Alpha-Liponsäure: Wirkung auf Nerven, Gehirn und mehr

Alpha-Liponsäure (ALA), oft fälschlicherweise mit Alpha-Linolensäure verwechselt, ist eine schwefelhaltige Fettsäure mit vielfältigen positiven Auswirkungen auf den Körper, insbesondere auf das Nervensystem. Während Alpha-Linolensäure eine pflanzliche Omega-3-Fettsäure ist, agiert Alpha-Liponsäure als starkes Antioxidans, das Zellen vor Schäden schützt und die Regeneration anderer wichtiger Stoffe unterstützt.

Was ist Alpha-Liponsäure?

Alpha-Liponsäure ist eine körpereigene Substanz, die eine zentrale Rolle bei der Energiegewinnung in den Mitochondrien spielt, den "Kraftwerken" der Zellen. Der Körper kann ALA in geringen Mengen selbst synthetisieren, hauptsächlich in Leber, Nieren und Herz. ALA kommt auch in bestimmten Lebensmitteln vor, insbesondere in Innereien wie Leber und Herz sowie in rotem Fleisch. Pflanzliche Quellen sind beispielsweise Spinat, Brokkoli und Tomaten, allerdings ist der Gehalt in Lebensmitteln relativ gering.

Die vielfältige Wirkung von Alpha-Liponsäure

Antioxidative Eigenschaften

ALA ist ein hochwirksames Antioxidans, das Zellen vor freien Radikalen schützt. Freie Radikale sind instabile Moleküle, die Zellen schädigen und zu oxidativem Stress führen können. ALA neutralisiert diese freien Radikale und fördert die Regeneration anderer Antioxidantien wie Vitamin C, Vitamin E und Glutathion. Diese Fähigkeit, andere Antioxidantien zu "recyceln", macht ALA zu einem wichtigen Bestandteil von Entgiftungskuren und zum Schutz vor Zellschäden.

Neuroprotektive Wirkung

Die Alpha-Liponsäure Wirkung im Gehirn beruht auf ihrer Fähigkeit, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden. Dort wirkt sie neuroprotektiv und zeigt in Studien Potenzial bei kognitivem Abbau, Müdigkeitssyndromen und neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson. ALA moduliert Entzündungsprozesse, verbessert die Insulinsensitivität und schützt die Mitochondrien vor Schäden, was alles zur Gesundheit des Gehirns beiträgt.

Anwendung bei diabetischer Polyneuropathie

Bei der diabetischen Polyneuropathie, einer häufigen Komplikation des Diabetes mellitus, hat Alpha-Liponsäure in mehreren klinischen Studien positive Effekte gezeigt. Die ALADIN-Studie demonstrierte eine signifikante Verbesserung neuropathischer Symptome nach intravenöser Gabe von 600 mg Alpha-Liponsäure täglich über drei Wochen. Eine aktuelle Metaanalyse aus dem Jahr 2022 unterstützt die Wirksamkeit von Alpha-Liponsäure zur Linderung von Schmerzen, Brennen, Parästhesien und Taubheitsgefühlen bei diabetischer Neuropathie.

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Mögliche Vorteile bei Multipler Sklerose

Besonders aufsehenerregend sind die Ergebnisse zur Wirkung von Alpha-Liponsäure bei Multipler Sklerose. Studien deuten darauf hin, dass ALA die Progression der Erkrankung verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern kann. Die Patienten berichteten zudem über weniger Stürze, ein verbessertes Lauftempo und eine Reduktion der Fatigue-Symptomatik.

Unterstützung der Lebergesundheit

Alpha-Liponsäure wird in der Lebertherapie häufig ergänzend eingesetzt - etwa bei Fettleber, toxischer Belastung oder chronischer Hepatitis. Die Leber benötigt Glutathion, um Stoffwechselprodukte und toxische Fremdsubstanzen zu binden und abzubauen. ALA unterstützt diesen Prozess, indem es die Glutathion-Produktion fördert und somit die Entgiftungsfunktion der Leber unterstützt. In Tierversuchen hat R-ALA zudem vielversprechendes Potential als Ergänzung bei einer Schwermetallvergiftung gezeigt.

