Ein Muskelkrampf ist eine plötzliche, unwillkürliche und oft schmerzhafte Kontraktion eines Muskels. Diese Krämpfe können in verschiedenen Muskelgruppen auftreten, am häufigsten jedoch in den Beinen. Obwohl Muskelkrämpfe in der Regel harmlos sind, können sie sehr unangenehm sein und die Lebensqualität beeinträchtigen. Dieser Artikel untersucht die verschiedenen Aspekte von Muskelkrämpfen, einschließlich ihrer Ursachen, Symptome, Behandlungsmöglichkeiten und Präventionsstrategien.
Was ist ein Krampf?
Ein Krampf äußert sich als unwillkürliche und schmerzhafte Zusammenziehung des Muskels. Der Muskel zieht sich plötzlich zusammen, ohne dass man es steuern kann, und das ist oft sehr schmerzhaft. Häufig treten Muskelkrämpfe in der Nacht oder in Ruhe auf, besonders häufig in den Beinen, insbesondere in den Waden oder im Fuß. Nach dem Krampf kann der Muskel weiterhin schmerzen oder empfindlich sein, und es kann vorübergehend schwer sein, den betroffenen Muskel zu bewegen.
Arten von Muskelkrämpfen
Muskelkrämpfe können sich auf unterschiedliche Weise manifestieren:
- Dauerhafte Muskelanspannung (tonischer Spasmus): Der betroffene Muskel bleibt für eine längere Zeit angespannt, was mehrere Minuten anhalten kann.
- Rhythmische Muskelbewegungen (klonischer Spasmus): Der Muskel zieht sich unwillkürlich und rhythmisch zusammen und entspannt sich wieder.
- Wiederkehrende Muskelkrämpfe: Der betroffene Muskel bzw. die Muskelgruppen zieht sich immer wieder zusammen, oft in regelmäßigen Abständen (klonische Spasmen).
Spasmen treten am häufigsten im Gesicht (z. B. Augenlid), an den Armen oder Beinen auf. Der betroffene Muskel kann während und nach dem Spasmus schmerzen. Nach einem Spasmus ist es oft schwer, den betroffenen Muskel zu bewegen. Nach mehreren Spasmen fühlt man sich oft erschöpft oder müde.
Rhythmisches Muskelzucken, bei dem sich der betroffene Muskel immer wieder schnell zusammenzieht und entspannt, geschieht in schneller Folge und kann mehrere Sekunden bis Minuten dauern. Klonus tritt oft zusammen mit spastischen Lähmungen auf, z. B. bei Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Nach einem längeren Zucken kann der betroffene Muskel schmerzen oder sich angespannt anfühlen. Nach mehreren Episoden von Klonus fühlen sich viele Patienten müde oder erschöpft. Es gibt zwei Arten von Klonus:
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- Unerschöpfbarer Klonus (langanhaltendes Zucken): Das Muskelzucken hört nicht auf, solange ein auslösender Reiz besteht, z. B. wenn eine Sehne gedehnt wird. Dies tritt häufig bei schweren neurologischen Erkrankungen auf.
- Erschöpfbarer Klonus (kurzzeitiges Zucken): Das Muskelzucken hört nach kurzer Zeit von selbst auf. Wenn die Zuckungen nur auf einer Seite stärker sind, kann das ein Anzeichen für eine Erkrankung sein.
Starke Muskelanspannung, Muskelparese (Lähmungen der Muskeln), gesteigerte Reflexe, Verkürzungen der Muskeln (Kontrakturen) und Müdigkeit und Erschöpfung können ebenfalls auftreten.
Ursachen von Muskelkrämpfen
Die genauen Ursachen von Muskelkrämpfen sind noch nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch mehrere Faktoren, die das Risiko von Muskelkrämpfen erhöhen können:
- Elektrolytmangel: Ein Mangel an Elektrolyten wie Magnesium, Kalium und Natrium kann zu Muskelkrämpfen führen. Die Theorie, dass Muskelkrämpfe durch einen Elektrolytmangel entstehen, ist bereits mehr als 100 Jahre alt. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass ein Magnesiummangel häufige Krämpfe in Wade oder anderen Muskeln auslösen kann.
