Zahnschmerzen können plötzlich auftreten, besonders ungünstig an Wochenenden oder Feiertagen, wenn der reguläre Zahnarzttermin nicht ohne Weiteres möglich ist. Um die Zeit bis zum nächsten Zahnarztbesuch zu überbrücken, gibt es verschiedene Methoden und Hausmittel, die Linderung verschaffen können.
Ursachen von Zahnschmerzen
Zahnschmerzen können vielfältige Ursachen haben, wie Karies, entzündeter oder abgestorbener Zahnnerv, freiliegende Zahnhälse, Weisheitszähne, Parodontitis oder Nachwirkungen einer Zahnbehandlung. Auch Stress kann eine Rolle spielen. Unabhängig von der Ursache ist es wichtig, Zahnschmerzen so bald wie möglich behandeln zu lassen. Bei besonders starken Schmerzen sollte umgehend ein Zahnarzt-Notdienst aufgesucht werden.
Kurzfristige Linderung durch Hausmittel
Die folgenden Tipps dienen der kurzzeitigen Besserung und ersetzen nicht den Besuch beim Zahnarzt.
Kühlungseffekt
Kühlen mit Eis, kalten Kompressen oder einem nassen Lappen kann Zahnschmerzen lindern. Die Kälte bewirkt, dass sich die Blutgefäße zusammenziehen und weniger Blut durchfließen kann, was eine Art Betäubung erzeugt und Entzündungen verlangsamt. Direkter Hautkontakt mit Eis sollte vermieden werden, indem man ein Tuch dazwischenlegt. Bei freiliegenden Zahnhälsen oder sensiblen Zähnen ist direkte Kälteeinwirkung zu vermeiden.
Gewürznelken
Nelken sind ein bewährtes Hausmittel, besonders bei punktuellen Zahnschmerzen. Eine ganze Nelke kann auf die betroffene Stelle gebissen oder direkt auf den Zahn gelegt werden. Nelken enthalten Eugenol, ein natürliches, schmerzhemmendes Mittel mit antiseptischen Eigenschaften, das Entzündungen reduzieren kann. Alternativ kann Nelkenöl mit einem Wattepad auf die schmerzende Stelle getupft werden. Vorsicht ist geboten, da Gewürznelken die Mundschleimhaut reizen können.
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Zwiebeln
Zwiebeln enthalten ätherische Öle, die entzündungshemmend wirken können. Zwiebelwürfel können in ein Stofftuch gefüllt und für mindestens 30 Minuten auf die schmerzende Stelle gelegt werden. Bei starken Schmerzen kann auch auf ein Stück rohe Zwiebel gebissen werden.
Teebaumöl
Teebaumöl kann als Mundspülung verwendet werden, um Entzündungen und Schmerzen entgegenzuwirken. Dazu werden 4 bis 5 Tropfen Teebaumöl auf 250 ml Wasser gegeben und der Mundraum mehrmals täglich damit gespült. Es sollte hochwertiges Bio-Teebaumöl verwendet werden.
Tee
Bestimmte Teesorten wie Pfefferminz-, Salbei- oder Kamillentee wirken entzündungshemmend und bakterienhemmend. Der abgekühlte Tee kann als Mundspülung verwendet oder der abgekühlte Teebeutel direkt auf die betroffene Stelle gelegt werden.
Salzlösung
Eine Salzlösung kann einfach hergestellt werden, indem ein Teelöffel Salz in einem großen Glas warmen Wasser aufgelöst wird. Nach dem Abkühlen wird der Mundraum damit für ca. 2 Minuten gespült. Salz kann Bakterien aus der entzündeten Stelle ziehen.
Knoblauch
Knoblauch enthält ätherische Öle mit entzündungshemmender und schmerzlindernder Wirkung. Eine aufgeschnittene Knoblauchzehe kann auf die betroffene Stelle gelegt oder zerdrückt, mit Salz vermischt und als Paste für 10 Minuten aufgetragen werden.
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Weitere Hausmittel
- Salbei: Salbei kann die Schmerzwahrnehmung verringern. Salbeitee kann zum Gurgeln verwendet oder auf einem Salbeiblatt gekaut werden.
- Kokosöl, Teebaumöl oder Schwarzkümmelöl: Diese Öle können ebenfalls bei Zahnschmerzen helfen.
- Ölziehen: Hochwertiges, kaltgepresstes Öl (Oliven-, Sesam-, Sonnenblumen- oder Mandelöl) wird für 15 bis 20 Minuten durch die Zahnzwischenräume gezogen und anschließend ausgespuckt.
- Wirsingblätter: Frische Wirsingblätter in einem feuchten Leinentuch können abschwellend wirken.
- Akupressur: Durch Aktivierung von Akupressur-Punkten am Handgelenk, Finger oder im Gesicht kann der Körper bei der Schmerzlinderung unterstützt werden.
Zahnarztlicher Notdienst
Bei starken Zahnschmerzen am Wochenende oder an Feiertagen sollte ein Zahnarzt-Notdienst aufgesucht werden. Dieser kann erste Maßnahmen zur Schmerzlinderung einleiten.
