Demenz kann den Alltag von Betroffenen und ihren Angehörigen stark beeinträchtigen. Oftmals scheint es, als ob die Erkrankten den Kontakt zu ihrer Umwelt und zu sich selbst verlieren. Doch auch in fortgeschrittenen Stadien der Demenz ist es möglich, Menschen im Kern ihres Wesens zu erreichen und ihnen positive Erlebnisse zu ermöglichen. Eine Methode, die sich hierbei bewährt hat, ist die 10-Minuten-Aktivierung.
Was ist die 10-Minuten-Aktivierung?
Die 10-Minuten-Aktivierung ist ein Konzept, das in den 1990er-Jahren von Ute Schmidt-Hackenberg entwickelt wurde. Es zielt darauf ab, Menschen mit Demenz durch gezielte Erinnerungsarbeit und die Anregung der Sinne in kurzer Zeit zu aktivieren. Dabei werden Schlüsselreize initiiert, die zumindest zeitweise die vorhandene Lethargie aufheben. Grundlage der Aktivierung ist die gezielte Beschäftigung mit vertrauten Gegenständen, Materialien oder Werkzeugen aus der Vergangenheit des Seniors. Diese gezielt eingesetzten Schlüsselreize aktivieren das Langzeitgedächtnis. Als „Türöffner“ machen sie verschüttete Handlungs- und Bewegungsabläufe wieder verfügbar. Dieses Prinzip funktioniert auch bei Demenzkranken, die sich aufgrund einer fortgeschrittenen demenziellen Erkrankung im „Hier und jetzt“ nicht mehr zurechtfinden.
Warum ist Aktivierung bei Demenz wichtig?
Aktivierung ist in jedem Alter wichtig, besonders aber für Menschen mit Demenz. Sich mit Dingen zu beschäftigen und Hobbys nachzugehen, ist essentiell für uns. Sind wir dazu nicht mehr in der Lage, werden wir schnell depressiv und fühlen uns nutzlos. Das ist auch bei Menschen mit Demenz der Fall. Pflegende Angehörige sollten darum die Erkrankten immer im Rahmen ihrer Möglichkeiten bei den Aktivitäten mit einbeziehen. Das Kurzzeitgedächtnis lässt bei Menschen mit Demenz zwar immer mehr nach - Inhalte aus dem Langzeitgedächtnis sind dafür umso präsenter. Kurzaktivierungen können - und sollten - täglich angewendet werden, ob in der Einzelarbeit oder in der Gruppe.
- Anregung der Sinne: Werden Sinne nicht stimuliert, verkümmern sie und das Leben hat „weniger Sinn“. Durch die Sinne nehmen wir - und auch an Demenz erkrankte Menschen - Kontakt mit unserer Umwelt auf. Selbst ein Mensch in einem weit fortgeschrittenen Stadium der Demenz ist oft in der Lage Gerüche, Musik, Geräusche, Berührungen, Stoffe, Farben und Licht wahrzunehmen.
- Aktivierung des Langzeitgedächtnisses: Situationen und Erfahrungen, die die Senioren früher in ihrem Leben gemacht haben, können besser angesprochen werden als neue, unbekannte Dinge. Denn das Langzeitgedächtnis gewinnt bei Senioren mit Demenz an Bedeutung, während das Kurzzeitgedächtnis nicht mehr so leicht ansprechbar ist. Dadurch stellen sich schnell kleine Erfolge ein, die die Motivation fördern.
- Förderung der Lebensqualität: Durch die Aktivierung können Menschen mit Demenz Lebensfreude empfinden, sich wieder stärker in ihrer Identität fühlen und am sozialen Leben teilnehmen.
Wie oft sollte eine 10-Minuten-Aktivierung durchgeführt werden?
Die „10-Minuten-Aktivierung“ macht nur dann Sinn, wenn sie möglichst jeden Tag durchgeführt wird. Es ist wissenschaftlich erforscht, dass die ideale Angebotslänge 20 Minuten nicht überschreiten sollte und dass Wiederholung einen positiven Effekt hat. Die 10-Minuten-Aktivierung ist stets an die Biografie, an die aktuellen Fähigkeiten und an die Interessen des Demenzkranken anzupassen.
