Winteraktivierung für Menschen mit Demenz: Ideen für eine sinnvolle Beschäftigung

Menschen mit Demenz stehen vor der Herausforderung, alltägliche Aufgaben zu bewältigen, da ihr Gedächtnis und ihre Fähigkeiten nachlassen. Eine gezielte Beschäftigung mit Spielen und anderen Aktivitäten ist daher ein wichtiger Bestandteil der Pflege und Betreuung. Dabei sollte der Fokus nicht auf Überforderung oder dem Versuch liegen, die Demenz "wegzutrainieren", sondern vielmehr auf dem Erhalt von Freude und Wohlbefinden.

Berücksichtigung des Demenzstadiums und individueller Vorlieben

Das Stadium der Demenz ist entscheidend für die Auswahl geeigneter Aktivitäten. Gedächtnisübungen können in frühen Stadien noch sinnvoll sein, während bei fortgeschrittener Demenz andere Ansätze gewählt werden sollten. Es ist wichtig, auf persönliche Vorlieben und Abneigungen einzugehen, damit die Beschäftigung Spaß macht. Wenn ein Betroffener nicht aktiv werden möchte, sollte dies respektiert werden. Fehler sollten toleriert und keinesfalls bestraft werden.

Inspirationsquellen und allgemeine Prinzipien

Eine gute Inspirationsquelle für geeignete Beschäftigungen sind die Richtlinien des Spitzenverbandes "Bund der Krankenkassen", die aufzeigen, was Betreuungskräfte im Rahmen der zusätzlichen Betreuungs- und Entlastungsleistungen mit Pflegebedürftigen unternehmen können. Generell sollten alle Spiele und Aktivitäten Sinneseindrücke fördern, Freude bereiten und keinen Leistungsdruck erzeugen. Dinge zu entdecken, sich zu erinnern und kleine Herausforderungen zu meistern ist wichtiger als der Wettbewerb um den Sieg.

Konkrete Ideen für die Winteraktivierung

1. Kunst und Kommunikation

Die Betrachtung von Kunst und der Umgang mit Kunst schaffen Raum für Kommunikation. Der gemeinsame Besuch eines Museums kann Anlass für einen Austausch sein, da es bei der Wahrnehmung von ästhetischen Dingen kein Richtig und kein Falsch gibt. Dies stärkt das Selbstbewusstsein und gibt den Betroffenen das Gefühl, Kompetenzen zu besitzen.

2. Alltagsnahe Aufgaben im Haus oder Garten

Kleinere Arbeiten im Haus oder Garten sind leicht umsetzbar, wenn der Angehörige sich schon früher gerne mit solchen Aufgaben beschäftigt hat. Wichtig ist, keine zu komplizierten oder gefährlichen Aufgaben zu wählen, sich Zeit zu nehmen, die nachlassenden Fähigkeiten zu akzeptieren und keine großen Arbeitsziele zu setzen.

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3. Kreative Tätigkeiten

Kreative Tätigkeiten sind zugleich eine aktive Betätigung und eine sinnliche Erfahrung. Der Umgang mit unterschiedlichen Materialien aus der Natur oder dem Bastelladen kann Demenzerkrankten viel Freude bereiten. Es müssen nicht unbedingt spannende Bastelideen ausgedacht werden, sondern es kann auch einfach Raum für die kreative Betätigung geschaffen werden. Der Wechsel der Jahreszeiten kann als Anlass genommen werden, um passende Dekoration zu basteln, z.B. mit Tannenzapfen, Blumen oder Kastanien. So wird ein Bezug zur Außenwelt hergestellt und gleichzeitig die biografische Erinnerung gefördert.

4. Musikalische Angebote

Musikhören ist für viele Menschen mit Demenz ideal, denn bekannte Schlager aus der Jugendzeit stimulieren fröhliche Erinnerungen und können die Stimmung aufhellen. Bekannte Lieder zu singen, dazu zu musizieren oder den Takt zu schlagen funktioniert selbst dann, wenn der Betroffene nicht mehr sprechen kann. Außerdem stellt sich beim Tanzen und gemeinsamen Singen schnell ein Gemeinschaftsgefühl ein, wodurch der Isolation und dem Rückzug Einhalt geboten wird. Menschen mit Demenz entwickeln keinen neuen Musikgeschmack, sondern mögen oft besonders gerne die Musik, die sie in ihrer Jugend am liebsten gehört haben.

