Schlaganfall: Dauer, Symptome und Behandlung – Ein umfassender Überblick

Der Schlaganfall, oft auch als Hirninfarkt oder Apoplex bezeichnet, ist ein einschneidendes Ereignis, das viele Betroffene wie ein Schlag trifft. Plötzlich auftretende Lähmungen, Gefühlsstörungen oder Sprachstörungen können die Folge sein. In acht von zehn Fällen wird der Schlaganfall durch ein Blutgerinnsel verursacht, das ein Blutgefäß im Gehirn verstopft. In den übrigen Fällen ist der plötzliche Riss eines Blutgefäßes die Ursache. Beide Ursachen führen zu ähnlichen Symptomen und Auswirkungen: Die Blutversorgung der Gehirngebiete hinter bzw. um die „Unfallstelle“ herum ist gestört.

Ein Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache und der häufigste Grund für Behinderungen im Erwachsenenalter. Jedes Jahr erleiden in Deutschland etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall.

Symptome eines Schlaganfalls

In den meisten Fällen verursacht ein Schlaganfall keine Schmerzen, was dazu führt, dass vor allem leichtere Schlaganfälle oft unerkannt bleiben. Es ist wichtig, die Warnzeichen ernst zu nehmen und bei Verdacht sofort zu handeln.

Typische Symptome eines Schlaganfalls sind:

  • Plötzliche Schwäche oder Taubheit: Betrifft eine Körperseite, einen Arm, ein Bein oder eine Gesichtshälfte.
  • Sprachstörungen: Schwierigkeiten beim Sprechen, undeutliche Sprache oder Schwierigkeiten, Gesprochenes zu verstehen.
  • Sehstörungen: Plötzliche Blindheit auf einem Auge, halbseitige Sehstörungen oder Doppeltsehen.
  • Schwindel: Plötzlicher Schwindel oder Gleichgewichtsstörungen.
  • Starke Kopfschmerzen: Plötzlich einsetzende, sehr starke Kopfschmerzen.
  • Kribbeln oder Taubheitsgefühl: In den Gliedern.

FAST-Test:

Ein einfacher Test, der helfen kann, einen Schlaganfall zu erkennen, ist der FAST-Test:

  • Face (Gesicht): Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab?
  • Arms (Arme): Kann die Person beide Arme mit den Handflächen nach oben nach vorne strecken?
  • Speech (Sprache): Kann die Person einen einfachen Satz nachsprechen? Ist die Sprache verwaschen oder unverständlich?
  • Time (Zeit): Keine Zeit verlieren und sofort den Notruf 112 wählen!

Vorübergehende Durchblutungsstörung (TIA):

In etwa einem Drittel der Fälle kommt es vor einem Schlaganfall zu einer vorübergehenden Durchblutungsstörung, einer sogenannten transitorischen ischämischen Attacke (TIA), auch als "Mini-Schlaganfall" bezeichnet. Dabei löst sich das Blutgerinnsel schnell wieder auf, sodass keine bleibenden Schäden entstehen. Die Symptome sind die gleichen wie bei einem Schlaganfall, dauern aber meist nur wenige Minuten bis maximal zwei Stunden an. Auch wenn die Symptome schnell verschwinden, sollte man sofort einen Arzt aufsuchen, da eine TIA ein Warnsignal für einen drohenden Schlaganfall sein kann.

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Ursachen und Diagnose

Um die richtigen therapeutischen Maßnahmen einzuleiten, müssen zunächst zwei Fragen geklärt werden: Was hat den Schlaganfall verursacht und wo genau im Gehirn ist er entstanden?

