Alzheimer: Ursachen, Risikofaktoren und Präventionsstrategien

Alzheimer ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die durch Gedächtnisverlust, kognitive Beeinträchtigungen und Verhaltensänderungen gekennzeichnet ist. Sie ist die häufigste Ursache von Demenz, einer Erkrankung, von der in Deutschland schätzungsweise 1,8 Millionen Menschen betroffen sind. Zwei Drittel dieser Fälle sind auf Alzheimer zurückzuführen. Die Alzheimer-Krankheit ist durch das Absterben von Nervenzellen und die Zerstörung ihrer Verbindungen im Gehirn gekennzeichnet.

Ursachen und Risikofaktoren von Alzheimer

Obwohl die genauen Ursachen von Alzheimer noch nicht vollständig geklärt sind, deuten Forschungsergebnisse darauf hin, dass eine Kombination aus genetischen, umweltbedingten und Lebensstilfaktoren eine Rolle spielen kann. Laut dem National Institute on Aging (NIA) sind Alter, Genetik und Umweltfaktoren die Hauptursachen für Alzheimer.

Alter

Das Alter ist der bedeutendste Risikofaktor für die Entwicklung von Alzheimer. Der langsam fortschreitende Abbau der Großhirnrinde (Hirnatrophie) bei der Alzheimer-Krankheit beginnt meist im höheren Lebensalter, etwa ab 65 Jahren. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, erheblich.

Genetische Faktoren

In den meisten Fällen von Alzheimer, die im höheren Lebensalter auftreten, ist eine Vererbung nicht konkret nachgewiesen. Es gibt jedoch einen genetischen Risikofaktor: Varianten im Gen für ein Eiweiß namens Apo-Lipoprotein E (ApoE). Das Eiweiß ApoE ist bei allen Menschen vorhanden und wird für den Transport von Cholesterin im Blut benötigt. Das ApoE-Gen liegt in drei Varianten vor. Eine scheint eine Person vor einer Alzheimer-Erkrankung zu schützen, eine andere macht ihn empfänglicher für die Erkrankung.

Umweltfaktoren

Umweltfaktoren, wie beispielsweise Luftverschmutzung, können ebenfalls das Risiko für Alzheimer erhöhen. Feine Partikel aus Abgasen, Industrie, Holz- und Kohleöfen können Entzündungen auslösen, die Gefäße schädigen und langfristig die geistige Gesundheit beeinträchtigen.

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Lebensstilfaktoren

Verschiedene Lebensstilfaktoren können das Risiko für Alzheimer beeinflussen. Dazu gehören:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Bluthochdruck (Hypertonie), ein erhöhter Cholesterinspiegel (Hypercholesterinämie), ein erhöhter Homocystein-Wert, Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose) sowie ein schlecht eingestellter Blutzucker bei Diabetes-Patienten erhöhen ebenfalls das Risiko einer Alzheimer-Erkrankung.
  • Ernährung: Übergewicht - besonders im mittleren Lebensalter - erhöht das Risiko, später an einer Demenz zu erkranken. Das gilt nicht nur für Alzheimer, sondern auch für vaskuläre Demenz. Besonders problematisch ist Bauchfett, also das Fettgewebe um die Organe im Bauchbereich.
  • Bewegungsmangel: Wer sich im Alltag kaum bewegt, erhöht sein Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Bewegungsmangel beeinträchtigt die Durchblutung des Gehirns, schwächt Nervenzellen und begünstigt den geistigen Abbau.
  • Alkoholkonsum: Wer regelmäßig viel Alkohol trinkt, riskiert mehr als einen Kater. Studien zeigen: Schon mehr als drei Liter Bier oder zwei Liter Wein pro Woche führt zum Verlust der grauen Masse im Gehirn und damit zu einem höheren Risiko für alle Formen der Demenz.
  • Rauchen: Rauchen erhöht das Risiko für Alzheimer und vaskuläre Demenz - vor allem durch die negativen Auswirkungen auf Herz, Gefäße und Gehirn.
  • Soziale Isolation: Soziale Isolation bedeutet, dass ein Mensch nur selten Kontakt zu anderen hat - zum Beispiel, wenn er allein lebt, kaum Besuch bekommt oder nicht mehr aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnimmt. Eine solche Isolation kann das Risiko erhöhen, an Demenz zu erkranken.
  • Kopfverletzungen: Ein Sturz, eine Schlag, ein Zusammenprall - Schwere oder wiederholte Kopfverletzungen erhöhen das Risiko für Demenzerkrankungen wie Alzheimer und die chronisch-traumatische Enzephalopathie (CTE).

