Zysten im Gehirn sind gutartige Veränderungen, die häufig als Zufallsbefund bei Neugeborenen festgestellt werden. Obwohl viele asymptomatisch sind und keiner Behandlung bedürfen, können einige Zysten Symptome verursachen, die eine Intervention erforderlich machen. In diesem Artikel werden wir die verschiedenen Arten von Zysten im Gehirn bei Neugeborenen, ihre Ursachen, Diagnose und Behandlungsoptionen untersuchen.
Arten von Hirnzysten bei Neugeborenen
Es gibt verschiedene Arten von Zysten, die im Gehirn von Neugeborenen auftreten können, darunter:
Arachnoidalzysten: Dies sind die häufigsten Zysten und entstehen durch eine Duplikatur der weichen Hirnhäute (Arachnoidea). Sie sind mit Hirnwasser (Liquor) gefüllt und können überall im Schädelraum auftreten, am häufigsten zwischen dem Stirn- und Schläfenlappen.
Kolloidzysten: Diese treten typischerweise im vorderen oberen Bereich der dritten Hirnwasserkammer (Ventrikel) auf. Es handelt sich um gutartige zystische Strukturen, die jedoch durch die Blockade der Verbindung zwischen den Seitenventrikeln und dem 3. Ventrikel eine Hirnwasserzirkulationsstörung verursachen können.
Pinealiszysten: Dies sind gutartige zystische Strukturen, die aus der Zirbeldrüse (Pinealis) entstehen. Ab einer bestimmten Größe kann es zur Einengung des benachbarten Aquäduktes (Verbindung zwischen der 3. und 4. Hirnwasserkammer) mit einer Störung der Hirnwasserzirkulation und Entstehung eines Verschluss-Hydrocephalus kommen.
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Zysten in den Hirnwasserkammern (Ventrikel): Diese entstehen meist aus Membranen der weichen Hirnhaut oder Zellen der Ventrikelwand.
Ursachen von Hirnzysten bei Neugeborenen
Die Ursachen für Hirnzysten bei Neugeborenen sind vielfältig und können angeboren oder erworben sein:
Angeborene Ursachen: Viele Hirnzysten, wie Arachnoidalzysten, entstehen durch eine abnormale Entwicklung der Hirnhäute während der Embryonalentwicklung. Eine Theorie besagt, dass eine abnormale Teilung oder Fehlentwicklung der Arachnoidea zur Bildung dieser Zysten führt. Angeborene Zysten können sich überall im Gehirn entwickeln und Druck auf das Hirngewebe ausüben.
Erworbene Ursachen: Einige Zysten können sich aufgrund von Ereignissen entwickeln, die nach der Geburt auftreten, wie z.B. Infektionen, Blutungen oder Traumata. In einigen Fällen können Zysten auch als Folge von Hirnoperationen entstehen.
Es gibt auch Hinweise darauf, dass der Geburtsstress eine Rolle spielen könnte.
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Diagnose von Hirnzysten bei Neugeborenen
Die Diagnose von Hirnzysten bei Neugeborenen erfolgt in der Regel durch bildgebende Verfahren:
Kernspintomographie (MRT): Dies ist die Untersuchungsmethode der Wahl, da sie eine detaillierte Darstellung der Zyste und ihrer Beziehung zu den umliegenden Strukturen ermöglicht. Mit speziellen Dünnschichttechniken kann die individuelle Architektur der Zyste beurteilt werden. Fluss-sensitive Aufnahmen können den Hirnwasserfluss in der Zyste darstellen.
Computertomographie (CT): Dies kann als erster Schritt durchgeführt werden, insbesondere wenn eine schnelle Beurteilung erforderlich ist. Es kann die Zyste typischerweise als hyper- oder hypodense Läsion darstellen, eventuell mit begleitenden Zeichen einer gestörten Hirnwasserzirkulation.
Symptome von Hirnzysten bei Neugeborenen
Viele Hirnzysten verursachen keine Symptome und werden als Zufallsbefund entdeckt. Wenn Symptome auftreten, hängen sie von der Größe, Lage und Art der Zyste ab. Einige häufige Symptome sind:
Vergrößerter Kopfumfang: Dies kann bei Säuglingen auftreten, deren Schädelnähte noch nicht verknöchert sind.
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Entwicklungsverzögerung: Zysten, die auf bestimmte Bereiche des Gehirns drücken, können die Entwicklung des Kindes beeinträchtigen.
Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen: Dies sind Anzeichen für einen erhöhten Hirndruck, der durch die Zyste verursacht werden kann.
Neurologische Ausfälle: Je nach Lage der Zyste können neurologische Ausfälle wie Muskelschwäche, Koordinationsstörungen oder Sehstörungen auftreten.
Epileptische Anfälle: In einigen Fällen können Zysten epileptische Anfälle auslösen.
Behandlung von Hirnzysten bei Neugeborenen
Die Behandlung von Hirnzysten bei Neugeborenen hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Größe und Lage der Zyste, das Vorhandensein von Symptomen und das Alter des Kindes.
Beobachtung: Asymptomatische, zufällig entdeckte Zysten, die keine Hirnwasserzirkulationsstörung verursachen, bedürfen keiner operativen Therapie und werden meist mit MRT radiologisch kontrolliert, um die Größe und Form im Verlauf zu beurteilen. Regelmäßige Kontrollen sind wichtig, um Veränderungen der Zyste frühzeitig zu erkennen.
