Alois Alzheimer Demenz: Ursachen, Symptome und Behandlung

Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form der Demenz und betrifft vor allem Menschen über 80 Jahre. Sie ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung des Gehirns, die durch Gedächtnisstörungen, Orientierungsprobleme und Persönlichkeitsveränderungen gekennzeichnet ist. Diese Symptome entstehen durch das Absterben von Nervenzellen und deren Verbindungen im Gehirn. Benannt wurde die Krankheit nach dem deutschen Neurologen Alois Alzheimer, der sie 1906 erstmals beschrieb.

Was ist die Alzheimer-Krankheit?

Die Alzheimer-Krankheit (Morbus Alzheimer) ist eine fortschreitende Erkrankung des Gehirns. Sie ist mit 60 bis 80 % die häufigste Ursache für Demenz. Im Gehirn von Alzheimer-Patienten finden sich typische Eiweißablagerungen, sogenannte Beta-Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen. Diese Ablagerungen schädigen die Nervenzellen und führen zu deren Absterben, was den fortschreitenden Verlust kognitiver Fähigkeiten verursacht.

Alois Alzheimer und Auguste Deter

Dr. Alzheimer behandelte 1901 die 51-jährige Patientin Auguste Deter in der Städtischen Anstalt für Irre und Epileptische in Frankfurt. Sie litt unter Gedächtnisverlust, Misstrauen, Aggressivität und Weinerlichkeit. Alzheimer vermutete biologische Ursachen für ihren geistigen Verfall und untersuchte nach ihrem Tod 1906 ihr Gehirn. Er stellte fest, dass ihr Gehirn stark geschrumpft war und wies die charakteristischen Eiweißablagerungen nach. 1907 veröffentlichte er seine Entdeckung in der Schrift „Über eine eigenartige Erkrankung der Hirnrinde“.

Sein Vorgesetzter Dr. Emil Kraepelin nahm die Krankengeschichte von Auguste Deter 1910 in einem Lehrbuch auf und nannte sie die „Alzheimersche Krankheit“. Die von Alois Alzheimer vor über 100 Jahren entdeckten Veränderungen im Gehirn von Auguste Deter bilden bis heute die Grundlage der aktuellen Alzheimer-Forschung.

Demenz: Ein Überblick

Der Begriff Demenz leitet sich vom Lateinischen „Dementia“ ab, was so viel wie „Torheit“ oder „Wahnsinn“ bedeutet. Es handelt sich um einen Sammelbegriff für eine Vielzahl von neurologischen und neurophysiologischen Erkrankungen, die mit einer Minderung der kognitiven Fähigkeiten einhergehen.

Lesen Sie auch: Geschichte der Alzheimer-Krankheit

Hier einige Demenzformen im Überblick:

  • Morbus Alzheimer
  • Vaskuläre Demenz
  • Frontotemporale Demenz
  • Lewy-Körperchen-Demenz
  • Creutzfeldt-Jakob-Krankheit
  • Chronische traumatische Enzephalopathie (CTE)

Nicht immer lässt sich genau abgrenzen, welche Demenzform konkret vorliegt. Dazu kommt, dass auch Mischformen unterschiedlicher Demenzen möglich sind - insbesondere die Alzheimer-Demenz und die vaskuläre Demenz treten häufig gemeinsam auf.

Wer ist von Alzheimer betroffen?

Das Alter ist der wichtigste Risikofaktor für die Alzheimer-Krankheit. Die meisten Betroffenen sind älter als 80 Jahre, nur in seltenen Fällen beginnt die Krankheit vor dem 65. Lebensjahr. Bei Menschen zwischen 65 und 69 Jahren liegt die Wahrscheinlichkeit zu erkranken bei knapp zwei Prozent, bei 75- bis 79-Jährigen bei mehr als sieben Prozent und bei über 90-Jährigen bei etwa 40 %.

Weniger als drei Prozent aller Fälle werden vererbt. Allerdings kann das Risiko vierfach erhöht sein, wenn nahe Verwandte betroffen sind.