Weitere Risikofaktoren

Noch nicht ausreichend geklärt ist, inwieweit Entzündungsprozesse im Gehirn und Hormoneinflüsse bei der Entstehung einer Alzheimer-Demenz eine Rolle spielen. Auch ein schlechtes Hörvermögen und unbehandelte Sehschwächen können das Demenzrisiko erhöhen.

Symptome von Alzheimer

Die Symptome von Alzheimer entwickeln sich langsam und verschlechtern sich im Laufe der Zeit. Die frühesten Anzeichen der Krankheit sind meist Gedächtnisstörungen, wie Schwierigkeiten, sich an kürzlich erlernte Informationen oder Ereignisse zu erinnern. Weitere Symptome können sein:

  • Vergesslichkeit
  • Orientierungslosigkeit
  • Sprachschwierigkeiten
  • Schwierigkeiten bei der Planung und Problemlösung
  • Verhaltensänderungen
  • Stimmungsschwankungen
  • Vermindertes Urteilsvermögen
  • Schwierigkeiten bei der Ausführung vertrauter Aufgaben

Diagnose von Alzheimer

Eine genaue Diagnose von Alzheimer ist entscheidend, um eine angemessene Behandlung und Unterstützung zu gewährleisten. Die Diagnose von Alzheimer umfasst eine gründliche medizinische Untersuchung, kognitive Tests, Bildgebung des Gehirns und in einigen Fällen genetische Tests.

Medizinische Untersuchung

Ein Arzt führt eine körperliche und neurologische Untersuchung durch. Laboruntersuchungen, wie Bluttests, können helfen, andere mögliche Ursachen für Gedächtnisverlust und Verwirrung auszuschließen, wie Schilddrüsenerkrankungen oder Vitaminmangel.

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Kognitive Tests

Der Arzt kann einen kurzen Test zum mentalen Status durchführen, um Gedächtnis und andere Denkfähigkeiten zu bewerten. Ausführlichere Tests können detailliertere Informationen über die geistige Leistungsfähigkeit liefern, die mit Personen ähnlichen Alters und Bildungsstandes verglichen werden können.

Bildgebung des Gehirns

Gehirnscans werden normalerweise verwendet, um sichtbare Veränderungen im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen als Alzheimer festzustellen, die ähnliche Symptome verursachen könnten, wie Schlaganfälle, Traumata oder Tumoren. Die MRT verwendet Radiowellen und ein starkes Magnetfeld, um detaillierte Bilder des Gehirns zu erzeugen. Obwohl sie eine Schrumpfung bestimmter Gehirnregionen, die mit Alzheimer in Verbindung stehen, zeigen können, dienen MRT-Scans auch dazu, andere Erkrankungen auszuschließen. Eine CT-Untersuchung, eine spezialisierte Röntgentechnik, erzeugt Querschnittsbilder des Gehirns. Positronenemissionstomographie (PET) kann Bilder der Krankheitsprozesse im Gehirn einfangen. Während eines PET-Scans wird ein schwach radioaktiver Tracer in das Blut injiziert, um ein bestimmtes Merkmal im Gehirn sichtbar zu machen. Fluorodeoxyglucose (FDG)-PET zeigt Bereiche des Gehirns, in denen Nährstoffe schlecht verwertet werden. Amyloid-PET kann die Belastung durch Amyloid-Ablagerungen im Gehirn messen.

Biomarker

In besonderen Fällen können auch andere Tests verwendet werden, um Amyloid und Tau im Liquor zu messen. Forscher arbeiten daran, Tests zu entwickeln, die biologische Anzeichen von Krankheitsprozessen im Gehirn messen können. Diese Tests, einschließlich Bluttests, könnten die Genauigkeit bei der Diagnosestellung verbessern und es ermöglichen, die Krankheit zu diagnostizieren, bevor Symptome auftreten.

