Beschäftigungsideen für Menschen mit Demenz im Winter

Die Winterzeit kann für Menschen mit Demenz und ihre Betreuer eine Herausforderung darstellen. Kälte, Dunkelheit und eingeschränkte Mobilität können zu sozialer Isolation, Unruhe und depressiven Verstimmungen führen. Umso wichtiger ist es, den Betroffenen sinnvolle und anregende Beschäftigungen anzubieten, die ihre Lebensqualität verbessern und ihnen ein Gefühl von Teilhabe vermitteln. Dieser Artikel bietet eine umfassende Sammlung von Ideen und Anregungen, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz im Winter zugeschnitten sind.

Eigene Aktivitäten entwickeln

In der frühen Phase einer Demenz ist es entscheidend, Aktivitäten zu finden, die Freude bereiten und durch die Krankheit nicht oder nur wenig eingeschränkt sind. Dabei können frühere Lieblingsbeschäftigungen wiederaufgenommen oder neue Hobbys ausprobiert werden.

Anknüpfen an frühere Interessen

  • Malen und künstlerisches Gestalten: Fördert die Kreativität und Feinmotorik.
  • Theaterspielen: Kann soziale Interaktion und Ausdrucksfähigkeit verbessern.
  • Internetnutzung: Insbesondere bei frontotemporaler Demenz können Betroffene noch den Umgang mit dem Internet erlernen.

Neue Erfahrungen wagen

Christian Zimmermann, selbst an Alzheimer erkrankt, ermutigt dazu, Dinge auszuprobieren, die man sich früher nicht getraut hätte. Die Diagnose kann eine gewisse Freiheit geben, Neues zu entdecken und Ängste abzubauen.

Gemeinsam etwas tun

Wenn die Demenz fortschreitet, nimmt die Fähigkeit zur selbstständigen Beschäftigung ab. In dieser Phase ist es wichtig, auf die individuellen Bedürfnisse und Verhaltensweisen des Betroffenen einzugehen und passende Beschäftigungsangebote zu finden.

Umgang mit schwierigen Verhaltensweisen

  • Anhänglichkeit: Manche Demenzkranke folgen ihren Angehörigen auf Schritt und Tritt. Hier können gemeinsame Aktivitäten helfen, die Nähe und Sicherheit vermitteln.
  • Apathie und Rückzug: Andere ziehen sich zurück und wirken teilnahmslos. In diesem Fall sind aktivierende Angebote wichtig, die die Sinne anregen und die Lebensfreude wecken.
  • Unruhe und Aggressivität: Körperliche Aktivitäten wie Spaziergänge oder Gymnastik können helfen, Unruhe abzubauen und die Stimmung zu verbessern.

Geeignete Beschäftigungsangebote

  • Körperliche Aktivitäten: Spaziergänge, Gymnastik oder Tanzen können körperliche Unruhe und depressive Verstimmungen entgegenwirken. Bei schlechtem Wetter bieten sich häusliche Aktivitäten wie gemeinsames Backen oder ein Hausputz an.
  • Gesellschaftsspiele: Einfache Spiele wie "Mensch ärgere Dich nicht" können geeignet sein, sollten aber nicht zu Überforderung führen.
  • Musik: Gemeinsames Singen oder Bewegungsspiele mit Musik sind effektiver als eine musikalische Dauerberieselung im Hintergrund. Tanzkurse für Demenzkranke und ihre Angehörigen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit.
  • Sinnvolle Tätigkeiten: Menschen mit Demenz wollen das Gefühl haben, etwas Nützliches zu tun. Einfache Aufgaben im Haushalt oder im Garten wie Servietten falten, Handtücher zusammenlegen, Gemüse putzen, Blumen einpflanzen oder Handarbeiten können geeignet sein. Wichtig ist das Tun selbst, nicht so sehr das Ergebnis. Lob und Anerkennung sollten nicht gespart werden.

