Die Auswirkungen von Alkohol auf das Gehirn: Eine umfassende Analyse

Sich die Kante geben, volllaufen lassen, einen hinter die Binde kippen - die deutsche Sprache kennt viele Umschreibungen für das Betrinken mit Alkohol. Was lustig klingt, kann jedoch langfristig negative Konsequenzen nach sich ziehen. Denn übermäßiger Alkoholkonsum kann die Gehirnentwicklung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen empfindlich stören.

Einführung

Alkohol ist in unserer Gesellschaft weit verbreitet und kulturell tief verwurzelt. Ob zum Anstoßen bei Feiern oder als vermeintlicher Stressabbau am Abend - viele Menschen konsumieren regelmäßig Alkohol. Doch was passiert dabei eigentlich in unserem Gehirn? Und welche langfristigen Auswirkungen kann Alkoholkonsum haben, insbesondere bei jungen Menschen, deren Gehirn sich noch in der Entwicklung befindet? Dieser Artikel beleuchtet die vielfältigen Auswirkungen von Alkohol auf das Gehirn, von kurzfristigen Beeinträchtigungen bis hin zu langfristigen Schäden.

Akute Auswirkungen von Alkohol auf das Gehirn

Alkohol wirkt sich hemmend oder dämpfend auf die Informationsübertragung im Gehirn aus. Die Wahrnehmung und das Reaktionsvermögen sind verlangsamt, wenn man Alkohol getrunken hat. Durch die Aufnahme von Alkohol wird über einen Einfluss auf Botenstoffe auch das Belohnungssystem im Gehirn aktiviert. In geringen Mengen wirkt Alkohol dadurch stimmungshebend, entspannend und angstlösend. Ein Wohlgefühl entsteht. In großen Mengen wirkt Alkohol betäubend. Die hemmende Wirkung lässt in der Regel wieder nach, wenn der Alkohol im Körper abgebaut ist.

Rauschtrinken und seine Folgen

Problematisch am Alkohol ist, dass er die Reaktionsfähigkeit und das Koordinationsvermögen mindert und gleichzeitig die Risikobereitschaft erhöht. Bei jungen Menschen ist dieser Effekt noch stärker ausgeprägt als bei Erwachsenen. Aus Sicht der Hirnforschung erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für Rauschtrinken bei Jugendlichen, weil sich das limbische System und der präfrontale Cortex asynchron, das heißt zeitversetzt entwickeln. Das limbische System ist angesiedelt zwischen Großhirn und Hirnstamm und ist zuständig für die Verarbeitung von Emotionen. Der „belohnende“ Effekt von Alkohol hat hier seinen Ursprung. Den Gegenpol bildet der präfrontale Cortex. Hier regiert die Vernunft, die den triebgesteuerten Impuls aus der Tiefe des Gehirns in seine Schranken weist. Bei Jugendlichen ist der präfrontale Cortex allerdings noch nicht voll entwickelt, während das limbische System seine Arbeit schon mit Vollgas verrichtet. Die Folge: Die Konsequenzen des eigenen Tuns werden nur unzureichend abgewogen. Für den kurzfristigen Spaß werden die Risiken einfach ausgeblendet.

Akute Toleranz

Tierexperimente weisen zudem darauf hin, dass sich das jugendliche Gehirn aufgrund von Alkoholkonsum womöglich langsamer entwickelt. In einem Laborversuch untersuchten die Forscherinnen Elena Varlinskaya und Linda Spear wie Teenager-Ratten auf eine Alkoholinjektion reagieren. Beobachtet wurde, dass die jugendlichen Nager nicht so stark betäubt waren wie erwachsene Tiere und dass sie weniger motorische Beeinträchtigungen aufwiesen. Außerdem fehlten den jungen Ratten offensichtliche Anzeichen für eine Alkoholvergiftung. Was im ersten Moment gut klingt, muss aber mit einem hohen Preis erkauft werden. Die Ursache für das, was die Autorinnen der Studie „akute Toleranz“ nennen, ist eine Art Ausgleichsmechanismus. Das Gehirn der Ratten versucht, die durch Alkohol verursachten Beeinträchtigungen durch eine schnelle Anpassung wieder wett zu machen. Doch der Aufwand, den das Gehirn hierfür leisten muss, geht zu Ungunsten der allgemeinen Entwicklung des Gehirns. Kurz gesagt: Jugendliche können Alkohol besser vertragen, bezahlen dafür aber mit einer gebremsten Gehirnentwicklung.