Operation: Eine Operation ist indiziert, wenn die Zyste symptomatisch ist oder Anzeichen einer Hirnwasserzirkulationsstörung vorliegen. Es gibt verschiedene operative Verfahren:
- Endoskopische Fensterung: Hierbei wird über ein kleines Bohrloch ein Endoskop eingeführt, um die Zyste zu eröffnen und eine Verbindung zu den Hirnwasserräumen herzustellen. Dies ermöglicht den Abfluss der Zystenflüssigkeit und die Wiederherstellung der Hirnwasserzirkulation.
- Mikrochirurgische (Teil-)Resektion oder Fensterung: Hierbei wird über eine Schädelöffnung die gesamte oder ein Teil der Zystenwand entfernt. Ziel ist, dass die Zyste entlastet wird und sich nicht neu ausbilden kann.
- Shunt-Anlage: In einigen Fällen kann ein Shunt erforderlich sein, um die überschüssige Zystenflüssigkeit in eine andere Körperhöhle (z.B. Bauchraum) abzuleiten. Diese Technik wird heute jedoch seltener eingesetzt, da minimal-invasive endoskopische Verfahren bevorzugt werden.
Die Wahl des geeigneten Verfahrens hängt von der Art, Größe und Lage der Zyste ab.
Hydrocephalus
Ein Hydrocephalus (Wasserkopf) kann im Zusammenhang mit Hirnzysten bei Neugeborenen auftreten. Es handelt sich um eine Störung der Hirnwasserzirkulation, bei der das Hirnwasser auf Kosten des Hirnvolumens im Kopf zunimmt.
Ursachen des Hydrocephalus
Es gibt zwei Haupttypen von Hydrocephalus:
Malresorptiver oder kommunizierender Hydrocephalus: Hier ist der Abbau (Resorption) des Hirnwassers gestört, z.B. durch eine Blutung, Infektion oder altersbedingt.
Verschluss-Hydrocephalus oder Hydrocephalus occlusus: Hier liegt eine Abflussblockade des Hirnwassers aus den Hirnwasserkammern vor, z.B. durch eine Zyste oder einen Tumor.
Produktion und Resorption des Hirnwassers halten sich im Normalfall im Gleichgewicht. Wenn zu wenig Flüssigkeit resorbiert wird, kann sich ein Hydrocephalus entwickeln. Resorptionshindernisse sind meist die Folge einer Hirnhautentzündung oder einer angeborenen oder frühkindlichen Fehlbildung des Gehirns.
Symptome des Hydrocephalus
Die Symptome eines Hydrocephalus bei Neugeborenen können sein:
- Schnelles Kopfwachstum
- Vorgewölbte Fontanelle (weiche Stelle am Kopf)
- Erbrechen
- Schläfrigkeit
- Reizbarkeit
- Blick nach unten (Sonnenuntergangsphänomen)
Behandlung des Hydrocephalus
Die Behandlung eines Hydrocephalus zielt darauf ab, den Hirndruck zu senken und die normale Hirnwasserzirkulation wiederherzustellen. Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten:
Shunt-Anlage: Hierbei wird ein Schlauch (Shunt) in eine Hirnwasserkammer eingesetzt, um das Hirnwasser in eine andere Körperhöhle (meist den Bauchraum) abzuleiten.
Endoskopische dritte Ventrikulostomie (ETV): Hierbei wird mit einem Endoskop ein Loch im Boden der dritten Hirnwasserkammer geschaffen, um einen neuen Abflussweg für das Hirnwasser zu schaffen.
Die Wahl der Behandlung hängt von der Ursache und Art des Hydrocephalus ab.
Congenitales Cytomegalievirus (cCMV)
Das Congenitale Cytomegalievirus (cCMV) ist eine Viruserkrankung, die bei Neugeborenen Zysten im Gehirn verursachen kann. cCMV wird durch eine Infektion der Mutter während der Schwangerschaft verursacht. Das Virus kann auf das ungeborene Kind übertragen werden und zu verschiedenen Gesundheitsproblemen führen, darunter Hirnschäden. Da cCMV zwar die häufigste angeborene, jedoch sehr gering beachtete Viruserkrankung ist, fühlen sich viele betroffene Eltern und auch das Umfeld in welchem das cCMV-infizierte Kind aufwächst, oft überfordert. Häufige Fragestellungen dabei sind: wie soll ich mich mit meinem cCMV-infizierten Kind Anderen gegenüber verhalten? Können wir noch weiterhin alles machen? Für wen ist mein/das Kind gefährlich? cCMV-infizierte Kinder haben die Besonderheit, dass sie das CMV-Virus über einen längeren Zeitraum ggf. in einer erhöhten Konzentration vor allem im Urin ausscheiden.
Auswirkungen von cCMV
Die Auswirkungen von cCMV können von mild bis schwer reichen. Einige Kinder mit cCMV haben keine Symptome, während andere schwere Gesundheitsprobleme entwickeln, darunter:
- Hörverlust
- Sehverlust
- Geistige Behinderung
- Zerebralparese
- Epilepsie
- Zysten im Gehirn
Prävention von cCMV
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Ausbreitung von cCMV zu verhindern:
Gute Hygiene: Schwangere Frauen sollten regelmäßig ihre Hände waschen, insbesondere nach dem Kontakt mit Kindern oder deren Körperflüssigkeiten.
Vermeidung von Kontakt mit Speichel und Urin von Kindern: Schwangere Frauen sollten es vermeiden, die Windeln von Kindern zu wechseln oder deren Schnuller zu teilen.
Behandlung von cCMV
Es gibt antivirale Medikamente, die zur Behandlung von cCMV eingesetzt werden können. Diese Medikamente können helfen, die Auswirkungen des Virus zu reduzieren und die langfristigen Ergebnisse für Kinder mit cCMV zu verbessern.
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