Absence-Epilepsie im Kindesalter: Ursachen, Symptome und Behandlung

Die Absence-Epilepsie, auch Petit-mal-Epilepsie genannt, ist eine Form der generalisierten Epilepsie, die hauptsächlich im Kindesalter auftritt. Charakteristisch sind kurze Bewusstseinspausen, sogenannte Absencen, die oft unbemerkt bleiben oder als Tagträumerei abgetan werden. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlung der Absence-Epilepsie im Kindesalter.

Was ist Absence-Epilepsie?

Die Absence-Epilepsie ist eine Epilepsieform, die durch kurze, plötzliche Bewusstseinspausen gekennzeichnet ist, die typischerweise nur wenige Sekunden dauern. Während dieser Absencen ist das Kind nicht bewusstlos, sondern nimmt seine Umgebung nicht wahr. Diese Anfälle können mehrmals täglich auftreten und werden oft von Außenstehenden nicht als epileptische Anfälle erkannt. Experten sprechen auch von "Stiller Epilepsie", da die Betroffenen oder Anwesenden meist nichts von dem Anfall mitbekommen.

Ursachen der Absence-Epilepsie

Die genauen Ursachen der Absence-Epilepsie sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass genetische Faktoren eine wichtige Rolle spielen. In vielen Fällen tritt die Absence-Epilepsie familiär gehäuft auf, was auf eine erbliche Veranlagung hindeutet. Neuere Untersuchungen zeigen, dass es auch genetische Risikofaktoren für die Entwicklung einer Epilepsie gibt.

Mögliche Ursachen und Risikofaktoren:

  • Genetische Veranlagung: Familiäre Häufung von Epilepsie.
  • Genmutationen: Veränderungen im Erbgut, die die Funktion der Nervenzellen beeinträchtigen.
  • Stoffwechselstörungen: Stoffwechselstörungen können eine Rolle bei der Entstehung von Epilepsie spielen.
  • Hirnschädigungen: In manchen Fällen können Hirnschädigungen, wie sie beispielsweise durch Sauerstoffmangel, Blutungen oder Durchblutungsstörungen im Gehirn entstehen, zu Epilepsie führen.

Symptome der Absence-Epilepsie

Das Hauptsymptom der Absence-Epilepsie sind die kurzen Bewusstseinspausen, die als Absencen bezeichnet werden. Diese Anfälle dauern in der Regel nur wenige Sekunden, selten bis zu einer halben Minute.

Typische Symptome während einer Absence:

  • Plötzlicher Aufmerksamkeitsverlust: Das Kind unterbricht abrupt seine aktuelle Tätigkeit.
  • Starren Blick: Der Blick ist starr und leer, die Gesichtszüge sind ausdruckslos.
  • Unterbrechung der Sprache: Wenn das Kind gerade spricht, wird die Sprache unterbrochen oder verlangsamt.
  • Keine Reaktion auf Ansprache: Das Kind reagiert nicht auf Zurufe oder Fragen.
  • Automatismen: In einigen Fällen können leichte, unwillkürliche Bewegungen auftreten, wie z.B. Blinzeln, Augenverdrehen oder leichte Zuckungen im Gesichtsbereich.
  • Nach dem Anfall: Nach dem Anfall setzt das Kind seine Tätigkeit fort, als wäre nichts geschehen, und kann sich meist nicht an die Absence erinnern.

Arten von Absencen:

  • Einfache Absencen: Nur eine Bewusstseinspause ist zu bemerken.
  • Komplexe Absencen: Die Bewusstseinspause geht mit zusätzlichen Merkmalen einher, wie z.B. leichten Zuckungen, Muskelerschlaffung oder Anspannung der Körpermuskulatur.
  • Atypische Absencen: Ausgeprägtere Begleiterscheinungen, nicht so abrupt beginnend und endend, Neigung zu häufigem Auftreten hintereinander (Absence-Status).

Diagnose der Absence-Epilepsie

Die Diagnose der Absence-Epilepsie basiert auf der Anamnese, der Beobachtung der Anfälle und der Elektroenzephalographie (EEG).

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Diagnoseverfahren:

  • Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und Beschreibung der Anfälle durch Eltern oder Betreuer.
  • Beobachtung der Anfälle: Genaue Beobachtung der Symptome während eines Anfalls.
  • EEG (Elektroenzephalographie): Messung der Hirnströme, um die typischen Veränderungen bei Absence-Epilepsie festzustellen. Hyperventilation (verstärktes Atmen) kann im EEG Anfälle auslösen.
  • Video-EEG-Monitoring: Aufzeichnung der Anfälle mit gleichzeitiger Videoaufzeichnung und EEG-Messung, um die Anfälle genau zu dokumentieren und zu analysieren.
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Bildgebung des Gehirns, um strukturelle Veränderungen auszuschließen.
  • Neuropsychologische Untersuchung: Testung der emotionalen und geistigen Entwicklung, um mögliche Auswirkungen der Epilepsie festzustellen.

Behandlung der Absence-Epilepsie

Die Absence-Epilepsie kann in den meisten Fällen erfolgreich mit Medikamenten behandelt werden. Ziel der Behandlung ist es, die Anfälle zu kontrollieren und die Lebensqualität des Kindes zu verbessern.

