufig eine Operation erforderlich.
- Größe und Lage des Tumors: Auch gutartige Tumoren wie Meningeome können operativ entfernt werden müssen, wenn sie durch ihre Ausdehnung wichtige Hirnfunktionen beeinträchtigen. Tumoren der Schädelbasis sind oft gutartig, aber aufgrund ihrer Nähe zu Hirnnerven und -gefäßen oder dem Hirnstamm schwierig zu entfernen.
- Symptome: Hirntumoren können eine Vielzahl von Symptomen verursachen, darunter Kopfschmerzen, epileptische Anfälle, Verhaltensänderungen, Hirnleistungsstörungen oder Sehstörungen. Wenn diese Symptome durch den Tumor verursacht werden und die Lebensqualität des Patienten beeinträchtigen, kann eine Operation in Betracht gezogen werden.
Alternative Behandlungsmethoden: OP oder Bestrahlung?
Neben der Operation gibt es auch andere Behandlungsmethoden für Hirntumoren, wie z.B. die Strahlentherapie und die Chemotherapie. Die Wahl der geeigneten Therapie hängt von der Art des Tumors, seiner Lage und Größe sowie dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten ab.
- Strahlentherapie: Die Strahlentherapie wird häufig zusätzlich zur Operation eingesetzt, um verbleibende Tumorzellen abzutöten oder das Wachstum des Tumors zu verlangsamen. In einigen Fällen kann die Strahlentherapie auch als alleinige Behandlungsmethode eingesetzt werden, wenn der Tumor chirurgisch nicht erreichbar ist oder der Patient nicht für eine Operation geeignet ist.
- Chemotherapie: Die Chemotherapie wird in der Regel bei bösartigen Hirntumoren eingesetzt, um das Wachstum der Tumorzellen zu stoppen oder sie abzutöten. Die Chemotherapie kann entweder oral oder intravenös verabreicht werden.
- Stereotaktische Bestrahlung: Durch die Möglichkeit der stereotaktischen Bestrahlung können heute auch viele Hirntumore erfolgreich bestrahlt werden, ohne dass eine Operation notwendig ist.
Vorbereitung auf die Operation
Vor der Hirnoperation finden verschiedene Untersuchungen statt, um die genaue Lage und Größe des Tumors zu bestimmen und die Operationsplanung zu optimieren. Dazu gehören in der Regel:
- MRT (Magnetresonanztomographie) und CT (Computertomographie): Diese bildgebenden Verfahren liefern detaillierte Bilder des Gehirns und ermöglichen es dem Chirurgen, den Tumor genau zu lokalisieren.
- Angiographie: Eine Angiographie ist eine Röntgenuntersuchung, bei der die Blutgefäße im Gehirn dargestellt werden. Dies ist wichtig, um die Beziehung des Tumors zu den Blutgefäßen zu beurteilen und das Risiko von Blutungen während der Operation zu minimieren.
- Neurologische Untersuchung: Eine neurologische Untersuchung dient dazu, die Hirnfunktionen des Patienten zu beurteilen und mögliche Ausfälle vor der Operation zu dokumentieren.
- Gespräch mit dem Neurochirurgen: In einem ausführlichen Gespräch erläutert der Neurochirurg dem Patienten und seinen Angehörigen den Ablauf der Operation, die möglichen Risiken und Komplikationen sowie die zu erwartenden Ergebnisse.
Ablauf einer Hirnoperation
Eine Hirnoperation wird in der Regel unter Vollnarkose durchgeführt. In bestimmten Fällen, insbesondere wenn der Tumor in der Nähe wichtiger Hirnregionen liegt, kann jedoch auch eine Operation im Wachzustand (Wach-OP) durchgeführt werden.
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Operation in Vollnarkose
Bei einer Operation in Vollnarkose wird der Patient während des gesamten Eingriffs in einen künstlichen Schlaf versetzt. Der Neurochirurg öffnet den Schädelknochen, um Zugang zum Gehirn zu erhalten. Anschließend entfernt er den Tumor so vollständig wie möglich, wobei er darauf achtet, die umliegenden Hirnstrukturen nicht zu beschädigen. Nach der Entfernung des Tumors wird der Schädelknochen wieder verschlossen und die Haut vernäht.
Wach-OP
Eine Wach-OP wird durchgeführt, um das Risiko von Schäden an wichtigen Hirnfunktionen wie Sprache und Motorik zu minimieren. Bei diesem Verfahren wird der Patient während eines Teils der Operation aus der Narkose aufgeweckt. Der Neurochirurg kann dann den Patienten auffordern, bestimmte Aufgaben auszuführen, wie z.B. Sprechen, Lesen oder Bewegen von Armen und Beinen. So kann er feststellen, welche Hirnregionen für diese Funktionen verantwortlich sind und diese während der Tumorentfernung schonen.