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Langfristige Auswirkungen von Alkohol auf das Gehirn

Regelmäßiger Alkoholkonsum kann schwerwiegende und langfristige Folgen für unser Gehirn haben.

Gehirnentwicklung bis zum Alter von 25 Jahren

Doch Rauschtrinken ist Gift für das Gehirn und kann die Entwicklung der grauen Zellen nachhaltig beeinträchtigen. Anders als früher angenommen, ist die Gehirnentwicklung nicht in der Kindheit abgeschlossen, sondern setzt sich bis etwa zum Alter von etwa 25 Jahren fort. In der Kindheit steht die Ausbildung der grauen Substanz im Vordergrund. Das ist die äußerste Hirnrinde, die auch als Cortex bezeichnet wird. Das Jugendalter ist eine erneute Phase des Umbaus. Verschaltungen zwischen den Hirnarealen werden aufgebaut und verfeinert. Ein wichtiger Prozess dieser Reifungsphase ist die Myelinisierung der Nervenfasern. Die so genannte Myelinscheide bildet eine Art Isolationsschicht, die für eine störungsfreie Weiterleitung elektrischer Nervenimpulse sorgt. Da die Myelinscheide weiß ist, wird dieser Bereich des Gehirns auch als weiße Substanz bezeichnet. Häufiges Rauschtrinken kann die Entwicklung der weißen Substanz jedoch beeinträchtigen.

Veränderungen der Hirnstruktur durch Rauschtrinken

Die US-amerikanische Forscherin Susan Tapert und ihr Team haben zeigen können, dass sich schon bei 16- bis 19-jährigen Jugendlichen Veränderungen der weißen Substanz durch Rauschtrinken nachweisen lassen. Zum Vergleich wurden gleichaltrige Jugendliche herangezogen, die noch nie einen Alkoholrausch hatten, aber im Hinblick auf den Bildungsstand und anderen Faktoren vergleichbar waren. Mit Hilfe eines speziellen bildgebenden Verfahrens, der Diffusions-Tensor-Bildgebung (DTI), wurden die Jugendlichen gründlich durchleuchtet, so dass sich auch kleinste Abweichungen in der Struktur der weißen Substanz nachweisen ließen. Die Ergebnisse zeigen auf, das Jugendliche umso stärker ausgeprägte Veränderungen in der weißen Substanz aufweisen, je häufiger sie bereits einen „Kater“ durch Alkohol hatten.

Betroffene Hirnregionen: Der Hippocampus

Studien, in denen mit der hochauflösenden Magnetresonanztomographie gearbeitet wurde, konnten zeigen, dass eine Region, die als Hippocampus bezeichnet wird, besonders betroffen ist. Es gibt zwei Hippocampi im Gehirn - einer links, einer rechts - und bei Jugendlichen, die intensiv Alkohol trinken, ist zumindest einer davon signifikant verkleinert. Der Hippocampus trägt entscheidend dazu bei, dass Informationen vom Kurzzeit- in das Langzeitgedächtnis übergehen, sprich: Damit wir uns neu Erlerntes auch wirklich merken. Ist die Funktion des Hippocampus beeinträchtigt, kommt es zu Gedächtnisproblemen. Eben Gelerntes ist schon bald wieder vergessen. Gravierende Auswirkungen wie das Korsakow-Syndrom sind zwar erst nach jahrelangem Alkoholmissbrauch zu erwarten, doch auch bei Jugendlichen lassen sich Gedächtnisdefizite feststellen, wenn man die Leistungen von jugendlichen Rauschtrinkern mit denen abstinent lebender Jugendlicher vergleicht.