Was sollte bei der 10-Minuten-Aktivierung beachtet werden?
Fast alle Themen sind für die 10-Minuten-Aktivierung geeignet. Lediglich sehr belastende Gesprächsstoffe wie Krieg, Vertreibung und Hunger sollten vermieden werden.
Lesen Sie auch: Kurze Geschichten für Demenzpatienten
- Individuelle Anpassung: Die Aktivierung sollte stets an die individuellen Fähigkeiten, Interessen und die Biografie des Menschen mit Demenz angepasst werden.
- Positive Atmosphäre: Es ist wichtig, eine positive und wertschätzende Atmosphäre zu schaffen, in der sich der Betroffene wohl und sicher fühlt.
- Kein Leistungsdruck: Die Aktivierung sollte nicht als Leistungsdruck empfunden werden. Es geht nicht darum, Defizite auszugleichen, sondern vorhandene Fähigkeiten zu stärken und Freude zu bereiten.
- Flexibilität: Seien Sie flexibel und passen Sie die Aktivierung an die aktuelle Situation und Stimmung des Betroffenen an.
Themen und Ideen für die 10-Minuten-Aktivierung
Es gibt unzählige Möglichkeiten für die Gestaltung einer 10-Minuten-Aktivierung. Hier einige Beispiele:
Biografiearbeit
Erinnerungen mit alten Gegenständen wecken. Die Sinne mit Düften anregen. Fotos anschauen oder über längst vergangene Zeiten plaudern. All das gehört zur Biographiearbeit. Jeder Mensch hat seine persönliche Lebensgeschichte. Fragen zur Biografie können zu einem Gespräch führen. Mögliche Fragen sind: Wie hast du deinen Ehemann kennengelernt? Wer war bei der Hochzeit dabei? Wer war dein Lieblingslehrer in der Grundschule? Welches Schulfach fiel dir besonders leicht? Welchen Beruf hast du gelernt? Was hast du als Kind im Sommer gemacht? Magst du mit mir ein Fotoalbum aus deiner Kindheit anschauen? Wenn Sie bemerken, dass die betroffene Person keine Antwort auf eine Frage weiß, wechseln Sie behutsam das Thema. Greifen Sie stattdessen auf Gesprächsthemen zurück, bei denen Sie sicher sind, dass der Erkrankte sich einbringen kann - so vermeiden Sie Frustration und Entmutigung. Für Menschen mit Demenz ist es besonders belastend, immer wieder mit den eigenen Defiziten konfrontiert zu werden.
- Erinnerungsalben: Gemeinsames Durchblättern von Fotoalben und Erzählen von Geschichten zu den Bildern.
- Lebensgeschichtliche Gespräche: Fragen stellen zur Kindheit, Jugend, Beruf, Familie und Hobbys.
- Vertraute Gegenstände: Gegenstände aus der Vergangenheit des Betroffenen zeigen und darüber sprechen (z.B. alte Werkzeuge, Schmuck, Musikinstrumente).
Sinnesanregung
Eine gute Möglichkeit sind Beschäftigungen, die die Sinne anregen. Werden Sinne nicht stimuliert, verkümmern sie und das Leben hat „weniger Sinn“. Menschen, die zu wenig Reize bekommen, setzen sie sich selbst. Durch die Sinne nehmen wir - und auch an Demenz erkrankte Menschen - Kontakt mit unserer Umwelt auf. Selbst ein Mensch in einem weit fortgeschrittenen Stadium der Demenz ist oft in der Lage Gerüche Musik, Geräusche, Berührungen Stoffe Farben Licht wahrzunehmen. Die Anregung der Sinne kann auch auf einfache Art und Weise in die tägliche Pflege Ihres Angehörigen integriert werden. Im täglichen Leben können Sie den Geschmackssinn, den Geruchssinn, den Tastsinn, den Gehörsinn und den Sehsinn des Demenzkranken durch ganz einfache Anregungen trainieren. Rieche mal, wie toll die Blumen duften. Riech mal den Duft des guten Essens oder den Duft des morgendlichen Kaffees. Schmecke den süßen Honig oder die selbstgemachte Marmelade. Fühle mal, wie flauschig die Wolldecke ist. Hörst du das Vogelgezwitscher? An welche Tiere erinnern dich die Wolken am Himmel? Schau mal das Lichtspiel an der Decke. Menschen mit Demenz müssen sich ab einem bestimmten Stadium der Erkrankung auch fühlen und wahrnehmen können. Schwere Decken haben in der Nacht häufig eine beruhigende Wirkung. Auch Streicheln, Berührungen und Massagen geben vielen Betroffenen ein gutes Gefühl.