Ursachen der Alzheimer-Krankheit

Die genauen Ursachen der Alzheimer-Krankheit sind noch nicht vollständig erforscht. Wissenschaftler:innen wissen, dass schädliche Proteinablagerungen im Gehirn (Beta-Amyloid-Ablagerungen und Fibrillen aus Tau) für die Krankheit typisch sind. Diese Ablagerungen beeinträchtigen die Funktion der Nervenzellen und führen letztendlich zu deren Absterben.

Lesen Sie auch: Todesursache von Alois Alzheimer

Die Alzheimer-Krankheit kann genetisch bedingt sein. Das ist jedoch äußerst selten und betrifft nur rund drei bis fünf Prozent aller Fälle. Bisher sind drei Gene bekannt, die für diese Form verantwortlich sind. Sind sie verändert, bricht die Alzheimer-Erkrankung in jedem Fall aus - und zwar in der Regel sehr früh, zwischen dem 30. und 65.

Symptome und Verlauf der Alzheimer-Krankheit

Die Alzheimer-Krankheit entwickelt sich schleichend und durchläuft verschiedene Stadien. Der Prozess des Nervenzellabbaus beginnt bereits viele Jahre vor den ersten spürbaren Symptomen. Die Alzheimer-Krankheit schleicht sich langsam ein. Die Erkrankung beginnt bereits lange Zeit, bevor die ersten Symptome einsetzen.

Der Verlauf der Alzheimer-Krankheit kann grob in drei Stadien gegliedert werden: leichtgradige oder beginnende Demenz, mittelschwere Demenz, schwere Demenz.

Frühstadium

Zunächst stehen Beeinträchtigungen des Kurzzeitgedächtnisses im Vordergrund. Betroffene können sich neue Informationen nicht mehr einprägen oder finden abgelegte Gegenstände nicht wieder. Hinzu kommen Wortfindungsstörungen und Orientierungslosigkeit. Viele Erkrankte erleben bewusst, dass sie etwas vergessen, was zu Verwirrung und Angst führen kann. Diese ersten Anzeichen von Alzheimer können leicht mit normaler Altersvergesslichkeit verwechselt werden.

Die Einschränkungen sind aber noch so gering, dass sie sich nicht auf alltägliche Aufgaben auswirken. Meist ist vor allem das Kurzzeitgedächtnis betroffen. Diesen Zustand bezeichnet man als "Leichte Kognitive Beeinträchtigung" oder auf Englisch "Mild Cognitive Impairment" (MCI).

Lesen Sie auch: Einblick in Alois Alzheimers Werk

Mittleres Stadium

Die Einschränkungen von Gedächtnis, Denkvermögen und Orientierung nehmen zu. Betroffene brauchen zunehmend Hilfe bei alltäglichen Aufgaben wie Einkaufen, Kochen oder der Körperpflege. Auch die Wahrnehmung der eigenen Krankheit geht weitgehend verloren. Weiterhin können ausgeprägte Veränderungen des Verhaltens hinzukommen.

In der mittleren Krankheitsphase nimmt der Gedächtnisverlust weiter zu, auch im Bereich des Langzeitgedächtnisses. Es treten Störungen der zeitlichen, örtlichen und situativen Orientierung auf.

Spätstadium

Es besteht ein hochgradiger geistiger Abbau. Die Sprache beschränkt sich auf wenige Worte oder versiegt ganz. Die Erkrankten sind bei allen Verrichtungen des täglichen Lebens auf Hilfe angewiesen. In der Regel geht die Kontrolle über Blase und Darm sowie über die Körperhaltung verloren. Viele können nicht mehr ohne Hilfe gehen, brauchen einen Rollstuhl oder werden bettlägerig. Es können Versteifungen in den Gliedmaßen, Schluck­störungen und Krampfanfälle auftreten.

Die Anfälligkeit für Infektionen steigt. Die Alzheimer-Krankheit selbst führt nicht zum Tod.

Weitere Symptome

Zu den typischen Symptomen der Alzheimer-Erkrankung zählen Gedächtnisverlust, Orientierungslosigkeit, Unruhezustände, Sprachstörungen sowie Aggression und Enthemmung, auch herausforderndes Verhalten genannt.

