An die Nerven gehen: Bedeutung, Ursprung und Verwendung einer alltäglichen Redewendung

Die Redewendung "an die Nerven gehen" ist im deutschen Sprachgebrauch weit verbreitet. Sie beschreibt eine Situation, in der jemand oder etwas als lästig, störend oder irritierend empfunden wird und somit Überdruss oder Ärger hervorruft. In diesem Artikel werden wir die Bedeutung, den Ursprung und die verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten dieser Redewendung näher beleuchten.

Bedeutung und Verwendung

Die Redewendung "an die Nerven gehen" wird umgangssprachlich verwendet, um auszudrücken, dass etwas oder jemand eine Person irritiert, stört oder nervt. Oftmals handelt es sich um aufdringliches, lästiges Verhalten oder um Umstände, die als unangenehm empfunden werden. Die Intensität des Gefühls kann dabei variieren, von leichter Irritation bis hin zu starkem Ärger.

Kollokationen:

Die Redewendung "an die Nerven gehen" tritt häufig in Verbindung mit bestimmten Adverbien und Dativobjekten auf:

  • Mit Adverbialbestimmung: langsam, gehörig, ziemlich, sehr, ganz schön, mächtig, zunehmend, gewaltig, lange, richtig, auf Dauer.
  • Mit Dativobjekt: mir, uns, den Leuten, den Menschen, den Kollegen, den Mitarbeitern, den Nachbarn.
  • Mit Aktivsubjekt: die Frage, das Gerede, die Debatte, das Thema, die Diskussion.

Beispiele:

  • "Das ständige Hupen der Autos geht mir auf die Nerven."
  • "Die endlosen Diskussionen über Politik gehen den meisten Leuten auf die Nerven."
  • "Nach einer langen Zeit des Zusammenlebens kann einem der Partner manchmal auf die Nerven gehen."
  • "Der Lärm, die schlechte Luft, der Verkehr, das alles ging ihm auf die Nerven."
  • "Frauen nervt das Kofferpacken vor dem Urlaub mehr als Männer."

Synonyme

Für die Redewendung "an die Nerven gehen" gibt es zahlreiche Synonyme, die je nach Kontext passender sein können. Einige Beispiele sind:

  • Stören
  • Ärgern
  • Irritieren
  • Aufregen
  • Belästigen
  • Lästig sein
  • Auf die Palme bringen
  • Zur Weißglut treiben

Ursprung und Geschichte

Die Redewendung "an die Nerven gehen" ist seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert gebräuchlich. Der erste schriftliche Beleg findet sich im Jahr 1880 in der "Gartenlaube" in einem Artikel über Friedrich Kreyßig: "Man hat die Bücher beurtheilt, nicht den Mann, der sie geschrieben, und daß diese Urtheile nahezu einstimmig in hohem Maße anerkennend ausfielen, mag der Verfasser zum Theil seiner selbstständigen Stellung außerhalb der Coterie (Klüngel, Sippschaft, Anm.) zu danken haben, andernfalls hätten die Einen ihn sicher in den Himmel gehoben, die Andern zerfleischt, und beides ging ihm arg an die Nerven".

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Weitere frühe Belege finden sich in der Berliner Börsen-Zeitung (1883, 1884) und im Neuen Wiener Tagblatt (1891).

Die Entstehung der Redewendung ist eng mit dem wachsenden Verständnis des Nervensystems im 19. Jahrhundert verbunden. Die Nerven wurden als sensible Bahnen wahrgenommen, die Reize und Informationen weiterleiten. Wenn etwas als unangenehm oder störend empfunden wurde, schien es, als würde es direkt auf diese Nerven wirken und sie reizen.

Abgrenzung zu ähnlichen Redewendungen

Es ist wichtig, die Redewendung "an die Nerven gehen" von ähnlichen Ausdrücken zu unterscheiden. Ein Beispiel ist die Redewendung "auf die Nerven gehen", die oft synonym verwendet wird, aber eher einen Prozess beschreibt, der über einen längeren Zeitraum stattfindet und keinen kurzfristigen Gemütszustand.

Beispiele aus der Presse

Die Redewendung "an die Nerven gehen" findet sich häufig in Zeitungsartikeln und anderen Medien:

  • Münchner Merkur (15.04.2020): "Bei einem engen Zusammenleben über längere Zeit kommt es häufig dazu, dass uns »der andere« auf die Nerven geht, man sich selbst über Kleinigkeiten extrem ärgern kann und schnell Konflikte und Streit entstehen."
  • St. Galler Tagblatt (26.09.2020): "Wenn wir uns verlieben, denken wir nicht im Traum daran, dass die junge Liebe irgendwann einmal schwierig werden könnte. Dass der Lieblingsmensch vielleicht schnarcht und uns das irgendwann unheimlich auf die Nerven gehen wird."
  • Badische Zeitung (02.06.2018): "Stuttgart war nicht mehr seine Welt. Der Lärm, die schlechte Luft, der Verkehr, das alles ging ihm auf die Nerven."
  • Schweriner Volkszeitung (01.08.2014): "Frauen nervt das Kofferpacken vor dem Urlaub mehr als Männer. Das zeigt eine repräsentative Forsa‑Umfrage. Demnach klagt mehr als jede dritte Frau (36 Prozent) darüber, dass ihr das Packen auf die Nerven geht - von den Männern sagt das nur jeder Vierte (24 Prozent)."

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