24-Stunden-Pflege bei Demenz: Voraussetzungen und was Sie wissen müssen

Viele Familien kennen das Gefühl, wenn der Alltag mit einem pflegebedürftigen Angehörigen kaum noch zu bewältigen ist. Ständige Rufbereitschaft, Schlafmangel und die gleichzeitige Organisation aller Aufgaben können sehr belastend sein. In solchen Situationen wünschen sich viele eine verlässliche Unterstützung vor Ort. Die 24-Stunden-Pflege scheint hier eine ideale Lösung zu sein: Eine Betreuungskraft, die immer da ist und Aufgaben übernimmt. Doch was sind die Voraussetzungen für eine solche Betreuung bei Demenz? Dieser Artikel gibt Ihnen einen umfassenden Überblick.

Was bedeutet 24-Stunden-Pflege wirklich?

Der Begriff "24-Stunden-Pflege" ist etwas irreführend, denn er bedeutet nicht, dass eine Betreuungskraft rund um die Uhr arbeitet. Tatsächlich handelt es sich meist um eine sogenannte Live-in-Betreuung. Dabei wohnt eine Betreuungsperson im Haushalt der pflegebedürftigen Person, hat ein eigenes Zimmer und ist tagsüber präsent, um zu unterstützen. Sie hilft beim Einkaufen, Kochen, der Haushaltsführung, begleitet zu Arztterminen und kann grundpflegerische Tätigkeiten übernehmen. Auch in Notfällen kann sie nachts erreichbar sein. Es ist wichtig zu wissen, dass auch Zeiten der Rufbereitschaft als Arbeitszeit gelten und vergütet werden müssen. Betreuungskräfte haben Anspruch auf Ruhezeiten, Pausen und freie Tage.

Vorteile der 24-Stunden-Pflege bei Demenz

Gerade bei Demenz kann die 24-Stunden-Pflege eine große Erleichterung sein. Die vertraute Umgebung, eine konstante Bezugsperson sowie Struktur vermitteln Orientierung und emotionale Stabilität. Gleichzeitig erleben Angehörige durch diese Form der Betreuung wertvolle Entlastung und können neue Kraft schöpfen.

  • Vertraute Umgebung: Für Demenzkranke ist das gewohnte Umfeld von unschätzbarem Wert. Der Verbleib in den eigenen vier Wänden kann den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen.
  • Kontinuierliche Unterstützung: Eine feste Tagesstruktur mit wiederkehrenden Abläufen gibt Halt und Orientierung. Die Betreuungskraft hilft bei alltäglichen Aufgaben und bietet Gesellschaft, was besonders für Menschen mit Demenz wichtig ist.
  • Entlastung der Angehörigen: Die Betreuung eines Demenzkranken ist eine große Herausforderung. Die 24-Stunden-Pflege ermöglicht es Angehörigen, sich zu entlasten und Zeit für sich selbst zu gewinnen.
  • Sicherheit: Die Betreuungskraft ist rund um die Uhr vor Ort und kann in Notfällen sofort reagieren.

Voraussetzungen für die 24-Stunden-Pflege

Damit die 24-Stunden-Pflege reibungslos funktioniert und sich alle Beteiligten wohlfühlen, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein.

Räumliche Voraussetzungen

  • Eigenes Zimmer: Die Betreuungskraft benötigt ein eigenes, möbliertes Zimmer, das abschließbar ist und über ein Fenster für ausreichend Tageslicht verfügt. Es sollte mit grundlegenden Einrichtungsgegenständen wie Bett, Schrank, Tisch und Stuhl ausgestattet sein. Im Idealfall hat die Pflegekraft Mitspracherecht bei der Gestaltung, sodass sie sich wohlfühlen kann.
  • Zugang zu Bad und Küche: Die Betreuungskraft muss zu jeder Tages- und Nachtzeit uneingeschränkten Zugang zu Bad und Küche haben.
  • Internetanschluss: Ein Internetanschluss ist heutzutage fast unerlässlich, da er die Kommunikation mit Familie und Freunden in der Heimat ermöglicht. Er kann auch für Sprachkurse oder die Kommunikation mit dem Arbeitgeber genutzt werden.

