Migräne mit Taubheitsgefühl im Gesicht: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Migräne ist mehr als nur starke Kopfschmerzen. Sie ist eine neurologische Erkrankung, die von einer Vielzahl von Symptomen begleitet sein kann. Eines dieser Symptome, das viele Betroffene beunruhigt, ist ein Taubheitsgefühl im Gesicht. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Begleiterscheinungen und Behandlungsmöglichkeiten von Migräne, insbesondere im Zusammenhang mit Taubheitsgefühlen im Gesicht.

Was ist Migräne?

Migräne ist ein anfallsartiger Kopfschmerz, der in unregelmäßigen Abständen wiederkehrt. Die krampfartigen Schmerzen entstehen in den meisten Fällen nur einseitig und ziehen sich binnen kurzer Zeit vom Auge in die Mitte des Kopfes. Die Migräne ist eine vorübergehende Funktionsstörung des Gehirns, bei der es zu einer temporären Fehlsteuerung der schmerzregulierenden Systeme kommt. Betroffene reagieren dann gegenüber Reizen empfindlicher. Weltweit leiden circa 10 bis 15 Prozent an der chronischen Nervenkrankheit. Allein in Deutschland gibt es ungefähr acht Millionen Migränepatienten.

Migräneformen

Forscher und Wissenschaftler unterscheiden zwei unterschiedliche Formen der Migräne:

  • Migräne mit Aura (Klassische Migräne): Bei der Migräne mit Aura wird die Zeit, bevor der Kopfschmerz spürbar wird, häufig von Sehstörungen begleitet. Betroffene beschreiben Beeinträchtigungen wie Lichtblitze oder flimmernde Zick-Zack-Linien oder auch blinde Flecken im Sichtfeld.
  • Migräne ohne Aura (Gewöhnliche Migräne): Die Mehrheit der von Migräne-Betroffenen (80 bis 85 Prozent) leiden unter eine Migräne ohne Aura. Die Symptome entstehen meist binnen kurzer Zeit und kündigen sich nur selten an.

Migräne mit Aura und Taubheitsgefühl im Gesicht

Ein Taubheitsgefühl im Gesicht tritt häufig im Zusammenhang mit einer Migräne mit Aura auf. Die Aura ist eine neurologische Störung, die den Kopfschmerzen vorausgeht oder sie begleitet und verschiedene Symptome verursachen kann, darunter Sehstörungen, sensorische Veränderungen und Sprachstörungen.

Symptome der Migräne mit Aura

Neben dem Taubheitsgefühl im Gesicht können bei einer Migräne mit Aura folgende Symptome auftreten:

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  • Sehstörungen: Lichtblitze, flimmernde Zick-Zack-Linien, blinde Flecken im Sichtfeld, verschwommenes Sehen
  • Sensible Störungen: Kribbeln, Taubheitsgefühl in Händen, Armen oder Beinen
  • Sprachstörungen: Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden, verwaschene Sprache
  • Weitere Symptome: Eine meist einseitige Schwäche, Sehen von Doppelbildern, Gangschwierigkeiten und Gleichgewichtsstörungen

Die Aura-Begleiterscheinungen kommen in vielen Fällen einer Migräneattacke zuvor, können aber auch parallel zum Kopfschmerz verlaufen. Normalerweise werden die Aura-Anzeichen nach 30 Minuten wieder deutlich weniger und verschwinden dann nach und nach komplett. Nicht immer muss einer schmerzhafte Migräneattacke folgen. Alle Aura-Anzeichen sind nur ein vorübergehendes Phänomen und hinterlassen niemals bleibende Schäden.

Atypische Migräne-Aura

Von der typischen Migräne-Aura werden atypische Auren unterschieden. Darunter fällt die Migräne mit Hirnstammaura. Betroffene leiden an Hirnstammsymptomen wie Drehschwindel, Tinnitus, Doppelbildern oder Bewusstseinsstörungen. Eine hemiplegische Migräne diagnostizieren Ärzte, wenn die Aura mit motorischen Störungen wie einer halbseitigen Lähmung einhergeht. Die motorischen Symptome können länger andauern als andere Aura-Symptome, sie bilden sich aber innerhalb von 72 Stunden ebenfalls wieder vollständig zurück. Eine weitere atypische Form ist die retinale Migräne; „Retina“ ist der medizinische Begriff für Netzhaut. Charakteristisch für diese sehr seltene Migräneform sind vorübergehende, visuelle Phänomene wie plötzliches Flimmern vor dem Auge, Gesichtsfeldausfälle (Skotome) oder eine Erblindung.

