Jedes Jahr erleiden rund 270.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall. Ein Schlaganfall ist eine plötzliche Beeinträchtigung der Blutversorgung im Gehirn, die entweder durch einen Gefäßverschluss oder eine Gehirnblutung verursacht werden kann. Der Infarkt im Hirn entsteht, wenn Blutgefäße verstopfen oder aber reißen und so die Blutzufuhr zum Gehirn unterbrochen wird. Viele Schlaganfälle wären durch das eigene Verhalten vermeidbar. Neben weiteren Erkrankungen steigern auch Diabetes, zu hohe Blutfettwerte und Herzrhythmusstörungen die Gefahr für Schlaganfälle. Regelmäßige Laborkontrollen helfen dabei, Risikofaktoren zu erkennen und Schlaganfälle zu verhindern.
Bluthochdruck Als Hauptrisikofaktor
Hoher Blutdruck gehört zu den größten Risikofaktoren für einen Schlaganfall. Denn wenn im Blutgefäßsystem dauerhaft ein zu hoher Druck herrscht, belastet dies die Gefäßwände. So kann es zu mikroskopisch kleinen Verletzungen kommen, an denen sich beispielsweise Cholesterin ablagern kann. Die normalerweise elastische Gefäßwand verhärtet zunehmend, was weitere Ablagerungen begünstigen kann, wodurch in Folge der Blutdruck steigt.
Definition Von Bluthochdruck
Bluthochdruck, auch arterielle Hypertonie genannt, ist eine Erkrankung des Gefäßsystems, bei der die Blutdruckwerte dauerhaft zu hoch sind. Die arterielle Hypertonie ist definiert als dauerhafte Erhöhung des systolischen und diastolischen Blutdrucks (oberer und unterer Blutdruckwert). Erhöhte Werte, die einmalig oder gelegentlich gemessen wurden, bedeuten nicht zwangsläufig einen Bluthochdruck. Der optimale Blutdruck liegt bei Werten von 120/80 mm Hg (nach den Zielwerten der WHO). Als schwere Hypertonie gelten Werte, die dauerhaft über 180/110 mm Hg liegen.
Blutdruckwerte Und Schlaganfallrisiko
Werte ab 140/90 mmHg liegen eindeutig zu hoch und sollten behandelt werden. Nach den aktuellen Leitlinien der europäischen Gesellschaft für Kardiologie gelten bereits Werte von 120 bis 139 zu 70 bis 89 mmHg als erhöht. Ab Werten von 140/90 mmHg oder darüber liegt eine Hypertonie vor, die behandelt werden sollte. Ein nur unzureichend oder nicht behandelter Bluthochdruck von mehr als 140/90 mmHg (mmHg: Millimeter-Quecksilbersäule) kann auf lange Sicht zu schwerwiegenden Komplikationen führen.
Das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, steigt mit der Höhe des Blutdrucks. Bluthochdruck erhöht das relative Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, im Vergleich zu einem Menschen, der keinen Bluthochdruck hat, um das sechs- bis achtfache. Somit schützt ein normaler Blutdruck definitiv das Gehirn vor einem Schlaganfall und entsprechend wird versucht, erhöhte Werte konsequent unter 140/90 mmHg - am besten auf Werte zwischen 120-130 mmHg (systolisch) - zu senken.
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Bedeutung Der Blutdrucksenkung
Schon eine Reduktion der Blutdruckwerte um sechs bis zehn mmHg kann das Schlaganfall-Risiko innerhalb weniger Jahre um bis zu 50 Prozent reduzieren. Die Behandlung erhöhter Blutdruckwerte nutzt in jedem Alter und schützt dabei nicht nur vor einem akuten Schlaganfall oder anderen Herz-Kreislauf-Ereignissen. Auch längerfristig zahlt es sich aus, da es seltener zu einer Demenz kommt.
Weitere Risikofaktoren Für Einen Schlaganfall
Neben Bluthochdruck gibt es weitere Risikofaktoren, die das Schlaganfallrisiko erhöhen:
- Fettstoffwechselstörungen: Regelmäßige Bluttests auf Cholesterin und Triglyzeride zeigen, wie es um den Fettstoffwechsel steht. Hohe Cholesterinwerte (über 240 mg/dl) erhöhen das Schlaganfallrisiko um das Zweieinhalbfache. Der Cholesterinspiegel sollte unter 200 mg/dl liegen.
- Diabetes: Menschen mit der Zuckerkrankheit erleiden mehr als doppelt so häufig einen Schlaganfall als der Rest der Bevölkerung. Das Risiko einen Schlaganfall zu erleiden, ist für Menschen mit Diabetes gegenüber gesunden Menschen um das Zwei- bis Dreifache erhöht.
- Herzrhythmusstörungen: Insbesondere Vorhofflimmern bedeutet ein deutlich erhöhtes Schlaganfallrisiko. Bei Menschen mit Vorhofflimmern ist das Schlaganfallrisiko mindestens um das Fünffache erhöht.
