Ab Welchem Alter Beginnt Alzheimer? Ein umfassender Überblick

Die Alzheimer-Krankheit, auch als Demenz vom Alzheimer-Typ oder Morbus Alzheimer bezeichnet, ist eine neurodegenerative Erkrankung, die zum fortschreitenden Verlust geistiger Funktionen führt. Obwohl das Alter als größter Risikofaktor gilt, fragen sich viele, ab welchem Alter Alzheimer beginnen kann. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte des Beginns der Alzheimer-Krankheit, von den typischen Altersgruppen bis hin zu seltenen, früh einsetzenden Formen.

Einleitung

Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz und betrifft Millionen von Menschen weltweit. Während die meisten Betroffenen älter als 65 Jahre sind, gibt es auch Fälle, in denen die Krankheit deutlich früher beginnt. Das Verständnis des Beginnalters und der Risikofaktoren ist entscheidend für eine frühzeitige Diagnose und Behandlung.

Alzheimer im höheren Lebensalter

Der größte Risikofaktor für die Entwicklung einer Alzheimer-Krankheit ist das Alter. Die meisten Betroffenen sind älter als 80 Jahre, und die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken, steigt deutlich ab einem Alter von 65 Jahren. Etwa 2,5 Prozent aller 60- bis 70-Jährigen, etwa 5 Prozent aller 70- bis 80-Jährigen und etwa 20 Prozent aller 80- bis 90-Jährigen erkranken an einer Demenz.

Symptome im höheren Lebensalter

Die Symptome der Alzheimer-Krankheit im höheren Lebensalter entwickeln sich langsam und schleichend. Zu den typischen Anzeichen gehören:

  • Gedächtnisverlust, insbesondere des Kurzzeitgedächtnisses
  • Orientierungslosigkeit
  • Sprachstörungen
  • Störungen des Denk- und Urteilsvermögens
  • Verhaltensänderungen und Persönlichkeitsveränderungen

Diese Symptome verstärken sich im Verlauf der Erkrankung und führen zu zunehmender Hilfsbedürftigkeit.

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Ursachen im höheren Lebensalter

Die Ursachen der Alzheimer-Demenz sind noch nicht vollständig erforscht. Es gibt aber eine Reihe von Veränderungen im Gehirn, die bei Menschen mit Alzheimer-Demenz auftreten. Dazu gehören:

  • Absterben von Nervenzellen und Zerstörung ihrer Verbindungen
  • Eiweißablagerungen im Gehirn (Plaques und Fibrillen)
  • Verminderung eines für das Gedächtnis wichtigen Botenstoffs (Acetylcholin)

Genetische Faktoren spielen eine Rolle, sind aber selten der alleinige Auslöser.

Früh einsetzende Alzheimer-Krankheit

Obwohl die meisten Menschen mit Alzheimer älter sind, gibt es auch Fälle, in denen die Krankheit vor dem 65. Lebensjahr beginnt. Dies wird als früh einsetzende Alzheimer-Krankheit bezeichnet. In Deutschland leben mehr als 100.000 Menschen im Alter zwischen 45 und 64 Jahren mit einer Demenz. Diese Menschen haben oft andere Bedürfnisse und Herausforderungen als ältere Erkrankte.

Ursachen der früh einsetzenden Alzheimer-Krankheit

Die Ursachen der früh einsetzenden Alzheimer-Krankheit können vielfältig sein. Während bis zu 90 Prozent der Demenzen im höheren Lebensalter durch die Alzheimer-Krankheit sowie Durchblutungsstörungen des Gehirns verursacht werden, sind die selteneren Demenzursachen im jüngeren Alter relativ häufiger vertreten. Dazu gehören:

  • Genetische Faktoren: Etwa ein Prozent aller Alzheimer-Fälle ist eindeutig erblich bedingt. Mutationen in bestimmten Genen (z.B. APP, PSEN1, PSEN2) führen in jedem Fall zum Ausbruch der Krankheit, oft schon zwischen dem 30. und 65. Lebensjahr.
  • Frontotemporale Demenz (FTD): Diese Form der Demenz zeigt im Anfangsstadium eher untypische Symptome wie emotionale Verflachung, Antriebslosigkeit und Wesensveränderungen.
  • Down-Syndrom (Trisomie 21): Menschen mit Down-Syndrom haben ein besonders hohes Risiko, an Alzheimer zu erkranken. Dies liegt vermutlich an der dritten Kopie des APP-Gens, das sich ebenfalls auf dem 21. Chromosom befindet.

