Alois Alzheimer: Leben und Werk eines Pioniers der Hirnforschung

Die Alzheimer-Krankheit, benannt nach Alois Alzheimer, ist heute eine der bekanntesten neurodegenerativen Erkrankungen. Der Begriff "Alzheimer" ist mittlerweile inflationär im alltäglichen Sprachgebrauch und steht für unschuldige Vergesslichkeit. Doch hinter diesem Begriff verbirgt sich das Lebenswerk eines bedeutenden Psychiaters und Neuropathologen, dessen Entdeckungen die Grundlage für die moderne Alzheimer-Forschung bilden.

Alois Alzheimer: Frühe Jahre und Ausbildung

Alois Alzheimer wurde am 14. Juni 1864 in Marktbreit geboren. Von Jugend an galt seine Leidenschaft den Naturwissenschaften. Er botanisierte, färbte und mikroskopierte. Er studierte Medizin an den Universitäten Würzburg und Tübingen. Nach seinem Studium arbeitete er ab 1888 als Assistenzarzt an der "Städtischen Anstalt für Irre und Epileptische" in Frankfurt am Main. 1902 wurde er wissenschaftlicher Assistent von Professor Emil Kraepelin an der Psychiatrischen Universitätsklinik in Heidelberg. 1903 folgte er ihm als Oberarzt nach München.

Die Entdeckung einer "eigenartigen Erkrankung der Hirnrinde"

Alzheimers sorgsame, stets an den naturwissenschaftlichen Gegebenheiten orientierte Forschung trug bald Früchte. Aus den Tiefen des Frankfurter Klinikordners hat der Psychiater Maurer vor drei Jahren die Krankenakte der Auguste D. Auguste D. ist die erste Patientin, an der Alzheimer die neue Form der Demenz diagnostizierte. 1901 behandelte Dr. Alzheimer die 51-jährige Patientin in der Städtischen Anstalt für Irre und Epileptische in Frankfurt. Sie erinnerte sich kaum an ihren Vornamen, war misstrauisch, aggressiv und weinerlich. „Ich habe mich sozusagen verloren“, sagte Auguste Deter zu ihrem Arzt Alois Alzheimer. Das Verhalten der Patientin beschäftigte Alzheimer so sehr, dass er sich nach ihrem Tod 1906 ihre Krankenakte und Gewebeproben nach München schicken ließ, wo er inzwischen an der Königlich Psychiatrischen Klinik arbeitete. Zwar war damals auch schon ein Krankheitsbild namens „Altersblödsinn“ bekannt, das bei älteren Menschen auftrat. Doch Auguste Deter war erst 56 Jahre alt, als sie starb. Alzheimer vermutete biologische Ursachen für den geistigen Verfall seiner Patientin.

Auguste Deter bot ein Bild des Elends. Sie verbrachte fünf Jahre in der Frankfurter "Anstalt für Irre und Epileptische". Als sie 1906 starb, "allgemein verblödet" und "völlig stumpf", zeigte das von Alzheimer sezierte Gehirn einen "eigenartigen Krankheitsprozess": Die Hirnrinde war weitgehend verschwunden, in den übriggebliebenen Nervenzellen hatte sich ein "pathologisches Stoffwechselprodukt" eingelagert.

Alzheimer selbst nannte sich sein Leben lang "Irrenarzt".

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Die Präsentation der Forschungsergebnisse und ihre anfängliche Rezeption

Alois Alzheimer stellte seine Forschungsergebnisse im gleichen Jahr auf der 37. Versammlung der Südwestdeutschen Irrenärzte in Tübingen vor. Als Alois Alzheimer seinen Befund bei der 37. Versammlung Südwestdeutscher Irrenärzte am 3. November 1906 in Tübingen vorstellte, ahnte er nicht, daß er die »Krankheit des Jahrhunderts« (so das »Deutsche Ärzteblatt") entdeckt hatte. Auch seine Kollegen blieben gelassen. Es gab nach Alzheimers Vortrag, so vermerkt das Protokoll, »keine Diskussion«. Zu seiner Enttäuschung wurden seine Erkenntnisse zunächst überhaupt nicht ernst genommen. Denn damals ging man noch davon aus, dass „Altersblödsinn“ keine biologischen Ursachen habe, sondern auf einen unzüchtigen Lebenswandel zurückzuführen ist.

