Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die regelmäßige Anwendung von Zahnseide das Risiko für Schlaganfälle und Vorhofflimmern verringern kann. Diese Erkenntnisse, die auf der International Stroke Conference der American Stroke Association in Los Angeles präsentiert wurden, unterstreichen die Bedeutung der Mundhygiene für die allgemeine Gesundheit.
Einführung: Die Verbindung zwischen Mundgesundheit und Schlaganfallrisiko
Die Bedeutung der Mundhygiene für die allgemeine Gesundheit ist ein Thema, das zunehmend in den Fokus von Medizinern und Wissenschaftlern rückt. Es ist inzwischen weit verbreitetes Wissen, dass es enge Verbindungen zwischen Mundgesundheit, Mundhygiene und Allgemeingesundheit gibt - insofern ist auch der Zusammenhang mit Schlaganfall-Risiken nicht überraschend. Viele Menschen sind sich jedoch nicht bewusst, dass eine schlechte Mundhygiene mehr als nur Zähne kosten kann.
Die ARIC-Studie: Ein Blick auf 25 Jahre Mundhygiene und Schlaganfallrisiko
Die Ergebnisse einer US-amerikanischen Studie mit dem Titel „Atherosclerosis Risk in Communities“ (ARIC) liefern wichtige Erkenntnisse zu diesem Thema. Die bereits 1985 begonnene ARIC-Studie erhob ursprünglich Daten zu Risikofaktoren der Atherosklerose, einem Krankheitsbild, das in der Ansammlung und Plaquebildung fetthaltiger Substanzen in den Arterien besteht, die den Blutfluss beeinträchtigen können. Mit steigendem Alter der Studienpopulation wurde der Fokus auf Daten zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen der Teilnehmer erweitert.
Im Rahmen der Studie wurden 6.278 Patienten, die zuvor weder einen Schlaganfall erlitten hatten noch Herzkrankheiten aufwiesen, über einen Zeitraum von 25 Jahren auf das Auftreten ischämischer Schlaganfälle, verschiedener anderer Schlaganfallarten sowie von Vorhofflimmern hin überwacht. Es wurden Daten zu Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index sowie möglichen Begleiterkrankungen und Gewohnheiten wie Rauchen erhoben, der Bildungsstand ermittelt und das allgemeine Zahnpflegeverhalten erforscht. Mittels Fragebogen wurde unter anderem nach der Verwendung von Zahnseide gefragt.
Die überraschenden Ergebnisse: Zahnseide reduziert das Schlaganfallrisiko
Die Auswertung der ARIC-Studie ergab, dass die regelmäßige Nutzung von Zahnseide mit einem signifikant geringeren Risiko für bestimmte Arten von Schlaganfällen und Vorhofflimmern einhergeht. 65 Prozent der befragten Teilnehmer gaben an, mindestens einmal in der Woche zur Zahnseide zu greifen, um die Zahnzwischenräume zu reinigen.
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Bereits bei einer wöchentlichen Anwendung von Zahnseide war im Rahmen der 25-jährigen Nachbeobachtungszeit - unabhängig vom allgemeinen Mundhygieneverhalten der Probanden - eine deutliche Reduzierung des Risikos für Schlaganfall und Vorhofflimmern gegenüber denjenigen Studienteilnehmern zu beobachten, die bei ihrer Mundpflege ganz auf Zahnseide verzichteten.
So wiesen Anwender von Zahnseide ein um 22 Prozent vermindertes Risiko für ischämische Schlaganfälle sowie ein um 12 Prozent reduziertes Risiko für Vorhofflimmern auf. Die Gefahr, einen kardioembolischen Schlaganfall zu erleiden, war sogar um 44 Prozent geringer.
Überraschenderweise wurde kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Verwendung von Zahnseide und thrombotischen sowie lakunären Schlaganfällen festgestellt.
