Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die in erster Linie die motorischen Fähigkeiten beeinträchtigt, aber auch eine Vielzahl nicht-motorischer Symptome auslösen kann. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die motorischen Symptome der Parkinson-Krankheit, ihre Ursachen, Diagnose und Behandlungsansätze.
Einführung in die Parkinson-Krankheit
Die Parkinson-Krankheit (PK) ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Weltweit sind etwa 10 Millionen Menschen von Parkinson betroffen. Die Erkrankung wird durch den Untergang von Nervenzellen in der Substantia nigra verursacht, einer Gehirnregion, die für die Produktion des Botenstoffs Dopamin verantwortlich ist. Dopamin spielt eine Schlüsselrolle bei der Steuerung von Bewegungen. Ein Mangel an Dopamin führt zu den charakteristischen motorischen Symptomen der Parkinson-Krankheit.
Ursachen und Risikofaktoren
Die genaue Ursache des Untergangs dopaminproduzierender Zellen ist nicht abschließend geklärt. Von zentraler Bedeutung scheint aber der Eiweißstoff Alpha-Synuklein zu sein. Wenn dieses Protein verändert ist, verklumpt es und wandert von einer Nervenzelle zur nächsten. Der deutsche Mediziner Prof. Dr. Heiko Braak hat als erster weltweit zeigen können, dass α-Synuclein sich früh in bestimmten Regionen im Gehirn und später auch weiterverbreitet ansammeln kann und damit die Funktion verschiedenster Hirnregionen stört.
Zu den Risikofaktoren für die Parkinson-Krankheit zählen:
- Alter: Das größte Risiko ist das Älterwerden. Ab 60 Jahren beginnt das Risiko stark anzusteigen.
- Genetische Faktoren: Etwa 4 % der Parkinson-Erkrankungen werden vor dem 50. Lebensjahr diagnostiziert. Das Risiko an Parkinson zu erkranken, ist für Menschen 3,5-fach erhöht, wenn ein Elternteil an einem idiopathischen Parkinson-Syndrom litt.
- Umweltfaktoren: Häufiger Umgang mit Giften wie Kohlenstoffmonoxid und Mangan, sowie Herbizide und Pestizide als Landwirte.
Motorische Kardinalsymptome der Parkinson-Krankheit
Die Diagnose der Parkinson-Krankheit stützt sich auf das Vorliegen von mindestens zwei der folgenden vier Kardinalsymptome:
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Bradykinese (Verlangsamung der Bewegung): Dies ist das wichtigste Symptom der Parkinson-Krankheit und beschreibt eine deutliche Verlangsamung von willkürlichen Muskelbewegungen. Die Bradykinese kann alle Muskeln des Körpers betreffen, die willkürlich angesteuert werden können. Beispiele hierfür sind eine starre/ausdrucklose Mimik (die sogenannte „Hypomimie“), eine Verkleinerung des Schriftbildes („Mikrographie“) sowie Einschränkungen der Feinmotorik, z. B. beim Zähneputzen, beim Rasieren oder Schwierigkeiten beim Knöpfen eines Hemdes. Auch das verlangsamte und kleinschrittige Gangbild sowie ein verminderter Mitschwung der Arme können Ausdruck einer Bradykinese sein. Da die Erkrankung häufig einseitig beginnt, fällt die Bradykinese anfangs oft nur im Seitenvergleich oder nur bei bestimmten Bewegungsabläufen auf.
Rigor (Muskelsteifigkeit): Rigor (deutsch: Muskelsteifigkeit) äußert sich z. B. im Bereich der Rumpfmuskulatur mit gebeugter Haltung des Oberkörpers, welche aber oft erst in späteren Erkrankungsstadien beobachtet werden kann. Ein Rigor der Arme ist beim passiven Durchbewegen durch einen erhöhten Widerstand spürbar.