Untersuchungsmethoden:

  • Neurologische Untersuchungen: Klären, welche Bereiche des Gehirns nicht mehr oder nur eingeschränkt funktionieren.
  • Computertomographie (CT): Liefert spezielle Röntgenbilder des Gehirns, der Knochen und der Blutgefäße.
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Kann das Gehirngewebe noch genauer darstellen und erfasst selbst kleinste Veränderungen und Unregelmäßigkeiten im Gehirn.
  • Ultraschalluntersuchung (Sonographie): Stellt die Durchblutung der Gefäße dar, die das Gehirn versorgen.
  • Herzuntersuchungen: Elektrokardiogramm (EKG), Langzeit-EKG und Schluckecho-Untersuchung (TEE) zur Feststellung möglicher Ursachen.
  • Blutuntersuchungen: Geben Hinweise auf den Gerinnungsstatus und mögliche Fettstoffwechselstörungen.

Arten von Schlaganfällen:

  • Ischämischer Schlaganfall (Hirninfarkt): Etwa vier von fünf Schlaganfällen sind ischämischer Natur. Dabei kommt es durch den Verschluss oder die Verengung eines hirnversorgenden Blutgefäßes durch ein Blutgerinnsel (Thrombus) zur Unterversorgung eines Hirnareals mit Sauer- und Nährstoffen.
  • Hämorrhagischer Schlaganfall (Hirnblutung): Seltener ist ein hämorrhagischer Schlaganfall, bei dem ein Blutgefäß im Gehirn platzt und es zu Einblutungen in das Gehirn mit einer Schädigung des Hirngewebes kommt.

Akuttherapie und Behandlung

Ziel der Akuttherapie ist es, die Versorgung betroffener Hirnregionen schnellstmöglich wiederherzustellen, um bleibende Schäden zu vermeiden.

Behandlungsmethoden:

  • Thrombolyse (Lyse): Medikamentöse Therapie zur Auflösung des Blutgerinnsels bei einem ischämischen Schlaganfall. Sie sollte idealerweise innerhalb von 4,5 Stunden nach Beginn der Symptome begonnen werden.
  • Thrombektomie: Mechanische Entfernung des Blutgerinnsels, meist mittels Katheter mit einem Drahtgeflecht (Stent).
  • Behandlung von Hirnblutungen: Bremsen der Ausbreitung der Blutung durch Senkung des Blutdrucks und ggf. den Einsatz gerinnungsaktiver Medikamente. Bei ausgedehnten Hirnblutungen kann eine Operation erforderlich sein.

Wichtige Aspekte der Akutbehandlung:

  • "Time is brain": Jede Minute zählt, um das Absterben von Gehirnzellen zu verhindern.
  • Stroke Units: Spezialstationen in Krankenhäusern, die auf die Diagnostik, Behandlung und Überwachung nach einem akuten Schlaganfall spezialisiert sind.
  • STEMO (STroke Einsatz-MObile): Speziell ausgestattete Rettungswagen mit Computertomographen und Minilabor, die eine schnelle Diagnose und Therapie bereits vor dem Transport in die Klinik ermöglichen.

Rehabilitation

Nach der Akutbehandlung ist eine Rehabilitation wichtig, um die Rückbildung neurologischer Ausfälle zu unterstützen und den Betroffenen zu helfen, mit bleibenden Beeinträchtigungen zu leben.

Maßnahmen der Rehabilitation:

  • Krankengymnastik (Physiotherapie): Zur Verbesserung der Bewegungsfähigkeit und Koordination.
  • Ergotherapie: Zur Verbesserung der Alltagskompetenzen und Feinmotorik.
  • Sprachtherapie (Logopädie): Zur Behandlung von Sprach- und Schluckstörungen.
  • Psychologische Betreuung: Zur Bewältigung von Depressionen und Angststörungen.

Phasen der Rehabilitation:

Die Rehabilitation erfolgt in verschiedenen Phasen, die sich nach dem Schweregrad der Beeinträchtigungen richten. Sie kann stationär in einer Reha-Klinik oder ambulant erfolgen. Die Dauer des Aufenthalts in einer Reha-Klinik beträgt meist 4 bis 6 Wochen.

Wichtige Aspekte der Rehabilitation:

  • Motivation des Patienten: Eine aktive Teilnahme an den Übungen und Anstrengung sind entscheidend für den Erfolg der Rehabilitation.
  • Individueller Therapieplan: Die Therapie wird individuell auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten des Patienten abgestimmt.
  • Unterstützung im Alltag: Hilfsmittel und Anpassungen im Wohnumfeld können den Alltag erleichtern.

