Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, der sofortige Aufmerksamkeit erfordert. Jedes Jahr erleiden etwa 270.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall, was ihn zur dritthäufigsten Todesursache und zur häufigsten Ursache für Behinderungen im Erwachsenenalter macht. Die unmittelbare Behandlung nach einem Schlaganfall ist entscheidend, um Todesfälle zu verhindern und langfristige Behinderungen zu minimieren. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte der Schlaganfallbehandlung in den ersten Tagen nach dem Ereignis.
Was ist ein Schlaganfall?
Ein Schlaganfall tritt auf, wenn die Blutzufuhr zum Gehirn unterbrochen wird, entweder durch eine Verstopfung (ischämischer Schlaganfall) oder eine Blutung (hämorrhagischer Schlaganfall). Ohne ausreichende Blutzufuhr erhalten die Gehirnzellen nicht genügend Sauerstoff und Nährstoffe, was zu ihrem Absterben führt.
- Ischämischer Schlaganfall: Macht etwa 85% der Schlaganfälle aus und wird durch eine Verstopfung eines Blutgefäßes im Gehirn verursacht.
- Hämorrhagischer Schlaganfall: Entsteht durch eine Blutung im Gehirn, die durch ein geplatztes Blutgefäß verursacht wird.
Sofortmaßnahmen bei Verdacht auf Schlaganfall
Schnelles Handeln ist entscheidend, um die Auswirkungen eines Schlaganfalls zu minimieren. Die Faustregel lautet: "Zeit ist Gehirn". Je schneller die Behandlung erfolgt, desto besser sind die Chancen auf eine vollständige oder teilweise Genesung.
Der FAST-Test
Der FAST-Test ist ein einfacher und effektiver Weg, um die Symptome eines Schlaganfalls zu erkennen:
- Face (Gesicht): Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab?
- Arms (Arme): Kann die Person beide Arme mit den Handflächen nach oben nach vorne strecken?
- Speech (Sprache): Kann die Person einen einfachen Satz nachsprechen?
- Time (Zeit): Keine Zeit verlieren und sofort den Notruf 112 wählen!
Was tun, während man auf den Notruf wartet?
- Lassen Sie den Betroffenen nicht allein.
- Lockern Sie gegebenenfalls beengende Kleidung.
- Beobachten Sie die Symptome und notieren Sie den Zeitpunkt des Auftretens.
Akutversorgung im Krankenhaus
Nach der Ankunft im Krankenhaus wird der Patient sofort von einem interdisziplinären Team aus Ärzten und Pflegekräften betreut. Die Akutversorgung umfasst in der Regel die folgenden Schritte:
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- Ersteinschätzung und Dringlichkeitsbeurteilung: Das Team im Rettungswagen informiert das Krankenhaus vorab, sodass die Notaufnahme (ZNA) vorbereitet ist. In der ZNA erfolgt eine schnelle Ersteinschätzung, um die Dringlichkeit zu beurteilen.
- Diagnostik:
- Computertomografie (CT): Ein CT-Scan des Kopfes wird durchgeführt, um zwischen einem ischämischen und einem hämorrhagischen Schlaganfall zu unterscheiden.
- Elektrokardiogramm (EKG): Ein EKG wird ausgewertet, um Herzprobleme als mögliche Ursache des Schlaganfalls zu identifizieren.
- Blutuntersuchungen: Blut wird abgenommen, um verschiedene Faktoren wie Blutzucker, Gerinnungswerte und Entzündungsmarker zu überprüfen.
- Thrombolyse (Lyse-Therapie): Bei einem ischämischen Schlaganfall wird versucht, das Blutgerinnsel mit Medikamenten aufzulösen. Die Thrombolyse sollte innerhalb von 4,5 Stunden nach Symptombeginn erfolgen.
- Thrombektomie: Wenn die Thrombolyse nicht ausreicht oder größere Blutgefäße betroffen sind, kann eine Thrombektomie durchgeführt werden. Dabei wird das Blutgerinnsel operativ mit einem Katheter entfernt. Die Thrombektomie sollte innerhalb von sechs Stunden nach Symptombeginn erfolgen, in bestimmten Fällen auch noch später.