5. Erinnerungsarbeit mit Alben und Geschichten

Das Wecken von Erinnerungen an Beziehungen mit lieben Menschen oder lebensgeschichtliche Ereignisse trägt zum Wohlbefinden bei und stärkt die Identität. Erinnerungsalben mit Fotos und Erinnerungsstücken aus dem Leben der demenzerkrankten Person sind dafür ideal. Konkrete Fragen zur Kindheit oder Jugend des Demenzerkrankten, zum Beispiel zu wichtigen historischen Ereignissen aus dieser Zeit, können als Gesprächsanstoß dienen. Mehrere kleine Erinnerungsalben sind meistens sinnvoller als ein großes, das eher überfordert.

6. Vorlesen

Vorlesen kann für Menschen mit Demenz genauso aktivierend sein wie Kopfrechnen für einen gesunden Menschen, da es die Durchblutung im Gehirn fördert. Geeignet sind Bücher mit kurzen, einfachen und vor allem positiven Geschichten. Es gibt etliche Bücher, die speziell für Demenzerkrankte geschrieben werden. Manche Demenzerkrankte lesen selbst, andere lassen sich lieber vorlesen.

7. Bewegung und Ausflüge

Bewegung regt den Kreislauf an, fördert Sinneserfahrungen und bringt Freude. Deshalb sind Spaziergänge und Ausflüge immer eine sinnvolle Beschäftigung. Ideal sind Orte, die dem Demenzerkrankten immer schon gefallen haben oder einen biografischen Bezug bieten. Chaotische, laute Umgebungen sind ungeeignet, weil sie zu Verwirrung und Stress führen.

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8. Treffpunkte und soziale Kontakte

Viele Sozialverbände und kirchliche Träger bieten regelmäßige Treffpunkte für Menschen mit Demenz an, die eine Möglichkeit zur sozialen Interaktion bieten.

9. Berührung und Sinnesanregung

Neben der Erinnerung ist die Berührung an sich ein unverzichtbarer Bestandteil des menschlichen Lebens. Menschen mit Demenz, die Sie über Worte und Gesten nur noch schwer erreichen können, lassen sich manchmal leichter durch Berührung aktivieren. Sehr bekannt ist auch das „Snoezelen“, bei dem gezielt unterschiedliche Sinne aktiviert und stimuliert werden. Oft haben Demenzerkrankte unruhige Hände, die ständig nach etwas zum Befühlen suchen.

10. Spiele

Es gibt Spiele, die speziell für Demenzerkrankte entwickelt wurden, um gezielt motorische Fähigkeiten zu trainieren oder den Spaß am Raten und am Gedächtnistraining bei Demenz zu wecken. Daneben können Sie Ihren demenzerkrankten Angehörigen aber auch mit herkömmlichen Spielen herausfordern und beschäftigen. Am besten eignen sich dazu Spiele, die von Kindheit an vertraut sind, wie Würfelspiele oder Mensch ärgere Dich nicht. Es sollte nicht zu Leistungsdruck führen. Variieren Sie die Spielregeln lieber, als zu konsequent auf deren Einhaltung zu achten und Ihren demenzerkrankten Spielpartner damit zu verunsichern.

Beispiele für geeignete Spiele:

  • Memory "Erinnere Dich": Ein Memory-Spiel mit großen Karten und leicht erkennbaren Motiven, die Erinnerungen wecken und zum Erzählen anregen.

  • Einfache Puzzles: Puzzles mit nur wenigen Teilen je Motiv erleichtern das Zusammenfügen, üben die Motorik und regen Gespräche über Erinnerungen an.

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  • Kartenspiel "Bunte Mischung": 168 Spielkarten mit Fragen, Liedern oder Gymnastikübungen zu Themen wie „Natur“, „Damals“, „Zu Hause“, „Bewegung“ oder „Rätseln“.

  • Gesprächsspiele: Spiele mit Spielplan und Karten, die Impulse für Gespräche geben, z.B. zu Rätseln, Wortsammlungen und Redensarten.

11. Digitale Angebote

Immer mehr Anbieter entwickeln spezielle Demenz-Tablets, die auf die Beschäftigung und Aktivierung von Demenzerkrankten ausgerichtet sind.

12. Selbstgebastelte Spiele

Sie müssen nicht viel Geld ausgeben, denn Sie können auch selbst Spiele für Demenzerkrankte basteln. Lassen Sie sich dabei am besten von dem Inspirieren, was der Demenzerkrankte gerne macht. Die Person fühlt gerne an Dingen? Die Person löst gerne Puzzle? Dann nehmen Sie Motive mit einem starken biografischen Bezug und machen Sie daraus einfache Puzzle. Die Person singt gern? Dann basteln Sie doch ein persönliches Singbuch mit den Lieblingsliedern der Person. Im Prinzip sind alle Spiele sinnvoll, die Sinneseindrücke fördern, Freude bereiten und dabei keinen Leistungsdruck erzeugen.

