Alzheimer-Tests: Kostenübernahme, Verfahren und Nutzen

Die Alzheimer-Demenz, die vor allem ältere Menschen betrifft, ist die häufigste Form der Demenz. Betroffene bauen geistig stark ab und können irgendwann nicht mehr alleine leben. Um Betroffenen und Angehörigen die Möglichkeit zu geben, sich frühzeitig auf die Krankheit einzustellen und unterstützende Maßnahmen zu ergreifen, gibt es eine Reihe von Tests zur Überprüfung der geistigen Leistungsfähigkeit. Die Testergebnisse zeigen dann, wie wahrscheinlich es ist, dass jemand bereits eine beginnende Demenz hat. Auch können Betroffene Medikamente und andere Maßnahmen bekommen, die sie unterstützen sollen.

Überblick über Demenz und Früherkennung

Unter Demenz versteht man eine krankhafte geistige Einschränkung, die durch eine Schädigung des Gehirns verursacht wird. Betroffenen fällt es zunehmend schwer, sich zu erinnern und zu orientieren, zu denken, Neues zu lernen, zu sprechen und vernünftig zu urteilen. Ein deutliches Merkmal der Demenz ist, dass Betroffene im Laufe der Zeit ihren Alltag nicht mehr selbstständig bewältigen können.

Als erste Warnzeichen einer Demenz gelten beispielsweise, wenn jemand Fragen und Geschichten wiederholt, alltägliche Verrichtungen vergisst, Dinge verlegt, aber andere dessen beschuldigt, sein Äußeres vernachlässigt, aber dies bestreitet. Es gibt verschiedene Formen der Demenz, darunter die degenerative Demenz (Alzheimer-Typ) und die vaskuläre Demenz.

In Deutschland leben rund eine Million Menschen mit einer Demenz. Pro Jahr erkranken etwa 200.000 Menschen neu daran. Die Häufigkeit der beiden Demenzen steigt mit dem Alter stark an: Im Alter zwischen 65 und 69 Jahren sind einer von 50 Menschen betroffen, bei den über 90-Jährigen einer von dreien. Männer und Frauen im gleichen Alter trifft es gleich häufig. Da die Menschen immer älter werden, nimmt die Häufigkeit der Demenzen insgesamt zu. Neben dem Alter können auch Erbfaktoren das Risiko für eine Demenz erhöhen.

Verfahren zur Demenz-Diagnostik

Zur Diagnose einer Demenz und um andere Ursachen für nachlassende geistige Fähigkeiten auszuschließen, kommen mehrere Verfahren zum Einsatz: körperliche Untersuchung und psychopathologischer Befund, Hirnleistungs-Tests, Verhaltensuntersuchungen, Labortests, Gentests, eine Untersuchung der Gehirnflüssigkeit, Elektroenzephalogramm (EEG), Ultraschall sowie Aufnahmen des Gehirns mit Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT).

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Hirnleistungs-Tests

Bei deutlichen Anzeichen einer Demenz können Ärztinnen und Ärzte einen Hirnleistungs-Check auf Kassenkosten durchführen. Auch bei älteren Menschen ohne Anzeichen kann der Test unter Umständen Kassenleistung sein. Wer nur wissen möchte, ob es normal ist, wenn er zum Beispiel gelegentlich etwas vergisst, muss den Test als IGeL selbst bezahlen. Ein Test kostet in der Regel zwischen 7 und 21 Euro. Hirnleistungs-Tests werden im Rahmen eines sogenannten geriatrischen Assessments durchgeführt, mit dem altersbedingte Probleme aufgedeckt werden sollen. Sie werden auch als „Gehirn-Check“ oder „Brain-Check“ vermarktet, mit dem Versprechen, bislang unbemerkte, frühe Anzeichen einer Demenz erkennen zu können.

Zur Untersuchung der Hirnleistung kommen verschiedene Tests zum Einsatz, etwa der Mini-Mental-Status-Test, der DemTect-Test und der Uhrenergänzungstest.

  • Mini-Mental-Status-Test: Hier wird in wenigen Minuten ein Fragebogen durchgearbeitet, der verschiedene geistige Fähigkeiten überprüft: Orientierung, Merkfähigkeit, Aufmerksamkeit und Rechnen, Benennen, Nachsprechen, Schreiben, Befolgen von Instruktionen sowie Nachmalen einer geometrischen Zeichnung.
  • DemTect-Test: Dieser besteht aus drei Gedächtnis-, einer Zahlen- und einer verbalen Aufgabe.
  • Uhrenergänzungstest: Hier sollen die Ziffern und Zeiger in einem vorgegebenen Kreis ergänzt werden.

Magnetresonanztomographie (MRT)

Auch die Magnetresonanztomographie - kurz MRT oder auch „Kernspintomographie“ - wird eingesetzt, um eine Demenz zu diagnostizieren und früh zu erkennen. Die MRT ist ein bildgebendes Verfahren, das ohne Röntgenstrahlen auskommt und mit dem sich Weichteile besonders gut darstellen lassen. Bei deutlichen Anzeichen einer Demenz oder einem auffälligen Hirnleistungs-Test kann die MRT-Untersuchung unter Umständen Kassenleistung sein. Zur Früherkennung müssen Versicherte die MRT aus eigener Tasche als IGeL bezahlen. Eine MRT kostet in der Regel zwischen 260 und 580 Euro.

