Yersinien-Infektionen: Neurologische Symptome und mehr

Die Yersiniose ist eine durch Bakterien der Gattung Yersinia verursachte Infektionskrankheit, die in erster Linie den Magen-Darm-Trakt betrifft. Obwohl die Yersiniose hauptsächlich für ihre gastrointestinalen Symptome bekannt ist, können in seltenen Fällen auch neurologische Symptome auftreten.

Was sind Yersinien?

Yersinien sind gramnegative, stäbchenförmige Bakterien, die zur Familie der Enterobacteriaceae gehören. Die bekanntesten humanpathogenen Arten sind Yersinia enterocolitica, Yersinia pseudotuberculosis und Yersinia pestis. Letztere ist der Erreger der Pest, die in Europa jedoch als ausgerottet gilt und daher in diesem Artikel nicht weiter behandelt wird. Yersinia enterocolitica und Yersinia pseudotuberculosis sind die Hauptverursacher der Yersiniose, einer Magen-Darm-Infektion.

Übertragung von Yersinien

Die Ansteckung mit Yersinien erfolgt meist über kontaminierte Lebensmittel, insbesondere rohes oder nicht ausreichend gegartes Schweinefleisch (z. B. Mett oder Hackepeter). Auch der Verzehr von ungewaschenem Gemüse, das mit Tierexkrementen in Kontakt gekommen ist, kann zur Infektion führen. Seltener erfolgt die Übertragung direkt von Tieren oder von Mensch zu Mensch.

Symptome einer Yersinien-Infektion

Die Symptome einer Yersinien-Infektion ähneln sich bei Yersinia enterocolitica und Yersinia pseudotuberculosis. Sie treten etwa drei bis zehn Tage nach der Ansteckung auf und können bis zu drei Wochen andauern. Typische Symptome sind:

  • Breiiger bis wässriger Durchfall
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Bauchkrämpfe (meist im rechten Unterbauch)
  • Fieber

Bei älteren Kindern und Erwachsenen können starke Bauchschmerzen auftreten, die einer Blinddarmentzündung ähneln (Pseudoappendizitis). Dies ist auf eine Entzündung des Ileums (unterer Teil des Dünndarms) zurückzuführen, die auch zu einer Schwellung der Lymphknoten im Bauchraum führen kann. Erwachsene können auch grippeähnliche Beschwerden wie Muskelschmerzen, Rachenschmerzen und Fieber entwickeln.

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Neurologische Symptome bei Yersinien-Infektionen

Obwohl selten, können Yersinien-Infektionen auch neurologische Symptome verursachen. Diese können auf einen starken Flüssigkeitsverlust oder eine Ausbreitung der Bakterien über den Blutkreislauf (Sepsis) hinweisen und umfassen:

  • Verwirrtheit
  • Extreme Müdigkeit
  • Schläfrigkeit

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Symptome Warnsignale sind und eine sofortige medizinische Behandlung erfordern.

Diagnose einer Yersinien-Infektion

Die Diagnose einer Yersinien-Infektion erfolgt durch den Nachweis der Erreger im Labor. Dies kann durch eine mikrobielle Untersuchung des Stuhls oder durch den Nachweis von Antikörpern im Blut erfolgen. Bei Verdacht auf eine Ausbreitung der Infektion kann auch eine Blutkultur angelegt werden.

Behandlung einer Yersinien-Infektion

In den meisten Fällen ist keine spezielle Behandlung der Yersinien-Infektion mit Medikamenten notwendig. Wichtig ist, den Flüssigkeitsverlust durch Durchfall und Erbrechen auszugleichen. Hierzu eignen sich stilles Wasser, lauwarme Tees oder Gemüse- und Fleischbrühen. Bei schweren Verläufen oder wenn sich die Beschwerden nach ein bis drei Wochen nicht bessern, kann eine Therapie mit Antibiotika erforderlich sein.