Medikamentöse Therapie:

  • Antiepileptika: Medikamente, die die Erregbarkeit der Nervenzellen im Gehirn reduzieren und so Anfälle verhindern.
  • Mittel der Wahl: Ethosuximid und Valproinsäure sind die Mittel der Wahl bei Absence-Epilepsie.
  • Alternativen: In einigen Fällen können auch andere Antiepileptika eingesetzt werden.
  • Regelmäßige Einnahme: Die Medikamente müssen regelmäßig und nach Anweisung des Arztes eingenommen werden.
  • Ausschleichen der Medikamente: Nach einer längeren Anfallsfreiheit kann in Absprache mit dem Arzt versucht werden, die Medikamente langsam auszuschleichen.

Nicht-medikamentöse Therapie:

  • Ketogene Diät: Eine spezielle Ernährungsform mit wenig Kohlenhydraten und viel Fett, die in einigen Fällen die Anfallshäufigkeit reduzieren kann.
  • Vagusnerv-Stimulation: Ein Gerät sendet elektrische Impulse an den Vagusnerv und weiter ans Gehirn, um bestimmte Gehirnaktivitäten zu hemmen und dadurch Anfällen vorzubeugen.
  • Operation: In seltenen Fällen kann eine Operation in Betracht gezogen werden, wenn die Anfälle durch eine bestimmte Stelle im Gehirn verursacht werden. Dies ist jedoch nur bei fokalen Epilepsien möglich.

Was tun bei einem Anfall?

Wenn ein Kind einen Absence-Anfall hat, ist es wichtig, ruhig zu bleiben und das Kind vor Verletzungen zu schützen.

  • Ruhe bewahren: Panik hilft nicht.
  • Sicherheit gewährleisten: Gefährliche Gegenstände aus dem Weg räumen.
  • Beobachten: Die Dauer und Art des Anfalls beobachten.
  • Nicht festhalten: Das Kind nicht festhalten oder zu Boden drücken.
  • Keine Gegenstände in den Mund schieben: Auch wenn sich das Kind in die Zunge beißt, keine Gegenstände in den Mund schieben.
  • Nach dem Anfall: Nach dem Anfall dem Kind Halt und Unterstützung bieten.
  • Ärztliche Hilfe: Bei ungewöhnlich langen oder häufigen Anfällen ärztliche Hilfe rufen.

Verhaltenstipps für Eltern und Betreuer:

  • Aufklärung: Informieren Sie sich umfassend über die Absence-Epilepsie.
  • Beobachtung: Beobachten Sie das Kind genau und dokumentieren Sie die Anfälle.
  • Kommunikation: Sprechen Sie mit dem Kind über seine Erkrankung und Ängste.
  • Unterstützung: Bieten Sie dem Kind Unterstützung und Ermutigung.
  • Schule und Kindergarten informieren: Informieren Sie die Schule und den Kindergarten über die Erkrankung und die notwendigen Maßnahmen im Falle eines Anfalls.
  • Selbsthilfegruppen: Treten Sie einer Selbsthilfegruppe bei, um sich mit anderen Betroffenen auszutauschen.

Auswirkungen der Absence-Epilepsie auf die Entwicklung des Kindes

Die Absence-Epilepsie kann sich auf die Entwicklung des Kindes auswirken, insbesondere wenn die Anfälle häufig auftreten und nicht gut kontrolliert werden.

Mögliche Auswirkungen:

  • Konzentrationsstörungen: Die Kinder können müde oder unruhig sein, was ihre Leistungsfähigkeit beeinträchtigen kann.
  • Lernschwierigkeiten: Die häufigen Bewusstseinspausen können das Lernen und die schulische Leistung beeinträchtigen.
  • Soziale Probleme: Die Kinder können sich wegen ihrer Anfälle schämen und sich von anderen isolieren.
  • Psychische Belastung: Die Angst vor einem Anfall kann zu psychischen Problemen wie Angstzuständen und Depressionen führen.
  • Vermindertes Selbstwertgefühl: Viele Kinder schämen sich wegen ihrer Anfälle. Epileptische Anfälle können verunsichern, weil sie sich nicht kontrollieren lassen.

Prognose der Absence-Epilepsie

Die Prognose der Absence-Epilepsie ist im Allgemeinen gut. Bei vielen Kindern verschwinden die Anfälle im Laufe der Zeit wieder, insbesondere wenn sie frühzeitig behandelt werden.

Faktoren, die die Prognose beeinflussen:

  • Frühe Diagnose und Behandlung: Je früher die Diagnose gestellt und die Behandlung begonnen wird, desto besser sind die Chancen auf Anfallsfreiheit.
  • Art der Absence-Epilepsie: Es gibt verschiedene Formen der Absence-Epilepsie, die unterschiedlich gut auf die Behandlung ansprechen.
  • Einhaltung der Therapie: Die regelmäßige Einnahme der Medikamente ist entscheidend für den Erfolg der Behandlung.
  • Begleiterkrankungen: Kinder mit zusätzlichen neurologischen oder psychischen Erkrankungen haben möglicherweise eine schlechtere Prognose.

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