Alois Alzheimer, dessen Name heute untrennbar mit einer der bekanntesten und gefürchtetsten Demenzformen verbunden ist, war ein Pionier der Psychiatrie und Neuropathologie. Seine bahnbrechenden Forschungen im frühen 20. Jahrhundert legten den Grundstein für das Verständnis und die Erforschung der Alzheimer-Krankheit, die weltweit Millionen von Menschen betrifft.
Frühe Jahre und Ausbildung
Alois Alzheimer wurde am 14. Juni 1864 in Marktbreit, Franken, geboren. Er stammte aus einer Familie mit juristischem Hintergrund; sein Vater Eduard Alzheimer war Notar. Alois studierte Medizin an der Universität Würzburg und war Mitglied der Studentenverbindung Franconia. Diese Zeit prägte ihn nicht nur akademisch, sondern auch persönlich, wie ein Schmiss im Gesicht, der auf einem Foto sichtbar ist, bezeugt.
Der "Irrenarzt mit dem Mikroskop" in Frankfurt
Nach seiner Promotion arbeitete Alzheimer in verschiedenen psychiatrischen Einrichtungen, bevor er 1888 an die "Städtische Anstalt für Irre und Epileptiker" in Frankfurt am Main wechselte. Hier begann seine intensive Beschäftigung mit psychischen Erkrankungen und deren organischen Ursachen. Alzheimer verfolgte frühzeitig den Ansatz, klinische Beobachtungen mit wissenschaftlicher Forschung zu verbinden. Seine Zeitgenossen bezeichneten ihn auch als "Irrenarzt mit dem Mikroskop".
In Frankfurt lebte Alois Alzheimer von 1894 bis 1898 in der Liebigstraße 53, in einem repräsentativen Gebäude, das heute hauptsächlich als Bürohaus genutzt wird. Seine Wirkungsstätte, die städtische psychiatrische Klinik, existiert nicht mehr. An ihrer Stelle erstreckt sich heute der Campus Westend der Goethe-Universität Frankfurt.
Der Fall Auguste Deter: Eine bahnbrechende Entdeckung
Ein entscheidender Moment in Alzheimers Karriere war die Aufnahme der Patientin Auguste Deter im November 1901 in die Frankfurter Klinik. Die damals 51-Jährige wies ungewöhnlich früh Symptome einer Demenz auf. Alzheimer erkannte schnell, dass er es mit einem außergewöhnlichen Krankheitsverlauf zu tun hatte und protokollierte detailliert seine Beobachtungen und Gespräche mit ihr.
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Ein solches Protokoll legte Alzheimer über ein Gespräch mit Auguste Deter an:"Wie heißen Sie?""Auguste.""Familienname?""Auguste.""Wie heißt ihr Mann?""Ich glaube…"
Nach Auguste Deters Tod sezierte Alzheimer ihr Gehirn und entdeckte eine geschrumpfte Hirnrinde, abgestorbene Zellen sowie Eiweißablagerungen, sogenannte Plaques. Diese Erkenntnisse, die er im November 1906 auf der "37. Tagung Südwestdeutscher Irrenärzte" in Tübingen unter dem Titel "Über eine eigenartige Erkrankung der Hirnrinde" präsentierte, revolutionierten das Verständnis von Demenzerkrankungen.
Das Vermächtnis von Alois Alzheimer
Alzheimers Entdeckung legte den Grundstein für die Erforschung der heute nach ihm benannten Alzheimer-Krankheit. Seine Arbeit verdeutlichte, dass psychische Erkrankungen organische Ursachen haben können und dass eine sorgfältige Beobachtung und wissenschaftliche Analyse unerlässlich sind, um diese zu verstehen.
Obgleich in Franken geboren und in Schlesien verstorben, wird sein Name bis heute am stärksten mit Frankfurt verknüpft. Hier machte er seine wichtigste Entdeckung, hier ist er auf dem Hauptfriedhof begraben.
Alois Alzheimer verstarb am 19. Dezember 1915 im Alter von 51 Jahren in Breslau. Sein Name aber lebt weiter und erinnert an einen Pionier der Medizin, der einen entscheidenden Beitrag zum Verständnis einer der größten Herausforderungen unserer Zeit geleistet hat.