- Tastsinn: Unterschiedliche Materialien ertasten lassen (z.B. Stoffe, Holz, Steine, Federn).
- Geruchssinn: An Düften riechen lassen (z.B. Blumen, Kräuter, Gewürze, Kaffee).
- Geschmackssinn: Kleine Kostproben anbieten (z.B. Obst, Joghurt, Schokolade).
- Hörsinn: Musik hören, Geräusche erkennen lassen (z.B. Vogelgezwitscher, Alltagsgeräusche).
- Sehsinn: Bunte Bilder betrachten, Gegenstände nach Farben sortieren lassen.
Bewegung und Spiel
Zur Unterstützung eignen sich auch spezielle Aktivierungsspiele, die gezielt für Menschen mit Demenz entwickelt wurden. Sie sorgen nicht nur für Abwechslung im Alltag, sondern fördern auch die Sinneswahrnehmung sowie das Erinnerungs- und biografische Gedächtnis. Diese Spiele orientieren sich oft an lebensnahen Themen, die Erinnerungen wecken können. Dabei ist es sinnvoll, geschlechtsspezifische Inhalte zu wählen - denn Männer und Frauen bringen meist unterschiedliche biografische Hintergründe mit.
- Einfache Bewegungsübungen: Arme kreisen, Beine heben, mit den Fingern spielen.
- Ballspiele: Ball zuwerfen, Ball rollen, mit einem Luftballon spielen.
- Gesellschaftsspiele: Memory, Domino, einfache Würfelspiele.
- Spiele für Demenzerkrankte: Sie sollen gezielt motorische Fähigkeiten trainieren oder den Spaß am Raten und am Gedächtnistraining bei Demenz wecken. Daneben können Sie Ihren demenzerkrankten Angehörigen aber auch mit herkömmlichen Spielen herausfordern und beschäftigen. Am besten eignen sich dazu Spiele, die von Kindheit an vertraut sind, wie Würfelspiele oder Mensch ärgere Dich nicht. Achten Sie darauf, dass das Spielen nicht zu Leistungsdruck führt. Variieren Sie die Spielregeln lieber, als zu konsequent auf deren Einhaltung zu achten und Ihren demenzerkrankten Spielpartner damit zu verunsichern. Lassen Sie sich inspirieren, welche Spiele für die Beschäftigung von Demenzerkrankten besonders geeignet sind.
Jahreszeitliche Themen
- Frühling: Frühlingslieder singen, Blumen pflanzen, über Ostern sprechen.
- Sommer: An den Sommerurlaub erinnern, Eis essen, Sommerblumen betrachten.
- Herbst: Blätter sammeln, Kastanien basteln, über Ernte und Weinlese sprechen.
- Winter: Weihnachtslieder singen, Plätzchen backen, über Schnee und Eis sprechen.
