Schmerzen im Gesicht oder an den Zähnen können oft schwer zu lokalisieren sein. Ein harmloser Schnupfen kann sich in den Zähnen bemerkbar machen, während ein kariöser Zahn im Ohr und eine Ohrenentzündung im Auge spürbar sein können. Bei Gesichts- und Zahnschmerzen ist es daher wichtig, die richtige Anlaufstelle zu finden. Abhängig von der Art und Lokalisation der Beschwerden können Hausärzte, Augenärzte, Zahnärzte, HNO-Ärzte oder Neurologen in Frage kommen.
Mögliche Ursachen von Zahnschmerzen mit Taubheitsgefühl
Zahnschmerzen, die mit einem Taubheitsgefühl einhergehen, können verschiedene Ursachen haben. Es ist wichtig, die genauen Symptome und Begleiterscheinungen zu berücksichtigen, um die zugrunde liegende Ursache zu identifizieren. Hier sind einige mögliche Ursachen:
- Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD): Eine CMD ist eine Funktionsstörung des Kausystems, die Kiefergelenk, Kaumuskulatur und Zähne betrifft. Sie kann zu einer Vielzahl von Symptomen führen, darunter Zahnschmerzen, Kieferschmerzen, Kopfschmerzen, Schwindel, Ohrgeräusche und Taubheitsgefühle im Gesicht. Die Ursachen einer CMD können vielfältig sein, wie z.B. Zahnfehlstellungen, fehlende Zähne, Stress oder Zähneknirschen.
- Zahnmarkentzündung (Pulpitis): Eine Entzündung des Zahnmarks, auch Pulpa genannt, kann durch Karies, Füllungen oder Zähneknirschen verursacht werden. Sie äußert sich oft durch intensive, ausstrahlende Schmerzen, die pochend und pulsierend sein können. In manchen Fällen kann die Entzündung auch zu einem Taubheitsgefühl im betroffenen Bereich führen.
- Entzündung an der Wurzelspitze (apikale Parodontitis): Wenn eine Pulpitis nicht behandelt wird, kann sich die Entzündung auf die Wurzelspitze ausbreiten und dort einen Entzündungsherd bilden. Dies kann ebenfalls zu Schmerzen und in seltenen Fällen zu einem Taubheitsgefühl führen.
- Atypische Odontalgie (Phantom-Zahnschmerz): Diese seltene Form von Nervenschmerz kann sich wie Zahnschmerzen anfühlen, obwohl keine offensichtliche Ursache im Zahn oder im umgebenden Gewebe gefunden werden kann. Der Schmerz kann lang anhaltend sein und sich bei kaltem Wetter verstärken.
- Trigeminusneuralgie: Diese Erkrankung verursacht blitzartige, elektrisierende Schmerzen im Gesicht, die durch Reizung des Trigeminusnervs ausgelöst werden. In einigen Fällen kann der Schmerz auch als Zahnschmerz wahrgenommen werden und mit einem Taubheitsgefühl einhergehen.
- Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis): Eine Entzündung der Nasennebenhöhlen kann Druck und Schmerzen im Gesicht verursachen, die sich auch auf die Zähne auswirken können. In manchen Fällen kann dies auch zu einem Taubheitsgefühl führen.
- Durchbruch von Weisheitszähnen: Der Durchbruch von Weisheitszähnen kann Entzündungen und Schmerzen im Kieferbereich verursachen, die sich auch auf die Zähne auswirken können.
- Kieferentzündung (Osteomyelitis): Eine Kieferentzündung kann durch bakterielle Infektionen entstehen, die sich von anderen Entzündungen im Mundraum ausbreiten. Sie kann zu starken Schmerzen, Schwellungen und in seltenen Fällen zu einem Taubheitsgefühl im betroffenen Bereich führen.
- Nervenverletzungen: Nervenverletzungen, beispielsweise als Komplikation einer zahnärztlichen Spritze oder nach einer Nasenoperation, können ebenfalls zu Taubheitsgefühlen und Schmerzen im Bereich des Kiefers und der Zähne führen.
- Nasenoperation: Eine Nasenoperation kann manchmal unerwünschte Nebenwirkungen wie Taubheitsgefühle im Oberkiefer und in der Oberlippe sowie Zahnschmerzen verursachen.
- Weitere Ursachen: Seltener können auch andere Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Tumore im Gesichtsbereich Zahnschmerzen mit Taubheitsgefühl verursachen.
Symptome, die auf eine spezifische Ursache hindeuten können
Um die Ursache der Zahnschmerzen mit Taubheitsgefühl besser einzugrenzen, ist es hilfreich, auf begleitende Symptome zu achten:
- Einseitige, brennende, stärkste Dauerschmerzen und Schmerzattacken im Gesicht: Können auf eine Trigeminusneuralgie hindeuten.
- Dauerhafte, meist halbseitige, mittelstarke Gesichtsschmerzen mit wechselnder Lokalisation: Können auf eine atypische Odontalgie hindeuten.