Die Mechanismen hinter dem Zusammenhang: Wie Zahnseide das Schlaganfallrisiko beeinflusst
Die Wissenschaftler vermuten, dass die Schutzwirkung der Zahnseide auf die Entfernung von Bakterien und Zahnbelägen (Plaque) in den Zahnzwischenräumen und am Zahnfleischrand zurückzuführen ist. An diesen schwer zugänglichen Stellen reicht eine Zahnbürste allein nicht aus.
Werden die Ablagerungen jedoch nicht entfernt, kann sich eine Parodontitis entwickeln. Unbehandelt können sich die Bakterien und Entzündungsstoffe über das Blut ausbreiten und gesundheitliche Auswirkungen auf den ganzen Körper haben, die sich beispielsweise in Form von kardiovaskulären Erkrankungen zeigen.
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Gingivitis kann unbehandelt zur Entstehung systemischer Entzündungen beitragen. Diese schädigen die Blutgefäße und erhöhen die Gefahr für Schlaganfälle und Vorhofflimmern.
Dr. Souvik Sen, Hauptautor der Studie, erklärt, dass eine gute Mundhygiene möglicherweise Entzündungen und Verkalkungen der Arterien reduziert. Ein Schlaganfall wird, vereinfacht gesagt, durch Blutgerinnsel ausgelöst, die Gefäße im Gehirn verstopfen. Insofern ist es richtig gedacht, die Entstehung von Blutgerinnseln möglichst zu unterbinden. Ein Ort im Körper, wo sich der Ausgangspunkt für solche Blutklümpchen bilden kann, ist der Mund.
Expertenmeinungen: Zahnseide als wichtiger Baustein für einen gesunden Lebensstil
Prof. Dr. Souvik Sen betont, dass Zahnseide zwar nicht das Einzige ist, was man tun muss, um einem Schlaganfall vorzubeugen, aber ein wichtiger Baustein für einen gesunden Lebensstil ist.
Andere Experten weisen darauf hin, dass chronische Entzündungen durch Parodontose oder eine schlechte Mundhygiene im Körper eine chronische Entzündungsreaktion in Gang setzen können, die auch die Atherosklerose, also die Gefäßverkalkung, beschleunigen kann.
Praktische Tipps für die Anwendung von Zahnseide
Um die positiven Effekte der Zahnseide optimal zu nutzen, ist eine korrekte Anwendung entscheidend:
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- Regelmäßigkeit: Mindestens einmal täglich, idealerweise vor dem Zähneputzen, sollte Zahnseide verwendet werden.
- Technik: Ein langes Stück Seide abreißen, um Zeigefinger jeder Hand wickeln, Faden spannen und von Zahn zu Zahn gehen.
- Sorgfalt: Sorgfalt und ein paar Minuten Zeit sind immer erforderlich.
Weitere Maßnahmen zur Schlaganfallprävention
Die Verwendung von Zahnseide ist ein wichtiger, aber nicht der einzige Faktor zur Schlaganfallprävention. Weitere wichtige Maßnahmen sind:
- Kontrolle von Blutdruck und Cholesterinwerten: Hohe Blutdruck- und Cholesterinwerte erhöhen das Risiko für Atherosklerose und Schlaganfälle.
- Ausreichend Schlaf: Schlafmangel kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.
- Regelmäßige körperliche Bewegung: Bewegung hilft, das Gewicht zu kontrollieren, den Blutdruck zu senken und die Durchblutung zu verbessern.
- Verzicht auf Rauchen: Rauchen schädigt die Blutgefäße und erhöht das Risiko für Schlaganfälle.
- Vermeidung von Übergewicht: Übergewicht erhöht das Risiko für Diabetes, Bluthochdruck und andere Risikofaktoren für Schlaganfälle.
Alternativen zur Zahnseide
Für Menschen, die Schwierigkeiten mit der Verwendung von Zahnseide haben, gibt es Alternativen:
- Interdentalbürsten: Diese kleinen Bürsten sind in verschiedenen Größen erhältlich und eignen sich gut zur Reinigung größerer Zahnzwischenräume.
- Mundspüllösungen: Einige Mundspüllösungen können helfen, Bakterien im Mund zu reduzieren.
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