Ursachen für Migräne mit Aura

Bei Migräne mit Aura sind die Ursachen wie auch bei der Migräne ohne Aura bisher noch nicht abschließend erforscht. Sehr wahrscheinlich ist jedoch, dass Menschen mit Migräne eine Überempfindlichkeit der Nervenzellen in der Hirnrinde aufweisen. Im Rahmen einer Attacke kommt es zu einer verstärkten Erregung von Nervenzellen, insbesondere des Trigeminusnervs, der für die Schmerzwahrnehmung im Gesicht hauptverantwortlich ist. Im Vergleich zur Migräne ohne Aura wurde bei Migräne-Patienten mit Aura jedoch eine verminderte Hirndurchblutung in bestimmten Hirnarealen festgestellt. Dementsprechend könnte ein Sauerstoffmangel in betroffenen Hirnregionen für die Aura-Symptome verantwortlich sein. Grundlage dieser Störung ist vermutlich ein genetischer Defekt. Einig ist sich die Medizin, dass es bestimmte Auslöser - sogenannte Trigger - gibt, die Migräneattacken mit Aura hervorrufen können. Solche Auslöser sind beispielsweise Stress, Wetterumschwünge und bestimmte Gerüche.

Abgrenzung zum Schlaganfall

Bei der Diagnose von Migräne mit Aura müssen Ärzte andere mögliche Ursachen ausschließen. Das ist wichtig, weil eine Sehstörung zum Beispiel auch ein Indiz für eine Durchblutungsstörung oder Augenerkrankung sein kann. Besonders problematisch ist die Abgrenzung zum Schlaganfall, da Symptome wie Taubheitsgefühl oder Sprachstörungen auch für einen Schlaganfall sprechen können.

Ursachen der Migräne

Die genauen Ursachen der Migräne sind noch nicht vollständig erforscht. Dennoch gibt es einige Faktoren, die als Ursachen oder Auslöser der Migräne in Betracht gezogen werden:

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  • Genetische Veranlagung: Wenn die Migräne in der Familie vorkommt, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass auch andere Familienmitglieder betroffen sind.
  • Neurologische Veränderungen im Gehirn: Störungen der nervlichen Signalwege, die die Schmerzempfindungen regulieren, sind ebenfalls involviert.
  • Ungleichgewicht von Botenstoffen im Gehirn: Ein Ungleichgewicht von Botenstoffen im Gehirn, wie dem Serotonin, scheint dabei eine Rolle zu spielen. Diese chemischen Veränderungen können zur Erweiterung und Verengung von Blutgefäßen im Gehirn führen, was wiederum Schmerzen auslöst.

Triggerfaktoren

Sogenannte Triggerfaktoren sind nicht allein die Ursache einer Migräneattacke, können diese aber deutlich begünstigen. Auch die Stärke eines möglichen Anfalls kann von inneren oder äußerlichen Reizen beeinflusst werden.

Häufige Triggerfaktoren sind:

  • Stress
  • Unregelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus
  • Hormonschwankungen (bei Frauen)
  • Bestimmte Lebensmittel und Getränke
  • Starker Konsum von Nikotin, Alkohol oder anderen Drogen
  • Wetterveränderungen
  • Starke Gerüche
  • Intensive körperliche Anstrengung
  • Lange Bildschirmzeiten
  • Hohe Sonneneinstrahlung

Diagnose

Bei Verdacht auf Migräne sollte ein Arzt aufgesucht werden. Der Arzt wird eine Anamnese erheben, um die Art und Häufigkeit der Kopfschmerzen zu ermitteln. Eine neurologische Untersuchung kann helfen, andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen. Ein Kopfschmerzkalender kann helfen, die Häufigkeit, Dauer und den Verlauf des Kopfschmerzes besser zu überblicken und in Verbindung mit einem Gespräch zu den Lebensgewohnheiten zu einer Diagnose zu kommen. Mittlerweile gibt es zahlreiche kostenfreie Kopfschmerz-Apps, die das Eintragen und Führen Ihres Kopfschmerzkalenders vereinfachen.

Behandlungsmöglichkeiten

Migräne ist bisher nicht heilbar, aber mittlerweile kann man durch eine medikamentöse Behandlung und verschiedene Präventionsmöglichkeiten die Attacken verringern und die Symptome mildern.