Gentests

Gentests werden für die meisten Menschen, die auf Alzheimer untersucht werden, nicht empfohlen. Bei Personen mit einer familiären Vorgeschichte von früh einsetzender Alzheimer-Krankheit kann dies jedoch in Betracht gezogen werden.

Behandlung von Alzheimer

Obwohl es derzeit keine Heilung für Alzheimer gibt, können verschiedene Behandlungsmöglichkeiten dazu beitragen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Die Behandlung umfasst ein breites Spektrum von Maßnahmen.

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Medikamentöse Therapie

In Deutschland sind derzeit verschiedene Wirkstoffe zugelassen, um die Alzheimer-Krankheit abhängig vom Schweregrad zu behandeln. Bei der leichten bis mittelschweren Alzheimer-Demenz stehen in Deutschland die Acetylcholinesterasehemmer Donepezil, Galantamin und Rivastigmin zur Verfügung. Zur Therapie der mittelschweren bis schweren Alzheimer-Demenz ist in Deutschland der N-Methyl-d-Aspartat (NMDA)-Rezeptor-Antagonist Memantin zugelassen. Für Menschen mit einer Frühform der Alzheimer-Krankheit (leichte kognitive Störung oder leichte Demenz) gibt es in Deutschland dem September 2025 eine Amyloid-Antikörper-Therapie mit Lecanemab. Die Antikörper binden an die Beta-Amyloid-Ablagerungen, die man zwischen den Nervenzellen im Gehirn Alzheimer-Erkrankter vermehrt feststellt.

Nicht-medikamentöse Therapie

Nicht-medikamentöse Therapieansätze, wie kognitive Verhaltenstherapie, Ergotherapie und Physiotherapie, können ebenfalls dazu beitragen, die Symptome von Alzheimer zu bewältigen und die Lebensqualität der Betroffenen zu erhalten. Eine aktuelle Studie von Bahar-Fuchs et al. (2021) hat gezeigt, dass kognitive Stimulationstherapie, eine strukturierte Gruppentherapie, die auf kognitiven und sozialen Aktivitäten basiert, das Wohlbefinden und die kognitiven Funktionen bei Personen mit leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz verbessern kann. Um die geistigen Leistungen und Alltagsfähigkeiten zu stärken, gibt es viele therapeutische Behandlungswege. Damit lassen sich auch Verhaltensstörungen abschwächen und das Wohlbefindens verbessern.

Immuntherapie

Ein vielversprechender Ansatz ist die Immuntherapie, bei der das körpereigene Immunsystem dazu verwendet wird, schädliche Amyloid-β-Plaques im Gehirn anzugreifen und abzubauen. Eine Studie von Sevigny et al. (2016) zeigte, dass das Medikament Aducanumab, ein monoklonaler Antikörper, das Amyloid-β im Gehirn von Alzheimer-Patienten reduzieren und die kognitiven Fähigkeiten verbessern konnte.

Stammzelltherapie

Darüber hinaus gibt es auch Forschungen, die sich auf die Rolle von Stammzellen bei der Behandlung von Alzheimer konzentrieren. Eine Studie von Wang et al. (2020) zeigte, dass die Transplantation von mesenchymalen Stammzellen in ein Alzheimer-Mausmodell die kognitiven Funktionen verbesserte und die Gehirnpathologie reduzierte.

Prävention von Alzheimer

In Bezug auf die Prävention von Alzheimer gibt es einige Lebensstiländerungen, die das Risiko einer Erkrankung verringern können. Dazu gehören eine gesunde Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität, geistige Aktivität und soziale Interaktion. Eine Studie von Kivipelto et al. (2021) hat gezeigt, dass eine multidomain-Intervention, die auf Ernährung, körperliche Aktivität, kognitive Stimulation und vaskuläre Risikofaktoren abzielt, das Risiko einer kognitiven Beeinträchtigung bei älteren Erwachsenen verringern kann.

