Alzheimer-Demenz: Therapie-Optionen zur Verbesserung der Lebensqualität

Die Alzheimer-Krankheit ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die Gedächtnis, Denken und Verhalten beeinträchtigt. Obwohl es derzeit keine Heilung gibt, gibt es eine Reihe von Therapie-Optionen, die darauf abzielen, die Symptome zu lindern, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Familien zu verbessern.

Nicht-medikamentöse Therapien: Den Alltag aktiv gestalten

Ein wichtiger Bestandteil der Alzheimer-Behandlung sind nicht-medikamentöse Therapien. Diese umfassen eine Vielzahl von Ansätzen, die darauf abzielen, das Wohlbefinden der Erkrankten zu stärken und ihre Selbstständigkeit so lange wie möglich zu erhalten. Im Mittelpunkt steht, den Erkrankten die Teilhabe am Alltag und am sozialen Leben zu ermöglichen. Gleichzeitig können diese Ansätze dazu beitragen, herausfordernde Verhaltensweisen zu mildern und für mehr Ausgeglichenheit zu sorgen. Die Therapien lassen sich einzeln oder kombiniert anwenden.

Kognitive Förderung: Geistige Fähigkeiten erhalten

Kognitive Förderung umfasst strukturierte Trainings und alltagsnahe Aufgaben, die darauf abzielen, Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, Lernfähigkeit und Kommunikation zu verbessern. Beispiele hierfür sind:

  • Gedächtnistraining: Aktivitäten zur Förderung von Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Kommunikation, z.B. Rechenaufgaben, Wortspiele, Puzzles, Bilder erkennen, Zahlenreihen vervollständigen, auch als Gruppenaktivität. Ziel ist die geistige Anregung und die Verbesserung der Stimmung der oder des Erkrankten.
  • Kognitive Stimulation: Einfache Wort-, Zahlen- oder Ratespiele, die die Wahrnehmung und das Lernen verbessern.
  • Realitätsorientierung: Aktive Informationen zu Zeit und Ort anbieten, beispielsweise durch große Uhren und Kalender oder eine einfache Raumbeschilderung.

Gedächtnistrainings, bei denen Gelerntes nur wiederholt wird, sind nicht hilfreich. Die kognitiven Trainings sollten regelmäßig von geschultem Personal angeleitet werden und zu den individuellen Möglichkeiten der Betroffenen passen.

Bewegungstherapie: Körper und Geist in Schwung bringen

Bewegung und körperliche Aktivität haben nachgewiesene positive Effekte auf die Leistungsfähigkeit, Fitness und Stimmung von Erkrankten. Bewegung baut Ängste ab, mildert Aggressionen und fördert das Ein- und Durchschlafen.

Lesen Sie auch: Informationen für Alzheimer-Patienten und Angehörige

  • Bewegungsangebote: Spaziergänge, Gehübungen, Gymnastik, Kräftigungs- und Konditionstraining zuhause oder in der Physiotherapie.
  • Aktivitäten: Gespräche, Kochen, Singen, Musizieren und Tanzen, auch in Gruppen.
  • Sport: Tägliche moderate Bewegung (Walking, Tanzen, Gymnastik etc.), bei der Atmung und Herzfrequenz erhöht sind, aber noch ein Gespräch möglich ist.

Durch gezieltes Training von Ausdauer, Kraft und Koordination kann die Physiotherapie Menschen mit Demenz dabei helfen ein gesundes körperliches Aktivitätsniveau möglichst lange aufrecht zu erhalten, das Sturzrisiko im Alltag zu reduzieren und die Leistungsfähigkeit bei der Bewältigung der Aktivitäten des täglichen Lebens zu stabilisieren oder gar zu verbessern.

Ergotherapie: Alltagskompetenzen stärken

In der Ergotherapie werden durch funktionelle, spielerische, handwerkliche und gestalterische Aktivitäten die Alltagskompetenzen gestärkt und möglichst lange erhalten. Dadurch wird die Stimmung der Betroffenen verbessert. Gemeinsam mit der Therapeutin oder dem Therapeuten üben Betroffene Tätigkeiten wie Einkaufen, Kochen oder auch Zeitunglesen.