Akutbehandlung

Bei einer akuten Migräneattacke können folgende Maßnahmen helfen:

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  • Schmerzmittel: Bei leichten bis mittelschweren Attacken können peripher wirksame Analgetika beziehungsweise nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) helfen.
  • Triptane: Bei stärkeren Attacken können Triptane eingesetzt werden. Die Medikamente imitieren die Eigenschaften des körpereigenen Botenstoffes Serotonin mit dessen Hilfe die Weite der Blutgefäße reguliert wird.
  • Medikamente gegen Übelkeit: Bei Übelkeit und Erbrechen können Antiemetika eingesetzt werden.
  • Ruhe und Dunkelheit: Viele Betroffene ziehen sich während einer Attacke in einen abgedunkelten, stillen Raum zurück.
  • Kühlung: Ein feuchtes Tuch oder eine kühle Auflage kann die Schmerzen lindern.
  • Stimulation des Nervus trigeminus: Mithilfe eines speziellen Geräts, das auf die Stirn geklebt wird, kann der für Schmerz verantwortliche Nerv des Gesichts stimuliert werden, was die Schmerzen lindert.

Prävention

Um Migräneattacken vorzubeugen, können folgende Maßnahmen ergriffen werden:

  • Gesunde Lebensweise: Regelmäßige sportliche Aktivitäten, eine ausgewogene und vitaminreiche Ernährung, eine tägliche Flüssigkeitsversorgung von mindestens zwei Litern
  • Stressmanagement: Entspannungstechniken, regelmäßige Bewegung, ausreichender Schlaf und die Vermeidung von Überlastung
  • Regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus: Auf einen regelmäßigen Schlafrhythmus achten
  • Vermeidung von Triggerfaktoren: Identifizierung und Vermeidung persönlicher Triggerfaktoren
  • Medikamentöse Prophylaxe: Bei häufigen und schweren Attacken können Betablocker, Antidepressiva oder andere Medikamente vorbeugend eingenommen werden. Auch eine fertige Kombination von Magnesium, Vitamin B2 und Coenzym Q10 wird als Migräneprophylaxe empfohlen.

Selbsthilfemaßnahmen

Mögliche Selbsthilfemaßnahmen bei Migräne:

  • Massieren Sie mit zwei Fingern entlang des Schmerzpunktes.
  • Tragen Sie wenige Tropfen Pfefferminzöl auf Ihre Schläfen auf und kreisen Sie dort langsam in eine Richtung.
  • Verdunkeln Sie Ihr Schlafzimmer und sorgen Sie für ausreichend Ruhe.
  • Lagern Sie Ihren Kopf etwas höher im Bett und legen Sie ein Kühlakku (nur mäßige Kälte) auf Ihre Stirn.
  • Versuchen Sie ruhig zu atmen.
  • Ein frischer Ingwertee kann auch Abhilfe schaffen.

Migräne bei Kindern

Kinder können genauso von Migräne und Kopfschmerzen betroffen sein, wie es bei Erwachsenen der Fall ist. Auslöser sind meist Lärm, schlechte Luft, grelles Licht oder Hitze. Aber auch zu wenig Schlaf, körperliche Überanstrengung wie beim Sport oder in der Schule sowie eine ungünstige Körperhaltung können Kinder anfälliger machen. Weiterhin sind Lebensmittelunverträglichkeiten oder Belastungen mit Stress, Ängsten oder Sorgen ein möglicher Grund für die Migräneattacke. Positiv ist, dass die Anfälle in den meisten Fällen deutlich milder ablaufen und die Kinder sich schneller erholen als Erwachsene. Es ist ratsam, zunächst auf eine nichtmedikamentöse Behandlung zurückzugreifen. Schaffen Sie eine ruhige und angenehme Umgebung für Ihr Kind, sodass der Körper die Möglichkeit hat, sich selbst zu regulieren. Sollten die Attacken öfter auftreten und eine medikamentöse Behandlung scheint sinnvoll zu sein, sprechen Sie mit dem Kinderarzt oder Kinderärztin. Die gängigen Arzneimittel für Migräne sind in der Dosierung auf einen Erwachsenen ausgerichtet und sollten in keinem Fall einfach von Kindern eingenommen werden. Versuchen Sie den Auslöser bei Ihrem Kind herauszufiltern und diesen zu vermeiden. Außerdem können Sie vorbeugend darauf achten, dass Ihr Kind genügend Schlaf bekommt, es sich an der frischen Luft bewegt und ausreichend trinkt. Weiterhin eignen sich auch viele Entspannungstechniken für Kinder, die Sie prima gemeinsam machen können.

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