Übungen zur Linderung von Nervenschmerzen: Ein umfassender Leitfaden

Nervenschmerzen können plötzlich auftreten und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Ob im Gesicht, Rücken oder in den Extremitäten, die Schmerzen können lähmend sein. Glücklicherweise gibt es verschiedene Übungen und Hausmittel, die zur Linderung von Nervenschmerzen beitragen können. Es ist wichtig zu beachten, dass jeder Mensch anders auf Behandlungen reagiert, daher ist es ratsam, verschiedene Methoden auszuprobieren, um die effektivste zu finden.

Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über Übungen und Hausmittel zur Linderung von Nervenschmerzen, wobei die Bedeutung der Konsultation eines Arztes hervorgehoben wird, um einen individuellen Behandlungsplan zu erstellen.

Ursachen und Arten von Nervenschmerzen

Nervenschmerzen können durch verschiedene Faktoren verursacht werden, darunter:

  • Polyneuropathie: Eine Erkrankung, von der etwa fünf bis acht Prozent der Erwachsenen betroffen sind und die durch Schädigung mehrerer peripherer Nerven gekennzeichnet ist.
  • Gürtelrose (Herpes Zoster): Eine durch Windpockenviren verursachte Viruserkrankung, die zu Nervenschmerzen führen kann.
  • Nervenwurzelkompression: Druck auf eine Nervenwurzel, beispielsweise durch einen Bandscheibenvorfall oder muskuläre Verhärtungen.
  • Ischialgie: Reizung des Ischiasnervs oder der Nervenwurzeln im Bereich der Lendenwirbel, die zu Schmerzen im unteren Rücken und in den Beinen führen kann.

Nervenschmerzen können sich auf unterschiedliche Weise äußern, z. B. als plötzlicher, brennender Schmerz, Schwäche, Taubheitsgefühle oder Berührungsempfindlichkeit.

Hausmittel gegen Nervenschmerzen

Es gibt verschiedene Hausmittel, die bei der Linderung von Nervenschmerzen helfen können:

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Kräuter und Tee

  • Teufelskrallenwurzel: Kann schmerzlindernde Eigenschaften haben und magenfreundlicher sein als Acetylsalicylsäure.
  • Kräutermassage: Eine Mischung aus Brennnessel-Geist und Apfelessig (1:5) kann zur sanften Massage der betroffenen Stellen verwendet werden.
  • Kräuterwickel: Ein Stoffsäckchen mit Kümmel-Samen kann auf die schmerzende Stelle gelegt werden, eventuell mit einem Wärmekissen.
  • Brennnessel-Tee und Ingwer-Tee: Können entzündungshemmende und schmerzstillende Wirkungen haben. Ingwer kann auch bei Übelkeit helfen, die mit Nervenschmerzen einhergehen kann.
  • Grüner Tee: Kann das Allgemeinbefinden stärken und bei manchen Patienten Nervenschmerzen verbessern.
  • Weidenrinde-Tee: Hat sich ebenfalls bewährt.

Wärme und Kälte

  • Wechselbäder: Können das Immunsystem stärken und bei Nervenschmerzen wirksam sein. Alternativ können Eisbeutel und Wärmeauflagen abwechselnd angewendet werden.
  • Kältebehandlung: Eisbeutel oder kalte Wickel können den Schmerz betäuben.
  • Wärmebehandlung: Infrarot-Lampen oder warme Wickel können zur Entspannung des Körpers und der Nerven beitragen.

Chili (Capsaicin)

  • Capsaicin-Salben oder -Pflaster: Können wärmend, schmerzlindernd, durchblutungsfördernd und anregend für die betroffenen Nerven wirken. Die Wirkung beruht auf der Desensibilisierung der Nervenrezeptoren.

Öle

  • Johanniskrautöl: Kann bei Nervenschmerzen im Rückenbereich Linderung verschaffen. Es wirkt entzündungshemmend und beruhigend.
  • Pfefferminzöl: Wirkt kühlend und krampflösend und kann Nervenschmerzen reduzieren.
  • Olivenöl: Enthält Oleocanthal, das entzündungshemmend und blutverdünnend wirkt und sich positiv bei Nervenentzündungen auswirken kann.

Weitere Hausmittel

  • Johanniskraut: Kann bei psychischen Symptomen wie Unruhe, Aggressivität oder Depressionen helfen, die infolge der starken Schmerzen auftreten können.
  • Baldriantee: Kann die Nerven beruhigen und ohne starke Nebenwirkungen zur Ruhe kommen lassen.
  • Entspannungsverfahren: Meditationen, autogenes Training oder progressive Muskelentspannung können helfen, psychische Beschwerden zu reduzieren.

Übungen zur Linderung von Nervenschmerzen

Bewegung und gezielte Übungen können bei der Linderung von Nervenschmerzen eine wichtige Rolle spielen. Es ist ratsam, die Übungen unter Anleitung eines Physiotherapeuten zu erlernen, um eine korrekte Ausführung sicherzustellen und Verletzungen zu vermeiden.

Allgemeine Übungen

  • Dehnübungen: Können Muskelverspannungen lösen und den Druck auf die Nerven mindern.
  • Kräftigungsübungen: Stärken die Muskulatur und fördern die Durchblutung.
  • Rückenfreundliches Ausdauertraining: Nordic Walking, Fahrradfahren, Rückenschwimmen oder Aquafitness können Verspannungen lösen und die Beweglichkeit verbessern.

