Taube oder schwerhörige Hunde können trotz ihrer Einschränkungen ein erfülltes und glückliches Leben führen. Die Ursachen für eine Höreinschränkung sind vielfältig und reichen von genetischen Faktoren bis hin zu altersbedingten Verschleißerscheinungen. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte der altersbedingten Taubheit bei Hunden, einschließlich Ursachen, Symptome, Diagnose, Behandlungsmöglichkeiten und Tipps für den Umgang mit einem tauben Hund.
Arten von Höreinschränkungen
Grundsätzlich lassen sich zwei Arten von Höreinschränkungen unterscheiden:
- Schallleitungsstörung: Bei dieser Art der Störung wird das Schallsignal nicht korrekt bis zum Innenohr übertragen. Probleme im Außen- oder Mittelohr sind hierfür verantwortlich. Häufig sind die Ursachen behandelbar, sodass das Hörvermögen wiederhergestellt werden kann.
- Schallempfindungsstörung: Hier liegt das Problem im Innenohr oder im Hörnerv. Die Haarzellen im Innenohr wandeln Schallwellen in elektrische Impulse um und leiten diese an das Gehirn weiter. Eine Schädigung dieser Strukturen führt zu dauerhaftem Hörverlust.
Ursachen altersbedingter Schwerhörigkeit
Altersbedingte Schwerhörigkeit manifestiert sich meist im letzten Lebensdrittel des Hundes und schreitet allmählich voran. Anfänglich verlieren die Tiere die Fähigkeit, hohe Töne zu hören.
Weitere Ursachen für Taubheit bei Hunden können sein:
- Genetische Faktoren: Bestimmte Rassen sind genetisch anfälliger für Taubheit. Dazu gehören unter anderem Dalmatiner, Australian Shepherds, Border Collies und Weiß-blaue Doggen. Bei diesen Rassen kann Taubheit vererbt werden und bereits bei der Geburt oder im frühen Welpenalter auftreten.
- Infektionen und Entzündungen: Ohrenentzündungen oder Infektionen des Mittel- oder Innenohrs können zu einer vorübergehenden oder dauerhaften Taubheit führen.
- Medikamente und Toxine: Bestimmte Medikamente oder toxische Substanzen können das Gehör schädigen und zu einer vorübergehenden oder dauerhaften Taubheit führen. Ototoxische Medikamente sollten immer unter Nutzen-Risiko-Abwägung eingesetzt werden.
- Trauma oder Verletzungen: Verletzungen am Kopf oder den Ohren können ebenfalls die Hörfähigkeit eines Hundes beeinträchtigen.
- Angeborene Fehlbildungen: Angeborene, genetisch bedingte Taubheit kommt bei verschiedenen Tierarten vor und wird insbesondere mit der Fellfarbe Weiß vererbt. Besonders häufig betroffen sind weiße Tiere mit blauen Augen. Beim Hund kommen der Merle-Faktor und die Dalmatiner-Färbung dazu.
- Erkrankungen: Erkrankungen wie beispielsweise einer Meningitis (=Gehirnhautentzündung) oder der Staupe beim Hund sowie Tumoren können Hörschäden entstehen.
- Schwermetalle: Schwermetalle wie Quecksilber oder Arsen, die beispielsweise über belastetes Trinkwasser aufgenommen werden, schädigen das Innenohr.
Symptome einer Höreinschränkung
Es gibt verschiedene Anzeichen, die auf eine Höreinschränkung bei Hunden hindeuten können:
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- Der Hund ignoriert Rufe oder reagiert verzögert.
- Er reagiert weniger oder gar nicht mehr auf Geräusche wie Klingeln oder Händeklatschen.
- Er schläft scheinbar tiefer als zuvor und erschrickt leicht, wenn er berührt wird.
- Er zeigt Unsicherheit oder Verwirrung in ungewohnten Umgebungen.
- Er bellt lauter oder unkontrollierter als früher.
- Er orientiert sich vermehrt visuell.
Diagnose von Taubheit
Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Hund an einer Höreinschränkung leidet, sollten Sie einen Tierarzt aufsuchen. Dieser wird zunächst eine allgemeine Untersuchung durchführen und die Ohren des Hundes inspizieren.
Folgende Diagnosemethoden können zum Einsatz kommen:
- Ohruntersuchung: Mit Hilfe eines Ohrenspiegels (Otoskop, Videootoskop) werden die Gehörgänge beider Ohren genau untersucht. Es können Tupferproben entnommen werden, um Krankheitserreger nachzuweisen. Das Trommelfell wird auf Beschädigungen kontrolliert.
