Zysten im Kleinhirn: Symptome, Ursachen und Behandlungen

Zysten im Kleinhirn sind oft gutartige Veränderungen, die jedoch aufgrund ihrer Lage und Größe verschiedene Symptome verursachen können. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Arten von Zysten im Zusammenhang mit dem Kleinhirn, ihre Ursachen, Symptome und verfügbaren Behandlungsoptionen.

Einführung

Zysten im Gehirn sind Hohlräume, die von einer Kapsel umgeben sind und mit Gewebeflüssigkeit, Blut oder Eiter gefüllt sein können. Sie können in verschiedenen Teilen des Gehirns auftreten, einschließlich des Kleinhirns, und ihre Auswirkungen hängen von ihrer Größe, Lage und den umliegenden Strukturen ab. In vielen Fällen verlaufen Zysten im Gehirn jahrelang symptomlos und werden zufällig entdeckt.

Arten von Zysten im Kleinhirnbereich

Es gibt verschiedene Arten von Zysten, die im Kleinhirnbereich auftreten können, darunter:

Arachnoidalzysten

Arachnoidalzysten sind angeborene, gutartige Hohlräume, die mit Nervenwasser gefüllt sind und eine Duplikatur der Arachnoidea (Spinnengewebshaut, innerste Hüllschicht des Gehirns, weiche Hirnhaut) darstellen. Sie können überall im Gehirn vorkommen, am häufigsten im Bereich der Sylvischen Fissur.

Ursachen: Arachnoidalzysten entstehen, wenn sich in der Arachnoidea, einer der drei feinen Häute, die das Gehirn und das Rückenmark umgeben, eine Ausstülpung bildet. Diese kann sich daraufhin mit Liquor, der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit, füllen und zu einer Zyste heranwachsen. Primäre Arachnoidalzysten sind in der Regel angeboren und entstehen während der Entwicklung des Fötus im Mutterleib. Wissenschaftler nehmen an, dass sie durch eine abnormale Teilung oder eine Fehlentwicklung der Arachnoidea verursacht werden. Sekundäre Arachnoidalzysten treten hingegen infolge einer Verletzung, einer Entzündung, eines Tumors oder einer Gehirnoperation auf.

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Symptome: Arachnoidalzysten stellen häufig einen Zufallsbefund bei Untersuchungen des Kopfes mittels CT oder MRT dar. In etwa 10-20 % der Fälle gehen sie mit klinischen Symptomen einher, die auf den Druck der Zyste auf das umliegende Hirngewebe zurückzuführen sind. Das häufigste Symptom bei Arachnoidalzysten sind Kopfschmerzen. Kinder können in seltenen Fällen mit Schädeldeformitäten auffällig werden.

Diagnose: Untersuchungsmethode der Wahl ist die Kernspintomografie. Sie gestattet die Darstellung der Zysten in drei Ebenen und die Beurteilung der Lagebeziehung zu wichtigen anatomischen Strukturen (Sehnerv, Hauptschlagader: A. carotis) sowie das Verhältnis der Zyste zu den Hirnkammern (Ventrikeln) und den basalen Liquorzisternen.

Behandlung: Einer operativen Behandlung werden nur symptomatische Arachnoidalzysten zugeführt. Asymptomatische, zufällig entdeckte Arachnoidalzysten bedürfen im Normalfall keiner Therapie, ggf. sollten sie mittels bildgebender Verfahren kontrolliert werden. Für die operative Behandlung einer Arachnoidalzyste stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung, die alle zum Ziel haben, eine Kommunikation zwischen Zyste und natürlicher Liquorzirkulation herzustellen. Ziel der Behandlung ist die Ableitung des Zysteninhaltes in die Hirnkammern (Ventrikel) oder in die basalen Zisternen, die ebenfalls Nervenwasser (Liquor) führen und ableiten. Dazu ist die Schaffung einer dauerhaften Verbindung von der Arachnoidalzyste zu den normalen Liquorräumen im Gehirn erforderlich. Diese Verbindung wird, wenn möglich, endoskopisch geschaffen.

