Eine Demenzerkrankung stellt eine erhebliche Herausforderung dar, sowohl für die Betroffenen als auch für ihre Angehörigen und Pflegekräfte. Es ist wichtig zu erkennen, dass Demenz eine fortschreitende Erkrankung ist, die derzeit nicht geheilt werden kann. Dieser Artikel soll Ihnen kreative, spielerische und soziale Beschäftigungen aufzeigen, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz zugeschnitten sind und verschiedene Bereiche wie Kognition, Feinmotorik, Sprachfähigkeiten und Motorik fördern.
Bedeutung von Beschäftigung für Menschen mit Demenz
Sinnvolle Beschäftigungen tragen dazu bei, Langeweile und Frustration zu reduzieren, das Selbstwertgefühl zu stärken und die Lebensfreude zu erhöhen. Durch gezieltes Training lassen sich unterschiedliche Fähigkeiten stärken und der Verlauf der Erkrankung verlangsamen. Regelmäßiges Training der kognitiven Fähigkeiten kann dazu beitragen, logische Denk- und Handlungsprozesse länger aufrechtzuerhalten.
Es ist von großer Bedeutung, dass Demenzkranke ihr Gehirn aktiv halten, um der Beeinträchtigung entgegenzuwirken. Aktivitäten für Demenzkranke haben einen Verlangsamungseffekt auf den Verlauf der Erkrankung.
Allgemeine Tipps zur Auswahl von Aktivitäten
Für Sie als Angehöriger oder Pfleger ist es wichtig zu erkennen, welche Aktivitäten die Fähigkeiten des Demenzkranken ansprechen und welche nicht. Passen Sie die Aktivitäten an die individuellen Fähigkeiten und das Krankheitsstadium des Demenzkranken an. Berücksichtigen Sie bei der Gestaltung des Alltags die Vorlieben des Demenzkranken, damit die Integration der Aktivitäten gelingen kann.
Achten Sie vor allem auf die Auswahl von Tätigkeiten, von denen Sie wissen, dass Ihr:e Angehörige:r diese gerne macht oder früher gerne gemacht hat. Die geeigneten Beschäftigungsideen können je nach Stadium der Demenzerkrankung variieren.
Lesen Sie auch: Ideen zur Beschäftigung bei Demenz im Winter
Frühes Stadium
Im frühen Stadium sind die kognitiven Fähigkeiten noch relativ gut erhalten. In dieser Phase geht es vor allem darum, Aktivitäten zu finden, die Spaß machen und durch die Krankheit nicht oder wenig eingeschränkt sind. Dabei kann man an frühere Lieblingsbeschäftigungen anknüpfen, es können aber auch neue Hobbys ausprobiert werden, wie Malen und künstlerisches Gestalten oder auch Theaterspielen bis hin zur Internetnutzung.
Mittleres Stadium
Hier können einfachere Aktivitäten wie Malen, Musizieren, Gärtnern oder Backen sinnvoll sein.
Spätes Stadium
Im fortgeschrittenen Stadium der Demenz sind die kognitiven Fähigkeiten stark eingeschränkt. Hier können sensorische Aktivitäten wie Musik hören, Massagen oder das Betrachten von Bildern oder Objekten angemessen sein.
Spiele als Beschäftigung
Spiele bereiten vor allem Freude und Spaß. Die Wahl des Spiels ist stark von der Stufe der Erkrankung des Patienten abhängig. Spiele, die unterhalten, den sozialen Austausch fördern und kleinere Herausforderungen mit erreichbaren Zielen beinhalten, wirken motivierend und trainieren zahlreiche verschiedene Fähigkeiten demenzkranker Personen.
Memory
Memory ist eine hervorragende Aktivität für Demenzkranke. Zahlreiche Bildpaare enthalten verschiedene Muster und Abbildungen, die in einer bestimmten Zeit erfasst, verarbeitet, verstanden und gemerkt werden müssen. Je nach Schweregrad der Erkrankung ist es sinnvoll, zu Beginn ein Memoryspiel mit weniger Bildpaaren zu wählen, um eine Überforderung zu vermeiden. Erfolgserlebnisse stellen sich zudem schnell ein, sobald ein zusammengehöriges Bildpaar gefunden wurde. Für eine zusätzlichen Stimulation des Tastsinns gibt es außerdem spezielle Memorydecken, die aus Stoff gefertigt und mit kleinen Aufnähungen versehen sind.