Spätfolgen einer Yersinien-Infektion

In einigen Fällen können nach einer Yersinien-Infektion Spätfolgen auftreten, wie z. B.:

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  • Reaktive Arthritis (Gelenkentzündung)
  • Erythema nodosum (Entzündung des Unterhautfettgewebes)
  • Reizdarmsyndrom

Yersinien und das Reizdarmsyndrom (RDS)

Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist eine funktionelle Störung des Magen-Darm-Trakts, die durch Symptome wie Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall und Verstopfung gekennzeichnet ist. Es wird angenommen, dass verschiedene Faktoren zur Entstehung des RDS beitragen, darunter Stress, Ernährung und eine gestörte Darmflora.

Yersinien als Auslöser für RDS

Es gibt Hinweise darauf, dass bakterielle Infektionen, einschließlich Yersinien-Infektionen, das Risiko für die Entwicklung eines RDS erhöhen können. Nach einer Salmonelleninfektion ist das RDS-Risiko beispielsweise um das Achtfache erhöht. Auch andere Darmkeime wie Yersinien, Campylobacter oder EHEC können die Beschwerden auslösen.

Mechanismen der RDS-Entstehung nach Yersinien-Infektion

Die genauen Mechanismen, durch die Yersinien-Infektionen zur Entstehung des RDS beitragen, sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird jedoch vermutet, dass eine Schädigung der Darmschleimhaut und eine Veränderung der Darmflora eine Rolle spielen.

  • Schädigung der Darmschleimhaut: Eine Yersinien-Infektion kann die Darmschleimhaut schädigen und ihre Durchlässigkeit erhöhen. Dadurch können Giftstoffe und Krankheitserreger leichter in den Körper gelangen und Entzündungen verursachen, die zum RDS beitragen können.

  • Veränderung der Darmflora: Eine Yersinien-Infektion kann die Zusammensetzung der Darmflora verändern und das Wachstum entzündungsfördernder Bakterien begünstigen. Dies kann zu einer Dysbiose führen, die wiederum die Entstehung des RDS begünstigen kann.

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Behandlung des RDS nach Yersinien-Infektion

Die Behandlung des RDS nach einer Yersinien-Infektion zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Da das RDS sich individuell sehr unterschiedlich äußert, gibt es nicht die eine allgemeingültige Therapie, die in jedem Fall hilft.

  • Ernährung: Eine spezielle Diät, wie die FODMAP-reduzierte Ernährung, kann helfen, die Symptome des RDS zu lindern. Dabei werden potenziell reizende Kohlenhydrate und Zucker für einige Wochen komplett vermieden. Nach der Auslassphase werden die FODMAP-haltigen Nahrungsmittel schrittweise wieder eingeführt, um individuelle Trigger zu identifizieren.

  • Pflanzliche Wirkstoffe: Einige pflanzliche Wirkstoffe wie Pfefferminzöl oder Melissenblätterextrakt können zur Darmberuhigung beitragen.

  • Psychotherapie: Da Darmgesundheit und Allgemeinbefinden sich gegenseitig beeinflussen, können psychotherapeutische Heilverfahren einen wichtigen Beitrag in der RDS-Behandlung leisten. Auch Darmhypnose kann helfen, die wechselseitige Interaktion von Darm und Gehirn positiv zu beeinflussen.

  • Bewegung und Entspannung: Bewegung und leichte sportliche Aktivität sind allgemein zu empfehlen, Entspannungsverfahren können zur Stressreduktion hilfreich sein.

Vorbeugung von Yersinien-Infektionen

Um einer Yersinien-Infektion vorzubeugen, sollten folgende Maßnahmen beachtet werden:

  • Fleisch, insbesondere Schweinefleisch, sollte immer gut durchgegart werden.
  • Rohes oder nicht ausreichend gegartes Schweinefleisch sollte vermieden werden.
  • Gemüse und Salat sollten vor dem Verzehr gründlich gewaschen werden.
  • Küchenutensilien, die mit rohem Fleisch in Kontakt gekommen sind, sollten gründlich gereinigt werden.
  • Auf eine gute Händehygiene sollte geachtet werden, insbesondere nach dem Toilettengang und vor der Zubereitung von Mahlzeiten.
  • Besonders gefährdete Personengruppen (Säuglinge, Kleinkinder, Schwangere, ältere und abwehrgeschwächte Personen) sollten auf den Verzehr von rohen tierischen Lebensmitteln verzichten.
  • Pasteurisierte Milch und Milchprodukte sollten bevorzugt werden.

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