Mit fortschreitender Erkrankung liegt der Fokus mehr auf der Körperwahrnehmung und einfachen Bewegungsabläufen. Die Kosten für Ergotherapie als Demenz-Behandlung können von der Krankenkasse erstattet werden, wenn ein Arzt diese Maßnahmen anordnet.

Biografiearbeit: Erinnerungen wecken

Durch die Biographiearbeit werden bei den Betroffenen gezielt Erinnerungen und Erfahrungen geweckt, beispielsweise durch Fotos, Geschichten, Musik oder Gerüche. Wissen aus der Biographie der erkrankten Person hilft auch Angehörigen im Alltag auf das Verhalten der Person besser zu reagieren. Ziel ist die geistige Anregung und die Verbesserung der Stimmung der oder des Erkrankten.

Musik- und Kunsttherapie: Kreativität und Emotionen fördern

Musiktherapie kann in allen Krankheitsstadien eine förderliche Wirkung haben. Musik zu machen oder zu hören weckt positive Erinnerungen und Gefühle. Das gilt besonders für das Musizieren oder Musik hören in der Gruppe. Auch die Tanztherapie kann in allen Krankheitsstadien eine förderliche Wirkung haben. Tanzen ist Bewegung und wirkt befreiend. Dadurch werden positive Gefühle geweckt.

Lesen Sie auch: Kinder-Alzheimer: Ein umfassender Überblick

Die Mal- und Kunsttherapie kann auch Verbesserungen des Wohlbefindens liefern. Bei der Kunsttherapie können sich Menschen mit Demenz neu oder wiederentdecken. Der kreative Schaffensprozess steht im Mittelpunkt. Dies aktiviert indirekt kognitive Fähigkeiten. Verloren geglaubte Fähigkeiten und vorhandene Ressourcen treten zutage; dies kann motivieren und positiv auf das Selbstwertgefühl wirken. Bei unruhigen Menschen kann die Konzentration gefördert werden. Die Kunsttherapie arbeitet auf der nonverbalen Ebene. Sie kann einen Kommunikationsweg zwischen Menschen mit Demenz und anderen Personen darstellen. Insbesondere bei Beeinträchtigung der verbalen Kommunikation ermöglichen das Malen und Gestalten sich auszudrücken und mit der Umwelt zu kommunizieren und interagieren.

Snoezelen: Sinneserfahrungen genießen

Beim Snoezelen (aus dem Niederländischen, sprich: „snuselen“) werden die Sinne der Erkrankten angesprochen. Bekannte Klänge, Düfte und Geschmäcke wirken anregend, wodurch auch das Wohlbefinden verbessert werden kann.

Lichttherapie: Schlafqualität verbessern

Es gibt erste Hinweise darauf, dass die Lichttherapie die Schlafqualität der Betroffenen verbessern kann.

Berührung und Massage: Beruhigung und Entspannung

Berührungen oder leichte Massagen wirken beruhigend.

Tiergestützte Therapie: Die heilende Kraft der Tiere

Studien zeigen, dass die Anwesenheit von Tieren eine beruhigende Wirkung auf Menschen mit Demenz haben kann. Die non-verbale Kommunikation kann hilfreich sein, vorallem dann, wenn eine verbale Kommunikation nicht mehr möglich ist.

Lesen Sie auch: Alzheimer und Demenz im Vergleich

Verhaltenstherapie: Umgang mit der Erkrankung lernen

Die Verhaltenstherapie ist ein psychotherapeutisches Verfahren für Menschen mit leichter kognitiver Störung (MCI) und Demenz im Frühstadium. Sie wird eingesetzt zur Bewältigung von Depressionen.

Milieutherapie: Eine demenzfreundliche Umgebung schaffen

Optimal für Demenzkranke ist eine materielle Umwelt, die sich dem Krankheitsverlauf anpasst. Sie sollte sowohl beschützenden als auch stimulierenden Charakter haben. Dies kann geschehen durch eine warme häusliche Atmosphäre, angepasste Beleuchtung und Temperatur, eine anregende Geräuschkulisse und angenehme Düfte. Die Umgebung sollte übersichtlich sein, sodass sich die Patientinnen und Patienten gut orientieren können. Es sollte ausreichend Bewegungsfreiheit herrschen und auch Rückzugsmöglichkeiten geben. Wichtig sind zudem soziale Kontakte und Besuche der Angehörigen.