- Audiometrie (BAER-Test): Dieser spezielle Hörtest (Brainstem Auditory Evoked Response) untersucht, ob der Schall bis zum Innenohr übertragen wird. Unter Sedierung werden Elektroden am Kopf des Hundes befestigt. Über kleine Stöpsel in den Ohren werden Geräusche unterschiedlicher Lautstärke und Frequenz abgespielt. Die Elektroden messen, ob die Geräusche vom Gehirn wahrgenommen werden und zeichnen die Messungen über einen Computer auf.
- Elektroneurografie (ENG): Mit dieser Methode kann die Nervenleitgeschwindigkeit des Hörnervs gemessen werden, um die Schallempfindung zu überprüfen. Unter Sedierung werden Elektroden an der Kopfhaut über dem Hörnerv angebracht und über Ohrstöpsel Geräusche abgespielt. Die Elektroden messen die elektrische Aktivität des Hörnervs.
- Bildgebung: In Ausnahmefällen können bildgebende Verfahren wie Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) sinnvoll sein, um die Ursache der Taubheit zu ermitteln.
Behandlung und Prognose
Ob eine Höreinschränkung behandelbar ist, hängt von der Ursache ab. Eine angeborene oder altersbedingte Taubheit bleibt meist bestehen. Ist der Hörverlust durch Medikamente oder Schwermetalle verursacht worden, hängt es vom Grad der Schädigung ab, ob sich das Hörvermögen nach Abstellen der Ursache noch regenerieren kann.
Werden Ohrinfektionen, Autoimmun- sowie andere zugrundeliegende Erkrankungen mit entsprechenden Medikamenten behandelt, haben sie eine gute Prognose.
Prophylaxe
Gegen die meisten Ursachen eines Hörverlustes gibt es leider keine Prophylaxe. Die Behandlung mit potenziell ototoxischen Medikamenten sollte immer unter Nutzen-Risiko-Abwägung geschehen.
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Kontrolliere die Ohren deines Tieres regelmäßig, so dass Ohrinfektionen frühzeitig erkannt und behandelt werden. Reinige die Ohren deines Tieres immer nur äußerlich mit einem Papiertaschentuch. Führe auf keinen Fall Wattestäbchen in den Gehörgang ein.
Regelmäßige Reinigung der Hundeohren dient der Vorbeugung von Hörschäden. Zögere dabei nicht, bei Symptomen von Krankheiten den Tierarzt aufzusuchen.
Umgang mit einem tauben Hund
Ein Hörverlust bedeutet eine erhebliche Einschränkung für das Tier, insbesondere bei der Kommunikation und Orientierung. Ist dein Tier seit Geburt an taub, kennt es das nicht anders. Es gibt dennoch Dinge, die du beachten solltest.
Grundsätzlich ist es wichtig, höreingeschränkten Tieren ein sicheres Umfeld zu bieten und darauf zu achten, sie nicht beispielsweise mit plötzlichem Annähern oder Hochheben von hinten zu erschrecken. Darüber hinaus gilt es, die akustische Kommunikation durch Mimik und Gestik wie Handzeichen zu ersetzen. Für Hunde gibt es als Hilfsmittel Vibrationshalsbänder. Mit diesen kannst du deinen Hund trainieren, Blickkontakt zu dir zu suchen.
Bei Freigängerkatzen besteht ein erhöhtes Sicherheitsrisiko durch Gefahren wie Autos, die nicht gehört werden. Halte deine taube Katze deshalb in der Wohnung oder nur in einem abgesicherten Bereich im Freien. Verwende bei Spaziergängen mit deinem Hund immer eine Leine und im Dunkeln ein Halsband oder Geschirr mit Reflektoren, so dass er von Verkehrsteilnehmer:innen besser gesehen wird.
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Insbesondere wenn dein Tier erst im Laufe des Lebens taub wird, ist es wichtig, vertraute Routinen beizubehalten. Agiere ruhig und geduldig, um deinem Tier Zeit zu geben, deine Körpersprache zu verstehen. Nutze die positive Verstärkung durch Lob oder ab und zu einem kleinen Leckerli, wenn Dinge richtig verstanden wurden.
Kommunikation
Da taube Hunde keine akustischen Signale wahrnehmen können, ist es wichtig, auf visuelle und taktile Reize zurückzugreifen. Klare und leicht verständliche Handzeichen sind dabei unerlässlich.
