Long-COVID: Neurologische Rehabilitation als Schlüssel zur Genesung

Die COVID-19-Pandemie hat nicht nur akute Gesundheitsprobleme verursacht, sondern auch langfristige Folgen für viele Betroffene hinterlassen. Das sogenannte Long-COVID-Syndrom, oder auch Post-COVID-Syndrom, stellt eine wachsende Herausforderung für das Gesundheitssystem dar. Insbesondere neurologische Beschwerden sind häufig und können die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Die neurologische Rehabilitation spielt hierbei eine entscheidende Rolle, um Patienten auf ihrem Weg zurück zu einem beschwerdefreien Leben zu begleiten.

Was ist Long-COVID?

Der Begriff "Long-COVID" wird verwendet, um Beschwerden und Symptome zu beschreiben, die mindestens vier Wochen nach einer COVID-19-Infektion fortbestehen oder sich neu entwickeln. Wenn diese Symptome auch nach zwölf Wochen noch vorhanden sind und nicht anderweitig erklärt werden können, spricht man vom "Post-COVID-19-Syndrom". Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass etwa 10 % der an COVID-19 Erkrankten unter Langzeitfolgen leiden.

Frühe Beobachtungen zeigten, dass COVID-19 nicht nur eine Lungenerkrankung ist, sondern sich auf weitere Organsysteme ausbreiten kann. Insbesondere das zentrale (Gehirn und Rückenmark) sowie das periphere Nervensystem (alle anderen Nervenbahnen im Körper) können stark beeinträchtigt werden. Dabei müssen die Atemwege nicht zwangsläufig betroffen sein.

Symptome von Long-COVID

Die Symptome von Long-COVID sind vielfältig und können von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein. Sie reichen von allgemeiner Müdigkeit und Erschöpfung (Fatigue) über Atembeschwerden und Konzentrationsstörungen bis hin zu neurologischen Symptomen.

Häufige Symptome sind:

  • Rasche Ermüdung
  • Vielfältige kognitive Störungen ("Brain Fog")
  • Schlafstörungen
  • Ängste
  • Atembeschwerden
  • Verminderte körperliche Belastbarkeit
  • Neurologische Symptome wie Gleichgewichtsstörungen
  • Motorische und kognitive Funktionseinbußen
  • Nerven- und Muskelschmerzen
  • Geruchs- und Geschmacksstörungen

Statistiken zeigen, dass etwa 80 % der stationär wegen COVID-19 behandelten Patienten Post-COVID-Symptome entwickeln, die sich in Form von neurologischen Auswirkungen auf das Nervensystem äußern. Fast 90 % der vermeintlich von COVID-19 Genesenen berichten noch drei Monate nach der Erkrankung von einer lähmenden körperlich-geistigen Schwäche und Fatigue. Selbst 80 % junger Patienten, die keine intensivmedizinische Behandlung benötigten, leiden rund zwei Monate später noch immer unter verringerten geistigen Fähigkeiten (“Brain Fog”).

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Die Bedeutung der neurologischen Rehabilitation

Angesichts der vielfältigen und oft schwerwiegenden neurologischen Folgen von Long-COVID ist eine qualitativ hochwertige neurologische Nachbetreuung der Betroffenen von großer Bedeutung. Die neurologische Rehabilitation zielt darauf ab, die körperlichen und geistigen Funktionen der Patienten wiederherzustellen und ihnen zu helfen, ihren Alltag wieder selbstständig zu bewältigen.

Ziele der neurologischen Rehabilitation

Die Behandlungsziele einer Rehabilitation nach Corona-Erkrankung richten sich nach den Bedürfnissen der Patient:innen. Sie werden durch den behandelnden Ärztlichen Dienst mit dem interdisziplinären Reha-Team besprochen, woraus sich das Therapieprogramm ableitet.

Im Fokus stehen:

  • Die Wiedererlangung des körperlichen und geistigen Gesundheitszustandes vor der COVID-19-Infektion.
  • Die Verbesserung der physischen und psychischen Leistungsfähigkeit.
  • Der Ausgleich von Defiziten.
  • Die Steigerung der Selbstständigkeit im Alltag und die Rückkehr in das Sozialleben und den Beruf.

Therapieansätze in der neurologischen Rehabilitation

Die neurologische Rehabilitation umfasst ein breites Spektrum an Therapieansätzen, die individuell auf die Bedürfnisse der Patienten abgestimmt werden. Ein interdisziplinäres Team aus Ärzten, Therapeuten und Pflegepersonal arbeitet gemeinsam daran, die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.