- Rauchen: Nikotin verengt die Blutgefäße und erhöht den Blutdruck. Raucher haben im Vergleich zu Nichtrauchern ein 1,5 bis 2 mal erhöhtes relatives Risiko einen Schlaganfall zu erleiden.
- Übergewicht: Übergewicht ist ein Risikofaktor für viele Erkrankungen. Es führt zu Bluthochdruck, belastet die Knochen und Gelenke und erhöht die Gefahr an Diabetes zu erkranken.
- Bewegungsmangel: Wer sich nur wenig oder gar nicht bewegt, hat ein deutlich erhöhtes Risiko, an Bluthochdruck und Arteriosklerose zu erkranken.
- Übermäßiger Alkoholkonsum: Übermäßiger Alkoholkonsum erhöht das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden.
- Migräne: Die Studie zeigt, je jünger eine Patientin oder ein Patient beim Schlaganfall ist, desto eher lässt sich dieser auf einen nicht-traditionellen Risikofaktor zurückführen. Die Analyse ergab das Migräne bei Personen unter 35 Jahren ein großer Risikofaktor für einen Schlaganfall darstellt.
Prävention Und Behandlung Von Bluthochdruck
Die gute Nachricht ist: Betroffene können selbst viel tun, um ihren Blutdruck zu senken. Bereits bei leicht erhöhten Werten sollte eine Lebensstilveränderung der erste Schritt sein. Ist eine medikamentöse Therapie notwendig, so sollte auch diese durch eine gesunde Lebensweise unterstützt und ergänzt werden.
Lebensstiländerungen
- Bewegung: Wer drei- bis viermal pro Woche etwa 30 Minuten eine Ausdauersportart wie Schwimmen, Laufen oder Radfahren ausübt, beeinflusst seinen Blutdruck positiv. Regelmäßiges Ausdauertraining kann den Bluthochdruck sowie die Wahrscheinlichkeit, weitere Risikofaktoren für Herzkrankheiten zu entwickeln senken.
- Ernährung: Eine Ernährungsumstellung kann ebenfalls dazu beitragen, den Bluthochdruck zu stoppen. Für das Herz-Kreislauf-System ist eine abwechslungsreiche Ernährung sehr günstig, die große Gemüse- und Obstportionen, Salate und Hülsenfrüchte wie Linsen und Erbsen beinhaltet.
- Rauchstopp: Das Rauchen aufzugeben ist die bedeutendste Einzelmaßnahme, um sich vor Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems zu schützen.
- Alkoholkonsum einschränken: Sie sollten weniger als ein alkoholisches Getränk pro Tag und nicht mehr als sieben alkoholische Getränke in der Woche konsumieren.
- Stress reduzieren: Finden Sie heraus, was Ihrer Psyche am besten hilft: Sport oder ein interessantes Hobby?
Medikamentöse Behandlung
Eine medikamentöse Behandlung des Bluthochdrucks ist angeraten, wenn nicht-medikamentöse Maßnahmen allein nicht ausreichen, der Ausgangsblutdruck bereits sehr hoch ist oder ein sehr hohes Gesamtrisiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorliegt. Bei der Auswahl der geeigneten Therapie und Medikation wird der Arzt immer individuelle Faktoren des Patienten berücksichtigen wie etwa das Alter, das Ansprechen auf die Therapie, weitere Erkrankungen und mögliche Nebenwirkungen.
Regelmäßige Blutdruckkontrolle
Messen Sie selbst regelmäßig Ihren Blutdruck und Ihren Puls. So können Sie kontrollieren, ob der neue Lebensstil und die Medikation den Blutdruck auf Werte unter 140/90 mm Hg senken. Sind die Werte über mehrere Messungen hinweg konstant zu hoch, ist eine Langzeitmessung über 24 Stunden sinnvoll.
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Aktuelle Studien Und Empfehlungen
Die aktuellen Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC 2024) haben die Zielwerte für den Blutdruck erstmals besonders streng gefasst. Als optimale Blutdruckzielwerte gelten aktuell für jüngere Patienten bis zum Alter von 65 Jahren weniger als 130 mmHg systolisch, sofern sie es vertragen. Patienten über 65 sollten auf systolische Werte unter 140 mmHg kommen, um Nebenwirkungen zu vermeiden. Die genannten Werte gelten auch für Patienten mit Nebenerkrankungen wie Diabetes, koronare Herzkrankheit (KHK) und nach einem Schlaganfall.
Eine chinesische Studie (ESPRIT-Studie) hat gezeigt, dass eine intensivere Behandlung des Blutdruckes (Zielwerte unter 120 versus 135 mmHg) auf lange Sicht das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall oder Herz-Kreislauf-Tod reduziert. Diese Studie zeigt erneut, dass Werte über 135 mmHg vermieden werden müssen und alle Blutdruckpatienten Werte unter 130 mmHg erreichen sollten.
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