- Wechselnde oder dauerhafte, ein- oder beidseitige Schmerzen vor den Ohren: Können auf eine CMD hindeuten.
- Rasch zunehmende, stärkste Zahnschmerzen mit Schwellung von Zahnfleisch und Wange: Können auf eine Zahnwurzelentzündung oder den Durchbruch von Weisheitszähnen hindeuten.
- Drückende oder pochende Schmerzen in Mittelgesicht, Schläfe: Können auf eine Nasennebenhöhlenentzündung hindeuten.
Diagnose
Die Diagnose von Zahnschmerzen mit Taubheitsgefühl erfordert eine sorgfältige Untersuchung durch einen Arzt oder Zahnarzt. Dazu gehören:
- Anamnese: Der Arzt wird Sie ausführlich nach Ihren Beschwerden, Begleiterscheinungen und Ihrer Krankengeschichte fragen.
- Klinische Untersuchung: Der Arzt wird Ihren Mund, Ihre Zähne, Ihr Zahnfleisch, Ihren Kiefer und Ihr Gesicht gründlich untersuchen.
- Röntgenaufnahmen: Röntgenaufnahmen können helfen, Karies, Entzündungen an der Wurzelspitze oder andere Probleme im Kieferknochen zu erkennen.
- Funktionsdiagnostik: Bei Verdacht auf eine CMD kann eine Funktionsdiagnostik durchgeführt werden, um die Funktion des Kausystems zu beurteilen.
- Weitere Untersuchungen: In manchen Fällen können weitere Untersuchungen wie eine Kernspintomografie (MRT) oder eine neurologische Untersuchung erforderlich sein, um die Ursache der Beschwerden zu finden.
Behandlung
Die Behandlung von Zahnschmerzen mit Taubheitsgefühl richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Einige gängige Behandlungsansätze sind:
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- Schmerzmittel: Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol können helfen, die Schmerzen zu lindern.
- Antibiotika: Bei bakteriellen Infektionen wie einer Zahnwurzelentzündung oder Kieferentzündung können Antibiotika erforderlich sein.
- Wurzelkanalbehandlung: Bei einer Pulpitis kann eine Wurzelkanalbehandlung durchgeführt werden, um das entzündete Gewebe im Zahninneren zu entfernen.
- Wurzelspitzenresektion: Wenn eine Wurzelkanalbehandlung nicht erfolgreich ist, kann eine Wurzelspitzenresektion durchgeführt werden, um die entzündete Wurzelspitze zu entfernen.
- Aufbissschiene: Bei einer CMD kann eine Aufbissschiene helfen, die Kiefermuskulatur zu entspannen und die Kiefergelenke zu entlasten.
- Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, Verspannungen in der Kaumuskulatur zu lösen und die Funktion des Kausystems zu verbessern.
- Operation: In manchen Fällen, z. B. bei einer Trigeminusneuralgie oder einem Tumor, kann eine Operation erforderlich sein.
- Medikamente: Bei Nervenschmerzen wie der atypischen Odontalgie oder der Trigeminusneuralgie können spezielle Medikamente wie Antikonvulsiva oder Antidepressiva eingesetzt werden.
- Hausmittel: Einige Hausmittel können helfen, die Beschwerden zu lindern. Dazu gehören kalte Umschläge bei akuten Schwellungen oder entzündungsbedingten Schmerzen und Wärmeanwendungen bei verspannungsbedingten Schmerzen. Auch Gewürznelken können bei akuten Zahnschmerzen helfen, da ihre ätherischen Öle entzündungshemmend und antibakteriell wirken.
CMD-Therapie
Bei der Behandlung von CMD liegt der Fokus auf einer harmonischen Kiefergelenkstellung und Okklusion. Eine interdisziplinäre Therapie gemeinsam mit Orthopäden und Physiotherapeuten ist insbesondere bei Beteiligung des gesamten Körpers sinnvoll.
Behandlungsmethoden können sein:
- Zahnkorrektur, Zahnersatz, Implantologie: Bei Zahnfehlstellungen, Zahnverlust oder schlecht angepasstem Zahnersatz.
- Funktionstherapie, Schienentherapie: Aufbissschienen ("Knirscherschienen") entspannen die Kiefermuskeln und schützen die Hartsubstanz der Zähne. IPR-Schienen beheben die Kiefergelenkfehlstellung.
Wichtige Hinweise
- Bei anhaltenden oder starken Schmerzen sollte immer ein Arzt oder Zahnarzt aufgesucht werden.
- Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können helfen, chronische Schmerzen und weitere Komplikationen zu vermeiden.
- Eine gute Mundhygiene ist wichtig, um Entzündungen im Mundraum vorzubeugen.
- Stress kann eine Rolle bei der Entstehung von CMD und anderen Schmerzerkrankungen spielen. Entspannungstechniken wie Yoga oder progressive Muskelrelaxation können helfen, Stress abzubauen.
- Eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung sind wichtig für die allgemeine Gesundheit und können auch bei Schmerzerkrankungen helfen.
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