Ein Beispiel für eine solche Wach-OP ist der Fall von Anja Werner, bei der im Dezember 2022 ein Hirntumor festgestellt wurde, der das Sprachzentrum und das Bewegungszentrum betraf. Weniger als zwei Monate Überlebenszeit lautete die Prognose. In dieser Situation schlug Prof. Dr. Erdem Güresir, Direktor der Klinik für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Leipzig (UKL), eine Wachoperation vor. Dabei erfolgte der hirnchirurgische Eingriff bei vollem Bewusstsein der Patientin. Mitte Februar 2023 konnte sie frei davon erzählen - und war voller Lebensmut.
Techniken zur Unterstützung der Präzision
Um die Präzision während der Hirnoperation zu erhöhen, werden verschiedene Techniken eingesetzt:
- Neuronavigation: Die Neuronavigation ist ein bildgestütztes Verfahren, bei dem vor der Operation erstellte MRT- oder CT-Bilder des Gehirns verwendet werden, um den Chirurgen während der Operation zu navigieren. Dies ermöglicht es, den Tumor genau zu lokalisieren und den besten Zugangsweg zu wählen.
- Fluoreszenzgestützte Resektion: Bei der fluoreszenzgestützten Resektion erhält der Patient vor der Operation ein Medikament, das sich in den Tumorzellen anreichert und diese unter Blaulicht zum Leuchten bringt. Dies erleichtert es dem Chirurgen, den Tumor von gesundem Hirngewebe zu unterscheiden und ihn vollständig zu entfernen.
- Neuromonitoring: Das Neuromonitoring ist ein Verfahren, bei dem die Funktion von Nervenbahnen während der Operation überwacht wird. Dies hilft, Schäden an wichtigen Hirnfunktionen zu vermeiden.
Dauer einer Hirnoperation
Die Dauer einer Hirnoperation kann stark variieren und hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B.:
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- Art des Tumors: Gutartige Tumoren sind in der Regel leichter zu entfernen als bösartige Tumoren, die in das umliegende Hirngewebe einwachsen können.
- Größe des Tumors: Größere Tumoren erfordern in der Regel eine längere Operationszeit als kleinere Tumoren.
- Lage des Tumors: Tumoren, die in der Nähe wichtiger Hirnregionen liegen, erfordern eine besonders sorgfältige Operation und können daher länger dauern.
- Operationstechnik: Die Wahl der Operationstechnik kann ebenfalls die Operationsdauer beeinflussen. Minimalinvasive Techniken können die Operationszeit verkürzen, während komplexere Operationen länger dauern können.
Die hier gesammelten Informationen aus verschiedenen Quellen zeigen eine große Bandbreite an Operationszeiten, die von 3,5 Stunden bis zu 12 Stunden reichen können. Einige Beispiele:
- Eine Patientin mit einem Meningeom (2,4 auf 1,6 cm) wurde subfrontal operiert, die OP dauerte 5,5 Stunden.
- Ein Patient mit einem Oligoastrozytom (3x5x4cm) wurde 6 Stunden operiert.
- Ein Patient mit einem Glioblastom Grad 4 wurde 9 Stunden operiert.
- Eine Patientin mit einem Meningeom (7,5x7,5x5cm) wurde 12 Stunden operiert.
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Zeiten nur Beispiele sind und die tatsächliche Operationsdauer im Einzelfall abweichen kann.
Mögliche Komplikationen
Wie bei jeder Operation können auch bei einer Hirnoperation Komplikationen auftreten. Zu den möglichen Komplikationen gehören:
- Blutungen: Blutungen im Gehirn können zu neurologischen Ausfällen führen.
- Infektionen: Infektionen im Bereich der Operationswunde oder im Gehirn selbst können schwerwiegende Folgen haben.
- Hirnschwellung: Eine Hirnschwellung kann den Druck im Schädel erhöhen und zu neurologischen Ausfällen führen.
- Neurologische Ausfälle: Schäden an Hirnstrukturen während der Operation können zu neurologischen Ausfällen wie Lähmungen, Sprachstörungen oder Sehstörungen führen.
- Epileptische Anfälle: Epileptische Anfälle können nach einer Hirnoperation auftreten.
Genesung und Rehabilitation
Nach der Hirnoperation wird der Patient auf einer neurochirurgischen Überwachungsstation betreut. Dort werden seine Vitalfunktionen überwacht und neurologische Untersuchungen durchgeführt. Nach einigen Tagen kann der Patient in der Regel auf eine Normalstation verlegt werden.
Die Genesung nach einer Hirnoperation kann mehrere Wochen oder Monate dauern. Viele Patienten benötigen eine Rehabilitation, um ihre neurologischen Funktionen wiederzuerlangen. Die Rehabilitation kann Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und neuropsychologische Therapie umfassen.
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Rehabilitation nach Hirntumor-OP
Bereits während des Krankenhausaufenthaltes im Rahmen der Hirntumor-Operation sollte mit den behandelnden Ärzten über Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit einer stationären neuroonkologischen Rehabilitation gesprochen werden. Speziell ausgebildetes Fachpersonal kann in der neurologischen Rehaklinik am besten auf die Folgen der Erkrankung und Operation eingehen. Die Therapie richtet sich nach den Beeinträchtigungen wie Lähmungen, Gleichgewichtsstörungen, Feinmotorikstörungen, Sprachbeeinträchtigungen oder geistige Leistungsbeeinträchtigungen.