Lesen Sie auch: Hände in Bewegung: Beschäftigung bei Demenz
Puzzles
Puzzles fördern und trainieren sowohl die Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer als auch Feinmotorik demenzkranker Personen. Bei der Feinmotorik werden vor allem die Fingerfertigkeiten geübt, wie das Greifen und Halten, sowie das Stecken der einzelnen Puzzleteile. Patienten üben sich im strukturierten und konzertierten Denken. Wählen Sie ein Puzzle mit Teilen, die die demenzkranke Person gut mit ihren Fingern greifen und halten kann. Die Anzahl der Puzzleteile ist nicht von Bedeutung, da sich zwischendurch immer eine Pause einrichten lässt.
Begleitung von Spieleaktivitäten
Wählen Sie eine deutliche, ruhige und langsame Aussprache. Loben Sie selbst kleinste Erfolge und benennen Sie sie, ohne ins Negative abzuschweifen. Zeigen Sie Mitgefühl. Wenn der demenzkranken Person etwas nicht gelingt und sie frustriert ist, benennen Sie nicht den Fehler, sondern immer das Gelungene, auch wenn es noch so gering ist.
Kreative Aktivitäten
Kreativität regt die Fantasie an, lässt etwas erschaffen und bietet Demenzkranken zugleich unterschiedliche sinnliche Erfahrungen. Kreativität fördert zudem das Herstellen und Erinnern von Verknüpfungen zwischen Gegenständen und Materialien.
Malen und Zeichnen
Das Malen und Zeichnen ist eine wunderbare Möglichkeit, die Kreativität anzuregen und sich auszudrücken.
Musizieren
Musik kann eine beruhigende und stimmungsaufhellende Wirkung haben.
Lesen Sie auch: Frühling und Demenz: Eine Anleitung
Gärtnern
Das Gärtnern bietet nicht nur sensorische Anregung, sondern fördert auch die Bewegung und das Verantwortungsgefühl.
Backen und Kochen
Viele Demenzkranke erinnern sich an Gerüche und Geschmäcker aus ihrer Vergangenheit.
Handarbeiten
Aktivitäten wie Stricken, Häkeln oder Nähen können eine beruhigende Wirkung haben und das Konzentrationsvermögen fördern.
Storytelling
Geschichten erzählen oder vorlesen kann eine wunderbare Möglichkeit sein, Erinnerungen zu teilen und die Fantasie anzuregen.
Stimulation der Sinne
Eine weitere Aktivität für Demenzkranke ist, die Sinne zu stimulieren. Eine Stimulation der Sinne unterstützt daher, dass sich Betroffene vitaler und energetisierter fühlen und ihre Umgebung wacher wahrnehmen und erleben. Insbesondere bei der Stimulation des Geruchs- und Hörsinns wird das Erinnerungsvermögen bei Demenzkranken aktiviert.
Gemeinsames Kochen stimuliert alle fünf Sinne gleichzeitig, ein wahres Erlebnis für Demenzpatienten.
Gemeinschaftliche Aktivitäten
Gemeinschaftliche Aktivitäten für Demenzkranke sind von großer Bedeutung, da sie sozialen Austausch und emotionale Unterstützung bieten. Demenzpatienten fühlen sich oft isoliert und haben Schwierigkeiten, Kontakte zu knüpfen oder aufrechtzuerhalten. Zudem fördern diese Aktivitäten die kognitiven Fähigkeiten und tragen dazu bei, das Gedächtnis und die Aufmerksamkeit zu verbessern.