Aktivierungsboxen
Aktivierungsboxen sollen Erinnerungen wecken. Bestückt sind die Boxen mit Materialien, die die Erinnerungsfähigkeit des Demenzkranken fördern. Dabei sollten die Aktivierungsboxen zu unterschiedlichen Themen gepackt sein. Hier Beispiel-Material für eine Aktivierungsbox mit dem Thema Sommer: Sonnenhut Sonnencreme Badehose Wasserball Schwimmreifen Holzkohle Grillzange Sommerblumen Sonne (aus Holz, Pappe, Plüsch …) Beispiel Biografie orientierte Fragen zur Aktivierungsbox Sommer: Woran denkst du zuerst, wenn du das Wort „Sonne“ hörst? Was hast du als Kind in den Sommerferien unternommen? Gab es ein Urlaubsziel, das du als Kind oft besucht hast? Welche Sommerblumen magst du am liebsten? Bist du als Kind oft ins Freibad gegangen? Wurde bei schönem Wetter im Sommer mit der Familie gegrillt? Beispiele für kleine Bewegungs- und Wahrnehmungsübungen zur Aktivierungsbox Sommer an den Sommerblumen riechenden Sonnenhut aufsetzen an der Sonnencreme riechen, ggf. etwas auf den Handrücken reiben (Vorsicht bei Allergien oder Unverträglichkeiten!) Bewegungsspiele mit dem Wasserball machen (werfen, rollen, kegeln) Holzkohle in die Hand nehmen, dann auf Papier einen Handabdruck machen Beispiele für kleine Aufgaben zur Aktivierungsbox die (vorher besprochenen) Gegenstände abdecken und gemeinsam auswendig aufzählen zusammengesetzte Wörter mit „Sonne-“ sammeln Sprichwörter und Redewendungen zum Thema „Sonne“ erinnern gemeinsam Sommerlieder erinnern und singen
Lesen Sie auch: Behandlungsmöglichkeiten bei hypoxischem Hirnschaden
Für die themenbezogenen Wahrnehmungsmaterialien können in der Praxis sog. Aktivierungskisten zusammengestellt werden, die thematisch sortiert, die Vorbereitungszeit für Kurzaktivierungen drastisch reduzieren oder ganz entfallen lassen können. Für Aktivierungskisten eignen sich kleine Kartons, Kisten oder auch Taschen.
Beispiele für 10-Minuten-Aktivierungen
10-Minuten-Aktivierung zum Thema Winter
Mit diesem Beispiel für eine 10 Minuten Aktivierung mit dem Thema Winter bringen Sie das Langzeitgedächtnis Ihrer Senioren in nur zehn Minuten in Schwung! Die Aufgaben lassen sich sowohl in der Gruppe als auch einzeln mit den Senioren durchführen. Die Aktivierung lässt sich so einfach in den Pflegealltag integrieren. Generell ist es empfehlenswert Aktivierungen täglich durchzuführen. Eine Dauer von 10 Minuten ist für Menschen mit Demenz ideal.
- Übung 1: Biografieorientierte Fragen zum Winter
Bei den biografieorientierten Übungen wird mit kurzen, einfachen Fragen das Langzeitgedächtnis angeregt. Oftmals erinnern sich Senioren mit Demenz nämlich eher an Erlebnisse, die weiter in ihrer Vergangenheit liegen. Sind sie früher oft Schlitten gefahren? Können Sie Skifahren? Bauen Sie gerne Schneemänner? Haben Sie schon einmal einen Schneeengel gemacht? Mögen Sie Schnee? Waren Sie schon mal Schneeschuhwandern? Mögen Sie Winterspaziergänge? Was ist ihre schönste Erinnerung, wenn Sie an Schnee denken? Wer hat bei Ihnen früher vor dem Haus Schnee geschippt? Was war ihr schönster Winter?
- Übung 2: Aktivieren mit Bewegungsübungen
Bereiten Sie eine Kiste mit Dingen vor, die mit der Jahreszeit Winter in Verbindung stehen. Das können zum Beispiel Handschuhe, Mützen, Skischuhe, Winterjacke, Deko-Schneemänner, evtl. sogar echter Schnee oder Eiswürfel aus dem Gefrierfach sein. Bei dieser Übung sollen die Senioren einfach Dinge aus der Kiste nehmen und diese benutzen. Also die Handschuhe anzuziehen, den Deko-Schneemann ertasten oder den kalten Schnee berühren. Hauptsache die Sinne der Senioren werden angeregt und die Senioren bewegen sich. Wenn Sie möchten, können Sie zu den einzelnen Gegenständen auch einfache Biografiefragen stellen. Vielleicht erfahren Sie dabei ja sogar etwas Neues über Ihre Senioren.