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Franken: Heimat von Alois Alzheimer
Alois Alzheimer wurde in Marktbreit in Franken geboren. Franken ist eine Region in Bayern, die reich an Geschichte und Kultur ist. Römer, Ritter, Kaiser und Kaufmänner beeinflussten den Verlauf der Geschichte und damit die fränkische Kultur und Lebensart. Davon zeugen unter anderem die prachtvollen Burgen und Schlösser genauso wie die vier fränkischen UNESCO-Weltkulturstätten. Die Geschichte einzelner Städte und alter Traditionen erzählen auch zahlreiche Museen in Franken anschaulich und lebendig. Und das ganze Jahr über bieten die fränkischen Städte und Orte kulturelle Veranstaltungen mit Konzertreihen, Festspielen, Museumstagen oder Ausstellungen.
Marktbreit: Alzheimers Geburtsort
Marktbreit, der malerische Weinort am Main, bietet seinen Besuchern neben persönlich geführten Besuchertouren auch eine virtuelle Gästeführung. Über angebrachte QR-Codes erhalten Gäste interessante und wertvolle Informationen zu den Marktbreiter Sehenswürdigkeiten. Im Geburtshaus von Alois Alzheimer, der Dr. Alois Alzheimer Gedenk- und Tagungsstätte, stärkt mit der Berufung von Bernd Seeberger als neuen wissenschaftlichen Leiter das Alzheimer-Geburtshaus seine Rolle als wissenschaftlich fundierter Ort des Austauschs und Gedenkens.
Sehenswürdigkeiten in Marktbreit:
- Das Seinsheimsche Schloss: Es entstand ein Repräsentationsbau im Stil und Geist der Renaissance. Nach einer Sanierung 1994 befindet sich heute im Erdgeschoss ein Cafe und eine Weinstube sowie im ersten Stock die Stadtbücherei und das Stadtarchiv.
- Das Rathaus: Es wurde 1579/81 von dem bekannten Steinmetz und Werkmeister Hans Keesenbrod aus Segnitz erbaut. An der Ecke, ebenso wie an der Giebelspitze, erhebt sich als Wahrzeichen des Marktortes die Statue des Ritters St. Georg, der den Lindwurm mit seiner Lanze tötet. Die Georgsstatue am Giebel war das Symbol des Zollrechts für die Mainschifffahrt, für die Schiffer auf dem Fluss schon von weitem sichtbar. Die Statue an der Rathausecke symbolisierte die Marktgerechtigkeit.
- Die Pyramide: Auf der Bundesstraße 13 stand auf Gnodstadter Gemarkung inmitten der Fahrbahn die "Pyramide". Nach einem schweren Unfall, als ein Lastwagen auf die Pyramide prallte und sie zerbrach, steht sie nun neben der Straße.
- Das Haus am Maintor auf der Bachmauer: Seine heutige Gestalt erhielt das Anwesen nach einer Renovierung im Jahre 1774. Im Jahr 1936 wurde die ehemalige Kapellenruine auf dem Kapellenberg als Bezirks-Kriegergedächtnisstätte wieder aufgebaut und zur Kriegergedächtnisstätte des Landkreises Kitzingen umgestaltet.
- Der Mainkran: Noch im gleichen Jahre ließ Fürst Johann Adam v. Schwarzenberg einen neuen Kran errichten. Der 16m hohe Rundturm hat einen Durchmesser von 9,2m. Im Innern des Turmes befindet sich das gut erhaltene originale Doppelräder-Triebwerk aus Eichenholz.
- Kath. Kirche "St. Ludwig": Erbaut 1846-49. Durch die großzügige Förderung des bayerischen Königs Ludwig I. konnte die Kirche am 12.10.1849 eingeweiht werden. Neugotischer Stil, Fenster im Rundbogenstil. Aus der Frühzeit der Kirche stammen das Gestühl, der Taufstein und der Beichtstuhl.
- Handelshäuser am Marktplatz: Die bekanntesten Handelshäuser am Marktplatz, im Stil des Würzburger Barock errichtet, stammen aus dem 18. Jahrhundert. Das rechte Haus, am Eingang der Schustergasse, wurde 1717-1719 vom Barockarchitekten Joseph Greissinger erbaut. Das links daneben stehende Handelshaus am Markt, wurde 1725 von dem Kaufmann Georg Günther erbaut, dessen Familie über 200 Jahre die Handelsgeschicke Marktbreits mitgestaltete.