Ein britisches Forschungsteam hat dies überprüft. In der Studie mussten die beteiligten Jugendlichen zunächst selbst einschätzen, wie oft sie im Alltag Dinge vergessen, die sie eigentlich vorhatten zu tun, wie zum Beispiel sich mit Freunden zu treffen. Anschließend wurde ihnen ein Video eines Einkaufstrips gezeigt. Zuvor hatten sie einige Minuten Zeit, sich ein paar Aufgaben zu merken, die mit bestimmten Szenen des Videofilms gekoppelt waren. Beispielsweise sollten sie sich merken, einem Freund eine SMS zu schicken, wenn die Filmprotagonisten ein bestimmtes Geschäft betreten. Zwar zeigten sich keine Unterschiede hinsichtlich der Selbsteinschätzung der Jugendlichen. Im Kontrast dazu standen allerdings die Testergebnisse. Beim Video merkten sich die trinkenden Jugendlichen signifikant weniger. „Die Rauschtrinker erinnerten sich an bis zu einem Drittel weniger Aufgaben", sagt Forschungsleiter Thomas Heffernan. Studien weisen zudem darauf hin, dass es mitunter Jahre der Abstinenz braucht, bis das Gehirn wieder das normale altersangemessene Leistungsniveau erreicht.

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Vorzeitiges Altern des Gehirns

Schon eine Flasche Bier am Tag lässt die graue sowie die weiße Substanz im Gehirn schrumpfen, wenn Sie über einen langen Zeitraum regelmäßig konsumieren. Die Veränderungen, die Alkohol in den Gehirnsubstanzen verursacht, sind jedoch nicht linear: Je mehr man trinkt, desto schneller schrumpft das Gehirn. Ein Beispiel: Erhöht eine 50-jährige Person ihren täglichen Alkoholkonsum von einem 0,25l Glas Bier auf eine 0,5l Flasche Bier, entsprechen die Veränderungen im Gehirn einer Alterung von zwei Jahren. Die Folgen der Hirnalterung machen sich vor allem durch ein geschwächtes Erinnerungsvermögen bemerkbar. So kann es häufiger dazukommen, dass sie Kleinigkeiten wie Ihren Hausschlüssel vergessen oder immer öfter mehr als einmal auf Ihre Einkaufsliste schauen müssen. Aber der Alkohol beeinträchtigt auch andere kognitive Fähigkeiten: Aufmerksamkeit, Orientierung oder die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung. Jüngere Studien weisen darauf hin, dass regelmäßiger Alkoholkonsum von bereits fünf bis sechs Standardgläsern pro Woche die kognitive Leistungsfähigkeit vermindert.

Erhöhtes Demenzrisiko durch Alkohol

Im Gehirn verursacht ein regelmäßiger Konsum hoher Alkoholmengen außerdem Veränderungen, die das Risiko einer Demenzerkrankung stark erhöhen. Studien zeigen, dass sich das Demenzrisiko deutlich erhöht, wenn man regelmäßig viel Alkohol trinkt. Personen ab 45 Jahren, die mehr als 24 Gramm reinen Alkohol (ca. 250 ml Wein) am Tag trinken, sind besonders gefährdet.

Alkoholische Kleinhirndegeneration (AKD)

Die alkoholische Kleinhirndegeneration (AKD) ist eine neurologische Erkrankung, die durch chronischen Alkoholmissbrauch verursacht wird. Sie führt zu einer Schädigung des Kleinhirns, was Gleichgewichtsstörungen, Koordinationsprobleme und Gangunsicherheit zur Folge hat.

Korsakow-Syndrom: Die Alkoholdemenz

Am erschreckendsten zeigt sich das beim Korsakow-Syndrom, einer schweren Demenz, die eine direkte Folge von langjährigem starken Alkoholkonsum ist. Betroffene leiden unter Gedächtnisverlust, Orientierungsproblemen, Sprachschwierigkeiten und Problemen beim Planen und Organisieren.

Weitere gesundheitliche Folgen von Alkoholkonsum

Alkohol zu trinken, ist grundsätzlich ungesund. Sie riskieren unter Umständen schwerwiegende gesundheitliche Folgen. Die Auswirkungen des Alkohols auf das Gehirn und nahezu alle anderen Organe können drastisch sein. Je mehr Sie trinken, desto ungesünder. Aber schon bei kleinen Mengen riskieren Sie Alkoholschäden und Krankheiten:

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  • Lebererkrankungen: Die Leber ist für den Abbau des Alkohols verantwortlich und von übermäßigem Konsum besonders stark betroffen.
  • Schädigungen des Gehirns: Langfristiger und regelmäßiger Alkoholkonsum kann zur Schrumpfung des Hirngewebes führen. Zuerst nehmen die Gedächtnisleistung und das Konzentrationsvermögen ab. Auch das Urteilsvermögen und die Intelligenz werden dauerhaft beeinträchtigt.
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Regelmäßiger Alkoholkonsum erhöht die Gefahr von Bluthochdruck, Herzinsuffizienz oder gar einem Schlaganfall.
  • Krebserkrankungen insbesondere der Leber, in Mundhöhle, Rachenraum und Speiseröhre, des Enddarms und der (weiblichen) Brustdrüse
  • Persönlichkeitsveränderungen: Unzuverlässigkeit, Reizbarkeit, Unruhe, übertriebene Eifersucht, vielfältige Ängste, Depressionen bis hin zu Selbstmordgedanken.
  • Demenz: Personen mittleren Alters, die täglich mehr als 24 Gramm reinen Alkohol konsumieren (entspricht 250 ml Wein oder 0,6 Liter Bier) haben laut einer Studie des Bundesministeriums für Gesundheit ein erhöhtes Risiko einer Demenzerkrankung.
  • Nervenschädigungen (Polyneuropathie)
  • Erkrankungen der Mundhöhle, der Speiseröhre, des oberen und unteren Magen-Darm-Traktes: Magenschleimhautentzündung, Magensäure-Reflux, Darmkrebs, Speiseröhrenkrebs, Zungen- oder Mundkrebs, Magenkrebs
  • Erkrankungen der Leber: z. B. Fettleber, Leberzirrhose, Leberkrebs
  • Chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Herzmuskelschwäche, Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck
  • Sexuelle Dysfunktion
  • Störungen der Blutbildung
  • Schlafbezogene Atemstörungen
  • Schwächung des Immunsystems (und in dessen Folge z. B. Lungenentzündungen und Tuberkulose)
  • Hautprobleme

Alkohol und psychische Gesundheit

Alkohol kann nicht nur psychische Erkrankungen auslösen. Auch umgekehrt können bestehende seelische Erkrankungen den Konsum von Alkohol begünstigen. Zu den Erkrankungen, die häufig zusammen mit übermäßigem Alkoholkonsum auftreten, zählen:

  • Depressionen
  • Angststörungen
  • Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS)
  • Persönlichkeitsstörungen

Alkohol und Gewalt

Erhöhter Alkoholkonsum beeinträchtigt die Selbstkontrolle und Kritikfähigkeit. Alkohol wirkt enthemmend und erhöht zudem die Bereitschaft zu aggressivem Verhalten. Dies kann unter Umständen dazu führen, dass Betroffene gewalttätig werden oder andere Straftaten begehen. Beispiele dafür sind Sachbeschädigung, Raub, sexuelle Gewalt, Körperverletzung, verbale Gewalt und Mobbing. Ein übermäßiger Alkoholkonsum erhöht nicht nur die Gewaltbereitschaft gegenüber anderen, sondern auch das Risiko, selbst Opfer von Gewalt zu werden.

Alkohol und soziale Folgen

Der Alkoholkonsum selbst und seine Folgen können schließlich zu sozialer Ausgrenzung, zu Problemen am Arbeitsplatz bis hin zum Jobverlust und damit zu finanziellen Schwierigkeiten führen. Erhöhter Alkoholkonsum hat nicht nur negative Auswirkungen auf die Betroffenen selbst. Auch das enge Umfeld ist mitbetroffen.

Moderater Alkoholkonsum: Gibt es eine sichere Grenze?

Die Fachwelt sieht den Konsum von Alkohol zunehmend kritisch. 2023 ließ die Weltgesundheitsorganisation WHO verlautbaren: Beim Alkoholkonsum gibt es keine gesundheitlich unbedenkliche Menge. Mögliche Vorteile von sehr mäßigem Konsum für das Herz-Kreislauf-System überwiegen nicht im Vergleich zu den negativen Auswirkungen von Alkohol.

Wie genau sich ein akzeptabler Alkoholkonsum pro Woche definieren lässt, variiert weltweit. In Großbritannien wurden die Richtlinien bereits im vergangenen Jahr überarbeitet: Die Regierung empfiehlt seitdem, nicht mehr als 16 g Alkohol pro Tag zu konsumieren - also 112 g pro Woche. In den USA liegt die Schwellendosis weit höher, bei 28 g pro Tag. Die Fachgesellschaften für Ernährung in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben sich auf Referenzwerte geeinigt, die für gesunde, nicht schwangere Frauen einen Konsum von 10 g Alkohol pro Tag als akzeptable Menge an Alkohol angeben, bei Männern sind es 20 g. Das wären ein halber Liter Bier pro Tag. Etwas mehr darf es nach Einschätzung der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) sein.