Angebote machen

Eine Angehörige berichtete, dass sie ihrer Mutter regelmäßig alte Strickpullover im Secondhand-Laden besorgt und sie bittet, diese aufzuribbeln. Diese Tätigkeit findet die Mutter sehr befriedigend, da sie früher die Wolle alter Pullover auch immer wieder verwendet hat.

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Angebote machen

In der letzten Phase der Demenz, wenn die Kranken auch körperlich nur noch wenig mobil sind, muss Aktivierung immer stärker von außen erfolgen. Dabei geht es in erster Linie um eine Anregung der Sinne und Sinneswahrnehmungen, wie sie zum Beispiel durch die Basale Stimulation erfolgt.

Sinnesanregung

  • Berührung: Stellt Nähe her und ermöglicht den Kranken ein Spüren des eigenen Körpers und seiner Grenzen.
  • Geruch: Intensive angenehme Gerüche wie frisch gebackenes Brot, frischer Kaffee, Blumen oder Zitrusfrüchte können den Geruchssinn stimulieren.
  • Hören: Sprache, Musik und Rhythmen werden auch dann wahrgenommen, wenn keine sichtbare Reaktion erfolgt.

Kurzaktivierungen

Auch wenn wenig Zeit ist: In 30 Sekunden kann man vieles tun, um kleine Lichtpunkte zu setzen und Menschen mit Demenz am Leben teilhaben zu lassen.

Beschäftigungsideen von A-Z

Die folgenden Beschäftigungsideen sind als Anregungen gedacht. Probieren Sie aus, finden Sie heraus, was aktuell den Bedürfnissen und Fähigkeiten des Kranken entspricht, welche Aktivität zu seiner Lebensgeschichte passt, und vor allem, was ihm Spaß macht. Lassen Sie Ihre Phantasie spielen, entwickeln Sie eigene Ideen und testen Sie sie. Dann zeigen sich manchmal Fähigkeiten, die man den Kranken gar nicht mehr zugetraut hätte.

  • Aromen und Düfte erschnuppern und raten
  • Auto waschen, über Autos „fachsimpeln“
  • Ballspiele
  • Basteln
  • Bügeln - vertraute, nützliche Tätigkeit
  • „Büroarbeit“ (Blätter abheften, lochen …)
  • Computer - z. B. die biografisch orientierten Spiele auf der CD-Rom „Demenz interaktiv“ der Deutschen Alzheimer Gesellschaft
  • Flohmarkt besuchen (alte Kaffeemühle, Waschbrett, … finden)
  • Fotoalbum gemeinsam anschauen und über die Bilder und ihre Geschichten sprechen
  • Gartenarbeit (ggf. am Hochbeet)
  • Gedichte (die früher in der Schule gelernt wurden)
  • Gesellschaftsspiele (ggf. vereinfacht)
  • Gespräche, Erinnerungen an früher
  • Handarbeit (stricken, Wolle aufwickeln)
  • Handpuppen (sie werden oft leichter angesprochen als „echte“ Menschen)
  • Jahreszeiten thematisieren (mit Blumen, Getreidehalmen, Kastanien …)
  • Kirchen, Gottesdienst besuchen
  • Konzert besuchen
  • Kochen und Backen
  • Lachen, Humor
  • Malen
  • Massieren
  • Musik: hören, singen, musizieren
  • Nachrichten aus der Zeitung vorlesen und diskutieren (lokale Ereignisse, besondere Interessensgebiete)
  • Obstsalat zubereiten
  • Puzzeln
  • Rad fahren, Tandem fahren
  • Reisen, Ausflüge (z. B. mit dem Wohnmobil als „rollendes Zuhause“)
  • Restaurant oder Café besuchen
  • Rosenkranz beten, Religiöses
  • Sinne anregen (Basale Stimulation)
  • Spazieren gehen
  • Sprichwörter raten/ergänzen
  • Sport
  • Tanzen
  • Tiere ansehen, streicheln
  • Urlaubssouvenirs betrachten
  • Vorlesen (Zeitung, Märchen, …)
  • Wandern
  • Werkzeugkasten (aufräumen, sortieren)
  • Zoo besuchen