Organisatorische Voraussetzungen

  • Klare Absprachen: Es ist wichtig, im Vorfeld konkrete Aufgabenbereiche zu vereinbaren und eventuell einen Zeitplan zu erstellen, der Planungssicherheit schafft und Missverständnisse vermeidet. Klare Absprachen erleichtern die Eingewöhnungsphase.
  • Berücksichtigung der Arbeitszeiten: Auch bei der 24-Stunden-Betreuung gelten klare Arbeitszeitregelungen. Betreuungskräfte haben Anspruch auf Pausen und tägliche Ruhezeiten. Eine echte Rund-um-die-Uhr-Arbeit ist rechtlich nicht erlaubt.
  • Unterstützung durch Angehörige: Verlassen Sie sich nicht darauf, dass die Betreuungskraft alles alleine schafft. Gerade bei Demenz ist die Unterstützung durch Angehörige unverzichtbar.

Rechtliche Voraussetzungen

  • Beschäftigungsmodell: Für die 24-Stunden-Pflege gibt es verschiedene Beschäftigungsmodelle, die sich in rechtlichen Vorgaben, Kosten und Verantwortlichkeiten unterscheiden.
    • Direktanstellung: Sie sind selbst Arbeitgeber und übernehmen alle Sozialabgaben, Lohnfortzahlungen und Urlaubsansprüche.
    • Pflegeunternehmen im Inland: Das Pflegeunternehmen ist der Arbeitgeber, während Sie einen Vertrag für die Betreuung abschließen.
    • Entsendemodell: Die Betreuungskraft ist in ihrem Heimatland angestellt und wird über eine Agentur nach Deutschland entsandt.
    • Selbstständige Betreuungskräfte: Hier ist besondere Vorsicht geboten, um Scheinselbstständigkeit zu vermeiden.
  • Einhaltung der Gesetze: Für die Beschäftigung von Pflegekräften gelten zahlreiche arbeits- und steuerrechtliche Rahmenbedingungen, die eingehalten werden müssen, um Schwarzarbeit zu vermeiden. Das Entsendemodell bietet hier eine große Sicherheit.
  • A1-Bescheinigung: Wichtig ist eine gültige A1-Bescheinigung, die die Sozialversicherung im Herkunftsland der Betreuungskraft bestätigt.

Finanzierung der 24-Stunden-Pflege

Die Kosten für eine 24-Stunden-Betreuung zu Hause liegen ungefähr zwischen 2.500 und 4.000 Euro pro Monat. Der genaue Betrag hängt vom Beschäftigungsmodell, den Qualifikationen und Sprachkenntnissen der Betreuungskraft, An- und Abreisekosten sowie Agenturgebühren ab. Hinzu kommen Unterkunft und Verpflegung für die Betreuungsperson.

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Die Pflegeversicherung bietet keine Leistung, die die gesamten Kosten einer Rund-um-die-Uhr-Betreuung abdeckt. Familien müssen diese Betreuung in der Regel selbst bezahlen, können aber auf einige Leistungen zurückgreifen, die die Kosten zumindest teilweise abfedern.

  • Pflegegeld: Ab Pflegegrad 2 erhält die pflegebedürftige Person monatlich Pflegegeld. Voraussetzung dafür ist, dass die Pflege zu Hause organisiert und nicht ausschließlich von einem zugelassenen Pflegedienst übernommen wird.
  • Entlastungsbetrag: Ab Pflegegrad 1 steht Ihnen der Entlastungsbetrag zur Verfügung, den Sie für Betreuungsleistungen oder Unterstützung im Alltag verwenden können.
  • Verhinderungspflege: Wenn pflegende Angehörige verhindert sind, kann Verhinderungspflege in Anspruch genommen werden.
  • Kurzzeitpflege: Nach einem Krankenhausaufenthalt oder in Krisensituationen kann Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden.
  • Wohnumfeldverbessernde Maßnahmen: Für die Anpassung des Wohnraums an die Bedürfnisse des Pflegebedürftigen können Zuschüsse beantragt werden.