Lebenserwartung

Die durchschnittliche Alzheimer-Lebenserwartung beträgt etwa acht Jahre nach Diagnose, kann aber zwischen zwei und über 20 Jahren variieren, abhängig vom Alter bei Erkrankungsbeginn und individuellen Faktoren. Die Krankheitsdauer bis zum Tod beträgt im Durchschnitt etwa acht Jahre. Es gibt aber sehr schnelle Verläufe von nur zwei Jahren und sehr langsame Verläufe von über 20 Jahren.

Diagnose der Alzheimer-Krankheit

Eine frühzeitige Alzheimer-Diagnose ist entscheidend, da Behandlungen am wirksamsten sind, wenn sie rechtzeitig beginnen. Die Diagnostik umfasst heute neben der klinischen Untersuchung und neuropsychologischen Tests auch moderne Biomarker-Verfahren.

Sofern Warnsignale vorliegen, zum Beispiel Vergesslichkeit für wiederkehrende Ereignisse und alltägliche Begebenheiten, Wortfindungsstörungen oder Orientierungseinbußen, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Gerade bei leichten, beginnenden Einbußen ist es empfehlenswert, - nach Absprache mit dem Hausarzt - einen Facharzt (Neurologe bzw. Psychiater) oder eine Gedächtnissprechstunde aufzusuchen.

Diagnostische Verfahren

  • Klinische Untersuchung und Anamnese: Der Arzt erhebt die Krankengeschichte des Patienten und führt eine körperliche Untersuchung durch.
  • Neuropsychologische Tests: Standardisierte Tests helfen dabei, die geistigen Leistungen und Fähigkeiten eines Menschen einzuschätzen. Dabei ist es wichtig, zu prüfen, wie gut Betroffene noch ihren Alltag bewältigen können. Besonders bekannt sind dabei Kurztests wie der Mini-Mental-Status-Test (MMST), der Montreal Cognitive Assessment Test (MoCA) oder der DemTect, der speziell zur Demenz-Erkennung entwickelt wurde.
  • Shulmann-Uhrentest: Beim Uhren-Zeichen-Test nach Shulmann handelt es sich um einen Schnell-Test, um dementielle Erkrankungen festzustellen.
  • Liquoruntersuchung: Untersuchungen des Nervenwassers (Liquor), in dem sich charakteristische Eiweißveränderungen nachweisen lassen.
  • Blutuntersuchungen: Blutuntersuchungen helfen, andere Ursachen der Symptome wie zum Beispiel Infektionen, Vitaminmangel oder eine Schilddrüsenunterfunktion auszuschließen. Bluttests zur Alzheimer-Diagnostik sind noch nicht als alleinige Diagnosemethode geeignet.
  • Bildgebende Verfahren: Bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT) können typische Schrumpfungen bestimmter Gehirnbereiche sichtbar machen, während spezielle PET-Scans Amyloid-Ablagerungen bereits früh erkennen können.

Behandlung der Alzheimer-Krankheit

Die Alzheimer-Krankheit ist bisher nicht heilbar. Allerdings ist eine Behandlung möglich mit dem Ziel, den Verlauf zu verzögern und Symptome zu lindern.

Medikamentöse Therapie

Lange Zeit konnten nur die Symptome der Alzheimer-Krankheit behandelt werden. Seit 2023 stehen zwei Antikörper zur ursächlichen Behandlung der frühen Alzheimer-Demenz zur Verfügung. Ursächlich bedeutet: Sie bauen aktiv Amyloid-Plaques ab. Das sind Eiweißablagerungen im Hirn, die bei der Entstehung der Krankheit eine zentrale Rolle spielen.

  • Lecanemab (Handelsname "Leqembi"): Ist ein Antikörper, der die schädlichen Plaques im Gehirn erkennt und zur Beseitigung markiert. In Studien konnte der kognitive Abbau binnen 18 Monaten um 27 % verlangsamt werden. Lecanemab eignet sich nur für Menschen im Frühstadium der Alzheimer-Krankheit. Wer das Medikament bekommt, muss medizinisch sehr aufmerksam begleitet werden, weil auch starke Nebenwirkungen möglich sind. Alle 14 Tage ist eine einstündige Infusion nötig.
  • Donanemab (Handelsname "Kisunla"): Ist 2025 in der Europäischen Union zugelassen worden und steht ab November 2025 für die Behandlung zur Verfügung.

