Alzheimer: Frühe Symptome erkennen und verstehen

Die Alzheimer-Krankheit ist eine der häufigsten Ursachen für Demenz, einer Erkrankung, die durch den Verlust kognitiver Funktionen gekennzeichnet ist. In Deutschland leben aktuell rund 1,6 Millionen Menschen mit Demenz, wobei die Alzheimer-Krankheit die häufigste Form darstellt. Es ist wichtig, die frühen Symptome von Alzheimer zu erkennen, um eine frühzeitige Diagnose und Behandlung zu ermöglichen. Obwohl die Alzheimer-Krankheit bisher nicht heilbar ist, können viele Symptome und Begleiterscheinungen, insbesondere im Frühstadium, gut behandelt werden.

Was ist Alzheimer?

Alzheimer ist eine fortschreitende Gehirnerkrankung, die langsam das Gedächtnis, das Denken und die Denkfähigkeit beeinträchtigt. Hierbei bilden sich Eiweißablagerungen im Gehirn, wodurch Nervenzellen absterben. Die Erkrankung beginnt schleichend, oft viele Jahre oder sogar Jahrzehnte vor den ersten offensichtlichen Symptomen. Die Alzheimer-Demenz verbindet man in erster Linie mit Vergesslichkeit, jedoch zeigt sich die Erkrankung auf vielfältige Weise. Wie sich eine Alzheimer-Demenz zeigt und verläuft, hängt nicht nur von Veränderungen im Gehirn ab, sondern auch von der sonstigen körperlichen Verfassung, der Persönlichkeit und der Lebensgeschichte.

Frühe Symptome von Alzheimer

Die frühen Symptome von Alzheimer können vielfältig sein und sich von Person zu Person unterscheiden. Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jedes Symptom automatisch auf Alzheimer hindeutet, da viele dieser Anzeichen auch andere Ursachen haben können. Dennoch sollte man aufmerksam sein und bei wiederholtem Auftreten ärztlichen Rat einholen.

Einige der häufigsten frühen Symptome sind:

  • Gedächtnisprobleme / Vergesslichkeit: Eines der Hauptsymptome ist eine Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses, die sich auf das tägliche Leben auswirkt. Diese Vergesslichkeit äußert sich beispielsweise darin, dass wichtige Termine vergessen, der Herd nicht ausgeschaltet oder der Alltag nur mit Hilfe von Merkzetteln bewältigt werden kann. Betroffene vergessen kürzlich erlernte Informationen, wichtige Daten oder Ereignisse und wiederholen ständig Fragen.
  • Schwierigkeiten beim Planen und Problemlösen: Den Betroffenen fällt es schwer, sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren oder etwas vorausschauend zu planen und umzusetzen. Sie brauchen für vieles mehr Zeit als zuvor. Probleme tauchen beispielsweise beim Kochen oder Backen nach bekannten Rezepten, beim Umgang mit Zahlen oder beim Bezahlen von Rechnungen auf. Manche Menschen erleben Veränderungen ihrer Fähigkeit, einen Plan zu entwickeln und auszuführen oder mit Zahlen zu arbeiten. Sie können Probleme haben, den Anleitungen eines bekannten Rezepts zu folgen oder den Überblick über die monatlichen Rechnungen zu behalten.
  • Probleme mit gewohnten Tätigkeiten: Alltägliche Handlungen werden plötzlich als große Herausforderung empfunden. Menschen mit Alzheimer haben oft Schwierigkeiten mit der Durchführung alltäglicher Aufgaben.
  • Orientierungsprobleme: Menschen mit Alzheimer verlieren den Bezug zu Daten, Jahreszeiten und dem Zeitverlauf. Sie können Probleme haben, Dinge zu verstehen, die nicht im gegenwärtigen Moment geschehen. Sie erkennen Plätze nicht wieder, an denen sie früher waren und finden einen vertrauten Weg, z. B. in einem oft besuchten Gebäude, nicht mehr.
  • Sehprobleme: Für manche Menschen ist Fehlsichtigkeit ein Zeichen von Alzheimer. Sie können Schwierigkeiten beim Lesen, Einschätzen von Entfernungen und bei der Bestimmung von Farben oder Kontrast haben. In Bezug auf die Wahrnehmung können sie an einem Spiegel vorbeigehen und denken, dass sich eine andere Person im Raum befindet.
  • Sprachprobleme: Vielen Erkrankten fällt es schwer, einem Gespräch zu folgen und sich aktiv daran zu beteiligen. Sie verlieren den Faden, verwenden unpassende Füllwörter oder haben Wortfindungsprobleme. Menschen mit Alzheimer können Probleme haben, einer Unterhaltung zu folgen oder daran teilzunehmen. Sie können mitten in der Unterhaltung aufhören zu sprechen und nicht wissen, wie sie fortfahren sollen, oder sie wiederholen sich. Sie können Probleme mit dem Vokabular haben oder das richtige Wort zu finden oder sie bezeichnen Dinge mit dem falschen Namen.
  • Verlegen von Gegenständen: Menschen, die an Alzheimer erkrankt sind, lassen oft Dinge liegen oder legen sie an ungewöhnliche Orte. Sie vergessen nicht nur, wo die Sachen sind, sondern auch, wozu sie gut sind. Personen mit der Alzheimer-Krankheit können Gegenstände auf ungewöhnlichen Plätzen ablegen. Sie können Dinge verlieren und sind nicht in der Lage, die Schritte nachzuvollziehen, um sie wieder aufzufinden. Manchmal bezichtigen sie andere des Diebstahls.
  • Veränderungen im Urteilsvermögen: Menschen mit Alzheimer erleiden Veränderungen des Urteilsvermögens oder beim Treffen von Entscheidungen. Zum Beispiel zeigen sie ein schlechtes Urteilsvermögen beim Umgang mit Geld, geben große Beträge bei Teleshops aus.
  • Rückzug aus sozialen Aktivitäten: Viele Menschen mit Alzheimer verlieren zunehmend ihre Eigeninitiative und gehen immer weniger ihren Hobbys, sozialen oder sportlichen Aktivitäten nach. Personen mit Alzheimer können sich von Hobbys, sozialen Aktivitäten, Arbeitsprojekten oder sportlichen Aktivitäten zurückziehen. Sie können Schwierigkeiten haben, bei ihrer Lieblingsmannschaft auf dem Laufenden zu sein oder sie vergessen, wie man ein bevorzugtes Hobby ausführt.
  • Stimmungsschwankungen und Persönlichkeitsveränderungen: Starke Stimmungsschwankungen ohne erkennbaren Grund können eine Folge einer Alzheimer-Erkrankung sein. Die Stimmung und der Charakter von Menschen mit Alzheimer kann sich verändern. Sie können verwirrt, misstrauisch, depressiv, ängstlich oder unruhig sein. Sie können zu Hause, am Arbeitsplatz, mit Freunden oder an Orten, an denen sie sich außerhalb ihrer gewohnten Umgebung befinden, leicht aus der Fassung geraten. Bisher sanftmütige Menschen entwickeln sich z.B. zu streitsüchtigen, aggressiven Personen.