Kostenübernahme durch die Krankenkasse (GKV)

Die Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenkasse (GKV) hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Hirnleistungs-Check: Bei auffälligen Anzeichen einer Demenz oder im Rahmen eines geriatrischen Assessments werden die Kosten in der Regel von der GKV übernommen.
  • MRT: Unter Umständen auch MRT zur Diagnose bei deutlichen Anzeichen einer Demenz
  • Gentest: Die Kosten für einen Alzheimer-Gentest werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Dazu gehören Symptome einer Alzheimer-Erkrankung bei Personen unter 65 Jahren oder direkte Angehörige von erkrankten Personen, bei denen die Mutation eines der Alzheimer-Gene (APP, PSEN1, PSEN2) nachgewiesen wurde. Voraussetzung ist eine ausführliche humangenetische Beratung.
  • Lecanemab: Nach Angaben der Alzheimer Forschung Initiative werden die Kosten zunächst von den Kassen übernommen. Parallel dazu werde der Gemeinsame Bundesausschuss prüfen, welchen Nutzen das Mittel im Vergleich zu bisherigen Therapien erbringe.
  • Bluttests: Die breite klinische Implementierung in Europa wird zudem davon abhängen, ob eine Kostenübernahme durch die Krankenkassen erfolgt und ob weitere klinische Validierungsstudien positive Ergebnisse liefern.

Nutzen und Risiken von Früherkennungstests

Hirnleistungs-Check

Das wissenschaftliche Team des IGeL-Monitors bewertet den Hirnleistungs-Check zur Früherkennung einer Demenz mit „tendenziell negativ“. Diese Bewertung gilt für Menschen unter 70 Jahren ohne Anzeichen einer Demenz. Es wurden keine Studien gefunden, die untersucht haben, ob eine Früherkennung am Ende nützt oder schadet. Ein Nutzen ist auch nicht zu erwarten, da Studien nicht zeigen konnten, dass eine frühe Therapie im Vergleich zur späten Therapie das Fortschreiten einer Demenz aufhalten kann. Dafür ist ein Schaden möglich, da sich nur jede zweite frühe, leichte Demenz zu einer späten, schweren Demenz entwickelt.

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MRT

Auch die MRT-Untersuchung zur Früherkennung einer Alzheimer-Demenz wird vom IGeL-Monitor mit „tendenziell negativ“ bewertet. Diese Bewertung gilt für Menschen, die sich geistig fit fühlen. Es gibt keine Studien, die belegen, dass eine MRT zur Früherkennung nützt. Da sich nur jede zweite frühe Demenz zu einer schweren Demenz weiterentwickelt, kann eine unnötige Diagnose zu Verunsicherung, Ängsten und unnötigen Vorkehrungen führen.

Bluttests

Die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) hat erstmals einen Bluttest zur Diagnose von Alzheimer zugelassen. Es handelt sich um den weltweit ersten Test dieser Art für den Einsatz in der Routineversorgung - also außerhalb von klinischen Studien. Der Test ist für Menschen im Alter ab 55 Jahren vorgesehen, die Symptome einer Alzheimer-Erkrankung aufweisen.

Die beiden Bluttests „Precivity AD-Bloodtest“ sowie "Elecsy pTau181-Test" haben eine EU-Zulassung und werden nun für den Einsatz in der Praxis vorbereitet. Der größte Vorteil von Alzheimer-Bluttests ist ihre einfache und kostengünstige Durchführung.

Lecanemab: Neue Therapieoption

Der zur Alzheimer-Therapie zugelassene Antikörper Lecanemab ist seit dem 1. September in Deutschland offiziell auf dem Markt. Die nach langem Zögern zugelassene Therapie kann nur einem kleinen Teil der rund eine Million Menschen helfen, die allein in Deutschland von Alzheimer betroffen sind. Im April hatte die EU-Kommission Lecanemab für die Behandlung von leichter kognitiver Beeinträchtigung (Gedächtnis- und Denkstörungen) im frühen Stadium der Alzheimer-Krankheit zugelassen.

Lecanemab wird als intravenöse Infusion alle zwei Wochen verabreicht. Aufgrund der Nebenwirkungen wie Schwellungen und Mikroblutungen im Gehirn war Lecanemab bei einer ersten Prüfung der EU-Arzneimittelbehörde EMA noch abgelehnt worden. Bei einer erneuten Prüfung kamen die Behörden jedoch zu dem Schluss, dass für eine bestimmte Untergruppe der Alzheimer-Betroffenen der Nutzen die Risiken übersteige.

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Das Unternehmen Eisai beziffert den Herstellerpreis auf 310 Euro pro 2-Milliliter-Packung und 615 Euro pro 5-Milliliter-Packung. Nach Angaben der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) liegt der Verkaufspreis für die kleine Packung zunächst bei 403,27 Euro und bei 788,86 Euro für die große Packung. Dem Hersteller Eisai zufolge würde dies in Bezug auf den Herstellerpreis auf Medikamentenkosten von 24.050 Euro pro Jahr hinauslaufen.

Prävention und Risikofaktoren

Bestimmte Risikofaktoren wie Alter und genetische Faktoren sind unveränderbar. Allerdings gibt es in der Lebensmitte ein "Window of Opportunity" von 10 bis 20 Jahren, um das Risiko einer neurodegenerativen Erkrankung wie der Alzheimer-Krankheit oder einer leichten kognitiven Störung zu verringern oder ihre Progression zu verzögern, bevor erste Anzeichen und Symptome auftreten. Durch frühzeitige Prävention lassen sich 35% der Risikofaktoren modifizieren.

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