Nervabtötung (Devitalisation)
Eine Devitalisation ist die Entfernung des Zahnnervs (Pulpa), wenn dieser angegriffen und nicht mehr erhaltungswürdig ist. Früher wurde der Zahnnerv chemisch mit Arsen abgetötet, was heute aufgrund der Gefahr der Zerstörung von umliegendem Gewebe kaum mehr praktiziert wird. Stattdessen erfolgt die Entfernung des Zahnnervs ambulant unter lokaler Betäubung.
Ursachen für das Absterben von Zahnnerven
Der Zahnnerv kann durch Überlastung, einen Schlag gegen den Zahn oder häufig durch unbehandelte tiefe Karies absterben. Die Pulpa entzündet sich (Pulpitis) und kann absterben, was unbemerkt geschehen kann. Nach dem Absterben zersetzt sich die Pulpa, bietet Nährboden für Erreger und führt zu einer Entzündung im Kieferknochen. Unbehandelte tote Zähne können über die Blutbahn Entzündungen im ganzen Körper verursachen.
Wurzelbehandlung
Eine Wurzelbehandlung besteht darin, das tote Gewebe zu entfernen, die Wurzelkanäle zu reinigen, zu spülen und zu desinfizieren, bevor der Zahn wieder verschlossen wird. Die Wurzelkanäle werden sorgfältig gereinigt, erweitert und desinfiziert. In manchen Fällen wird der Zahn für mehrere Tage mit einem desinfizierenden Medikament gefüllt und provisorisch verschlossen. Anschließend werden die Kanäle mit einer bakteriendichten Wurzelfüllung verschlossen und der Zahn meist mit einer Krone versehen.
Ist eine Wurzelbehandlung schmerzhaft?
In der Regel werden Wurzelbehandlungen in örtlicher Betäubung durchgeführt und sind nicht schmerzhaft. Wenn die Pulpa am Absterben ist und wegen starker Schmerzen entfernt werden muss, kann es kurzzeitig zu Schmerzen kommen.
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Kosten einer Wurzelbehandlung
Eine Wurzelbehandlung kann günstiger sein als eine Zahnextraktion mit anschließendem Zahnersatz (Brücke oder Implantat). Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten nach dem Prinzip "ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich". Zusätzliche Maßnahmen müssen selbst bezahlt werden. Private Krankenkassen übernehmen die Kosten moderner Behandlungsmethoden entsprechend der vertraglichen Regelungen.
Wann ist eine Wurzelbehandlung notwendig?
Eine Wurzelbehandlung kann auch vor dem Einsetzen von Zahnersatz (Kronen, Brücke, Prothesen) nötig werden. Auch bei einem abgebrochenen Zahn kann eine Wurzelbehandlung Entzündungen vermeiden. Starke, pochende Zahnschmerzen deuten häufig auf eine Zahnwurzelentzündung hin. Der Zahn ist druck- und klopfempfindlich, und der Schmerz steigert sich beim Zubeißen.
Komplikationen bei Wurzelbehandlungen
Nicht alle Zähne haben Wurzeln wie im Lehrbuch. Manche Wurzeln sind stark gedreht, verkrümmt oder sie haben sehr dünne Kanäle. Auch ein sorgfältig arbeitender Zahnarzt kann daher keine Garantie für eine erfolgreiche Wurzelfüllung geben. Der Erfolg einer Wurzelbehandlung lässt sich nach einiger Zeit gut auf Röntgenbildern erkennen. Verschwindet die Entzündung nicht vollständig oder wird sie sogar größer, kann das verschiedene Ursachen haben. Möglicherweise reicht die Wurzelfüllung nicht weit genug an die Wurzelspitze heran oder die Wurzelspitze ist wie ein Flussdelta geformt und lässt sich beim besten Willen nicht vollständig füllen.
Wurzelspitzenresektion (WSR)
Als letzte Möglichkeiten, um den Zahn zu retten, bleiben eine erneute Wurzelbehandlung (Revision der Wurzelkanalfüllung) oder eine Wurzelspitzenresektion (WSR). Bei der Wurzelspitzenresektion wird von außen (durch das Zahnfleisch) ein Zugang in Richtung Wurzelspitze geschaffen. Im Oberkiefer und in der Unterkieferfront bohrt der Zahnarzt dazu ein kleines Loch durch den Knochen und legt die Wurzelspitze frei. Diese wird dann leicht schräg abgeschnitten. Auch der Erfolg einer Wurzelspitzenresektion lässt sich nach 3-6 Monaten auf einem Röntgenbild beurteilen. Mögliche Komplikationen sind ein Abszess oder eine Zyste. Kühlen Sie den betroffenen Bereich und gehen Sie, selbst wenn die Schmerzen wieder nachlassen, in jedem Fall zum Arzt, um die Ursache zu beseitigen.
Prävention
Regelmäßiges und gründliches Zähneputzen kann Entzündungen der Zahnwurzel vorbeugen. Auch regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt sind wichtig, um Karies im Frühstadium zu erkennen und zu behandeln.
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