Weitere Medikamente:

  • Cholinesterase-Hemmer: Können bei einem Teil der Erkrankten das Fortschreiten der Krankheit eine Weile verzögern, die kognitive Leistungsfähigkeit bis zu einem Jahr und die Alltagsfähigkeiten für mehrere Monate aufrechterhalten. Bei den zugelassenen Medikamenten handelt es sich um die Wirkstoffe Donepezil, Galantamin und Rivastigmin. Sie sind zugelassen für die Behandlung der leichtgradigen bis mittelschweren Alzheimer-Krankheit.
  • Memantine: Ist für die Behandlung der mittelschweren bis schweren Alzheimer-Krankheit zugelassen.

Nicht-medikamentöse Therapie

Neben der medikamentösen Alzheimer-Behandlung spielen nicht-medikamentöse Therapien eine wichtige Rolle. Dazu gehören geistige und körperliche Aktivierung, Ergotherapie, Musiktherapie und Gehirntraining. Die richtige Art des Umgangs und eine bedarfsgerechte Gestaltung der Wohnung können das Leben mit der Erkrankung erleichtern.

  • Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie: Diese können ärztlich verordnet werden und die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen.
  • Musiktherapie, Hirnleistungstraining und Erinnerungstherapie: Förderlich für die Lebensqualität.

Was können Angehörige tun?

Für pflegende Angehörige ist Beratung und Unterstützung besonders wichtig, da sie oft über Jahre hinweg eine enorme Belastung tragen. Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen wie die Deutsche Alzheimer Gesellschaft bieten wertvolle Hilfe.

Da der Krankheitsverlauf, die auftretenden Symptome und deren Ausprägungen individuell unterschiedlich sind, gibt es kein „Patentrezept“ für den Umgang und die Kommunikation. Eher gilt es auszuprobieren, was jeweils angemessen, um die vorhandenen Fähigkeiten zu erhalten und für eine gewisse Normalität zu sorgen.

Auch über den Beginn der Erkrankung hinaus möchten und können Menschen mit Demenz je nach ihren Möglichkeiten in Entscheidungen einbezogen werden.

Das oberste Ziel ist es, Wohlbefinden und Lebensqualität zu fördern. Dies kann durch das Vermitteln von Sicherheit und Geborgenheit geschehen, aber auch dadurch, dass der Erkrankte so lange es geht in das soziale Leben einbezogen wird, weiter Aufgaben übernehmen und aktiv bleiben kann.

Dabei ist es sinnvoll, an die im Laufe des Lebens entwickelten Interessen und Vorlieben der Erkrankten anzuknüpfen.

Vorbeugung der Alzheimer-Krankheit

Obwohl Alzheimer bisher nicht bei allen Menschen verhindert werden kann, deuten Studien darauf hin, dass bestimmte Faktoren das Erkrankungsrisiko senken können. Zu den wichtigsten präventiven Maßnahmen gehören regelmäßige körperliche Bewegung, gesunde Ernährung (insbesondere mediterrane Kost), geistige Aktivität und die Pflege sozialer Kontakte. Studien zeigen: Ein gesunder Lebensstil mit Bewegung, geistiger Aktivität, sozialem Austausch und gesunder Ernährung kann das Risiko senken.

Fazit

Die Alzheimer-Krankheit ist eine komplexe und herausfordernde Erkrankung, die das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen stark beeinträchtigt. Durch frühzeitige Diagnose, moderne Therapien und eine umfassende Betreuung kann der Krankheitsverlauf verzögert und die Lebensqualität verbessert werden. Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass ein gesunder Lebensstil das Risiko einer Alzheimer-Erkrankung senken kann.

tags: #Alois #Alzheimer #Demenz #Ursachen #Symptome #Behandlung