Die Alzheimer-Krankheit betrifft in Deutschland bereits über eine Million Menschen, Tendenz steigend. Da es bislang keine heilende Therapie gibt, rückt die Prävention immer stärker in den Fokus. Die orthomolekulare Medizin, die auf den gezielten Einsatz von Mikronährstoffen setzt, bietet hier vielversprechende Ansätze. Ein wichtiger Kandidat in diesem Zusammenhang ist die Alpha-Liponsäure (ALA).
Was ist Alpha-Liponsäure?
Alpha-Liponsäure, auch Thioctsäure genannt, ist eine kurzkettige Fettsäure, die sowohl vom Körper selbst produziert als auch über die Nahrung aufgenommen werden kann. Besonders reichhaltige Quellen sind Fleisch und Organe wie Herz, Leber und Niere, aber auch Kohlsorten enthalten ALA. Es gibt zwei Formen von ALA: R-Alpha-Liponsäure, die natürlich vorkommt und vom Körper besser verwertet wird, und S-Alpha-Liponsäure, die synthetisch hergestellt wird.
Wie wirkt Alpha-Liponsäure im Gehirn?
ALA entfaltet ihre potenziell schützende Wirkung im Gehirn auf verschiedenen Ebenen:
Antioxidative Wirkung
Als starkes Antioxidans kann ALA freie Sauerstoffradikale (ROS) neutralisieren, die bei Alzheimer-Patienten vermehrt auftreten und oxidativen Stress verursachen. Im Gegensatz zu anderen Antioxidantien ist ALA sowohl wasser- als auch fettlöslich und kann daher Zellmembranen überwinden und die Blut-Hirn-Schranke passieren. Zudem kann ALA andere Antioxidantien wie Glutathion, Coenzym Q10, Vitamin C und E recyceln und ihre Funktionalität erhöhen.
Neurotransmitter-Synthese
ALA kann die Synthese von Neurotransmittern wie Acetylcholin (ACh) positiv beeinflussen, der für die Signalübertragung zwischen Nervenzellen wichtig ist. Ein Mangel an Acetylcholin wird häufig bei Alzheimer-Patienten beobachtet. ALA kann die Aktivität des Enzyms Acetylcholinesterase hemmen, das Acetylcholin abbaut, und so zur Erhaltung der Gedächtnisleistung beitragen.
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Energiestoffwechsel
ALA ist ein wichtiger Co-Faktor für Enzyme des Energiestoffwechsels. Sie kann die Glukoseaufnahme in die Gehirnzellen erhöhen und so einem Glukosemangel entgegenwirken. Zudem unterstützt ALA die Energiegewinnung in den Mitochondrien und schützt diese vor oxidativem Stress.
Entgiftung
ALA kann die Ausscheidung von Metallionen wie Blei, Quecksilber oder Kupfer unterstützen, die an Proteine im Gewebe gebunden sind. Durch ihre Fettlöslichkeit kann ALA auch intrazelluläre Bereiche erreichen und die Blut-Hirn-Schranke überwinden.
Studienergebnisse zur Wirkung von Alpha-Liponsäure bei Demenz
Die potenziellen Vorteile von ALA bei Alzheimer-Patienten wurden in verschiedenen Studien untersucht. Dabei wurden die kognitiven Fähigkeiten der Patienten mithilfe des Mini-Mental-Status-Tests (MMSE) und der Alzheimer’s Disease Cognitive Subscale (ADAScog) beurteilt.
Eine Studie teilte Patienten in drei Gruppen ein: leichte Demenz, mittelschwere Demenz im Anfangsstadium und mittelschwere Demenz im fortgeschrittenen Stadium. Über einen Zeitraum von 48 Monaten erhielten alle Gruppen täglich 600 mg ALA sowie Acetylcholinesterasehemmer und kognitives Training. Die Ergebnisse zeigten ein verlangsamtes Fortschreiten der Erkrankung bei den Patienten, die zusätzlich ALA einnahmen, insbesondere bei leichter und mittelschwerer Demenz im frühen Stadium.
Ähnliche Ergebnisse wurden in einer Studie von Hager et al. erzielt, in der 9 Alzheimer-Patienten über 12 Monate täglich 600 mg ALA erhielten. Die kognitiven Funktionen der Patienten stabilisierten sich während der Intervention. Eine spätere Analyse mit 43 Patienten über einen Beobachtungszeitraum von 48 Monaten bestätigte, dass das Fortschreiten der Alzheimererkrankung bei den mit ALA behandelten Patienten langsamer war als bei den unbehandelten.
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Eine weitere Studie untersuchte die Wirkung einer Kombination aus Omega-3-Fettsäuren (ω-3) und ALA bei Alzheimer-Patienten. Die Patienten, die ω-3 und ALA erhielten, zeigten im Vergleich zur Placebogruppe einen verminderten kognitiven Abbau und eine verbesserte Fähigkeit, alltägliche Aktivitäten selbstständig durchzuführen.
In einer Studie von Galasko et al. erhielten Alzheimer-Patienten entweder eine Kombination aus Vitamin E, Vitamin C und ALA, Coenzym Q oder ein Placebo. Die Patienten, die die Vitamin-ALA-Kombination erhielten, zeigten verringerte Biomarker für oxidativen Stress und einen geringeren kognitiven Verfall im Vergleich zur Placebogruppe.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht alle Studien positive Ergebnisse zeigen. Eine offene Pilotstudie an kognitiv intakten älteren Erwachsenen fand nach 12 Wochen keine signifikanten Auswirkungen von ALA auf Kognition oder Stimmung. Dies deutet darauf hin, dass die Vorteile von ALA bei Personen mit bestehenden kognitiven Beeinträchtigungen möglicherweise stärker ausgeprägt sind.
Dosierung und Sicherheit
Für die Behandlung der diabetischen Neuropathie werden üblicherweise Dosierungen von 600-1200 mg Alpha-Liponsäure täglich empfohlen. Bei Multipler Sklerose haben sich höhere Dosierungen von 1200 mg täglich als wirksam erwiesen. Alpha-Liponsäure gilt allgemein als sicher und gut verträglich. Gelegentlich können milde Nebenwirkungen wie gastrointestinale Beschwerden, Hautausschläge oder Kopfschmerzen auftreten, besonders bei höheren Dosierungen.
Fazit
Die Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Alpha-Liponsäure ein vielversprechendes Potenzial für die Prävention und Behandlung von Demenzerkrankungen wie Alzheimer hat. ALA kann den kognitiven Abbau verlangsamen, die Fähigkeit zur Durchführung alltäglicher Aktivitäten erhalten und möglicherweise das Fortschreiten der Erkrankung verzögern. Eine Kombination mit anderen Antioxidantien wie Vitamin E oder Omega-3-Fettsäuren könnte die positiven Effekte verstärken.
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Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass ALA Demenz nicht heilen kann. Weitere Langzeitstudien sind notwendig, um die optimale Dosierung, Anwendungsdauer und mögliche Kombinationstherapien zu bestimmen. Dennoch deutet die aktuelle Evidenz darauf hin, dass ALA ein wertvoller Baustein in einem umfassenden Ansatz zur Demenzprävention sein könnte.
Wichtiger Hinweis: Die hier dargestellten Informationen dienen lediglich der Information und ersetzen keine professionelle medizinische Beratung. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Therapeuten, bevor Sie Alpha-Liponsäure oder andere Nahrungsergänzungsmittel zur Demenzprävention einsetzen.
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