Ein Schlaganfall, auch Apoplex oder Hirninsult genannt, ist eine plötzliche Schädigung von Hirnarealen, die durch eine Unterbrechung der Blutzufuhr (ischämischer Schlaganfall) oder eine Blutung im Gehirn (hämorrhagischer Schlaganfall) verursacht wird. Obwohl der Schlaganfall oft als eine Erkrankung des höheren Lebensalters wahrgenommen wird, können auch jüngere Menschen betroffen sein. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte des Schlaganfalls in Bezug auf das Alter, einschließlich Ursachen, Risikofaktoren, Prävention und Besonderheiten bei jüngeren Patienten.
Schlaganfall: Ein Überblick
Bei einem Schlaganfall kommt es zu einer Mangeldurchblutung des Gehirns, wodurch die betroffenen Hirnregionen nicht ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Je länger dieser Zustand anhält, desto größer ist das Risiko bleibender Schäden. Daher ist eine rasche Diagnose und Behandlung im Krankenhaus entscheidend. Der Leitsatz "Time is brain" (Zeit ist Gehirn) unterstreicht die Dringlichkeit bei der Schlaganfallbehandlung.
Es gibt zwei Haupttypen von Schlaganfällen:
- Ischämischer Schlaganfall: Hierbei wird eine Arterie im Gehirn durch ein Blutgerinnsel verstopft, was zu einer Unterbrechung der Blutzirkulation führt. Diese Form ist die häufigste und tritt bei etwa 80 % der Schlaganfälle auf.
- Hämorrhagischer Schlaganfall: Dieser entsteht durch eine Blutung im Gehirn, die durch einen Riss in der Gefäßwand verursacht wird.
Unabhängig vom Alter können die Ursachen für einen Schlaganfall vielfältig sein. Eine frühzeitige ärztliche Diagnose ist entscheidend, um die Ursachen zu identifizieren und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
Schlaganfallrisiko und Alter
Grundsätzlich kann ein Schlaganfall jeden treffen, unabhängig vom Alter. Allerdings steigt das Risiko mit zunehmendem Alter deutlich an. Mehr als 80 Prozent aller Schlaganfallpatienten sind älter als 60 Jahre, was den Schlaganfall zu einer der häufigsten Erkrankungen im Alter macht.
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Statistische Daten aus Deutschland zeigen, dass die Lebenszeitprävalenz für Schlaganfall im Jahr 2014 bei 3,3 % lag. Die Prävalenz stieg mit zunehmendem Alter deutlich an:
- 18- bis 44-Jährige: 0,9 %
- 45- bis 64-Jährige: 2,8 %
- 65- bis 79-Jährige: 7,5 %
- Personen ab 80 Jahren: 14,6 %
Diese Zahlen verdeutlichen, dass das Schlaganfallrisiko im höheren Lebensalter signifikant zunimmt.
Risikofaktoren für Schlaganfall
Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren, die einen Schlaganfall begünstigen können. Einige dieser Faktoren sind beeinflussbar, während andere nicht beeinflussbar sind.
Beeinflussbare Risikofaktoren
- Bluthochdruck (Arterielle Hypertonie): Dauerhaft erhöhte Blutdruckwerte können die Gefäßwände schädigen und das Risiko für Arterienverkalkung (Arteriosklerose) erhöhen.
- Erhöhte Cholesterinwerte: Hohe Blutfettwerte (Cholesterin) tragen zur Entstehung von Arteriosklerose bei und erhöhen somit das Risiko für einen ischämischen Schlaganfall. Mediziner gehen davon aus, dass das Schlaganfallrisiko bei Cholesterinwerten über 200 mg/dl (5,2 mmol/l) leicht ansteigt.
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit): Diabetes kann die Gefäßwände angreifen und Durchblutungsstörungen begünstigen, was das Schlaganfallrisiko erhöht.
- Rauchen: Rauchen schädigt die Gefäße und erhöht das Risiko für Blutgerinnsel. Rauchen ist ein Risikofaktor für Schlaganfall, der mit dem richtigen Willen und ausreichender Motivation komplett ausgeschlossen werden kann.
- Übergewicht und Bewegungsmangel: Übergewicht und mangelnde körperliche Aktivität können zu verschiedenen Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes und erhöhten Cholesterinwerten führen.
- Ernährung: Eine ungesunde Ernährung, insbesondere eine, die reich an gesättigten Fettsäuren, Cholesterin und Salz ist, kann das Risiko für Arteriosklerose und Bluthochdruck erhöhen.