Winterliche Beschäftigungsideen

Der Winter bietet eine Fülle von Möglichkeiten, Menschen mit Demenz zu aktivieren und zu beschäftigen. Hier sind einige Ideen, die speziell auf die kalte Jahreszeit zugeschnitten sind:

Erinnerungen wecken und Gespräche anregen

  • Winterliche Erinnerungen: Wecken Sie Erinnerungen an vergangene Winter, z.B. an Schlittenfahrten, Schneeballschlachten oder das Backen von Weihnachtsplätzchen.
  • Jahreszeitliche Erzählrunden: Gestalten Sie Erzählrunden mit winterlichen Sprichwörtern, Zitaten, Gedichten und Liedern.
  • Thema Schulzeit: Erinnern Sie sich an die Schulzeit, z.B. an weite Schulwege zu Fuß, strenge Lehrer oder Schülerstreiche.
  • Thema Zahlen: Beschäftigen Sie sich mit Zahlen, z.B. mit dem kleinen Einmaleins oder mit Sprichwörtern und Redewendungen, die sich mit Zahlen beschäftigen.

Basteln und Gestalten

  • Winterliche Dekoration: Basteln Sie winterliche Dekoration aus Naturmaterialien wie Tannenzapfen, Zweigen oder Kastanien.
  • Schneeflocken basteln: Schneiden Sie Schneeflocken aus Papier oder filzen Sie Schneeflocken aus Wolle.
  • Vogelhaus bauen: Bauen Sie ein Vogelhaus und füttern Sie die Vögel im Garten.
  • Winterlandschaft gestalten: Gestalten Sie eine Winterlandschaft mit Watte, Papier und kleinen Figuren.

Sinnesanregung

  • Winterliche Düfte: Verwenden Sie winterliche Düfte wie Zimt, Nelken oder Tannennadeln, um die Sinne anzuregen.
  • Winterliche Klänge: Spielen Sie winterliche Musik oder hören Sie winterliche Geräusche wie das Knistern von Kaminfeuer oder das Rauschen des Windes.
  • Winterliche Speisen: Bereiten Sie winterliche Speisen wie Suppen, Eintöpfe oder Plätzchen zu und lassen Sie die Betroffenen mithelfen.
  • Schnee erleben: Wenn möglich, gehen Sie mit den Betroffenen in den Schnee und lassen Sie sie den Schnee fühlen, sehen und hören.

Bewegung und Aktivität

  • Winterspaziergänge: Machen Sie kurze Winterspaziergänge, wenn das Wetter es zulässt.
  • Schneeschippen: Lassen Sie die Betroffenen beim Schneeschippen helfen, wenn sie dazu in der Lage sind.
  • Winterliche Spiele: Spielen Sie winterliche Spiele wie Schneeballwerfen oder Schlittenziehen.
  • Tanzen: Tanzen Sie zu winterlicher Musik oder veranstalten Sie einen kleinen Winterball.

Weitere Ideen

  • Winterliche Filme und Bücher: Schauen Sie winterliche Filme oder lesen Sie winterliche Bücher vor.
  • Winterliche Quizspiele: Spielen Sie winterliche Quizspiele oder lösen Sie winterliche Rätsel.
  • Besuch auf dem Weihnachtsmarkt: Besuchen Sie einen Weihnachtsmarkt und lassen Sie die Betroffenen die weihnachtliche Atmosphäre genießen.
  • Kaminabend: Machen Sie einen gemütlichen Kaminabend mit Tee, Gebäck und Gesprächen.

Spiele für Menschen mit Demenz

Spiele können eine wertvolle Möglichkeit sein, Menschen mit Demenz zu beschäftigen und ihre kognitiven Fähigkeiten zu fördern. Achten Sie darauf, Spiele auszuwählen, die den Fähigkeiten und Interessen des Betroffenen entsprechen und keinen Leistungsdruck erzeugen.