Risikofaktoren und Prävention

Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren, die das Risiko eines Schlaganfalls erhöhen. Viele dieser Faktoren können durch einen gesunden Lebensstil und eine entsprechende Behandlung beeinflusst werden.

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Wichtige Risikofaktoren:

  • Bluthochdruck: Erhöht den Druck auf die Gefäßwände und kann zu Schäden führen.
  • Diabetes mellitus: Schädigt die Blutgefäße.
  • Erhöhte Cholesterinwerte: Führen zu Ablagerungen in den Gefäßen (Arteriosklerose).
  • Vorhofflimmern: Erhöht das Risiko der Bildung von Blutgerinnseln.
  • Rauchen: Schädigt die Gefäße und erhöht den Blutdruck.
  • Übergewicht: Erhöht das Risiko für Bluthochdruck, Diabetes und erhöhte Cholesterinwerte.
  • Bewegungsmangel: Fördert Übergewicht und erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
  • Ungesunde Ernährung: Kann zu Übergewicht, erhöhten Cholesterinwerten und Diabetes führen.
  • Alter: Das Schlaganfallrisiko steigt mit dem Alter.
  • Genetische Veranlagung: Familiäre Vorbelastung kann das Risiko erhöhen.

Präventive Maßnahmen:

  • Gesunder Lebensstil: Ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung, Normalgewicht, Rauchverzicht.
  • Kontrolle und Behandlung von Risikofaktoren: Regelmäßige Überprüfung von Blutdruck, Cholesterinwerten und Blutzucker, ggf. medikamentöse Behandlung.
  • Vermeidung von Stress: Chronischer Stress kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.
  • Regelmäßige ärztliche Untersuchungen: Zur Früherkennung von Risikofaktoren und Erkrankungen.

Langzeitfolgen und Leben nach dem Schlaganfall

Die Langzeitfolgen eines Schlaganfalls können sehr unterschiedlich sein und hängen von der Schwere des Schlaganfalls und dem betroffenen Hirnareal ab. Einige Patienten erholen sich vollständig, während andere mit bleibenden Beeinträchtigungen leben müssen.

Mögliche Langzeitfolgen:

  • Lähmungen: Halbseitige Lähmungen (Hemiparese) oder Lähmungen einzelner Gliedmaßen.
  • Sprachstörungen (Aphasie): Schwierigkeiten beim Sprechen, Verstehen oder Lesen.
  • Schluckstörungen (Dysphagie): Schwierigkeiten beim Schlucken von Nahrung und Flüssigkeiten.
  • Sehstörungen: Gesichtsfeldausfälle, Doppeltsehen oder andere Sehstörungen.
  • Kognitive Beeinträchtigungen: Gedächtnisprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten oder Probleme mit der Aufmerksamkeit.
  • Psychische Probleme: Depressionen, Angststörungen oder Stimmungsschwankungen.
  • Schmerzen: Neuropathische Schmerzen oder Muskelschmerzen.
  • Harn- und Stuhlinkontinenz: Verlust der Kontrolle über Blase und Darm.

Umgang mit Langzeitfolgen:

  • Rehabilitation: Fortsetzung der Rehabilitation, um dieFunktionen zu verbessern und den Alltag zu erleichtern.
  • Hilfsmittel: Einsatz von Hilfsmitteln wie Rollatoren, Rollstühlen oder Kommunikationshilfen.
  • Anpassung des Wohnumfelds: Barrierefreies Wohnen, um die Selbstständigkeit zu erhalten.
  • Psychologische Unterstützung: Hilfe bei der Bewältigung von psychischen Problemen.
  • Selbsthilfegruppen: Austausch mit anderen Betroffenen und Angehörigen.
  • Pflege: Bei Bedarf Unterstützung durch Angehörige oder professionelle Pflegekräfte.

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