Ruhetremor (Zittern im Ruhezustand): Entgegen einer weit verbreiteten Vermutung ist das Vorliegen eines Tremors (deutsch: Zittern) der Hände nicht mit der Diagnose einer Parkinson-Krankheit gleichzusetzen: etwa ein Viertel aller Betroffenen leidet während der gesamten Erkrankungsdauer nie an einem Tremor. Gleichzeitig können auch andere Erkrankungen mit einem Tremor einhergehen. Der typische Parkinson-Tremor ist ein Ruhetremor, der eher langsam ist und meist nur eine Körperseite betrifft. Er kann auftreten, wenn Ihr Körper ruhig und entspannt ist, z. B. wenn Sie auf dem Sofa sitzen. Der häufigste Tremor im Zusammenhang mit Parkinson ist der sogenannte "Pillenrolltremor". Diese Art des Zitterns sieht so aus, als ob Sie versuchen, eine Pille oder einen anderen kleinen Gegenstand zwischen Daumen und Zeigefinger zu rollen.
Posturale Instabilität (Haltungs- und Gleichgewichtsstörungen): Sie äussert sich in einer Instabilität des Ganges.
Weitere motorische Symptome
Neben den Kardinalsymptomen können bei Parkinson-Patienten auch weitere motorische Symptome auftreten, darunter:
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- Gangstörungen: Verlangsamtes, kleinschrittiges Gangbild, verminderter Mitschwung der Arme, Schwierigkeiten beim Starten oder Stoppen des Gehens.
- Dyskinesien: Unwillkürliche, übermäßige Bewegungen, die als Nebenwirkung der L-Dopa-Therapie auftreten können. Sie können sich in Form von Verdrehungen, Zuckungen und sich wiederholenden Bewegungen äußern.
- Dysarthrie (Sprachstörungen): Leise, monotone Sprache, undeutliche Aussprache, Schwierigkeiten beim Sprechen.
- Dysphagie (Schluckstörungen): Schwierigkeiten beim Kauen und Schlucken, erhöhte Gefahr des Verschluckens.
- Mikrographie: Verkleinerung des Schriftbildes.
- Hypomimie: Starre, ausdruckslose Mimik.
Nicht-motorische Symptome
Neben den motorischen Symptomen können bei Parkinson-Patienten auch zahlreiche nicht-motorische Symptome auftreten, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen können. Zu diesen Symptomen gehören:
- Neuropsychiatrische Symptome: Depressionen, Angstzustände, Demenz, Psychosen, Halluzinationen, Impulskontrollstörungen.
- Autonome Funktionsstörungen: Kardiovaskuläre Beschwerden, gastrointestinale Beschwerden, urogenitale Beschwerden, Störungen der Thermoregulation.
- Schlafstörungen: Insomnie, REM-Schlaf-Verhaltensstörung, Tagesschläfrigkeit, Fatigue.
- Sensorische Störungen: Geruchsstörungen, Schmerzen, Sehstörungen.
- Kognitive Einschränkungen: Gedächtnisprobleme, Aufmerksamkeitsstörungen, exekutive Funktionsstörungen.
Diagnose
Die Diagnose der Parkinson-Krankheit wird in erster Linie klinisch gestellt, basierend auf den charakteristischen motorischen Symptomen und dem Ausschluss anderer Erkrankungen, die ähnliche Symptome verursachen können. Zusätzliche Untersuchungen wie bildgebende Verfahren (MRT des Gehirns) und spezielle Tests (FP-Cit-SPECT, MIBG-SPECT) können zur Unterstützung der Diagnose und zur Differenzierung von anderen Parkinson-Syndromen eingesetzt werden. Ein wichtiges unterstützendes Kriterium für die Diagnose der Parkinson-Krankheit ist die eindeutige Besserung der Symptome durch Behandlung mit Dopamin-Ersatzmedikamenten, insbesondere L-Dopa.
Behandlung
Die Parkinson-Krankheit ist derzeit nicht heilbar, aber es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Die Behandlung umfasst in der Regel eine Kombination aus medikamentösen und nicht-medikamentösen Therapien.
Medikamentöse Therapie
Die medikamentöse Therapie zielt darauf ab, den Dopaminmangel im Gehirn auszugleichen und die motorischen Symptome zu verbessern. Zu den wichtigsten Medikamentengruppen gehören:
- L-Dopa: Das wirksamste und wichtigste Medikament zur Behandlung der PK. Es wird im Gehirn zu Dopamin umgewandelt und ersetzt den fehlenden Botenstoff.