- Übung 3: Sprichwörter
Suchen Sie gemeinsam mit Ihren Senioren nach Sprichwörtern, die etwas mit dem Winter zu tun haben. Dabei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Beispiele: „Ich freue mich wie ein Schneekönig“ „Es schneit, es schneit, kommt alle aus dem Haus“ „Auf trockenen, kalten Januar - folgt oft viel Schnee im Februar“
Lesen Sie auch: Demenz: 10-Minuten-Aktivierung im Alltag
10-Minuten-Aktivierung zum Thema Frühling
Wenn es nach dem Winter wieder wärmer wird, zeigt der Frühling seine ganze Pracht. Mit Aktivierungsideen zum Thema sorgen Sie bei Ihren Senioren bestimmt für Vorfreude auf die warme Jahreszeit!
- Übung 1: Willkommen im Frühling!
Eine 10-Minuten-Aktivierung für Senioren lässt sich auch fast ohne Vorbereitung durchführen. Denn schon durch das Singen altbekannter Lieder werden unsere grauen Zellen angeregt. Die Bewegung kommt von ganz allein. Beim Liedersingen sitzen Ihre Senioren in einem Stuhlkreis. Spielen Sie nun Frühlingslieder ab, die Ihre Senioren kennen und auch mitsingen können. Beispiele: Alle Vögel sind schon da oder O lieber, guter Frühling.
- Übung 2: Biografieorientierte Fragen zum Frühling
Regen Sie mit diesen kurzen, einfachen Fragen zum Thema Frühling das Langzeitgedächtnis Ihrer Senioren an. Arbeiten Sie gerne im Garten? Oder haben Sie gerne im Garten gearbeitet? Welche Blumen haben Sie im Frühling gepflanzt? Was machen Sie am liebsten im Frühling? An was denken Sie, wenn Sie das Wort Frühling hören? Feiern Sie Ostern? Wenn ja, wie feiern Sie? Was gibt es an Ostern bei Ihnen zu essen? Färben Sie gerne Ostereier? Haben Sie früher Ostereier für Ihre Kinder / Enkelkinder versteckt? Welche Blumen haben Sie im Frühling am liebsten? Haben / Hatten Sie einen Garten?
- Übung 3: Blumen-ABC
Das Blumen-ABC wird ähnlich gespielt wie das allseits bekannte Länderspiel. Suchen Sie gemeinsam mit Ihren Senioren Blumenarten für jeden Anfangsbuchstaben des Alphabets. Beispiel: Buchstabe P - Primel, Buchstabe H - Hyazinthe Ähnlich können Sie auch ein Gemüse-ABC auslegen. Für jeden Buchstaben des Alphabets suchen Sie gemeinsam ein Gemüse, das im Frühjahr wächst. Beispiel: Buchstabe S - Spinat, Buchstabe R - Rhabarber
Aktivierung am Plaudertisch
Auch am Plaudertisch lassen sich die 10-Minuten-Aktivierungen einfach mit in das Training einbauen. Das Tolle daran: Die Aktivierungsübungen regen während des motorischen Trainings auch gleich den Kopf mit an. Die Kombination aus kognitiven und körperlichen Übungen nennt sich Dual-Task-Training. Bewegung mit geistigem Training macht Spaß und kann dabei helfen, Stürze vorzubeugen.
Hier sind einige Ideen dazu, wie Sie 10 Minuten Aktivierungen am Plaudertisch umsetzen:
- Idee 1: Bewegungsgeschichten
Bewegungsgeschichten sollen die Fantasie anregen und zur Bewegung anregen. Dazu enthalten Sie an passenden Stellen in der Geschichte Anweisungen für Bewegungen, denen die Senioren folgen sollen. Je nach Geschichte machen die Senioren unterschiedliche Erlebnisse, etwa einen Herbstspaziergang im Wald oder eine Fahrradfahrt in den Weinbergen. Bewegungsgeschichten handeln häufig von Situationen, zu denen die Senioren einen Bezug aus Ihrer Vergangenheit haben.