Pinealiszysten

Pinealiszysten sind gutartige zystische Strukturen, die aus der Zirbeldrüse (Pinealis) entstehen. Ab einer bestimmten Größe kann es zur Einengung des benachbarten Aquäduktes (Verbindung zwischen der 3. und 4. Hirnwasserkammer) mit einer Störung der Hirnwasserzirkulation und Entstehung eines Verschluss-Hydrocephalus kommen.

Symptome: Die ersten Symptome, wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Seh- oder Gleichgewichtsstörungen, zeigen sich meist im jungen Erwachsenenalter. In vielen Fällen treten die Beschwerden dabei periodisch auf.

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Diagnose: Die Kernspintomographie (MRI) ist die Bildgebung der Wahl, da man sowohl die Zyste als auch den Aquädukt exakt beurteilen kann.

Behandlung: Asymptomatische Pinealiszysten, die klein sind und keine Liquorzirkulationsstörung verursachen, sollten regelmäßig durch eine zerebrale Bildgebung (MRI) kontrolliert werden. Prinzipiell stehen zwei Operationsmethoden zur Verfügung. Bei erweitertem Ventrikelsystem wird die rein endoskopische, bei engen Hirnkammern die endoskopisch-assistierte mikrochirurgische Technik bevorzugt.

Zysten in den Hirnwasserkammern (Ventrikel)

Zysten in den Hirnwasserkammern (Ventrikel) entstehen meist aus Membranen der weichen Hirnhaut oder Zellen der Ventrikelwand. Obwohl die Zysten meist angeboren sind, präsentieren sich die typischen Symptome meist erst im Erwachsenenalter als Folge eines chronisch erhöhten Hirndruckes.

Diagnose: Die Untersuchungsmethode der Wahl ist die Kernspinntomographie (MRI). Mit T2 Dünnschichttechniken kann die Zyste und ihre Beziehung zu den umliegenden Strukturen beurteilt werden.

Behandlung: Zufällig festgestellte kleinere Zysten, die keine Störung der Hirnwasserzirkulation verursachen, bedürfen keiner operative Therapie und werden meist mit MRI radiologisch kontrolliert. Früher wurde bei einer symptomatischen Hirnzyste ein Shunt angelegt und die überschüssige Zystenflüssigkeit in die Bauchhöhle abgeleitet. Diese Technik ist heute sicher veraltet - Ventrikelzysten werden in unserer Praxis in rein endoskopischer Technik operiert. Ziel der Operation ist eine „Fensterung“ der Zyste und Wiederherstellung der Hirnwasserzirkulation.

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Kolloidzysten

Kolloidzysten treten typischerweise im vorderen oberen Bereich der dritten Hirnwasserkammer (Ventrikel) auf. Es handelt sich um gutartige zystische Strukturen, jedoch können sie durch die Blockade der Verbindung zwischen den Seitenventrikeln und dem 3. Ventrikel einen Hydrozephalus verursachen.

Symptome: Die typischen Symptome, wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Gleichgewichtsstörungen oder Einschränkungen der Konzentration und des Gedächtnis, entstehen durch einen chronisch erhöhten Hirndruck auf Grund der gestörten Hirnwasserzirkulation. Entsteht durch den Verschluss der Hirnwasserwege ein akuter Hirndruckanstieg kann es zu Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma kommen.

Diagnose: Auf Grund der klinischen Symptome wird häufig als erster Schritt, wegen der Kürze der Untersuchung, einen Computertomographie (CT) durchgeführt. Hierbei zeigt sich die Zyste typischerweise als hyper- oder hypodense Läsion am Dach des dritten Ventrikels, eventuell mit begleitenden Zeichen einer gestörten Hirnwasserzirkulation (erweiterte Hirnwasserräume). Um die Zyste genau darzustellen, wird wenn möglich eine Kernspinntomographie (MRI) angefertigt.

