Die Kortison-Stoßtherapie ist eine Behandlungsoption bei bestimmten Formen der Epilepsie, insbesondere wenn andere Medikamente nicht ausreichend wirken. Dieser Artikel beleuchtet die Anwendung, Wirkweise, Risiken und Alternativen dieser Therapieform.
Was ist eine Kortison-Stoßtherapie?
Die Kortison-Stoßtherapie ist eine kurzzeitige, hochdosierte Behandlung mit Kortikosteroiden. Kortikosteroide, oft einfach als Kortison bezeichnet, sind Hormone der Nebennierenrinde. Als Wirkstoff wird bevorzugt Methylprednisolon eingesetzt, ein künstliches Glukokortikoid, aufgrund seiner Verträglichkeit.
- Wirkstoff: Methylprednisolon, Prednisolon, Prednison u. a.
- Handelsname: z. B. Urbason
Anwendungsbereiche
Die Kortison-Stoßtherapie wird bei verschiedenen Erkrankungen eingesetzt, bei denen eine Entzündungshemmung und Immunsuppression erwünscht ist. Ein Anwendungsbereich ist der aktive Schub bei Multipler Sklerose (MS), obwohl sie in Deutschland offiziell nicht für die MS-Behandlung zugelassen ist. Bei Epilepsie kommt sie vor allem dann in Betracht, wenn andere Antiepileptika nicht ausreichend wirken, insbesondere bei bestimmten Formen im Kindesalter.
Verabreichung und Dosierung
Die Verabreichung erfolgt intravenös (i. v.) als Infusion. Üblicherweise wird eine Dosierung von 1000 mg an drei bis fünf aufeinanderfolgenden Tagen verabreicht, entweder stationär oder ambulant.
Wirkweise
Glukokortikoide wirken immunsupprimierend und entzündungshemmend. Sie hemmen den Entzündungsprozess und das Immunsystem.
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Gegenanzeigen
Es gibt bestimmte Situationen, in denen eine Kortison-Stoßtherapie nicht angewendet werden sollte. Dazu gehören:
- Starke Erkältung
- Allergie gegen Methylprednisolon (gegebenenfalls können andere Glukokortikoide eingesetzt werden)
- Ausgeprägte Magen-Darm-Geschwüre
- Ausgeprägte psychische Störungen
- Reaktivierbare Tuberkulose
Mögliche Nebenwirkungen
Wie bei allen Medikamenten kann es auch bei der Kortison-Stoßtherapie zu Nebenwirkungen kommen. Zu den häufigsten gehören:
- Magenbeschwerden
- Übelkeit und Erbrechen
- Unruhe und Schlafstörungen
- Psychische Störungen
- Unverträglichkeitsreaktionen
- Erhöhte/entgleisende Blutzuckerwerte bei Diabetikern
- Erhöhtes Risiko für epileptische Anfälle bei Patienten, die dazu neigen
- Erhöhtes Thrombose-Risiko, insbesondere bei Patienten mit Paresen (Lähmungen)
Wissenswertes zur Anwendung bei Epilepsie
Die hochdosierte Kortison-Stoß-Therapie kann bei therapierefraktären Epilepsien eingesetzt werden, insbesondere bei frühkindlichen Epilepsien. Sie wird üblicherweise an drei bis fünf aufeinander folgenden Tagen morgens als intravenöse Infusion gegeben. Danach kann die Behandlung beendet werden; ein Ausschleichen mit Kortison-Tabletten ist in der Regel nicht notwendig.
Bei ausgeprägten Symptomen, die sich nur unzureichend bessern, kann die dreitägige Kortison-Stoß-Therapie auf fünf Tage verlängert werden. Wenn sich nach etwa zwei Wochen die Symptome immer noch nicht ausreichend zurückgebildet haben, kann die Therapie wiederholt werden, und zwar mit einer Dosierung von bis zu 2000 mg über fünf Tage.
Erfahrungen von Betroffenen
Ein Erfahrungsbericht einer Familie schildert den Fall ihres Sohnes, bei dem im Alter von fünf Monaten eine BNS-Epilepsie diagnostiziert wurde. Nach anfänglichen Schwierigkeiten und einem Klinikwechsel wurde eine erfolgreiche Therapie mit einer neuen Cortison-Therapie und Levetiracetam (Keppra) eingeleitet. Der Sohn wurde anfallsfrei, und sein EEG normalisierte sich. Diese Erfahrung unterstreicht die Bedeutung einer individuellen Betreuung und die Möglichkeit, durch einen Klinikwechsel eine erfolgreiche Behandlung zu finden.
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Alternativen zur Kortison-Stoßtherapie
Je nach Art der Epilepsie und dem Ansprechen auf andere Medikamente gibt es verschiedene Therapiealternativen:
- Antiepileptika: Es gibt eine Vielzahl von Antiepileptika, die je nach Epilepsieform und individuellem Ansprechen eingesetzt werden können.
- Sultiam: Bei benignen Partialepilepsien des Kindesalters kann Sultiam Mittel der ersten Wahl sein.
- Levetiracetam: Kann in Kombination mit Sultiam oder Clobazam eingesetzt werden.
- Ketogene Diät: Eine spezielle Diät, die bei einigen Epilepsieformen wirksam sein kann.
- ACTH (Adrenocorticotropes Hormon): Eine Alternative zur Cortison-Stoßtherapie, die jedoch mit einer höheren Nebenwirkungsrate verbunden sein kann.
- Vagusnervstimulation: Ein Verfahren, bei dem ein kleiner Generator elektrische Impulse an den Vagusnerv sendet, um die Anfallshäufigkeit zu reduzieren.
Langzeittherapie mit Glukokortikoiden
Eine Dauertherapie mit Glukokortikoiden sollte wegen möglicher schwerwiegender, nicht rückgängig zu machender Nebenwirkungen vermieden werden. Zu diesen Nebenwirkungen können Bluthochdruck, Diabetes, Osteoporose, aseptische Knochennekrose (Zerstörung des Knochengewebes), Magengeschwüre, Thrombose, Wundheilungsstörungen, Hautschäden, Muskelerkrankungen und Erkrankungen des peripheren Nervensystems zählen.
Corona-Pandemie
Solange die Corona-Pandemie aktiv ist, sollten die Patienten über das bis zu 4x erhöhte Infektionsrisiko in den folgenden 3-4 Wochen nach Kortisongabe aufgeklärt werden.
Bedeutung der EEG-Kontrolle
Regelmäßige EEG-Verlaufskontrollen sind wichtig, um eine EEG-Sanierung zu erzielen und zu dokumentieren. Gerade bei massiven EEG-Befunden kommen auch Steroide oder auch ACTH (Adrenocorticotropes Hormon) zum Einsatz.
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