Lebensstiländerungen

  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und gesunden Fetten kann dazu beitragen, das Gehirn gesund zu halten.
  • Regelmäßige körperliche Aktivität: Regelmäßige Bewegung fördert die Durchblutung des Gehirns und kann das Risiko für Alzheimer verringern.
  • Geistige Aktivität: Geistige Aktivität, wie Lesen, Kreuzworträtsel lösen oder ein neues Hobby erlernen, kann dazu beitragen, das Gehirn fit zu halten.
  • Soziale Interaktion: Soziale Interaktion hält das Gehirn aktiv und kann das Risiko für Alzheimer verringern.

Weitere präventive Maßnahmen

  • Vermeidung von Risikofaktoren: Die Vermeidung von Risikofaktoren wie Rauchen, übermäßigem Alkoholkonsum, Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes kann dazu beitragen, das Risiko für Alzheimer zu verringern.
  • Frühe Behandlung von Hörverlust und Sehschwächen: Eine frühzeitige Behandlung von Hörverlust und Sehschwächen kann dazu beitragen, das Gehirn aktiv zu halten und das Risiko für Alzheimer zu verringern.
  • Schutz vor Kopfverletzungen: Das Tragen eines Helms beim Radfahren oder Skaten kann dazu beitragen, Kopfverletzungen zu vermeiden und das Risiko für Alzheimer zu verringern.

Leben mit Alzheimer

Die Diagnose einer Alzheimer-Krankheit ist für die meisten Betroffenen und ihre Familien zunächst ein tiefer Einschnitt. Wie geht es jetzt weiter? Das ist eine der ersten, oft unausgesprochenen Fragen. Alzheimer verändert das Leben. Aber es nimmt nicht sofort alles, was den Menschen ausmacht. Erinnerungen mögen verblassen, der Alltag sich verändern - doch der Mensch bleibt. Trotz der Diagnose ist ein Leben mit Sinn, Freude und Verbindung möglich. Gerade deshalb ist es wichtig, sich frühzeitig mit der Krankheit auseinanderzusetzen. Kleine Veränderungen im Alltag, Routinen, liebevolle Unterstützung und Geduld helfen dabei, Orientierung zu geben. Wer versteht, was gerade geschieht, kann bewusster handeln.

Auch wenn Alzheimer vieles verändert, gibt es vieles, was man selbst in der Hand behalten kann. Struktur gibt Halt. Feste Tagesabläufe, wiederkehrende Rituale und vertraute Umgebungen helfen, sich zu orientieren. Bleiben Sie aktiv - auf Ihre Weise. Bewegung, frische Luft, Musik, gemeinsames Kochen oder einfache Handarbeiten können viel Lebensfreude schenken. Es geht nicht um Leistung, sondern um Teilhabe und Freude an vertrauten Tätigkeiten. Sprechen Sie über Ihre Gefühle. Der Austausch mit vertrauten Menschen, mit Angehörigen oder in Selbsthilfegruppen kann entlasten. Akzeptieren Sie Unterstützung. Hilfe anzunehmen, bedeutet nicht Schwäche - es bedeutet Stärke. Lassen Sie sich nicht entmutigen. Jeder Tag ist neu. Nicht jeder wird einfach sein - aber in vielen steckt ein kostbarer Moment: ein Lächeln, ein vertrauter Blick, ein Augenblick der Nähe. Diese Momente zählen.

Es ist wichtig, dass Patienten und ihre Familien umfassend informiert und unterstützt werden, um die bestmögliche Versorgung und Lebensqualität für die Betroffenen zu gewährleisten. Um auf dem Laufenden zu bleiben und die neuesten Erkenntnisse und Studien zum Thema Alzheimer zu verfolgen, empfiehlt es sich, wissenschaftliche Publikationen und Fachzeitschriften zu lesen, die regelmäßig über aktuelle Forschungsarbeiten berichten. Zuverlässige Informationsquellen sind unter anderem das National Institute on Aging (www.nia.nih.gov), die Mayoclinic (www.mayoclinic.org) und das Centers for Disease Control and Prevention (www.cdc.gov).

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