Medikamentöse Therapie: Symptome lindern und Verlauf verlangsamen

Die medikamentöse Therapie zielt darauf ab, die Symptome der Krankheit zu mildern und die Lebensqualität zu verbessern.

Antidementiva: Kognitive Funktionen unterstützen

Zur Behandlung der Alzheimer-Demenz sind das Medikament Memantin und drei sogenannte Cholinesterasehemmer (Donepezil, Galantamin, Rivastigmine) zugelassen.

  • Acetylcholinesterasehemmer: Diese Medikamente blockieren das Enzym Cholinesterase und wirken damit dem Abbau von Acetylcholin entgegen. Acetylcholin ist ein wichtiger Botenstoff im Gehirn.
  • Glutamat-Antagonisten: Diese Substanzen blockieren die Glutamat-Empfangsstellen an den Synapsen (Verbindung zwischen zwei Nervenstellen) und hemmen so die Erregungsweiterleitung an den Nervenzellen, die durch Glutamat reguliert werden.

Untersuchungen haben gezeigt, dass sich durch den Einsatz eines Cholinesterasehemmers die Gesamtsymptome wie Gedächtnisstörungen, Störungen der Informationsverarbeitung, der Alltagsfertigkeiten und Verhaltensstörungen vorübergehend nicht weiter verschlechtern bzw. sogar teilweise verbessern. Die Pflege der Patienten wird dadurch erheblich erleichtert. Der Gedächtnisabbau kann mit diesen Wirkstoffen gegenüber einer Nichtbehandlung etwa 1 bis 2 Jahre verzögert werden.

Antidepressiva: Depressionen behandeln

Depressionen sind eine häufige Begleiterscheinung von Demenz. Antidepressiva wirken dem entgegen, indem sie den Mangel an den Botenstoffen Serotonin und Noradrenalin im Gehirn ausgleichen.

Antipsychotika: Verhaltensstörungen reduzieren

Antipsychotika können bei Demenzerkrankten gegen Halluzinationen und starke innere Unruhe eingesetzt werden. Allerdings ist mittlerweile bekannt, dass die Wirksamkeit oft sehr beschränkt ist und die Medikamente erhebliche Nebenwirkungen haben können. Risperidon ist als einziges modernes Neuroleptikum von der Arzneimittelbehörde für die Behandlung von Demenz-begleitenden Verhaltensstörungen wie schwere Aggressionen, Wahnvorstellungen und Halluzinationen, zugelassen.

Neue Therapieansätze: Hoffnung auf Fortschritt

Die Forschung zu Alzheimer macht große Fortschritte. Neu zugelassene Antikörper-Medikamente wie Leqembi (Lecanemab) und Kisunla (Donanemab) setzen direkt an einer möglichen Krankheitsursache an und eröffnen erstmals Behandlungsmöglichkeiten im frühen Krankheitsstadium. Diese Antikörper bringen die Amyloid-Plaques im Gehirn nachweislich zum Verschwinden. Das kann das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen, aber nicht rückgängig machen.

Was Menschen mit Alzheimer selbst tun können

Selbst aktiv zu werden zu können erscheint nach einer Demenzdiagnose oft schwer vorstellbar. Doch der eigene Lebensstil kann einen wichtigen Unterschied machen - sowohl für die geistigen Fähigkeiten als auch für die Lebensqualität.

  • Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität verbessert Fitness, Stimmung und Schlaf. Moderate Bewegung wie Walking, Tanzen oder Gymnastik wirkt ausgleichend und baut Ängste ab.
  • Geistige Anregung: Aktivitäten, die das Gehirn fordern, können den Krankheitsverlauf positiv beeinflusen. Geeignet sind Brettspiele, Puzzles, Handarbeiten oder Basteln. Wichtig ist, dass die Beschäftigung Freude macht und nicht überfordert.
  • Soziale Kontakte: Ein gutes Miteinander macht zufriedener - und hält den Kopf fit.

tags: #alzheimer #demenz #therapie #möglichkeiten