Als risikoarm wird eine Trinkmenge bezeichnet, bei der das Risiko von schädlichen Folgen für die körperliche und psychische Gesundheit relativ gering ist. Die DGE legte 2024 den aktuellen Schwellenwert für einen risikoarmen Alkoholkonsum mit weniger als 27 Gramm reinen Alkohol pro Woche fest. Das entspricht etwas mehr als einem Liter Bier oder 0,3 Liter Wein. Dieser Wert kann aber nur zur groben Orientierung dienen. Die alkoholbezogenen Schwellenwerte gelten nur für gesunde Erwachsene.

Auswirkungen von "moderatem" Alkoholkonsum auf das Gehirn

Im Rahmen der Whitehall-II-Gesundheitsstudie wurden 550 Männer und Frauen im Alter von durchschnittlich 43 Jahren zwischen 1985 und 2015 untersucht. Keiner der Probanden war zu Beginn der Studie Alkoholiker. Je mehr Alkohol die Teilnehmer pro Woche tranken, desto größer war auch der Schwund an Gehirnmasse im Hippocampus, der für das Gedächtnis und die räumliche Orientierung zuständig ist. Die Autoren um Anya Topiwala vom Warneford Hospital in Oxford warnen daher, dass Alkohol möglicherweise Gehirnschäden schon bei Mengen hervorruft, die bisher als moderat gelten, und fordern eine Überprüfung der nationalen Richtlinien zum Alkoholgenuss.

Alkoholismus: Ursachen und Risikofaktoren

Wann man empfänglich für Drogen ist, hängt von den Lebensumständen ab. Ob jemand zum Alkoholiker wird ist zudem genetisch bedingt. Das Risiko ist ein Drittel höher, wenn in der Familie Alkoholabhängigkeit war. Im Lauf seines Lebens ist man dann für Drogen unterschiedlich empfänglich. Zum Beispiel könne der Renteneintritt dazu führen, dass man plötzlich nichts mehr mit sich anzufangen wisse, und vermehrt trinke. Auch die Belastungen der Corona-Pandemie haben zu steigendem Alkoholmissbrauch geführt.

Bei Jugendlichen verändern Drogen Wachstumsfaktoren im Gehirn, steuern zum Beispiel die Plastizität. Je früher jemand Drogen konsumiert, umso größere Probleme wird er haben - was umgekehrt aber nicht bedeutet, dass man auch als alter Mensch nicht noch stark abhängig werden kann.

Hinweise auf einen problematischen Alkoholkonsum

Wer Alkohol konsumiert, macht sich nicht immer bewusst, wie häufig und wie viel er trinkt. Alkoholprobleme können sich unterschiedlich äußern und unterschiedlich schwer sein. Vielleicht hat das Trinken schon Folgen nach sich gezogen. Eine direkte Folge von zu viel Alkoholkonsum kennen viele: den Kater am nächsten Morgen.

Therapie und Prävention

Wer bei sich selbst feststellt, dass er zu viel trinke oder von einer Droge loskommen möchte, der muss nicht sofort in die Klinik. Es gibt Suchthilfe und ambulante Angebote. Auch Selbsthilfegruppen sind gute Anlaufstellen. Es ist auf jeden Fall sinnvoll, etwas zu unternehmen.

Suchtexperte Markus Salinger rät jedem, sich einen Maikäfer ins Gedächtnis zu rufen, um vor einem Missbrauch von Suchtmitteln gefeit zu sein. Den Maikäfer? Für Salinger dient das Tier als Symbol: Es steht auf sechs Beinen und hält so seine Balance. Für Menschen sind diese sechs Beine Beruf, Familie/Partnerschaft, Gesundheit, soziale Kontakte, Individualität/Hobbys und Glaube/Spiritualität. Je ausgeglichener die Balance dieser Bereiche ist, desto sicherer sei man vor einem Suchtmittelmissbrauch.

Präventionskampagnen

Kampagnen wie „Kenn dein Limit“ vermitteln, dass Rauschtrinken böse enden kann und dass sich das Leben nicht zurückspulen lässt, wenn es schief geht.

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