- Alkohol: Ein übermäßiger Alkoholkonsum erhöht das Schlaganfall-Risiko.
- Stress: Anhaltender Stress kann zu dauerhaft erhöhtem Blutdruck, erhöhtem Cholesterinspiegel und anderen gesundheitsschädlichen Auswirkungen führen.
Nicht beeinflussbare Risikofaktoren
- Alter: Das Schlaganfallrisiko steigt mit zunehmendem Alter.
- Geschlecht: Frauen sind häufiger von einem Schlaganfall betroffen als Männer. Von den durchschnittlich 260.000 Schlaganfällen pro Jahr betreffen 55 Prozent Frauen - mit steigender Tendenz. Eine Schwangerschaft kann das Risiko eines Schlaganfalls erhöhen, und auch hormonelle Verhütungstherapien (z. B. die Anti-Baby-Pille) können die Entstehung von Blutgerinnseln begünstigen. Zwischen 18 und 35 Jahren sind Frauen statistisch gesehen häufiger vom Schlaganfall betroffen als Männer, während in der Altersspanne von 35 bis 50 Jahren Männer häufiger betroffen sind.
- Genetische Veranlagung: Eine familiäre Vorbelastung mit Schlaganfällen oder ererbte Blutgerinnungsstörungen können das Schlaganfallrisiko erhöhen. Wenn in Ihrer Familie mehrere Verwandte bereits einen Schlaganfall erlitten haben, kann Ihr erbliches Risiko erhöht sein.
- Ethnische Zugehörigkeit: Bestimmte ethnische Gruppen haben ein höheres Schlaganfallrisiko.
Schlaganfall bei jungen Menschen (Juveniler Schlaganfall)
Obwohl der Schlaganfall primär eine Krankheit des Alters ist, ereignen sich etwa ein Viertel aller Schlaganfälle bei Menschen unter 65 Jahren, und jeder siebte Schlaganfallpatient ist jünger als 50 Jahre. Bei Patienten im Alter zwischen 18 und 55 Jahren spricht man vom juvenilen Schlaganfall. In Deutschland sind jährlich etwa 30.000 Menschen unter 55 Jahren von einem Schlaganfall betroffen.
Ursachen für Schlaganfall bei jungen Menschen
Die Ursachen für einen Schlaganfall bei jungen Menschen unterscheiden sich häufig von denen bei älteren Menschen. Während bei älteren Patienten oft klassische Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Arteriosklerose eine Rolle spielen, sind bei jüngeren Patienten andere Ursachen häufiger:
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- Spontane zervikale Gefäßdissektion: Dies ist eine der häufigsten Ursachen für Schlaganfälle bei jungen Menschen. Dabei kommt es zu einem Einriss in der Gefäßinnenwand einer Halsarterie, was zu einer Engstelle oder einem Gefäßverschluss führen kann. Ärzte gehen davon aus, dass bis zu einem Viertel der Schlaganfälle bei unter 50-Jährigen durch eine spontane Gefäß-Dissektion einer Halsarterie entstehen.
- Herzfehler und -erkrankungen: Angeborene Herzfehler oder Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern können das Risiko für Schlaganfälle erhöhen.
- Gerinnungsstörungen: Angeborene oder erworbene Gerinnungsstörungen können die Bildung von Blutgerinnseln begünstigen.
- Gefäßentzündungen (Vaskulitiden): Entzündungen der Blutgefäße können zu Verengungen oder Verschlüssen führen.
- Migräne mit Aura: Insbesondere bei Frauen erhöht Migräne mit Aura das Schlaganfallrisiko.
- Hormonelle Faktoren: Die Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln (z. B. Antibabypille) oder eine Schwangerschaft können das Schlaganfallrisiko erhöhen.
- Drogenkonsum: Der Konsum illegaler Substanzen kann zu hypertensiven Krisen, zerebralen Vasospasmen und Vaskulitiden führen.
- Persistierendes Foramen ovale (PFO): Ein PFO ist eine Öffnung zwischen den beiden Vorhöfen des Herzens, die normalerweise nach der Geburt verschlossen wird. Bei manchen Menschen bleibt diese Öffnung bestehen, was das Risiko für paradoxe Embolien erhöhen kann.