Symptome der früh einsetzenden Alzheimer-Krankheit

Die Symptome der früh einsetzenden Alzheimer-Krankheit können sich von denen im höheren Lebensalter unterscheiden. Oft stehen nicht Gedächtnisprobleme im Vordergrund, sondern eher:

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  • Verhaltensänderungen
  • Persönlichkeitsveränderungen
  • Sprachstörungen
  • Probleme mit der Handlungsplanung

Diese Symptome können die Diagnose erschweren, da sie oft auf andere Ursachen wie Depressionen oder Stress zurückgeführt werden.

Herausforderungen für jüngere Betroffene

Menschen, die jung an Demenz erkranken, stehen vor besonderen Herausforderungen:

  • Berufliche Situation: Viele Betroffene stehen noch im Berufsleben und müssen sich mit der Frage auseinandersetzen, ob sie weiterarbeiten können oder Frührente beantragen müssen.
  • Familiäre Situation: Oft leben Kinder mit im Haushalt, die Unterstützung benötigen, um mit der Erkrankung eines Elternteils umzugehen.
  • Finanzielle Verpflichtungen: Es bestehen oft finanzielle Verpflichtungen, die durch die Erkrankung gefährdet sind.
  • Soziale Isolation: Spezialisierte Angebote für jüngere Demenzerkrankte sind selten, was die Suche nach Hilfen und Unterstützungsmöglichkeiten erschwert.

Genetische Aspekte der Alzheimer-Krankheit

Viele Menschen fragen sich, ob Alzheimer vererbbar ist, insbesondere wenn in der Familie bereits Fälle bekannt sind. Die Antwort lautet: Ja, Alzheimer kann eine Erbkrankheit sein, jedoch ist die erbliche Form sehr selten und betrifft nur etwa ein Prozent aller Erkrankten.

Familiäre Alzheimer-Demenz (FAD)

Bei der familiären Alzheimer-Demenz (FAD) liegt eine Mutation in einem von drei Genen vor (APP, PSEN1, PSEN2). Wenn eines dieser Gene Mutationen aufweist, bricht die Alzheimer-Krankheit in jedem Fall aus. Betroffene erkranken häufig früh, zwischen dem 30. und 65. Lebensjahr. Die Krankheit wird autosomal-dominant vererbt, das heißt wenn ein Elternteil das mutierte Gen besitzt, gibt es eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass auch die Kinder das Gen erben und somit erkranken.

Sporadische Alzheimer-Krankheit

Bei 99 Prozent aller Alzheimer-Erkrankungen ist das Alter das größte Erkrankungsrisiko. Meist treten die Symptome erst nach dem 65. Lebensjahr auf. Allerdings scheint es auch einen genetischen Einfluss zu geben. Auch wenn das Alter der größte Risikofaktor ist, kann die Veränderung des Apolipoprotein Epsilon 4 (ApoE4)-Gens das Erkrankungsrisiko erhöhen. Allerdings führt diese genetische Veränderung nicht zwangsläufig zu einer Erkrankung. Das ApoE4-Gen könnte bei bis zu 25 Prozent aller Alzheimer-Fälle eine Rolle spielen. Weitere Gene wurden identifiziert, die das Alzheimer-Risiko erhöhen können.

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Diagnose und Behandlung

Die Diagnose von Demenzerkrankungen lässt sich bei den meisten Betroffenen mit einfachen Mitteln stellen. Auch die Alzheimer-Krankheit kann mit geringem diagnostischen Aufwand gut erkannt werden. Die Ärztin oder der Arzt muss bei Patientinnen und Patienten mit Störungen des Gedächtnisses, der Orientierung, der Sprache oder des Denk- und Urteilsvermögens eine sorgfältige Untersuchung durchführen, um behebbare Ursachen dieser Leistungsstörungen auszuschließen, einen individuell abgestimmten Behandlungsplan zu entwerfen und die Betroffenen und ihre Familien aufzuklären und zu beraten.

Frühzeitige Diagnose

Sofern Warnsignale vorliegen, zum Beispiel Vergesslichkeit für wiederkehrende Ereignisse und alltägliche Begebenheiten, Wortfindungsstörungen oder Orientierungseinbußen, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Gerade bei leichten, beginnenden Einbußen ist es empfehlenswert, - nach Absprache mit dem Hausarzt - einen Facharzt (Neurologe bzw. Psychiater) oder eine Gedächtnissprechstunde aufzusuchen. Je früher eine Demenzerkrankung erkannt wird, desto größer sind die Chancen, den Krankheitsverlauf zu verzögern, Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.