1907 veröffentlichte er seine Entdeckung in der Schrift „Über eine eigenartige Erkrankung der Hirnrinde“.

Die Benennung der Krankheit nach Alzheimer

Sein Vorgesetzter Dr. Emil Kraepelin nahm die Krankengeschichte von Auguste Deter 1910 in einem Lehrbuch auf und nannte sie die „Alzheimersche Krankheit“. Damit setzte Kraepelin ein Denkmal für seinen Kollegen und trug maßgeblich zur Verbreitung von Alzheimers Erkenntnissen bei.

Alzheimers Persönlichkeit und familiäres Umfeld

Der Mann wird von allen Zeitzeugen als integer und besonnen, frei von Eitelkeit und Gschaftlhuberei, geschildert. Danach war Alzheimer zwischen Mai und Oktober 1888 »Reisebegleiter« einer »geisteskranken Dame«. Wer die Geheimnisvolle war, wohin die Reise ging und wie sie endete, konnte auch Rechercheur Jürgs 110 Jahre später nicht mehr herausfinden. Alzheimer selbst nannte sich sein Leben lang »Irrenarzt«. Der brave Katholik Alzheimer heiratete die jüdische Witwe und führte mit ihr eine glückliche Ehe. Sie brachte ein Vermögen von rund 2,4 Millionen Goldmark in den Lebensbund ein, nach heutiger Kaufkraft gut 40 Millionen Mark. Die Mitgift erlaubte dem Irrenarzt ein sorgenfreies Forscherleben, erst als Assistenzarzt in Frankfurt, dann als unbezahlter Privatdozent, später als Professor in München. Seine Enkel, von Jürgs befragt, wohnen noch immer in Alzheimers Villa an einem oberbayerischen See.

Das Alzheimer-Geburtshaus in Marktbreit

Das Geburtshaus von Alois Alzheimer erhält neue Impulse: Mit der Berufung von Bernd Seeberger als neuen wissenschaftlichen Leiter stärkt das Alzheimer-Geburtshaus seine Rolle als wissenschaftlich fundierter Ort des Austauschs und Gedenkens. Der Frankfurter Psychiater Konrad Maurer und seine Ehefrau Ulrike haben Alzheimers Geburtshaus mit Beistand der Pharmafirma Lilly (die an Psychopharmaka, darunter der Glücklichmacher »Fluctin« alias »Prozac«, gut verdient) gerettet und renoviert.

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Die Alzheimer-Krankheit heute: Forschung und Therapie

Die von Alois Alzheimer vor über 100 Jahren entdeckten Veränderungen im Gehirn von Auguste Deter bilden bis heute die Grundlage der aktuellen Alzheimer-Forschung. Die Alzheimer-Krankheit ist eine schwere, ständig fortschreitende, unheilbare Hirnleistungsschwäche. Am Ende hat das Gehirn, eine Ansammlung von rund 100 Milliarden Nervenzellen, oft nur noch ein Drittel seines ursprünglichen Volumens. Die mysteriöse Degeneration bewirkt eine Krankheit des Vergessens, eine lange Reise in die Nacht. Erst schwindet das Gedächtnis für neue Erlebnisse, bald auch die Erinnerung an alte Zeiten. Aufmerksamkeit und Interesse lassen nach. Wer ein Hobby hat, der läßt es friedlich einschlafen. Wie ein »Kabelbrand«, so beschreibt Michael Jürgs, 54, die Situation, zerstört die Krankheit das Gehirn, »macht aus dem Hirn einen Friedhof«. Der Sachbuchautor, früher Chefredakteur des »Stern": »Alzheimer-Patienten werden im letzten Stadium ihrer Krankheit zu lebenden Leichen.«

Heute arbeiten weltweit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der Erforschung dieser komplexen und bis heute unheilbaren Krankheit. Es gibt jedoch Therapien und Medikamente, die den Krankheitsverlauf verzögern und die Lebensqualität der Erkrankten verbessern können.

Die wirtschaftliche Bedeutung der Alzheimer-Forschung

„Eli Lilly hat im Jahr 2024 einen Umsatz von 45,04 Milliarden US-Dollar erzielt und einen Gewinn von 10,83 Milliarden US-Dollar (Vorsteuerergebnis) erwirtschaftet, was eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr darstellt. Dies verdeutlicht die enorme wirtschaftliche Bedeutung der Entwicklung und Vermarktung von Medikamenten zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit und anderer neurologischer Erkrankungen.

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