- Dopaminagonisten: Sie ersetzen Dopamin direkt am postsynaptischen Rezeptor im Striatum.
- MAO-B-Hemmer: Sie erhöhen die Konzentration von Dopamin an der dopaminergen Synapse, indem sie den Abbau von Dopamin hemmen.
- COMT-Hemmer: Sie hemmen einen Abbauweg des L-Dopa und erhöhen damit die Konzentration von L-Dopa im ZNS.
- Amantadin: Es hat eine Indikation für die Behandlung von Dyskinesien.
- Anticholinergika: Sie werden praktisch nur noch zur Behandlung von anders nicht behandelbarem Tremor eingesetzt.
Nicht-medikamentöse Therapie
Neben der medikamentösen Therapie spielen nicht-medikamentöse Therapien eine wichtige Rolle bei der Behandlung der Parkinson-Krankheit. Dazu gehören:
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- Physiotherapie: Sie hilft, die Beweglichkeit, das Gleichgewicht und die Koordination zu verbessern.
- Ergotherapie: Sie unterstützt bei der Bewältigung von Alltagsproblemen und der Verbesserung der Feinmotorik.
- Logopädie: Sie verbessert die Sprachverständlichkeit und die Schluckfunktion.
- Bewegungstherapie: Rhythmischer Sport wie Nordic Walking, Tanzen, Schwimmen, Golfen und Tennis kann helfen, Rhythmus und Bewegungsfluss wieder zu erlernen.
Eskalierte Therapieverfahren
Wenn die medikamentöse Therapie keine befriedigende Wirkung mehr zeigt, können kontinuierlich stimulierende Verfahren eingesetzt werden. Dazu gehören:
- Tiefe Hirnstimulation (DBS): Elektroden werden in den Nucleus subthalamicus implantiert, die dann über einen Generator stimuliert werden.
- Jejunale L-Dopa-Pumpen-Infusion: Eine spezielle L-Dopa-Zubereitung wird über eine Sonde in den Dünndarm appliziert.
- Apomorphin-Pumpe: Apomorphin, ein Dopaminagonist, wird subkutan appliziert.
Management bei Erstdiagnose
Nach der Diagnose ist eine detaillierte Diskussion mit dem Patienten über die Erkrankung, die damit verbundenen Konsequenzen und die therapeutischen Optionen erforderlich. Soziale und sportliche Aktivitäten sollten beibehalten werden. Die Fortsetzung des aktiven Berufslebens ist im Rahmen der realistisch von Patient und Arzt beurteilten Möglichkeiten zu empfehlen. Es besteht heute Einigkeit, dass die Behandlung direkt bei Diagnosestellung begonnen werden sollte.
Leben mit Parkinson: Selbstmanagement und Unterstützung
Die Bewältigung der motorischen Symptome und der entsprechenden Symptomschwankungen bei der Parkinson-Krankheit kann ein schwieriger und andauernder Prozess sein. Jedoch können Menschen mit Parkinson mit der richtigen Behandlung und Unterstützung ein aktives Leben führen. Durch eine enge Zusammenarbeit mit ihrem medizinischen Team und die Anwendung von Strategien zur Bewältigung ihrer Symptome können Menschen mit Parkinson ihre Lebensqualität verbessern und ihre Unabhängigkeit bewahren.
Die Überwachung der Parkinson-Symptome ist ein wichtiger erster Schritt zum Selbstmanagement. Indem Sie Ihre Symptome festhalten, können Sie ein besseres Verständnis dafür gewinnen, wie es Ihnen geht, allgemeine und potenzielle langfristige Trends erkennen und einen Bezugspunkt haben, wenn Sie mit Ihrem Arzt und Pflegeteam sprechen.
Darüber hinaus kann der Beitritt zu einer Selbsthilfegruppe Unterstützung in allen Bereichen bieten und über die Deutsche Parkinsonvereinigung die neusten Informationen bereitstellen.
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