- Blickkontakt: Der Blickkontakt ist für die Kommunikation mit einem tauben Hund unerlässlich. Sie sollten diesen zuerst konditionieren, indem Sie ein Leckerli in die Hand nehmen und warten, bis der Hund Ihnen in die Augen schaut. Dann bestätigen Sie das Verhalten sofort mit dem Leckerli.
- Sichtzeichen: Für jedes Signal (Sitz, Platz, Bleib, Komm, usw.) gibt es ein eigenes Sichtzeichen, das eindeutig für Hund und Halter ist. Wählen Sie einfache Zeichen, die leicht zu merken sind.
- Vibrationshalsband: Ein Vibrationshalsband kann helfen, den Hund auf Distanz zu steuern. Achten Sie darauf, dass das Halsband nur die Vibration und keinen Stromreiz enthält. Der Hund sollte auf Vibration entweder mit „Schau mich an“ oder „Komm her“ konditioniert werden. Diese Konditionierung sollte nur von erfahrenen Hundehaltern oder zusammen mit Hundetrainern trainiert werden.
- Körpersprache: Eure Mimik, Eure Körperhaltung und Eure Sichtzeichen helfen dem schwerhörigen oder tauben Hund durch den Alltag und können ihm Sicherheit zurückgeben: durch klare, immer gleiche und einladende Bewegungen zum Beispiel. Das bedeutet natürlich, dass Hundehalter lernen müssen, möglichst immer Sichtkontakt zu halten. Ein Intensivtraining zur Körpersprache zusammen mit dem schwerhörigen Oldie ist ganz bestimmt eine gute Idee, wenn es um Eure individuelle Kommunikation geht.
Training
Das Training eines tauben Hundes unterscheidet sich von dem eines hörenden Hundes, da akustische Signale keine Rolle spielen. Stattdessen sollten Sie Ihren tauben Hund auf Sichtzeichen trainieren, indem Sie für jeden Befehl ein eindeutiges Handzeichen verwenden. Wichtig ist, dass Sie als Hundebesitzer Geduld und Verständnis zeigen und mit Ihrem Hund üben, um eine gute Kommunikation zu gewährleisten.
- Die Grundlage ist zunächst, die Aufmerksamkeit des Hundes zu trainieren.
- Der nächste Schritt ist das Trainieren von Kommandos mit Handzeichen.
- Die Handzeichen für die unterschiedlichen Kommandos müssen sich klar voneinander unterscheiden.
- Positive Verstärkung und Belohnungen (Leckerlis, Streicheleinheiten) sind wichtig, um dem Hund das gewünschte Verhalten zu vermitteln.
- Wenn Ihr Hund auf Sie fokussiert ist und die Kommandos sicher klappen, kann der Freilauf trainiert werden. Zu Beginn sollten Sie mit einem Geschirr und einer Schleppleine üben. Die lange Leine gibt Freiraum, ohne die Kontrolle abzugeben.
Sicherheit
Ein tauber Hund ist möglicherweise anfälliger für Gefahren in seiner Umgebung, da er Geräusche wie Verkehr oder andere Tiere nicht hören kann. Es ist wichtig, besondere Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, um die Sicherheit Ihres Hundes zu gewährleisten.
- Leine und Geschirr: Ein Geschirr und eine Leine sind unerlässlich, um Ihren Hund in unsicheren Situationen oder Umgebungen zu schützen. Eine reflektierende Leine und ein Geschirr mit der Aufschrift „taub“ können dazu beitragen, dass andere Menschen und Hundebesitzer sich der besonderen Bedürfnisse Ihres Hundes bewusst werden.
- Sicherer Auslauf: Ein eingezäunter Bereich in Ihrem Garten oder ein Hundepark, der speziell für taube Hunde ausgelegt ist, kann Ihrem Hund die Möglichkeit bieten, sich frei zu bewegen und zu spielen, ohne Gefahr zu laufen.
- Vorsicht im Straßenverkehr: Beim Spazierengehen mit einem tauben Hund braucht es besondere Aufmerksamkeit. Die Verwendung klarer visueller Zeichen, um zu kommunizieren, hilft beim sicheren Gassigehen.
- Sicherheit muss Eure oberste Priorität sein. Denn läuft ein schwerhöriger Hund zum Beispiel unangeleint in eine Gefahrensituation, könnt Ihr das Tier nicht zurückrufen: Wir empfehlen deshalb, den Senior im urbanen Umfeld oder an Straßen an die Leine zu nehmen.
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