Spezifische Winteraktivitäten

Der Winter bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte für die Aktivierung von Menschen mit Demenz. Erinnerungen an Eis, Schnee, Wintersport und die Weihnachtszeit können genutzt werden, um Freude und Abwechslung in den Alltag zu bringen.

1. Erinnerungen an Wintererlebnisse wecken

Gespräche über vergangene Winterurlaube, Schlittenfahrten oder Schneeballschlachten können positive Emotionen hervorrufen. Fragen wie "Was war der schönste Winter, den Sie erlebt haben?" oder "Welche Winterlieder kennen Sie?" können als Gesprächsanstoß dienen.

2. Winterliche Sinneserfahrungen

Das Erleben von Schnee, Eis und winterlichen Gerüchen kann die Sinne anregen. Ein Spaziergang im Schnee, das Betrachten von Eiskristallen oder das Riechen von Tannennadeln können positive Reize setzen.

3. Kreatives Gestalten mit winterlichen Motiven

Bastelarbeiten mit Schneeflocken, Schneemännern oder Winterlandschaften können die Kreativität fördern und die Feinmotorik trainieren.

4. Musikalische Winteraktivitäten

Das Singen von Winterliedern, das Spielen von Wintermelodien oder das Tanzen zu winterlicher Musik können die Stimmung aufhellen und die Gemeinschaft stärken.

5. Kulinarische Winterfreuden

Das Zubereiten und Genießen von winterlichen Speisen und Getränken wie Glühwein, Lebkuchen oder Bratäpfeln kann die Sinne verwöhnen und Erinnerungen wecken.

Themen für die Erinnerungspflege im Winter

  • Schirm und Regen: Gedichte, Lieder, Rätsel und viele weitere Ideen zur Anregung der Erinnerung.

  • Apfel: Sprichwörter, Gedichte, Lieder und Rezepte zu diesem herbstlichen Thema.

  • Schulzeit: Vorlesegeschichten, Mitsprechgedichte, ein Quiz und viele weitere Anregungen und Material für eine Erinnerungsrunde.

  • Zahlen: Anregungen für eine vergnügliche Erinnerungsrunde mit Sprichwörtern und Redewendungen rund um Zahlen.

Weitere Ideen für die Aktivierung

  • Beauty-Runde: Eine Beauty-Runde mit Maniküre, Pediküre und Make-up kann das Wohlbefinden steigern.

  • Thema Friseur: Gespräche über Friseurbesuche, Frisuren oder Bartmoden können Erinnerungen wecken.

  • Thema Kirmes / Volksfest / Schützenfest: Erinnerungen an Kirmesbesuche und Volksfeste können aktiviert werden.

  • Thema Wein / Weinfest: Ein Weinfest im kleinen Rahmen oder Gespräche über Wein können die Sinne anregen.

  • Thema Kartoffel: Eine Erinnerungsrunde mit Kartoffelschälen und -zubereitung kann die Sinne anregen und Erinnerungen wecken.

  • Thema Hüte: Gespräche über Hüte und Kopfbedeckungen können Erinnerungen wecken.

  • Thema Wasser: Erinnerungen an Freibadbesuche oder die Wasserversorgung in der Jugend können aktiviert werden.

  • Thema Weltreise: Eine Weltreise "in der Phantasie" mit Redewendungen, Sprichwörtern und Liedern kann die Erinnerungen wecken.

  • Thema Alte Wörter: Das Erklären alter Wörter kann Erinnerungen an vergangene Zeiten wecken.

  • Thema Milch: Eine Erinnerungsrunde zum Thema Milch mit Sinnesanregungen kann Freude bereiten.

  • Thema Wurst: Gespräche über Wurstsorten und Hausschlachtungen können Erinnerungen wecken.

  • Thema Türen: Gespräche über Lebenserfahrungen im Zusammenhang mit Türen können angeregt werden. (Hinweis: Dieses Thema ist für Menschen mit Demenz nur bedingt geeignet.)

  • Thema Blumen: Ein Quiz, Lieder, Sprichwörter, Geschichten zum Vorlesen und Ausmalbilder zum Thema Blumen können Freude bereiten.

  • Thema Farben: Gespräche über Lieblingsfarben und Redewendungen rund um Farben können angeregt werden.

  • Thema Gemüse: Erinnerungen an den eigenen Nutzgarten können aktiviert werden.

  • Thema Nase: Gespräche über Gerüche und Geruchserinnerungen können angeregt werden.

  • Thema Steine: Gedichte, Lieder, Ratefragen und Aktivitäts-Ideen zum Thema Steine können Freude bereiten.

  • Thema Heimat: Gespräche über die Heimat und das Heimweh können angeregt werden.

  • Thema Sport: Gespräche über Sportvereine und sportliche Aktivitäten in der Jugend können Erinnerungen wecken.

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