- Überwachung auf der Stroke Unit: Nach der Akutbehandlung wird der Patient auf einer spezialisierten Schlaganfallstation (Stroke Unit) überwacht. Hier werden Vitalparameter, neurologische Funktionen und mögliche Komplikationen engmaschig kontrolliert.
Die Rolle der Stroke Unit
Stroke Units sind spezialisierte Stationen in Krankenhäusern, die auf die Behandlung von Schlaganfallpatienten ausgerichtet sind. Sie verfügen über moderne Diagnosetechniken und Therapien sowie ein interdisziplinäres Team aus Ärzten, Pflegekräften und Therapeuten.
- Kontinuierliche Überwachung: Vitalparameter wie Blutdruck, Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung werden kontinuierlich überwacht.
- Frühzeitige Rehabilitation: Bereits auf der Stroke Unit beginnt die Frührehabilitation mit Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie.
- Ursachenforschung: Das Team sucht nach den Ursachen des Schlaganfalls, um weitere Schlaganfälle zu verhindern.
Medikamentöse Behandlung
Neben der Thrombolyse und Thrombektomie können weitere Medikamente eingesetzt werden, um den Zustand des Patienten zu stabilisieren und Komplikationen vorzubeugen:
- Blutdrucksenker: Ein hoher Blutdruck kann das Risiko für weitere Schlaganfälle erhöhen.
- Blutzuckerkontrolle: Ein erhöhter Blutzucker kann die Hirnschädigung verstärken.
- Gerinnungshemmer: Um die Bildung neuer Blutgerinnsel zu verhindern, werden Gerinnungshemmer eingesetzt.
Rehabilitation: Der Weg zurück ins Leben
Die Rehabilitation beginnt idealerweise bereits auf der Stroke Unit und wird nach der Entlassung aus dem Krankenhaus fortgesetzt. Ziel der Rehabilitation ist es, verloren gegangene Fähigkeiten wiederzuerlangen, Einschränkungen zu minimieren und die Lebensqualität des Patienten zu verbessern.
Phasen der Rehabilitation
Die Rehabilitation nach einem Schlaganfall ist ein kontinuierlicher Prozess, der in verschiedene Phasen unterteilt werden kann:
- Akutphase: Behandlung direkt nach dem Schlaganfall, Stabilisierung des Patienten und Verhinderung von Komplikationen.
- Frührehabilitation: Beginn der Therapie auf der Stroke Unit, Mobilisierung und erste funktionsorientierte Maßnahmen.
- Rehabilitation: Intensives Training in einer Rehaklinik oder ambulant, Wiederherstellung von Funktionen und Selbstständigkeit.
- Nachsorge: Langfristige Betreuung durch Ärzte, Therapeuten und Selbsthilfegruppen, Anpassung des Lebensstils und Vorbeugung weiterer Schlaganfälle.
Therapieformen in der Rehabilitation
Ein interdisziplinäres Team aus Ärzten, Therapeuten und Pflegekräften arbeitet zusammen, um einen individuellen Therapieplan für jeden Patienten zu erstellen. Die Therapie kann verschiedene Formen umfassen:
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- Physiotherapie: Verbesserung der Beweglichkeit, Kraft und Koordination.
- Ergotherapie: Training von Alltagsfertigkeiten wie Anziehen, Essen und Körperpflege.
- Logopädie: Behandlung von Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen.
- Neuropsychologie: Training von Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Konzentration.
- Psychotherapie: Unterstützung bei der Bewältigung emotionaler Probleme wie Depressionen und Angststörungen.
Frührehabilitation
Die Frührehabilitation beginnt idealerweise bereits auf der Stroke Unit. Ziel ist es, die körperlichen Funktionen so schnell wie möglich wiederherzustellen und Folgeschäden zu minimieren.
- Mobilisierung: Frühmobilisation, um Bettlägerigkeit und Muskelabbau vorzubeugen.