- Andere seltene Ursachen: Es gibt eine Reihe weiterer seltener Ursachen für Schlaganfälle bei jungen Menschen, wie z. B. genetische Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen oder bestimmte Medikamente.
Diagnose und Behandlung des juvenilen Schlaganfalls
Die Diagnose und Behandlung des juvenilen Schlaganfalls erfordert eine sorgfältige Abklärung, um die zugrunde liegende Ursache zu identifizieren. Neben den üblichen diagnostischen Verfahren wie CT- und MRT-Untersuchungen können spezielle Untersuchungen erforderlich sein, um Herzfehler, Gerinnungsstörungen oder Gefäßerkrankungen festzustellen.
Die Akuttherapie des ischämischen Schlaganfalls ist altersunabhängig und besteht in der schnellstmöglichen Zuweisung in ein Krankenhaus, in dem gefäßrekanalisierende Maßnahmen (systemische Thrombolyse und/oder endovaskuläre Thrombektomie) und die Weiterbehandlung auf einer Stroke-Unit möglich sind.
Nach der Akutbehandlung ist eine neurologische Rehabilitation wichtig, um verlorene Funktionen wiederzuerlangen und die Lebensqualität zu verbessern.
Besonderheiten des juvenilen Schlaganfalls
Der juvenile Schlaganfall stellt in vielerlei Hinsicht eine besondere Herausforderung dar:
- Unerwartetes Ereignis: Ein Schlaganfall trifft junge Menschen oft völlig unerwartet, da sie sich in der Regel gesund und leistungsfähig fühlen.
- Psychosoziale Auswirkungen: Die Folgen eines Schlaganfalls können für junge Menschen besonders gravierend sein, da sie oft mitten im Berufsleben stehen und familiäre Verpflichtungen haben. Ein Schlaganfall kann zu Arbeitsunfähigkeit, finanziellen Problemen und sozialen Einschränkungen führen.
- Bessere Prognose: Im Allgemeinen haben jüngere Schlaganfallpatienten eine bessere Prognose als ältere Patienten, da ihr Gehirn eine höhere Fähigkeit zur Regeneration und Anpassung (Neuroplastizität) besitzt.
- Rezidivrisiko: Das Risiko für einen erneuten Schlaganfall ist bei jüngeren Patienten in der Regel geringer als bei älteren Patienten, insbesondere wenn die Ursache des Schlaganfalls gefunden und behandelt wurde.
Prävention von Schlaganfällen in jedem Alter
Die Prävention von Schlaganfällen ist in jedem Alter wichtig. Durch einen gesunden Lebensstil und die Kontrolle von Risikofaktoren kann das Schlaganfallrisiko deutlich gesenkt werden.
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Allgemeine Präventionsmaßnahmen
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und wenig gesättigten Fettsäuren, Cholesterin und Salz kann das Risiko für Bluthochdruck, Arteriosklerose und Diabetes senken.
- Regelmäßige Bewegung: Körperliche Aktivität hilft, das Gewicht zu kontrollieren, den Blutdruck zu senken und die Blutfettwerte zu verbessern.
- Nichtrauchen: Rauchen ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für Schlaganfall. Ein Rauchstopp ist daher eine der effektivsten Maßnahmen zur Schlaganfallprävention.
- Mäßiger Alkoholkonsum: Ein übermäßiger Alkoholkonsum erhöht das Schlaganfallrisiko.
- Stressmanagement: Techniken zur Stressbewältigung wie Entspannungsübungen, Yoga oder Meditation können helfen, den Blutdruck zu senken und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern.
Spezifische Präventionsmaßnahmen
- Blutdruckkontrolle: Regelmäßige Blutdruckmessungen und eine konsequente Behandlung von Bluthochdruck sind entscheidend zur Schlaganfallprävention.
- Cholesterinkontrolle: Hohe Cholesterinwerte sollten durch eine Ernährungsumstellung und gegebenenfalls Medikamente gesenkt werden.
- Diabeteskontrolle: Eine gute Blutzuckereinstellung bei Diabetes ist wichtig, um Gefäßschäden zu vermeiden.
- Behandlung von Herzerkrankungen: Herzerkrankungen wie Vorhofflimmern sollten behandelt werden, um das Risiko für kardioembolische Schlaganfälle zu senken.
- Vermeidung hormoneller Risikofaktoren: Frauen sollten sich über die Risiken hormoneller Verhütungsmittel und Hormonersatztherapien informieren und gegebenenfalls alternative Optionen in Betracht ziehen.
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