Integration von Aktivitäten in den Alltag
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Aktivitäten in den Alltag von Senioren mit Demenz zu integrieren. Dabei ist es sinnvoll, zu Beginn die demenzkranke Person zu unterstützen und die Aktivitäten gemeinsam zu planen und einzuüben. Eine feste Tagesstruktur kann dazu beitragen, dass sich Senioren mit Demenz sicher und geborgen fühlen. Es ist wichtig, die Aktivitäten an den Interessen und Fähigkeiten der betroffenen Person anzupassen.
Tägliche Bewegungsaktivitäten in den Alltag einzubauen, ist sinnvoll. Dabei reichen bereits 10 bis 20 Minuten, z. B. Spaziergänge.
Die 10-Minuten-Aktivierung
Die 10-Minuten-Aktivierung ist eine hervorragende Übung, um innerhalb kurzer Zeit Zugang zur demenzkranken Person und ihrer persönlichen Biografie, ihren Fähigkeiten und Interessen zu bekommen. Es ist empfehlenswert, diese Übung täglich 1-Mal und zu zweit mit einem Angehörigen oder Pfleger durchzuführen. Dafür werden der dementen Person vertraute Gegenstände gezeigt und in die Hand gegeben.
Weitere Beschäftigungsideen
Nachfolgend finden Sie eine Liste mit weiteren Beschäftigungsideen, die als Anregungen dienen sollen:
- Aromen und Düfte erschnuppern und raten
- Auto waschen, über Autos „fachsimpeln“
- Ballspiele
- Basteln
- Bügeln - vertraute, nützliche Tätigkeit
- „Büroarbeit“ (Blätter abheften, lochen …)
- Computer - z. B. die biografisch orientierten Spiele auf der CD-Rom „Demenz interaktiv“ der Deutschen Alzheimer Gesellschaft
- Flohmarkt besuchen (alte Kaffeemühle, Waschbrett, … finden)
- Fotoalbum gemeinsam anschauen und über die Bilder und ihre Geschichten sprechen
- Gartenarbeit (ggf. am Hochbeet)
- Gedichte (die früher in der Schule gelernt wurden)
- Gesellschaftsspiele (ggf. vereinfacht)
- Gespräche, Erinnerungen an früher
- Handarbeit (stricken, Wolle aufwickeln)
- Handpuppen (sie werden oft leichter angesprochen als „echte“ Menschen)
- Jahreszeiten thematisieren (mit Blumen, Getreidehalmen, Kastanien …)
- Kirchen, Gottesdienst besuchen
- Konzert besuchen
- Kochen und Backen
- Lachen, Humor
- Malen
- Massieren
- Musik: hören, singen, musizieren
- Nachrichten aus der Zeitung vorlesen und diskutieren (lokale Ereignisse, besondere Interessensgebiete)
- Obstsalat zubereiten
- Puzzeln
- Rad fahren, Tandem fahren
- Reisen, Ausflüge (z. B. mit dem Wohnmobil als „rollendes Zuhause“)
- Restaurant oder Café besuchen
- Rosenkranz beten, Religiöses
- Sinne anregen (Basale Stimulation)
- Spazieren gehen
- Sprichwörter raten/ergänzen
- Sport
- Tanzen
- Tiere ansehen, streicheln
- Urlaubssouvenirs betrachten
- Vorlesen (Zeitung, Märchen, …)
- Wandern
- Werkzeugkasten (aufräumen, sortieren)
- Zoo besuchen
Die Rolle von Angehörigen und Betreuern
Angehörige und Betreuer spielen eine entscheidende Rolle bei der Förderung der geistigen Gesundheit von Demenzkranken.
- Geduld und Verständnis aufbringen: Demenzkranke benötigen oft mehr Zeit und Unterstützung bei Aktivitäten.
- Motivieren und ermutigen: Ermutigen Sie den Demenzkranken, an Aktivitäten teilzunehmen, und loben Sie seine Bemühungen.
Durch ihre enge Beziehung und ihr Verständnis für die individuellen Bedürfnisse des Demenzkranken können Angehörige und Betreuer eine Schlüsselrolle dabei spielen, sinnvolle und erfüllende Aktivitäten zu finden und umzusetzen.