- Gasthaus "Schwarzenbergische Herberge": Die Geschichte des Hauses reicht bis in das 15. Jahrhundert zurück, ehemals Gasthaus und "Fürstlich Schwarzenbergische Herberge". König Ludwig I. von Bayern zählte bereits zu den Gästen des heute als zweitältestestes Gasthaus Bayerns bezeichneten Hauses.
- Der Friedhof: Der Friedhof wurde bereits im Jahre 1566 außerhalb des ummauerten Ortes angelegt. In einer offenen Bogenhalle stehen beachtliche Schöpfungen fränkischer Denkmalkunst. Das älteste der zahlreichen Epitaphien stammt von 1587.
- Evang. Kirche "St. Nikolai": Spätgot. Chorraum und frühgot. Turmuntergeschoss, erbaut in der 1.Hälfte des 14.Jahrhunderts. Bauliche Erweiterungen im 15. Jh. Im Chorraum befindet sich ein Sakramentshäuschen aus Sandstein, um 1400. Im Langhaus steht die von Joh. Chr. Marschall 1737 gestiftete Barockkanzel, mit der Darstellung der vier Apostel und vier Sanduhren. Als Besonderheit sind die fünf Seinsheimer-Epithaphien aus dem 16.Jh. zu nennen.
- Römerlager auf dem Kapellenberg: Im Jahre 1985 wurde auf dem Kapellenberg, hoch über Marktbreit, durch Luftbildarchäologie ein Römerlager aus augusteischer Zeit entdeckt. Mit ca. 37 ha ist es eines der größten römischen Lager überhaupt, das bislang östlichste der Frühzeit im Freien Germanien.
Jüdische Gemeinde in Marktbreit
Eine neue Phase in der Geschichte der Juden Marktbreits begann im Jahre 1636, als der Würzburger Bischof Franz von Hatzfeld Juden gegen hohes Schutzgeld in den Ort einwies. 1714 brannte das jüdische Gemeindehaus ab. Mit dem Geld der Familie des Oberhoffaktors „Wertheimer“ wurde eine neue Synagoge erbaut. Sie beherbergte die israelitische Schule mit Lehrerwohnung und ein Ritualbad im Keller. Das Haus dient heute als Wohnhaus. Es blieben nur noch das Eingangsportal zur Synagoge und die Seitenfassade mit Resten byzantinischer Schmuckelemente erhalten.
Die Alzheimer Gesellschaft Frankfurt am Main
Die Alzheimer Gesellschaft Frankfurt am Main wurde 1996 als eingetragener Verein in Frankfurt am Main gegründet. Sie bietet Unterstützung und Beratung für Betroffene und ihre Angehörigen.
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In Frankfurt am Main leben heute etwa 13.000 manifest Erkrankte, bei etwa 1.400 neuen Erkrankungsfällen pro Jahr. Der zahlenmäßige Anstieg der Krankheitsfälle ist vor allem durch die Verdoppelung der Lebenserwartung in den industrialisierten Ländern in den vergangenen 100 Jahren verursacht, da sich mit zunehmendem Lebensalter das Risiko einer Alzheimer’schen Erkrankung erhöht.
Aktuelle Entwicklungen in der Alzheimer-Forschung
Die Alzheimer-Forschung ist weiterhin ein wichtiges Feld der medizinischen Forschung. Wissenschaftler arbeiten daran, die Ursachen der Krankheit besser zu verstehen und neue Therapien zu entwickeln.
Ein vielversprechender Ansatz ist die Entwicklung von Medikamenten, die die Bildung von Plaques im Gehirn verhindern oder reduzieren können. Ein weiterer Ansatz ist die Entwicklung von Medikamenten, die die Symptome der Krankheit lindern können.
Eli Lilly hat im Jahr 2024 einen Umsatz von 45,04 Milliarden US-Dollar erzielt und einen Gewinn von 10,83 Milliarden US-Dollar (Vorsteuerergebnis) erwirtschaftet, was eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr darstellt. Dies zeigt, dass die Pharmaindustrie weiterhin in die Entwicklung neuer Therapien für die Alzheimer-Krankheit investiert.
Es gibt auch Hinweise darauf, dass bestimmte Lebensstilfaktoren, wie z. B. eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung, das Risiko einer Alzheimer-Erkrankung verringern können.
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