Es empfiehlt sich, eine Pflegeberatung oder einen Pflegestützpunkt aufzusuchen, um einen Überblick über alle Ansprüche zu erhalten und sich zusätzlich bei Agenturen für Live-in-Betreuung über transparente Angebote und Finanzierungsmöglichkeiten zu informieren.

Alternativen zur 24-Stunden-Pflege

Wer keine umfassende Betreuung durch eine Live-in-Kraft benötigt, kann auf stundenweise Unterstützung zurückgreifen.

  • Ambulante Pflegedienste: Sie bieten Unterstützung bei der Körperpflege, Medikamentengabe und hauswirtschaftlichen Tätigkeiten.
  • Stundenweise Betreuung: Sie bietet flexible Unterstützung, ohne dass Sie Ihren Angehörigen komplett in die Hände Dritter geben müssen.
  • Tages- und Nachtpflege: Sie entlasten pflegende Angehörige zeitweise.
  • Betreuungsgruppen: Sie bieten Demenzkranken die Möglichkeit, soziale Kontakte zu knüpfen und sich in einem auf ihre Bedürfnisse abgestimmten Umfeld aktiv einzubringen.
  • Nachbarschaftshilfe: Sie kann über den Entlastungsbetrag finanziert werden.

Die Rolle der Angehörigen

Angehörige spielen eine bedeutende Rolle in der 24-Stunden-Pflege von Demenzkranken. Sie sind oft die primären Ansprechpartner für die Pflegekräfte und müssen in der Lage sein, effektiv zu kommunizieren und Anweisungen zu geben. Es ist wichtig, dass Angehörige die Betreuungskraft in den Alltag integrieren und eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen.

Worauf Sie bei der Auswahl einer Agentur achten sollten

  • Transparenz: Achten Sie auf Transparenz bei Kosten, Leistungen und Vertragsinhalten. Eine seriöse Agentur informiert offen über den rechtlichen Status der Betreuungskraft, bietet einen schriftlichen Leistungskatalog und regelt Vertretung bei Ausfällen.
  • Gültigkeit: Ein gutes Zeichen: Die Agentur trägt das Gütesiegel DIN SPEC 33454, das für legale Anstellung und faire Bedingungen steht.
  • Beratung: Lassen Sie sich von der Agentur beraten, ob das Modell der 24-Stunden-Betreuung zu Ihren individuellen Bedürfnissen passt.
  • Vertragsprüfung: Holen Sie im Zweifel mehrere Angebote ein und lassen Sie den Vertrag rechtlich prüfen.

Herausforderungen und wie man sie bewältigt

Die 24-Stunden-Pflege für Demenzkranke kann für Angehörige und Betroffene gleichermaßen eine Herausforderung darstellen.

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  • Akzeptanz: Es kann vorkommen, dass Demenzkranke die 24-Stunden-Betreuung nicht akzeptieren und Widerstand zeigen. In solchen Situationen ist es wichtig, Einfühlungsvermögen und Geduld zu zeigen.
  • Kommunikation: Die Kommunikation mit der Betreuungskraft kann aufgrund von Sprachbarrieren oder kulturellen Unterschieden schwierig sein. Es ist wichtig, offen und ehrlich miteinander zu sprechen und Missverständnisse auszuräumen.
  • Überforderung: Die Betreuung von Menschen mit Demenz erfordert viel Erfahrung, Geduld und Belastbarkeit. Es ist wichtig, dass die Betreuungskraft nicht überfordert ist und Unterstützung erhält.

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