Amazon Echo als Unterstützung für Menschen mit Demenz

Digitale Technologien halten zunehmend Einzug in die Gesundheitsversorgung und sollen auch beim "erfolgreichen Altern" helfen. Intelligente Lautsprecher wie Amazon Echo (Alexa), Google Home oder Apple Homepod werden in der Gerontologie eingesetzt, um altersbedingte Funktionseinschränkungen zu kompensieren, die Pflege zu unterstützen und präventive sowie kompetenzerhaltende Funktionen zu erfüllen.

Demenz in Deutschland: Eine wachsende Herausforderung

In Deutschland leben mittlerweile 1,8 Millionen Menschen mit Alzheimer oder anderen Formen der Demenz. Diese Erkrankung führt oft zu einer Verschlechterung des allgemeinen Gesundheitszustands und kann bereits im Frühstadium die Selbstständigkeit und die Bewältigung alltäglicher Anforderungen einschränken. Um die Selbstständigkeit von Menschen mit Demenz zu fördern, werden zunehmend mobile Gesundheitstechnologien (mHealth) eingesetzt.

MHealth-AD: Mobile Gesundheitstechnologien für Menschen mit Demenz

Ein Team des Instituts Arbeit und Technik (IAT) ist am europäischen Projekt MHealth-AD beteiligt. Ziel des Projekts ist es, die Nutzung mobiler Gesundheitstechnologien für Menschen mit leichter Demenz durch ein Schulungsprogramm und eine Online-Plattform zu fördern. Alexander Kucharski präsentierte Ergebnisse einer Befragung von Betroffenen, die zeigten, dass Smart Speaker bereits mit Standardanwendungen kompensatorische Potenziale für den Alltag bieten.

Wie Amazon Echo (Alexa) im Alltag unterstützen kann

Amazon Echo und ähnliche Smart Speaker können älteren Menschen helfen, ihren Tag zu automatisieren und die Lebensqualität zu verbessern.

Weckrufe, Erinnerungen und Unterhaltung

Alexa & Co. können für verschiedene Zwecke genutzt werden:

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  • Suche nach verlegten Gegenständen: Mit dem Sprachbefehl „Alexa, finde mein Telefon“ kann das Telefon klingeln gelassen werden, um es schnell wiederzufinden.
  • Gehirntraining: Spiele wie Quiz- oder Kartenspiele können mit Alexa gespielt werden, um das Gehirn zu beschäftigen und zu trainieren.
  • Unterhaltung und Ansprache: Alexa kann Witze erzählen oder Geschichten vorlesen und so gegen die Vereinsamung helfen.

Automatisierung des Alltags

Intelligente Lautsprecher können den Alltag älterer Menschen automatisieren, indem sie:

  • An die Einnahme von Tabletten erinnern.
  • Seniorengerechte Fitnessprogramme vorschlagen.
  • Routinen durch Sprachbefehle oder zu bestimmten Tageszeiten starten, wenn jemand den Raum betritt oder ein bestimmtes Geräusch wahrgenommen wird.

Vorteile und Chancen

Smart Speaker werden als "Helfer im Alltag" wahrgenommen und können Einschränkungen in der Mobilität oder bei Sehbehinderung kompensieren. Neue Formen der Kommunikation werden ermöglicht, und auch Menschen mit geringen Medienkompetenzen können die Geräte nutzen, beispielsweise im Rahmen der informellen Pflege und Fürsorge während der Pandemie. Sprachassistenten können bei Einsamkeitsgefühlen "soziale Rollen" erfüllen.

Beispiele für prämierte Anwendungen

Auf einer Live-Abschlussveranstaltung wurden Pionierarbeiten im Bereich des digitalen Gesundheitswesens prämiert, darunter:

  • Ein sprachunterstütztes Gedächtnistraining für Menschen mit Demenz.
  • Eine Funktion, die Begleitung und Information während der Schwangerschaft bietet.

Jakob Doppler, Leiter des Master Studiengangs Digital Healthcare und Koordinator des Center for Digital Health Innovation an der FH St. Pölten, betonte, dass solche Veranstaltungen eine Plattform für den Austausch zwischen Gesundheitsexperten, Technikern, Studierenden, Start-ups und etablierten Healthcare-Unternehmen bieten. Bernhard Kadlec, Kaufmännischer Direktor des Universitätsklinikums St. Pölten, ergänzte, dass Sprachassistenten wie Amazon Alexa den Weg für niederschwellige digitale Dienste für alle in der Gesellschaft bereiten.