Zu den wichtigsten Therapiebausteinen gehören:

  • Physio- und Ergotherapie: Verbesserung der motorischen Fähigkeiten, der Koordination und der Sensibilität. Atemtherapie zur Verbesserung der Atemfunktion und des Lungenvolumens.
  • Neuropsychologische Therapie: Behandlung von kognitiven Defiziten wie Konzentrations- und Gedächtnisstörungen. Verbesserung der Erschöpfungssymptome ("Brain Fog").
  • Logopädie: Förderung der Sprechkompetenz durch Atemtechnik. Behandlung von Schluckstörungen.
  • Psychotherapie: Unterstützung bei der Krankheitsverarbeitung und dem Umgang mit möglichen Änderungen von Lebensumständen.
  • Sozialmedizinische Beratung: Beratung zu Fragen der gesellschaftlichen und beruflichen Eingliederung.
  • Ernährungsberatung: Unterstützung bei der Anpassung der Ernährung an die individuellen Bedürfnisse.
  • Kreativtherapie: Stärkung der Selbstwahrnehmung und des Ausdrucksvermögens.
  • Physikalische Therapie: Stabilisierende Kneipp-Behandlungen oder Biofeedback.
  • Sport und Bewegung: Herz-Kreislauf-Training, Schwimmen, Nordic Walking zur Verbesserung der Ausdauer und Belastbarkeit.

DiReNa - Das Long-COVID-Netzwerk für Brandenburg

Im Land Brandenburg wurde das „Long-COVID-Netzwerk für Brandenburg“ namens DiReNa (DIAGNOSTIK, REHABILITATION und NACHSORGE) gegründet. Es soll als Anlaufstelle für Brandenburgerinnen und Brandenburger für eine feindiagnostische Beratung und Betreuung dienen und mögliche Behandlungswege aufzeigen. Außerdem soll es den fachlichen und sektorübergreifenden Austausch aller Akteurinnen und Akteure des Gesundheitswesens im Land fördern.

Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher betont die Notwendigkeit eines solchen Netzwerks: „Long-COVID ist damit eine neue Herausforderung für die Gesundheitsversorgung, die oftmals eine fachübergreifende Behandlung benötigt. Unser Ziel ist es jetzt, unter dem Dach ‚Reha-Land-Brandenburg‘ ein Netzwerk zu etablieren, in dem Behandlungs- und Rehabilitationskonzepte gemeinsam weiterentwickelt werden."

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Der Weg zur Rehabilitation

Wer nach einer COVID-19-Erkrankung unter Langzeitfolgen leidet, hat grundsätzlich einen Anspruch auf eine Rehabilitation, um die Gesundheit und Erwerbsfähigkeit zu erhalten. Der erste Schritt ist ein Gespräch mit dem behandelnden Arzt oder Therapeuten, der eine Rehabilitation als Anschlussheilbehandlung empfehlen kann. Gemeinsam wird dann ein Antrag beim zuständigen Kostenträger (Krankenkasse oder Rentenversicherung) gestellt.

Post-COVID-Reha in der Hardtwaldklinik I

Die Hardtwaldklinik I setzt für die Behandlung von Post-COVID-Patienten eine neurologische Rehabilitation ein. Die Neurologie der Hardtwaldklinik I zählt auf einen hoch qualifizierten Kreis aus Fachleuten, der Ihre individuellen Beschwerden und Bedürfnisse erkennt. Daran angepasst arbeitet unser Team für Sie persönlich einen Behandlungsplan aus.

Das Angebot umfasst:

  • Einen vierwöchigen stationären Aufenthalt in einer spezialisierten Abteilung für neurologische Psychosomatik.
  • Ein erfahrenes und interdisziplinäres Team aus Ärzten, Psychologen, Pflegern und Therapeuten.
  • Symptomorientierte Therapie nach gemeinsam erarbeiteten Behandlungszielen.
  • An Ihre Situation angepasster Einsatz von internistischer, neurologischer und psychologischer Diagnostik.
  • Individuelle Therapieanwendungen nach erfolgreichen modernen Verfahren.
  • Therapeutische Behandlungen in bewährten Betroffenengruppen.
  • Herz-Kreislauftraining, Entspannungstechniken, Ernährungsberatung u. v. m.
  • Nützliches Wissen zum Krankheitsgeschehen, Gesundwerden und -bleiben.

Post-COVID-Reha bei MEDIAN

Die MEDIAN Kliniken behandeln seit Beginn der Pandemie Patienten mit Post-COVID-Symptomen und bieten spezielle neurologische Reha-Konzepte an. Diese sind besonders geeignet für Patienten mit neurologischen Symptomen wie allgemeiner Muskelschwäche, Paresen, Gang- und Gleichgewichtsstörungen, neuropathischen Schmerzen, Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen oder emotionalen Reaktionen.

Post-COVID-Reha im Passauer Wolf

Auch im Passauer Wolf wird eine individuelle Rehabilitation für Patienten mit Long-COVID-Syndrom angeboten. Dabei setzt man auf einen ganzheitlichen Therapieansatz und greift auf ein breites Behandlungsspektrum zurück, das sich an den diagnostizierten Organschädigungen und Aktivitätslimitierungen ausrichtet. Für schwerstbetroffene Patienten wird eine frührehabilitative Behandlung angeboten.

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