- Neuronale Probleme: Neuere Ansätze sehen Muskelkrämpfe eher als ein neuronales Problem: Die Nervenzellen, die im Rückenmark die Muskeln steuern, werden etwa bei hoher Belastung überregt. Das führt dazu, dass die Muskeln ermüden und Krämpfe entstehen.
- Schlechter Trainingsstand und verkürzte Muskeln: Auch ein schlechter Trainingsstand, verkürzte Muskeln und hohe Temperaturen können zu Krämpfen führen.
- Dehydration: Eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr scheint zentral bei der Entstehung von Krämpfen zu sein. Trinken wir nicht genug, kann unser Körper Nährstoffe nicht richtig transportieren. Dehydrierung ist insbesondere auch bei Sportlern und bei Hitze ein Risiko.
- Medikamente: Medikamente, vor allem Arzneimittel mit entwässernder Wirkung, wie etwa bestimmte Blutdruck- oder Cholesterinsenker, können das Risiko von Muskelkrämpfen erhöhen.
- Erkrankungen: Eine unerkannte Schilddrüsenfehlfunktion oder ein Diabetes kann ebenfalls zu vermehrten Krämpfen führen. Störungen des Stoffwechsels und des Wasserhaushalts sind häufige Ursachen von Beinkrämpfen, etwa weil in der Folge ein Mangel an wichtigen Mineralstoffen, wie Kalium, Magnesium oder Kalzium herrscht. Auch können eine Schilddrüsenunterfunktion oder andere hormonelle Störungen den Salz- und Wasserhaushalt beeinflussen, ebenso ein starker Alkoholkonsum. Selbstverständlich kommen Krämpfe auch bei Erkrankungen vor, die den Muskel direkt betreffen, den sogenannten Myopathien. Da die Aktivität der Beinmuskeln durch das Gehirn und die von dort über das Rückenmark in die Körperperipherie ziehenden Nerven gesteuert wird, kommen verschiedene Erkrankungen des Nervensystems als Ursache für Beinkrämpfe infrage. Beispiele sind Polyneuropathien, Bandscheibenvorfälle oder eine amyotrophe Lateralsklerose (ALS).
- Andere Faktoren: Alkoholkonsum, Schwangerschaft, körperliche Aktivität, kaltes Wasser, zu hohe sportliche Belastung beziehungsweise Überbelastung des Muskels, bestimmte Medikamente, hormonelle Erkrankungen, Krampfadern, neurologische Erkrankungen und Diabetes können ebenfalls Muskelkrämpfe verursachen.
Symptome von Muskelkrämpfen
Die Symptome von Muskelkrämpfen können je nach Art und Ausprägung des Krampfs variieren. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Unwillkürliche, krampfende oder zuckende Bewegungen
- Schmerzen
- Bewegungseinschränkungen
- Müdigkeit und Erschöpfung
- Kribbeln oder Taubheitsgefühle
- Bewusstlosigkeit (in einigen Fällen)
Diagnose von Muskelkrämpfen
In den meisten Fällen ist keine spezifische Diagnose erforderlich, da Muskelkrämpfe in der Regel harmlos sind und von selbst verschwinden. Wenn die Krämpfe jedoch häufig auftreten, sehr schmerzhaft sind oder mit anderen Symptomen einhergehen, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Der Arzt kann verschiedene Tests durchführen, um die Ursache der Krämpfe zu ermitteln, wie z. B.:
- Elektromyografie (EMG): Eine Elektromyografie, eine Messung der elektrischen Muskelaktivität, wird oft zur Abklärung von Muskelkrämpfen durchgeführt. Sie lässt erkennen, ob eine Muskelerkrankung oder eine Nervenstörung vorliegt.
- Elektroneurografie: Eine Elektroneurografie misst die Leitfähigkeit der Nerven. So kann die Funktionstüchtigkeit peripherer Nerven getestet werden. Außerdem ist es damit möglich, Nervenschädigungen zu erkennen.
- Ischämietest: Ein Ischämietest stellt die Leistungsfähigkeit von Muskeln und Enzymen dar.
- Dopplersonografie: Um beispielsweise Thrombosen nachzuweisen, kann eine Dopplersonografie sinnvoll sein.
- Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT): Werden die Wadenkrämpfe auf bestehende Rückenbeschwerden zurückgeführt, können eine Computertomografie oder eine Magnetresonanztomografie Aufschluss über die Ursache geben.
- Blutuntersuchungen: Die Analyse des Blutes kann einen Mangel oder Überschuss an Elektrolyten wie Magnesium, Natrium oder Kalzium anzeigen. Auch Informationen zum Blutzucker sowie über Leber- und Nierenwerte können auf der Suche nach der Ursache der Krämpfe weiterhelfen. Bei Verdacht auf eine Fehlfunktion der Schilddrüse ist ein Hormonspiegel hilfreich.
- Urinuntersuchungen: Urinuntersuchungen sind ebenfalls manchmal hilfreich - etwa zum Nachweis von konsumierten Drogen, die der Patient nicht angegeben hat.
- Lumbalpunktion: Gegebenenfalls sind weitere Untersuchungen angezeigt. Dazu zählt etwa die Entnahme und Analyse einer Probe der Hirn-Rückenmarksflüssigkeit (Lumbalpunktion), wenn der Verdacht auf eine Infektion des Gehirns als Ursache von Krampfanfällen besteht.
Behandlung von Muskelkrämpfen
Die Behandlung von Muskelkrämpfen hängt von der Ursache und Schwere der Krämpfe ab. Zu den gängigen Behandlungsmethoden gehören:
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- Dehnen: Die beste Sofortmaßnahme bei einem nächtlichen Muskelkrampf ist: dehnen - auch wenn es wehtut. Zudem hilft es, aufzustehen und umherzulaufen. Dadurch wird die Muskulatur automatisch gelockert. Tritt der Krampf während des Trainings auf, solltest du den betroffenen Muskel sofort entlasten. Sportler wirken dem üblicherweise entgegen, indem sie Dehnungsübungen in das Training integrieren.
- Massieren: Auch das Massieren des Muskels wirkt durchblutungsfördernd, entspannend und wohltuend. Tipp: Wenn du zum Massieren eine Massagepistole nutzen willst, starte langsam und vorsichtig. Eine weitere Möglichkeit, einem Krampf entgegenzuwirken, ist eine Massage mit der Hand. Dies lockert die Muskulatur und kann die Verkrampfung lösen. Bei einem Krampf empfiehlt sich eine Technik einer weichen schüttelnden Massage.
- Wärme: Auch eine Wärmflasche an der betroffenen Stelle kann Abhilfe schaffen und Schmerzen durch die Zufuhr entspannender Wärme lindern. Gegen nächtliche Wadenkrämpfe am besten eine kurze Fuß- oder Wadendusche nehmen.
- Elektrolytersatz: Bei einem Mangel an Elektrolyten kann die Einnahme von Elektrolytpräparaten helfen, den Mangel auszugleichen. Die gezielte Einnahme von Magnesium oder Kalium kann Elektrolytmängel ausgleichen. Bei starkem Durchfall, kann eine Elektrolytlösung für den nötigen Ausgleich sorgen. Leiden Betroffene an einem Magnesiummangel, kann dies durch entsprechende Präparate behoben werden.
- Medikamente: In einigen Fällen können Medikamente zur Behandlung von Muskelkrämpfen eingesetzt werden. Bei Erwachsenen kann eventuell der Krampflöser Chininsulfat (Chinin) weiterhelfen, wenn es nachts regelmäßig zu schweren Wadenkrämpfen kommt. Das Mittel sollte nur nach ärztlicher Rücksprache genommen werden und keinesfalls während einer Schwangerschaft oder in Kombination mit anderen Medikamenten. Von der Gabe an Kinder und Jugendliche wird abgeraten. Wurde durch den Arzt eine Unterfunktion der Nebenschilddrüse diagnostiziert, können Vitamin D oder Kalzium verschrieben werden. Werden die Wadenkrämpfe durch Erkrankungen der Muskulatur ausgelöst, sind meist physiotherapeutische Maßnahmen hilfreich. Ist eine Dystonie für die Krämpfe verantwortlich, können Medikamente wie Botulinum-Toxin oder Benzodiazepine (beruhigend und angstlösend) verordnet werden. Liegt eine Erkrankung des Nervensystems vor, sorgen durchblutungsfördernde Arzneien häufig für eine Besserung. Entstehen die Krämpfe hingegen als Nebenwirkung eines Medikamentes, dann kann möglicherweise ein anderes Präparat gewählt werden.
