Das menschliche Gehirn ist ein komplexes Organ mit etwa 86 Milliarden Gehirnzellen. Die Frage, wie viele Gehirnzellen wir täglich verlieren, ist Gegenstand aktueller Forschung. In diesem Artikel werden wir uns mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen zu diesem Thema auseinandersetzen und Mythen von Fakten trennen.
Der Mythos von der 10%-igen Nutzung des Gehirns
Eine weit verbreitete Theorie besagt, dass wir nur einen kleinen Teil unserer Möglichkeiten nutzen: Ein menschliches Gehirn soll gerade einmal 10% seiner Kapazitäten ausschöpfen. Es gibt jedoch keine wissenschaftlichen Studien, die diese Information belegt haben. Dieser bekannte Mythos, dass wir nur 10% der Kapazität des Gehirns nutzen, fühlt sich für viele Menschen motivierend an. Diese Erzählung suggeriert, dass wir viel intelligenter, leistungsfähiger und kreativer sein könnten, wenn wir die restlichen 90 % des Gehirns nutzen könnten, die wir heute noch verschwenden.
Wenn sich die erwähnten 10 % auf die Anzahl der Gehirnzellen beziehen, ist die Behauptung immer noch nicht verifiziert. Denn das Gehirn benötigt viele Ressourcen. So verbraucht die Versorgung des Gehirngewebes etwa 20% des Sauerstoffs, den wir einatmen. Der Körper erlaubt es also gar nicht, dass Zellen “durchgefüttert” werden, die gar nicht benötigt werden. Es ist bekannt, dass neun von zehn Gehirnzellen Stützzellen sind, die anderen Geweben physische und nährstoffbezogene Unterstützung bieten. Einige Menschen interpretieren den 10%-Mythos so, dass diese unterstützenden Zellen nicht genutzt werden. Dies funktioniert aber nicht: Denn diese beiden Zelltypen sind physisch sehr unterschiedlich. die unterstützenden Zellen können niemals in Neuronen umgewandelt werden, um uns mehr geistige Leistung zu verleihen. Das Gleichgewicht in unserem Gehirn ist so, dass es die „10 %, die denken“, und die „90 %, die beim Denken helfen“, gibt.
Gehirnzellenverlust durch Schlaganfall
Ein Schlaganfall kann verheerende Folgen für das Gehirn haben. Nach einem unbehandelten Anfall sterben demnach jede Minute knapp 2 Millionen Gehirnzellen. Im Vergleich zum normalen Alterungsprozess lässt dieser immense Zellverlust das Gehirn pro Stunde um 3,6 Jahre altern. Die Daten zeigten einmal mehr, wie wichtig eine schnelle Behandlung nach einem Schlaganfall sei, betont Jeffrey Saver. Im Schnitt dauert es 10 Stunden, bis sich ein Schlaganfall voll ausbildet. Betroffen ist dabei ein Gehirnvolumen von durchschnittlich 54 Millilitern, was etwa dem Inhalt von zweieinhalb Schnapsgläschen entspricht. Direkt nach dem Schlag sterben jede Minute 1,9 Millionen Nervenzellen, 14 Milliarden Kommunikationsstellen und 12 Kilometer Nervenfasern ab.
Gehirnzellenverlust durch Alkohol
Lange Zeit galt die Annahme, dass Alkohol Gehirnzellen abtötet. Diese Annahme ist jedoch nicht ganz richtig. Was aber stimmt, ist, dass Alkohol die Kommunikation zwischen den Gehirnzellen stört. Das Denken wird während des Rauschs verlangsamt. Auf Dauer kann regelmäßiger und starker Alkoholgenuss die Leber entzünden, was zur Folge hat, dass eine zu große Menge Ammoniak in die Blutbahn gegeben wird. Ammoniak ist ein Giftstoff und kann dem Gehirn direkt schaden, in dem es die Gehirnfunktion stört.
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Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass moderater Alkoholkonsum ebenfalls schädlich sein kann. Bei Männern und Frauen, die über Jahrzehnte hinweg fünf bis sieben Flaschen 0,5-l-Bier und somit etwa 110 bis 170 g reinen Alkohol pro Woche konsumieren, ist das Risiko einer Schrumpfung des Hippocampus doppelt bis dreimal so hoch wie bei Nichttrinkern. Darüber hinaus schnitten die moderaten Alkoholtrinker bei einigen Sprachtests schlechter ab als Abstinenzler.
Gehirnzellen Regeneration
Bis zu einem Drittel bestimmter Nervenzellen bilden sich im Laufe des Lebens neu - dieser Nachweis gelang jüngst Wissenschaftlern von dem Karolinska-Institut in Stockholm. Noch bis zur Jahrtausendwende ging man davon aus, dass die Zahl der Zellen im menschlichen Zentralnervensystem mit fortschreitendem Alter abnimmt. Infolge oberirdischer Atomtests in den Jahren zwischen 1945 - 1963 erhöhte sich die Konzentration des radioaktiven Kohlenstoff-Isotops C14 in der Atmosphäre, das über die Nahrungskette in den menschlichen Körper gelangt. In der DNA von Hirnzellen lässt sich der C14 - Wert messen. Aus den ermittelten C14 - Werten bei 55 Verstorbenen im Alter von 19 bis 92 Jahren errechneten die Wissenschaftler, dass sich bei Erwachsenen pro Tag ca. 700 neue Neuronen im Hippocampus bilden.
Wie man die Gehirnzellen Regeneration unterstützen kann
Eine Möglichkeit, um möglichst schnell neue Verbindungen zwischen den Zellen aufzubauen, ist Gehirntraining. Gehirntraining ist eine wissenschaftlich anerkannte Methode, um die Intelligenz und die mentalen Fähigkeiten dauerhaft zu verbessern. Zusätzlich ist ein Drittel all unserer Übungen kostenlos.
Ein weiteres wichtiges Forschungsfeld ist die Verschaltung innerhalb des Gehirns. Das menschliche Gehirn lässt sich nach verschiedenen Kriterien untergliedern. Einzelne Bereiche haben dabei unterschiedliche Aufgaben. So sind manche Areale darauf spezialisiert, Sprache zu verstehen, Gesichter zu erkennen oder Erinnerungen abzuspeichern. In der Regel ist aber keine Region allein für eine bestimmte Fähigkeit verantwortlich, sondern nur im Zusammenspiel mit anderen.
Die Auswirkungen von Kopfbällen auf das Gehirn
Eine US-Studie findet eine Grenze, wie viele Kopfbälle das Gehirn im Jahr verträgt. Fußballer können schon mal das Zählen üben. Ein Forscherteam um Michael Lipton von der New Yorker Yeshiva Universität will eine Obergrenze für das Köpfen entdeckt haben, ab der das Fußballer-Hirn Schaden nehmen kann: Zwischen 1000 bis 1500 pro Jahr, heißt es in der Studie, die am Dienstag auf einem Kongress der Nordamerikanischen Radiologen-Gesellschaft (RSNA) in Chicago vorgestellt werden sollte. Tatsächlich fanden sie bei den Spielern, die am häufigsten köpften, die stärksten Schäden - vergleichbar mit solchen nach einer leichten Gehirnerschütterung. Diese Spieler schnitten auch in Erinnerungstests schlechter ab. Zwar würden einzelne Kopfbälle laut Lipton keine Nerven verletzen. „Aber wiederholtes Köpfen kann eine Reihe von Reaktionen auslösen, die zu einer Rückbildung von Hirnzellen führen können.“
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