Behandlung: Kleinere asymptomatische Kolloidzysten, die keine Hirnwasserzirkulationsstörung verursachen, sollten in regelmäßigen Abständen bildgebend (mit MRI) kontrolliert werden, um die Größe und Form im Verlauf zu beurteilen. Zysten, die durch eine gestörte Hirnwasserzirkulation symptomatisch werden, sollten baldmöglichst operiert werden. Eine Entfernung der Zyste ist ebenfalls indiziert, wenn sich in den Bildern bereits Hinweise auf eine gestörte Hirnwasserzirkulation finden, jedoch noch keine Symptome aufgetreten sind, da ein akuter Verschluss der Hirnwasserwege, durch den plötzlichen Aufstau des Hirnwassers, fatale Folgen haben kann. Prinzipiell stehen zwei Operationsmethoden zur Verfügung. Kolloidzysten können einerseits über eine Kraniotomie (Schädeleröffnung) mikrochirurgisch entfernt werden: Diese Therapie galt lange als Standardverfahren, verursacht jedoch eine nicht unerhebliche operationsbedingte Belastung. In unserer Klinik favorisieren wir deswegen ein minimalinvasives rein endoskopisches Verfahren.

Symptome von Zysten im Kleinhirnbereich

Die Symptome von Zysten im Kleinhirnbereich sind vielfältig und hängen von der Größe, Lage und dem Grad der Kompression des umliegenden Hirngewebes ab. Einige häufige Symptome sind:

  • Kopfschmerzen: Ein häufiges Symptom, das durch den erhöhten Druck im Schädel verursacht werden kann.
  • Übelkeit und Erbrechen: Kann durch den Druck auf das Gehirn und die Beeinträchtigung des Gleichgewichtssystems verursacht werden.
  • Gleichgewichtsstörungen: Zysten im Kleinhirnbereich können das Gleichgewichtszentrum beeinträchtigen und zu Unsicherheit beim Gehen und Stehen führen.
  • Sehstörungen: Druck auf die Sehnerven oder andere Teile des Gehirns, die für das Sehen verantwortlich sind, kann zu Doppelbildern, verschwommenem Sehen oder Gesichtsfeldausfällen führen.
  • Neurologische Ausfälle: In schweren Fällen können Zysten im Kleinhirnbereich zu neurologischen Ausfällen wie Schwäche, Taubheit oder Lähmungen führen.
  • Hydrozephalus: Größere Tumore können auch das Kanalsystem für die Ableitung des Hirnwassers (Ventrikelsystem) blockieren und so einen Stau der Hirnflüssigkeit (Hydrozephalus) verursachen.

Diagnose von Zysten im Kleinhirnbereich

Die Diagnose von Zysten im Kleinhirnbereich umfasst in der Regel eine Kombination aus neurologischer Untersuchung und bildgebenden Verfahren. Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist die bevorzugte Methode, da sie detaillierte Bilder des Gehirns liefert und die Zyste sowie ihre Beziehung zu den umliegenden Strukturen genau darstellen kann. Die Computertomographie (CT) kann ebenfalls verwendet werden, insbesondere in Notfällen, um schnell einen Überblick über den Zustand des Gehirns zu erhalten.

Behandlung von Zysten im Kleinhirnbereich

Die Behandlung von Zysten im Kleinhirnbereich hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Art der Zyste, ihre Größe, die Symptome und der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten. Asymptomatische Zysten, die keine Beschwerden verursachen, müssen in der Regel nicht behandelt werden, sondern werden lediglich regelmäßig durch bildgebende Verfahren überwacht. Symptomatische Zysten erfordern in der Regel eine interventionelle Behandlung, um die Symptome zu lindern und das Risiko von Komplikationen zu verringern.

Konservative Behandlung

Bei asymptomatischen Zysten wird häufig eine konservative Behandlung gewählt. Dies bedeutet, dass keine sofortige Therapie erfolgt, sondern die Zyste durch regelmäßige Bildgebung überwacht wird, um mögliche Veränderungen zu erkennen.