- Funktionelles Training: Übungen zur Verbesserung von Beweglichkeit, Koordination und Kraft.
- Hilfsmittelversorgung: Anpassung von Hilfsmitteln wie Rollatoren oder Orthesen, um die Selbstständigkeit zu fördern.
Stationäre und ambulante Rehabilitation
Nach der Akutbehandlung im Krankenhaus kann die Rehabilitation stationär in einer Rehaklinik oder ambulant fortgesetzt werden.
- Stationäre Rehabilitation: Intensives Therapieprogramm in einer Rehaklinik, geeignet für Patienten mit komplexen Einschränkungen.
- Ambulante Rehabilitation: Therapie in einer spezialisierten Einrichtung, während der Patient zu Hause wohnt, geeignet für Patienten mit weniger schweren Einschränkungen.
Neuro-Rehabilitation
Die Neuro-Rehabilitation ist eine spezielle Form der Rehabilitation, die auf die Behandlung von neurologischen Erkrankungen wie Schlaganfall ausgerichtet ist. Sie basiert auf dem Konzept der Neuroplastizität, der Fähigkeit des Gehirns, sich anzupassen und neue Verbindungen zu bilden.
- Intensives Training: Mehrere Stunden Therapie pro Woche, um die Neuroplastizität zu fördern.
- Funktionsorientiertes Training: Übungen, die auf die spezifischen Bedürfnisse und Ziele des Patienten zugeschnitten sind.
- Technologiegestützte Therapie: Einsatz von Robotern, Virtual Reality und anderen Technologien, um das Training zu unterstützen.
Langzeitmanagement und Nachsorge
Auch nach Abschluss der Rehabilitation ist eine langfristige Betreuung und Nachsorge wichtig, um den Therapieerfolg zu sichern und weitere Schlaganfälle zu verhindern.
Medikamentöse Therapie
Die medikamentöse Therapie wird in der Regel langfristig fortgesetzt, um Risikofaktoren wie Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte und Herzrhythmusstörungen zu kontrollieren.
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Lebensstiländerungen
Ein gesunder Lebensstil kann das Risiko für weitere Schlaganfälle deutlich reduzieren. Empfehlungen für einen gesunden Lebensstil umfassen:
- Ernährung: Mediterrane Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Fisch und Olivenöl.
- Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität, mindestens 150 Minuten pro Woche.
- Rauchstopp: Verzicht auf das Rauchen.
- Alkohol: Moderater Alkoholkonsum.
- Gewicht: Normalgewicht anstreben.
Selbsthilfegruppen
Selbsthilfegruppen bieten Betroffenen und ihren Angehörigen eine Möglichkeit, sich auszutauschen, gegenseitig zu unterstützen und Informationen zu erhalten.
Kontrolluntersuchungen
Regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Hausarzt oder Neurologen sind wichtig, um Risikofaktoren zu überwachen und die Therapie anzupassen.
Komplikationen und Herausforderungen
Trotz optimaler Behandlung können nach einem Schlaganfall Komplikationen und Herausforderungen auftreten:
- Körperliche Einschränkungen: Lähmungen,Sensibilitätsstörungen, Koordinationsprobleme.
- Sprach- und Sprechstörungen: Aphasie, Dysarthrie.
- Schluckstörungen: Dysphagie.
- Kognitive Beeinträchtigungen: Gedächtnisprobleme, Aufmerksamkeitsstörungen.
- Emotionale Probleme: Depressionen, Angststörungen.
- Soziale Isolation: Schwierigkeiten bei der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben.
Umgang mit Komplikationen
Es ist wichtig, Komplikationen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Ein interdisziplinäres Team aus Ärzten, Therapeuten und Pflegekräften kann den Patienten und seine Angehörigen dabei unterstützen, mit den Herausforderungen umzugehen.
Unterstützung für Angehörige
Ein Schlaganfall betrifft nicht nur den Patienten, sondern auch seine Angehörigen. Es ist wichtig, dass auch die Angehörigen Unterstützung erhalten, um mit der neuen Situation umzugehen und die Pflege des Patienten zu gewährleisten.
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