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Geeignete Spiele

  • Memory: Ein Memory-Spiel mit großen Karten und leicht erkennbaren Motiven kann die Erinnerungsfähigkeit ansprechen.
  • Puzzles: Einfache Puzzles mit großen Teilen können das visuelle Erkennen unterstützen und die Motorik üben.
  • Würfelspiele: Klassische Würfelspiele wie "Mensch ärgere Dich nicht" können vertraut und unterhaltsam sein.
  • Kartenspiele: Spezielle Kartenspiele für Menschen mit Demenz bieten Anregungen für Gespräche und Aktivitäten.
  • Digitale Spiele: Spezielle Demenz-Tablets bieten eine Vielzahl von Spielen und Anwendungen, die auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz zugeschnitten sind.

Tipps für das Spielen

  • Variieren Sie die Spielregeln: Passen Sie die Spielregeln an die Fähigkeiten des Betroffenen an und vermeiden Sie Leistungsdruck.
  • Ermutigen Sie zum Erzählen: Nutzen Sie die Spiele als Anlass, um Erinnerungen zu wecken und Gespräche anzuregen.
  • Konzentrieren Sie sich auf den Spaß: Wichtig ist, dass das Spielen Freude bereitet und keine Frustration auslöst.

Literaturtipps zu Beschäftigungsmöglichkeiten

Es gibt eine Vielzahl von Büchern und Materialien, die Anregungen und Ideen für die Beschäftigung von Menschen mit Demenz bieten. Hier sind einige Empfehlungen:

  • Altekrüger, H.: „Spielkarten für Senioren als Erinnerungsspiel“. Individuell gestaltbare Bildkarten, laminiert und auf Holz aufgezogen. www.erinnerungsspiel.de
  • Fiedler, P.: Spiele „Vertellekes“, „Sonnenuhr“, „Waldspaziergang“, Vincentz-Verlag
  • „Die Spielesammlung Nr. 1“ Spiele für Menschen mit Demenz, Vincentz-Verlag
  • Alzheimer Gesellschaft Schleswig-Holstein: „Aber bitte mit Sahne“. Das etwas andere Schleswig-Holsteinische Kochbuch besonders für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen. www.alzheimer-sh.de
  • Buchholz, T.; Schürenberg, A.: Basale Stimulation in der Pflege alter Menschen“. Anregungen zur Lebensbegleitung. Hans-Huber Verlag Bern 2009, ISBN: 978-3456845647
  • Friese, A.: „Frühlingsgefühle“, „Sommerfrische“, „Herbstvergnügen“, „Winterfreuden“. Jahreszeitliche Kurzaktivierungen für Menschen mit Demenz, Vincentz-Verlag
  • „Fotokiste zur Biografiearbeit mit dementen Menschen“, Stabile Box mit Begleitbuch „Leitfaden zur Biografiearbeit“, Vincentz-Verlag 2003
  • Gutensohn, S.: Sprichwörter, 400 farbige Karten, Vincentz-Verlag 2003, ISBN 3878709269
  • Haase, H.: Lebensgeschichten - Mit altersverwirrten Menschen ins Gespräch kommen. 25 Bildkarten und ein Anleitungsheft zur biografie-orientierten Kommunikation. Balance buch+medien Verlag 2009, ISBN 978-3-86739-055-2
  • Radenbach, J.: „Aktiv trotz Demenz“, Handbuch für die Aktivierung und Betreuung von Demenzerkrankten. Schlütersche 2009, ISBN 978-3-89993-219-5
  • Schmidt-Hackenberg, Ute: Anschauen und Erzählen, Gedankenspaziergang, Vincentz-Verlag 2004, Kartensatz und Begleitheft, ISBN 3878701144, 48,00 €
  • Yalniz Degilsiniz! - Du bist nicht allein! Erinnerungskarten mit türkischen Weisheiten für die Beschäftigung mit demenziell erkrankten Menschen, Arbeiterwohlfahrt Bezirk Westliches Westfalen e.

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