Operative Behandlung

Eine Operation ist angezeigt, wenn die Zyste Symptome verursacht, wächst oder das Risiko von Komplikationen besteht. Es gibt verschiedene operative Verfahren zur Behandlung von Zysten im Kleinhirnbereich, darunter:

  • Mikrochirurgische Resektion: Bei diesem Verfahren wird die Zyste durch eine Schädeleröffnung mikrochirurgisch entfernt. Dies ist ein invasiver Eingriff, der jedoch eine vollständige Entfernung der Zyste ermöglichen kann.
  • Endoskopische Fensterung: Bei dieser minimalinvasiven Technik wird ein Endoskop (ein dünner, flexibler Schlauch mit einer Kamera) durch ein kleines Bohrloch in den Schädel eingeführt. Der Chirurg kann dann die Zyste visualisieren und eine Öffnung in die Zystenwand schaffen, um die Flüssigkeit abzulassen und den Druck auf das Gehirn zu verringern.
  • Shunt-Anlage: In einigen Fällen kann ein Shunt erforderlich sein, um die Flüssigkeit aus der Zyste abzuleiten und den Hirndruck zu senken. Ein Shunt ist ein dünner Schlauch, der in die Zyste eingeführt wird und die Flüssigkeit in eine andere Körperhöhle (z. B. den Bauchraum) ableitet, wo sie absorbiert werden kann.

Die Wahl des geeigneten Operationsverfahrens hängt von der Art, Größe und Lage der Zyste sowie von den individuellen Bedürfnissen des Patienten ab.

Kleinhirnbrückenwinkel und hintere Schädelgrube

Der Kleinhirnbrückenwinkel ist der Bereich zwischen Hirnstamm und Kleinhirn. Hier befinden sich auf engstem Raum die zentralen Anteile von 10 der insgesamt 12 Hirnnerven. Krankheitsherde in diesem Bereich, wie z.B. Akustikusneurinome, können zu einer Vielzahl von Symptomen führen, die Funktionsausfällen der betroffenen Nerven entsprechen:

  • Hörminderung
  • Ohrgeräusche (Tinnitus)
  • Schwindel und Gangunsicherheit
  • Schmerzen und Taubheitsgefühl im Gesicht oder äußeren Ohr
  • Doppelbilder
  • Schluckstörungen
  • Heiserkeit
  • Schwäche der Gesichts-, Kopf- und Schultermuskulatur

Die Behandlungsmöglichkeiten in diesem Bereich sind vielfältig und reichen von Kontrolluntersuchungen über Medikamente bis hin zu Operationen. Ziel der Operation ist die Beseitigung der Ursache der vorhandenen und die Verhinderung oder Verzögerung des Auftretens neuer Beschwerden.

Hydrozephalus (Wasserkopf)

Von einem Hydrocephalus (Wasserkopf) spricht man, wenn eine Störung der Hinwasserzirkulation besteht und das Hirnwasser auf Kosten des Hirnvolumens im Kopf zunimmt. Ist der Abbau (Resorption) des Hirnwassers z.B. durch eine Blutung, Infektion oder altersbedingt gestört, entsteht ein sogenannter malresorptiver oder kommunizierender Hydrozephalus. Im Falle einer Abflussblockade des Hirnwassers aus den Hirnwasserkammern spricht man von einem Verschluss-Hydrocephalus oder Hydrocephalus occlusus.

Symptome: Typisch sind eine Gangunsicherheit (kleinschrittig und breitbasig), Hirnleistungsstörung (Vergesslichkeit, Verlangsamung, verstärkte Reizbarkeit) und Blasen- sowie Stuhlinkontinenz. Desweitern können Schwindel, Konzentrationsstörungen, Änderungen der Persönlichkeit, Verhaltensauffälligkeiten (Unruhe, Unlust, Ungeduld), Lärmüberempfindlichkeit entstehen.

Diagnose: Wenn die klinische Untersuchung auffällige Symptome nachweist, wird ein Computer- (CT) oder Kernspintomogramm (MRI) angefertigt: dabei zeigt sich immer ein plumpes und erweitertes Ventrikelsystem.

Behandlung: Bei dem malresorptiven Hydrocephalus wird das überschüssige Hirnwasser aus den erweiterten Hirnkammern in eine andere Körperhöhle abgeleitet: es wird ein Shunt angelegt. Beim Verschlusshydrozephalus kann das Hirnwasser, wegen eines Hindernis, das Ventrikelsystem nicht verlassen, die Zirkulation ist „mechanisch“ gestört. Wenn ein Verschlusshydrozephalus vorliegt, wird die Ursache behoben (z.B. ein Tumor entfernt) oder eine Umgehung für das Hirnwasser geschaffen. Dies geschieht durch einen minimalinvasiven endoskopischen Eingriff.

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