Der Übergang von normalen Alterseinschränkungen zur Demenz

Mit dem Alter lassen bei den meisten Menschen das Gedächtnis und andere geistige Fähigkeiten nach. Es gehört zum Älterwerden, nicht mehr so flexibel und schnell auf neue Situationen reagieren zu können wie in jungen Jahren. Oft fällt es nicht mehr so leicht, Probleme in neuen Bereichen zu erkennen und zu lösen. Es ist aber weiterhin möglich, auf das über Jahre erlangte Wissen zurückzugreifen. Man bleibt orientiert, urteilsfähig und selbstständig.

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Im Frühstadium einer Demenz kann das Abwickeln von komplexeren geschäftlichen Angelegenheiten Schwierigkeiten bereiten; so wird etwa die Steuererklärung zum unlösbaren Rätsel. Vergesslichkeit kann nicht nur dazu führen, dass man nicht mehr weiß, was man einkaufen wollte oder weshalb man das Haus verlassen hat. Jeder Mensch sucht gelegentlich nach dem richtigen Wort oder Begriff für etwas. Auffällig ist allerdings, wenn sich das Vergessen einzelner Worte häuft.

Was tun bei Verdacht auf Alzheimer?

Wenn eines oder mehrere dieser Anzeichen bei Ihnen oder einem Familienmitglied wiederholt auftreten, sollten Sie ärztlichen Rat einholen. So können Sie frühzeitig Hilfe bekommen, wenn es sich um eine beginnende Alzheimer-Krankheit oder eine andere Form der Demenz handelt.

Als erste Anlaufstelle ist die hausärztliche Praxis gut geeignet. Hausärzte und Hausärztinnen kennen ihre Patienten meist schon länger und können Symptome daher oft schon sehr gut einordnen. Besteht ein Verdacht auf eine kognitive Störung oder eine Demenz, stehen kognitive Kurztests zur Verfügung, um eine gute Ersteinschätzung vornehmen zu können. Bei einer zunehmenden kognitiven Störung sollte immer die Ursache geklärt und entsprechend behandelt werden. Dafür stehen zahlreiche Gedächtnisambulanzen zur Verfügung.

Behandlungsmöglichkeiten im Frühstadium

Obwohl die Alzheimer-Krankheit bisher nicht heilbar ist, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die vor allem im Frühstadium wirksam sein können. „Eine frühzeitige Sensibilisierung für Frühsymptome gewinnt gerade im Hinblick auf die neuen Alzheimer-Medikamente an Bedeutung, denn die neuen Antikörper sind vor allem in den frühen Erkrankungsstadien wirksam“, erklärt Prof. Dr.