- Idee 2: Gehirn-Training
Eine weitere Möglichkeit für 10-Minuten-Aktivierungen am Plaudertisch sind kleine Denksportaufgaben. Ein Beispiel dafür ist das „Kategorien-Puzzle“. Hierbei geben Sie eine Wortkategorie vor und die Senioren müssen während des Trainings passende Begriffe zu dieser Kategorie finden. Für die Kategorie „Tier“ wären mögliche Antworten: bärenstark, Brillenschlange, mucksmäuschenstill oder fuchsteufelswild. Für zusätzliche Abwechslung sorgen die Dual-Tasking-Karten, die Sie mit dem Plaudertisch erhalten. Auf diesen Karten sind bunte Bilder von verschiedenen Gegenständen wie Ampeln oder Obst abgebildet. So funktioniert’s: Sie sagen im Vorfeld eine Regel an, wie etwa „Eine grüne Ampel bedeutet schnell treten, eine gelbe Ampel gemäßigt treten und eine rote Ampel bedeutet Richtungswechsel“. Oder: „Bei einer Karte mit einer Frucht, die auf einem Baum wächst, wird die Richtung gewechselt.“ Jetzt halten Sie nacheinander verschiedene Karten in die Luft. Wenn Sie eine der Karten hochhalten, auf die eine Regel zutrifft, müssen die Senioren schnell darauf reagieren.
- Idee 3: Plaudern und Singen
Es gibt unzählige weitere Möglichkeiten, um am Plaudertisch neben der Bewegung auch den Geist zu aktivieren. Ganz einfach lässt sich eine 10 Minuten Aktivierung am Plaudertisch zum Beispiel auch mit Alltagsgegenständen durchführen. Hierfür können Sie auch die Dinge aus der Winter-Kiste aus dem Beispiel oben nutzen. Halten Sie einen der Gegenstände hoch, während die Senioren trainieren. Alle erzählen nun reihum eine Anekdote oder eine Erinnerung, die mit diesem Gegenstand zu tun hat. Eine weitere Möglichkeit ist es, einen alten Gassenhauer aufzulegen und gemeinsam mitzusingen. Das sorgt beim Kurbeln am Plaudertisch garantiert für gute Laune und regt außerdem das Langzeitgedächtnis an.
Gedächtnistraining als Teil der Aktivierung
Ob mit oder ohne Demenz - für uns als Menschen ist wichtig, dass unser Kopf täglich gefordert wird. Mit regelmäßigem Gedächtnistraining bei Demenz lässt sich der Abbau der kognitiven Leistung hinauszögern und vorhandene Kompetenzen stärken. Gedächtnistraining für Demenzerkrankte sind kleine Übungen, mit denen die kognitive Leistung erhalten werden soll. Sie fordern die Gehirnleistung und aktivieren das Gehirn aus dem Ruhemodus. Gedächtnistraining bei Demenz hat zum Ziel, die Konzentrationsfähigkeit zu steigern und den Gedächtnisverlust, der mit der Erkrankung einhergeht, zu verlangsamen. Das Gedächtnistraining bei Menschen mit Demenz sollte ganzheitlich erfolgen. Dabei geht es nicht darum, eine einzelne Fähigkeit abzurufen. Vielmehr sollen die Sinne, der Geist und der Körper angesprochen werden. Das gelingt, indem die Sinneswahrnehmungen gestärkt, das Langzeitgedächtnis aktiviert und Bewegung gefordert wird. Die folgenden Gedächtnisübungen bei Demenz sind als Aktivierung von Demenzerkrankten gedacht.
- Sinneswahrnehmung stärken: Sehen, Hören, Fühlen, Riechen, Schmecken.
- Langzeitgedächtnis aktivieren: Erinnerungen wecken, Biografiearbeit.
- Bewegung fördern: Händegymnastik, einfache Bewegungsübungen.
- Selbstwertgefühl stärken: Erfolge ermöglichen, positive Rückmeldungen geben.
Beispiele für Gedächtnisübungen
- Wortfindung trainieren: Menschen mit Demenz sind oftmals auf der Suche nach bestimmten Wörtern.