- Elektrostimulation: Ein relativ neuer Ansatz, der sowohl zur Therapie als auch zur Vorbeugung von Muskelkrämpfen helfen könnte, ist die Elektrostimulation. Ein Forscherteam an der Deutschen Sporthochschule Köln entdeckte, dass diese Methode die Reizschwelle für Muskelkrämpfe erhöht - und somit die Häufigkeit für Krämpfe über einen langen Zeitraum deutlich verringert.
- Andere Therapien: Homöopathie und Akupunktur können ebenfalls zur Behandlung von Muskelkrämpfen eingesetzt werden.
Prävention von Muskelkrämpfen
Es gibt verschiedene Maßnahmen, die ergriffen werden können, um Muskelkrämpfen vorzubeugen:
- Ausreichend trinken: Mindestens 1,5 Liter Wasser oder andere kalorienfreie Getränke wie Tee sollte es täglich sein. Bei hohen Belastungen ist Apfelsaftschorle ideal oder auch Wasser, dem etwas Salz zugesetzt wird.
- Ausgewogene Ernährung: Statt zu Nahrungsergänzungsmitteln zu greifen, solltest du auf natürliche Mineralstofflieferanten wie Vollkornprodukte, Hülsenfürchte, Obst, Gemüse und Fisch setzen. Achten Sie auf eine ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung: Vollkornprodukte (z. B. Haferflocken, Vollkornbrot), frisches Obst und Gemüse (z. B. Bananen enthalten viel Kalium und Vitamin C) und ungesättigte Fettsäuren (z. B. Olivenöl, Fisch, Nüsse).
- Regelmäßige Bewegung: Achte darauf, dass du dich jeden Tag mindestens 30 Minuten bewegst. Das lockert die Muskeln und fördert die Durchblutung. Wenn du viel und gerne trainierst: Übertreibe es nicht und höre auf deinen Körper!
- Muskeln dehnen: Nimm dir vor dem Schlafengehen ein paar Minuten Zeit, um deine Waden- und Oberschenkelmuskulatur jeweils dreimal für zehn Sekunden zu dehnen, indem du die Fersen kräftig nach unten durchdrücken. Regelmäßiges Dehnen der Muskeln - schon einfache Dehnübungen können helfen, Krämpfen vorzubeugen.
- Vermeidung von Risikofaktoren: Vermeiden Sie mechanische Reize wie eine zu schwere Decke auf den Füßen, da diese Krämpfe zusätzlich begünstigen können. Tragen Sie die richtigen Schuhe und Strümpfe. Tragen Sie bei Fußfehlstellungen geeignete Einlagen. Verzichten Sie auf Alkohol- und Tabakkonsum!
- Berufsalltag und Muskelkrämpfe: Vor allem gezielte Übungen sowie Verhaltensänderungen im Alltag und am Arbeitsplatz, die ein sinnvolles Gleichgewicht zwischen Bewegung und Entspannung fördern, können helfen, einseitige Belastungen zu vermeiden und Muskelkrämpfen vorzubeugen oder sie im Akutfall zu lindern.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Es ist ratsam, einen Arzt zu konsultieren, wenn:
- Muskelkrämpfe häufig auftreten oder sehr schmerzhaft sind.
- Die Krämpfe den Schlaf stören oder die täglichen Aktivitäten beeinträchtigen.
- Die Krämpfe mit anderen Symptomen wie Taubheit, Kribbeln oder Schwäche einhergehen.
- Die Krämpfe trotz Selbsthilfemaßnahmen nicht besser werden.
- Ein Krampfanfall erstmals auftritt.
- Ein Krampfanfall länger als drei Minuten andauert.
- Mehrere Krampfanfälle innerhalb von 30 Minuten auftreten.
- Der Betroffene sich ernsthaft verletzt hat.
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