Die Behandlung von Demenzen wird zwischen primärer und sekundärer Demenz unterschieden. Primäre Demenzen haben ihre Ursache im Gehirn selbst. Für sie gibt es bislang leider keine Heilungschancen. Medikamente können jedoch den Verlauf dieser Demenzformen hinauszögern.

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Neben der Gedächtnisstörung können auch typische Symptome wie Orientierungslosigkeit, Konzentrationsschwäche oder Depression damit gemildert werden. Um die geistige Leistung zu stärken, werden vor allem sogenannte Antidementiva eingesetzt. Auch nicht medikamentöse Therapien können die geistigen Fähigkeiten fördern, Alltagsfertigkeiten stabilisieren und das seelische Wohlbefinden erhöhen. Welche Behandlung sinnvoll ist, hängt von der Form der Demenz, dem Stadium der Erkrankung und den Symptomen ab.

Einige Beispiele für nicht-medikamentöse Therapien sind:

  • Verhaltenstherapie: Hilft vor allem Patienten in einem frühen Stadium, mit der Krankheit besser umzugehen.
  • Logopädie: Für Menschen mit einer beginnenden Demenz, stärkt kommunikative Fähigkeiten und Wortfindung, verbessert Aussprache sowie Sprachverständnis.
  • Kognitives Training: Für Demenzkranke in einem frühen Stadium zum Training der geistigen Fähigkeiten.
  • Ergotherapie: Körperliche Aktivierung hilft Patienten in einem frühen und mittleren Stadium, Alltagstätigkeiten möglichst lange durchführen zu können.
  • Musiktherapie: Unterstützt Betroffene in allen Krankheitsstadien dabei, positive Erinnerungen und Gefühle zu wecken.
  • Realitätsorientierungstraining: Übt mit Demenzkranken aller Krankheitsstadien die zeitliche und räumliche Orientierung.
  • Erinnerungstherapie: Mithilfe von Fotos, Geschichten und Alltagsgegenständen werden Erinnerungen geweckt und die geistigen Fähigkeiten angeregt, wirkt stimmungsaufhellend in allen Krankheitsstadien.

Leben mit Alzheimer: Tipps für Betroffene und Angehörige

Eine Alzheimer-Diagnose kann sowohl für die Betroffenen als auch für ihre Angehörigen eine große Herausforderung darstellen. Es ist wichtig, sich frühzeitig mit der Erkrankung auseinanderzusetzen und Strategien zu entwickeln, um den Alltag bestmöglich zu gestalten.

Für Betroffene können folgende Tipps hilfreich sein:

  • Akzeptieren Sie die Diagnose: Es ist wichtig, die Erkrankung anzunehmen und sich nicht dafür zu schämen.
  • Suchen Sie Unterstützung: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, Ihrer Familie und Freunden über Ihre Ängste und Sorgen. Treten Sie einer Selbsthilfegruppe bei.
  • Bleiben Sie aktiv: Versuchen Sie, Ihren Hobbys und Interessen weiterhin nachzugehen. Körperliche Aktivität und soziale Kontakte können helfen, die kognitiven Fähigkeiten zu erhalten.
  • Organisieren Sie Ihren Alltag: Nutzen Sie Hilfsmittel wie Kalender, Notizen und Erinnerungsstützen, um den Alltag zu strukturieren.
  • Passen Sie Ihre Wohnumgebung an: Sorgen Sie für eine sichere und übersichtliche Umgebung, um Stürze und Verwirrung zu vermeiden.

Für Angehörige können folgende Tipps hilfreich sein:

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  • Informieren Sie sich über die Erkrankung: Je besser Sie die Alzheimer-Krankheit verstehen, desto besser können Sie Ihren Angehörigen unterstützen.
  • Seien Sie geduldig und verständnisvoll: Menschen mit Alzheimer können vergesslich, verwirrt und reizbar sein. Versuchen Sie, ruhig zu bleiben und nicht zu argumentieren.
  • Schaffen Sie eineRoutine: Regelmäßige Tagesabläufe geben Sicherheit und Orientierung.
  • Beziehen Sie Ihren Angehörigen in den Alltag ein: Geben Sie ihm Aufgaben, die er noch selbstständig erledigen kann.
  • Sorgen Sie für sich selbst: Die Pflege eines Menschen mit Alzheimer kann sehr belastend sein. Nehmen Sie sich regelmäßig Auszeiten und suchen Sie Unterstützung.
  • Regeln Sie rechtliche Fragen: Klären Sie frühzeitig Fragen zu Betreuungsverfügung, Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung.

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