- Erinnerungen wachrufen: Auch vertraute Bilder von früher oder Gegenstände des Alltags können Assoziationen wecken. Oder Sie spielen „Lieder erraten“. Für diese Übungsidee braucht es einen Bezug aus der Vergangenheit, auf die Ihr Gegenüber zurückgreifen kann. Spielen Sie ein bekanntes Lied von früher ab und lassen Sie den Interpreten und/oder den Liedtitel erraten.
- Konzentration fördern: Puzzles oder Memory-Spiele, beides im größeren Format, fordern und fördern die Konzentrationsleistung.
- Händegymnastik: Wenn wir Finger und Hände durch Gymnastik bewegen, wirkt sich das positiv auf unsere kognitiven Leistungen aus. Händegymnastik erfordert die sogenannte Auge-Hand-Koordination, die sich mit etwas Übung verbessern lässt. Mit der rechten Hand werden nacheinander alle Finger der linken Hand einzeln von unten nach oben ausgestrichen und an der jeweiligen Fingerkuppe sanft nach oben gezogen. Begonnen wird am Daumen. Die Finger beider Hände spielen auf dem Tisch auf einem imaginären Klavier. Variation: Die Hände werden vom Tisch gehoben und die Finger spielen in der Luft Klavier.
Weitere Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit Demenz
Zur Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz gehört deshalb unbedingt auch die gezielte Beschäftigung mit Spielen oder anderen Tätigkeiten. Schlagen Sie von sich aus Dinge vor und motivieren Sie den Demenzerkrankten mitzumachen. Es sollte nicht Ihr Ziel sein, Menschen mit Demenz durch die Beschäftigung herauszufordern und sie vor schwierige Aufgaben zu stellen. Demenz lässt sich nicht „wegtrainieren“. Deshalb muss ein Demenzerkrankter auch nichts unter Beweis stellen. Das Stadium der Demenz ist ausschlaggebend dafür, welche Aufgaben und Spiele Sie der betroffenen Person zumuten können. Gedächtnisübungen können zum Beispiel bei einer leichten Demenz noch sinnvoll sein und Spaß bereiten.
- Kreative Tätigkeiten: Malen, Basteln, Kneten, Musizieren.
- Hausarbeiten: Leichte Aufgaben im Haushalt übernehmen (z.B. Tisch decken, Wäsche zusammenlegen, Gemüse putzen).
- Gartenarbeit: Blumen gießen, Unkraut jäten, Gemüse ernten.
- Musikhören und Singen: Bekannte Lieder hören und mitsingen.
- Vorlesen: Geschichten und Gedichte vorlesen.
- Spaziergänge und Ausflüge: Die Natur genießen und sich bewegen.
- Besuch von Veranstaltungen: Konzerte, Theater, Museen.
Tipps für die Kommunikation mit Menschen mit Demenz
Es braucht nicht nur Beschäftigung bei Demenz - demenzerkrankte Menschen können durchaus kleine Herausforderungen bestehen. Auch wenn mit dieser Aktivierung eher professionelle Betreuungskräfte in den Altenheimen angesprochen sind, können Sie diese Aktivierung genauso gut als pflegender Angehöriger zuhause durchführen. Die 10-Minuten-Aktivierung zielt darauf ab, die Sinne anzuregen sowie Körper und Geist zu aktivieren.
- Klare und einfache Sprache: Verwenden Sie kurze Sätze und vermeiden Sie komplizierte Wörter.
- Langsam und deutlich sprechen: Geben Sie dem Betroffenen Zeit, das Gesagte zu verarbeiten.
- Blickkontakt halten: Zeigen Sie dem Betroffenen, dass Sie ihm aufmerksam zuhören.
- Geduldig sein: Wiederholen Sie Informationen bei Bedarf und reagieren Sie gelassen auf Fehler.
- Empathie zeigen: Versetzen Sie sich in die Lage des Betroffenen und zeigen Sie Verständnis für seine Gefühle.
- Nonverbale Kommunikation: Achten Sie auf Ihre Körpersprache und setzen Sie Berührungen ein, um Nähe und Vertrauen aufzubauen.