Spezifische Übungen

  • Übung bei Nervenschmerzen im Rückenbereich: Auf den Rücken legen, Arme neben dem Oberkörper abstützen, linkes Knie nach oben bewegen, Hände unterhalb des Oberschenkels verschränken und das Bein in Brustrichtung ziehen. Die Position einige Sekunden halten und das Bein sanft wieder absenken. Anschließend die Seite wechseln.
  • Übungen bei Nervenwurzelkompression L5/S1:
    • Seitliche Rumpfbeuge: Oberkörper gerade stehen, Hände in die Seite stützen, langsam nach links und rechts bewegen, bis eine leichte Spannung spürbar ist.
    • Beinheben im Sitzen: Auf eine Matte setzen, Beine ausstrecken und die gestreckten Beine parallel leicht nach oben heben.
    • Rotation im Liegen: Auf den Rücken auf eine Matte legen, linkes Bein aufstellen, nach links rollen, aber mit dem Oberkörper versuchen, sich auf die entgegengesetzte Seite zu drehen.
    • Knie-Ellenbogen-Berührung im Stehen: Hinstellen, das Bein hochziehen und versuchen, die gegenüberliegende nach vorne gehaltene Hand mit dem Knie zu erreichen.
    • Rückenstreckung in Bauchlage: Auf eine Matte auf den Bauch legen, Arme hinter dem Kopf verschränken und den Oberkörper einige Zentimeter vom Boden abheben.
    • Gegensinniges Anheben von Arm und Bein in Bauchlage: Auf den Bauch legen, Arme nach vorne und Beine nach hinten strecken. Rechten Arm und linkes Bein parallel leicht anheben und nach einigen Sekunden wieder ablegen. Anschließend den anderen Arm und das andere Bein heben.
    • Faszienrolle (Blackroll): Zur Lockerung verklebter Faszien im Bereich der Lendenwirbelsäule.

Übungen bei Ischiasschmerzen

  • Ischiasübung Nr. 1: Hol das Bein ran: Auf den Rücken legen, Füße aufstellen, linkes Knie mit beiden Händen umschließen und zur linken Schulter heranziehen. Die Position für 30 Sekunden halten und dreimal wiederholen. Anschließend das Bein wechseln. Zum Abschluss beide Knie zur gleichen Zeit zu den Schultern ziehen.
  • Ischiasübung Nr. 2: Mach einen Knoten: Auf den Rücken legen, Füße aufstellen, rechten Fuß auf das linke Knie legen. Mit beiden Händen das linke Bein, knapp unterhalb der Kniekehle, umschließen. Das linke Bein etwas zum Körper heranziehen, bis eine Spannung in der Gesäßmuskulatur spürbar ist. Die Position eine Minute halten und anschließend das Bein wechseln. Insgesamt zwei Durchläufe pro Bein sind empfehlenswert.
  • Ischiasübung Nummer 3: Streck, was das Zeug hält: Auf die Knie begeben und langsam nach vorne beugen. Das Gesäß ruht auf den Füßen und die Handflächen berühren lang ausgestreckt mit den Innenseiten die Übungsmatte.

Weitere Übungen

  • Dehnung der Hüftbeugemuskulatur: Aufrecht hinstellen, Beine hüftbreit auseinander, Handflächen aufs Gesäß legen und die Vorderseite durchstrecken, indem man sich mit dem Oberkörper langsam nach hinten lehnt.
  • Dehnung der Beinrückseiten: Vor einen Stuhl stellen, mit beiden Händen an der Stuhllehne oder direkt auf der Sitzfläche abstützen und mit durchgestreckten Beinen so weit mit dem Rumpf nach unten gehen, bis ein deutlicher Zug in den Beinrückseiten spürbar ist. Anschließend in die Ausgleichsdehnung gehen, indem man sich aufrecht hinstellt, die Handflächen auf den unteren Rücken legt und sich sanft mit dem Oberkörper nach hinten lehnt.
  • Mobilisierung der Hüfte: Einen Massageknauf oder einen Alltagsgegenstand an der Stelle des Gesäßes positionieren, wo es beim Gehen oder Heben des Beines zu Schmerzen kommt, und sich vorsichtig daraufsetzen. Alternativ kann die Übung auch an der Wand im Stehen durchgeführt werden.

Alternativen zu Hausmitteln

Bei anhaltenden oder schweren Nervenschmerzen können verschiedene Alternativen zu Hausmitteln erwogen werden:

  • Medikamentöse Therapien: Verschreibungspflichtige Schmerzmittel, Antidepressiva oder Antikonvulsiva, die speziell zur Behandlung von Nervenschmerzen eingesetzt werden.
  • Trainingstherapie und Rehabilitation: Gezielte Übungen zur Stärkung von Muskeln und Verbesserung der Beweglichkeit.
  • Nervenblockaden oder Injektionen mit Cortison: Können die Schmerzen lindern.
  • Elektrische Stimulationstherapien (TENS): Können ebenfalls helfen.
  • Chirurgische Eingriffe: Werden bei schweren Schäden oder anhaltenden Beschwerden in Betracht gezogen.
  • Akupunktur: Eine alternative Behandlungsmethode, die Schmerzen lindern kann.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Es ist ratsam, einen Arzt aufzusuchen, wenn:

  • Starke oder anhaltende Nervenschmerzen die täglichen Aktivitäten beeinträchtigen oder zunehmen.
  • Plötzlich neue Symptome wie Taubheitsgefühle, Muskelschwäche oder Kontrollverlust über Blase oder Darm auftreten.
  • Bestehende Erkrankungen wie Diabetes oder andere Krankheiten vorliegen, die Nervenschäden verursachen können.
  • Die Schmerzen nach Verletzungen oder Operationen auftreten oder sich ausbreiten.
  • Unerwartete Reaktionen auf Medikamente auftreten.

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