Behandlungsmöglichkeiten

In der Behandlung von Patienten mit Demenzerkrankungen spielen Medikamente eine wichtige Rolle. Sie werden zur Stabilisierung der geistigen Leistungsfähigkeit und der Alltagsbewältigung, zur Milderung von Verhaltensstörungen und in manchen Fällen auch zur Verhinderung weiterer Schädigungen des Gehirns eingesetzt. Zur Behandlung gehören auch die geistige und körperliche Aktivierung der Betroffenen, die richtige Weise des Umgangs, die bedarfsgerechte Gestaltung der Wohnung und die Beratung der Angehörigen.

Neben der medikamentösen ist die nicht-medikamentöse Behandlung von Menschen mit Demenz von großer Bedeutung. Sie kann die geistige Leistungsfähigkeit und Alltagsfähigkeiten fördern, Verhaltensstörungen abschwächen und das Wohlbefinden verbessern.

Aktuell sind Medikamente in der Entwicklung, die in einem sehr frühen Stadium der Alzheimer-Krankheit den Krankheitsverlauf verzögern sollen. Zwei dieser Medikamente - Lecanemab (Handelsname "Leqembi") und Donanemab (Handelsname "Kisunla") - sind 2025 in der Europäischen Union zugelassen worden und stehen ab September bzw. November 2025 auch für die Behandlung zur Verfügung. Da beide Wirkstoffe mit starken Nebenwirkungen verbunden sein können, sind für die Behandlung damit strenge Richtlinien erlassen worden.

Unterstützung für Betroffene und Angehörige

Die Diagnose Alzheimer-Demenz zu erhalten, ist für die meisten Menschen ein Schock. Unterstützung benötigen die meisten. Und auch für Angehörige und Freunde ist die Erkrankung eine große Herausforderung. Der Austausch mit anderen Betroffenen und Angehörigen - etwa in Selbsthilfegruppen - wird von vielen als wertvoll erlebt.

Im Laufe der Zeit müssen viele Entscheidungen getroffen werden: zur Unterstützung im Alltag genauso wie zur Behandlung, zur späteren Versorgung und zur passenden Wohnform (häusliches Umfeld, Pflegeheim, Wohngruppe). Menschen mit Demenz wollen sich dabei aktiv an Entscheidungen über ihre Belange beteiligen, solange es ihnen möglich ist. Ihnen ist es wichtig, dass viel mit ihnen und weniger über sie gesprochen wird.

Für Angehörige ist es wichtig, in die Behandlungspläne einbezogen zu werden und Angebote zu erhalten, die zur persönlichen Situation und den eigenen Bedürfnissen passen. Darunter fallen neben Schulungen auch praktische Hilfen, zum Beispiel zu finanzieller Unterstützung und Beratung bei Antragsstellung.

Wenn eine Demenzerkrankung weit fortgeschritten ist und eine immer umfassendere Betreuung nötig macht, stoßen Angehörige irgendwann an ihre Grenzen. Dann kann der Umzug in eine Einrichtung, in der Pflege, Betreuung und medizinische Versorgung durch Fachkräfte möglich ist, für alle Beteiligten die bessere Lösung sein. Die Entscheidung zum Umzug in ein Pflegeheim oder eine betreute Wohngemeinschaft fällt oft nicht leicht - zumal es eine Weile dauern kann, bis eine geeignete Einrichtung gefunden ist.

Prävention

Auch wenn die Ursachen der Alzheimer-Demenz noch nicht hinreichend bekannt sind, lässt sich aus entsprechenden Studien ableiten, dass neben nicht veränderbaren Faktoren (wie Alter, Geschlecht und Genetik) und Vorerkrankungen auch Verhaltensweisen und Lebensumstände das Risiko beeinflussen, daran zu erkranken. Das Risiko sinkt beispielsweise durch körperliche Aktivität und ausgewogene Ernährung, geistige Aktivität und soziale Teilhabe. Neuere Untersuchungen weisen zudem auf ein erhöhtes Risiko durch folgende Faktoren hin: Übergewicht, Bluthochdruck, Rauchen, übermäßigen Alkoholkonsum, Diabetes, schwere Kopfverletzungen, Infektionen, Depression, chronischer Stress sowie das Vorliegen einer Hör- oder Sehminderung, erhöhte Cholesterinwerte.

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