Nachteile und Risiken

Trotz der Vorteile gibt es auch Bedenken hinsichtlich der Nutzung von Smart Speakern:

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  • Datenschutz und Privatsphäre: Es besteht die Sorge, dass Unternehmen oder sogar die eigene Familie die Privatsphäre bedrohen und Daten missbrauchen könnten.
  • Autonomie: Es wird befürchtet, dass die Nutzung bestimmter Funktionen die Erinnerungsfähigkeit beeinträchtigen und die Autonomie einschränken könnte.
  • Manipulation: Es besteht die Gefahr, durch Fake News manipuliert zu werden.

Weitere technische Hilfsmittel für Menschen mit Demenz

Neben Smart Speakern gibt es eine Vielzahl weiterer technischer Hilfsmittel, die den Alltag von Menschen mit Demenz erleichtern können:

  • Haushaltsgeräte mit Abschaltautomatik: Bügeleisen und Herde mit automatischer Abschaltung erhöhen die Sicherheit.
  • Herdsicherungen: Schalten einen Elektroherd bei Überhitzung oder nach einer voreingestellten Zeit automatisch ab.
  • Rauchmelder: Warnen frühzeitig vor Rauch- oder Brandentwicklung und können mit einem Hausnotrufsystem gekoppelt werden.
  • Telefone mit großen Tasten: Erleichtern die Bedienung und ermöglichen die Speicherung wichtiger Rufnummern als Kurzwahlnummern.
  • Seniorenhandys: Beschränken sich auf die wichtigsten Funktionen und verfügen über große Tasten.
  • Personenortungssysteme: Helfen, Menschen mit Demenz zu finden, die sich verirrt haben.
  • Sprechende Uhren: Sagen auf Knopfdruck die Uhrzeit an.
  • Große Kalender: Unterstützen bei der zeitlichen Orientierung.
  • Digitale Kalender und Uhren: Zeigen immer das richtige Datum an und können nicht selbstständig verstellt werden.
  • Apps: Bieten die Darstellung von Kalender, Uhrzeit und weiteren Informationen auf einem Tablet.
  • Schlösser: Universalschlösser an der Eingangstür und von außen zu öffnende Schlösser an der Badezimmertür erhöhen die Sicherheit.
  • Badezimmerumbau: Der Einbau einer ebenerdigen Dusche oder einer Badewanne mit Tür erleichtert die Körperpflege.
  • Kaffeemaschine mit Zeitschaltuhr: Sorgt automatisch für frischen Kaffee.
  • Nachtlichter: Verbessern die Orientierung in der Nacht.
  • Tablettenspender: Erinnern an die Medikamenteneinnahme.
  • Abdeckung für Steckdosen: Verhindert Unfälle.
  • Fenstersicherungen: Begrenzen den Öffnungswinkel von Fenstern in oberen Stockwerken.

Praxistest: Sprachassistenzsysteme im Alltag

Ein Praxistest untersuchte, ob Sprachassistenzsysteme bereits eine Unterstützung für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen darstellen. Dabei wurden verschiedene Aspekte berücksichtigt:

  • Bedienung: Sprachassistenzsysteme hören auf ein Aktivierungswort und nehmen dann die gesprochene Anfrage entgegen.
  • Anwendungsmöglichkeiten: Zugriff auf digitale Kalender, Aufgabenlisten, Abruf von Wissen, Abspielen von Musik oder Radioprogrammen, Versenden von Nachrichten, Vereinfachung der Videotelefonie.
  • Smart-Home-Geräte: Steuerung von Lampen, Rauchmeldern, Wassersensoren, Heizkörperthermostaten oder Türschlössern per Sprachbefehl.

Ergebnisse des Praxistests

Sprachassistenzsysteme können die Selbstständigkeit von Menschen mit Demenz unterstützen, ihre Teilhabemöglichkeiten erhöhen, zur Unterhaltung beitragen und sowohl Erkrankten als auch pflegenden Angehörigen ein größeres Sicherheitsgefühl geben.

Wichtige Überlegungen

Es ist wichtig, die genauen Bedarfe und Wünsche der Beteiligten vorab abzufragen und den möglichen Nutzen gegen die Risiken oder Nachteile abzuwägen. Fragen der Datensicherheit und des Datenschutzes sowie ethische Überlegungen zu einer möglichen Rundum-Überwachung sollten berücksichtigt werden.

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