Einfluss auf die Schilddrüsenfunktion

Einige Studien deuten darauf hin, dass Alpha-Liponsäure die Schilddrüsenfunktion positiv beeinflussen kann, z. B. durch Verbesserung der Insulinsensitivität und Verringerung von Entzündungen.

Weitere potenzielle Anwendungsbereiche

Das therapeutische Potenzial von Alpha-Liponsäure geht möglicherweise weit über die bisher erforschten Anwendungsgebiete hinaus. Präklinische Studien deuten auf mögliche positive Effekte bei Alzheimer, Parkinson und anderen neurodegenerativen Erkrankungen hin. Auch bei COVID-19 könnte ALA eine Rolle spielen, da ein großer Teil der Verstorbenen an Diabetes litt. Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass ALA die Darmflora und die Darmschleimhaut positiv beeinflussen kann.

Dosierung und Einnahme

Für die Behandlung der diabetischen Neuropathie werden üblicherweise Dosierungen von 600-1200 mg Alpha-Liponsäure täglich empfohlen. Bei Multipler Sklerose haben sich höhere Dosierungen von 1200 mg täglich als wirksam erwiesen. Die Dosierung von Alpha-Liponsäure hängt vom individuellen Ziel ab. Alpha-Liponsäure sollte auf nüchternen Magen eingenommen werden, da die Nahrungsaufnahme die Bioverfügbarkeit verringern kann.

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Sicherheit und Nebenwirkungen

Alpha-Liponsäure gilt allgemein als sicher und gut verträglich. Gelegentlich können milde Nebenwirkungen wie gastrointestinale Beschwerden, Hautausschläge oder Kopfschmerzen auftreten, besonders bei höheren Dosierungen. Bei langfristiger Einnahme von täglich 600 mg ALA (oder höheren Dosen) sollte auf den Mineralstoffhaushalt geachtet werden, da ALA Metalle binden kann. Schwangere und Stillende sollten die Liponsäure besser nicht oder nur in Absprache mit dem Arzt einnehmen.

R-Alpha-Liponsäure vs. S-Alpha-Liponsäure

R-Alpha-Liponsäure (R-ALA) ist die natürliche Form der Alpha-Liponsäure, wie sie in der Nahrung vorkommt. Daneben existieren synthetische Varianten, die als „S“- und „RS“-Alpha-Liponsäure bezeichnet werden. Achten Sie beim Kauf darauf, dass es sich um die R-Form handelt. Manchmal gibt es auch Mischungen, die dann die S- und R-Form 1:1 enthalten. Unterschiede der biologischen Aktivitäten von R- und S-Form sind unter Fachleuten umstritten.

Alpha-Liponsäure in Lebensmitteln

Alpha-Liponsäure kommt in geringen Mengen in verschiedenen Lebensmitteln vor, darunter:

  • Innereien (Leber, Herz)
  • Rotes Fleisch
  • Gemüse (Spinat, Brokkoli, Tomaten)

Die Menge der Fettsäure, die im Körper selbst hergestellt wird, ist ebenfalls sehr gering und nimmt mit dem Alter, Stress, Entzündungen und chronischen Erkrankungen ab.

Fazit

Alpha-Liponsäure ist ein hochwirksames Antioxidans mit vielseitigen Anwendungsbereichen: von Nerven- und Lebergesundheit bis hin zu mentaler Klarheit und oxidativem Zellschutz. Insbesondere bei diabetischer Polyneuropathie und Multipler Sklerose hat ALA vielversprechende Ergebnisse gezeigt. Weitere Forschung ist jedoch notwendig, um das volle therapeutische Potenzial dieser bemerkenswerten Substanz auszuschöpfen.

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